740 Zeichnung, angewandte Kunst
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Zu den Auftraggebern der großen Wiener Architekten gehörten im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts auch Wiener Schriftsteller. [...] Mit dem Auftrag an Strnad hatte sich Hofmannsthal für einen Architekten entschieden, dessen Gestaltungen für eine entspanntere, gleichsam wohnlichere Form der Wohnkultur standen - und damit für eine pragmatischere Moderne als die der Wiener Werkstätte und der Sezession. [...] Der konzeptionelle Wandel von Repräsentation zu Individualität machte das Interieur zu einem "Spielraum" für "Lebens‑ und Charakterentwürfe" des Bewohners, der darin stilistisch und materiell unterschiedliche Möbelstücke und Gegenstände wie Requisiten frei kombinieren, umstellen und austauschen konnte. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde diese von Architekten und Gestaltern wie Oskar Strnad und Josef Frank geprägte Spielart der Wohnkultur mit ihrer "undogmatischen und benutzerorientierten Definition von Funktionalität" als Neues Wiener Wohnen zum Begriff. [...] Obwohl kaum schriftliche Zeugnisse der Zusammenarbeit zwischen Hofmannsthal und Strnad existieren, belegen die beiden gemeinsamen Projekte - die Einrichtung der Wohnung Stallburggasse und die Bühneneinrichtung der Komödie "Der Schwierige" - eine große Nähe zur Idee einer "Veränderung der Wohnung", bei der nicht nur die Konzeption der Räume als Wiener Räume eine wichtige Rolle spielt, sondern auch deren individuelle Gestaltung.
Mit selbstbewusster Haltung wendet sich der gutaussehende John Taylor in seinem Porträt von William L. Denune und Richard Cooper dem Betrachter zu. Dass der englische Arzt ein gepriesener Okulist und versierter Mann von Welt war, wird in dem Kupferstich zum einen mittels der Inschriften des Sockels unter seinem Porträt betont, die ihn als den Augenarzt des Königs von Großbritannien und als Mitglied mehrerer medizinischer Universitäten betiteln, zum anderen durch die Zurschaustellung seiner wissenschaftlichen Abhandlungen. Sein Biograph George Coats, selbst ein englischer Augenarzt, beschreibt ihn als einen klugen und eleganten Mann, ausgestattet mit einer charismatischen Ausstrahlung, welche jenen imponierte, die außerstande waren, die prahlerische Oberfläche zu durchschauen, unter der s ich ein verlogener, unverfrorener Quacksalber verbarg. Die meisten von Taylors Zeitgenossen kritisierten seine wissenschaftlichen Schriften und Praktiken und er selbst gestand einmal, dass Hunderte von Patienten an den Folgen seiner Operationen erblindeten. Wie konnte es dazu kommen, dass dieser offensichtliche Scharlatan zum Hofokulisten von König George II. ernannt wurde und prominente Persönlichkeiten wie Edward Gibbon sowie Johann Sebastian Bach behandelte? ...
Offensichtlich spielte das Urheberrecht im öffentlichen sowie privaten Sammlungswesen des 18. Jahrhunderts keine besondere Rolle. Davon zeugt das Titelblatt jenes Klebebandes, in dem 1923/25 rund 1250 druckgrafische Porträts aus dem Erbe der Frankfurter Patrizierfamilie von Holzhausen in den Besitz der damaligen Stadt- und heutigen Universitätsbibliothek Frankfurt kamen. Bei der physischen Untersuchung des Titelblattes wird deutlich, dass es sich um eine Art frühes ready-made handelt, bei dem zwei ältere Kupferstiche kombiniert und mit einer erläuternden Inschrift versehen wurden. ...