Journal of religious culture = Journal für Religionskultur
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54
Um einen besseren Überblick über die vielfältige religiöskulturelle Situation des gegenwärtigen Korea zu gewinnen, ist es nötig, zunächst einen Blick auf die wechselvolle koreanische Kulturgeschichte zu werfen. Korea war ursprünglich ein Agrikulturland. Deshalb war der Himmel für die Menschen der frühen Ackerbaukultur Koreas von grundlegender religiöser Bedeutung. Der Himmel symbolisierte die Regeln des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Er verkörperte die Lebenskraft schlechthin. Von Anfang an gab es in Korea eine starke eigenständige Religionskultur, die vom Schamanismus und der volkstümlichen Drei-Götter-Verehrung geprägt war. Diese altkoreanische Tradition nahm später die von China her eindringen-den Religionskulturen des Konfuzianismus, Buddhismus und Taoismus in sich auf. Die besonders starke Einwirkung des Buddhismus auf Politik und Kultur Koreas wird "das erste Zeitalter des kulturellen Schocks" genannt. Der Buddhismus wurde im Jahre 392 n.Chr. zur Staatsreligion erhoben und gleichzeitig erlangte der Konfuzianismus als Staats- und Verwaltungsethik bestimmenden Einfluß auf das gesellschaftliche Leben Koreas. Die genannten fünf Religionen waren trotz ihrer Verschiedenheit stets harmonisch miteinander verbunden. Sie alle durchdringen bis heute alle Lebensbereiche, und sie alle stellen zentrale kulturbildende Elemente dar. In dieser religiösen Tradition, die durch Offenheit gegenüber fremden Kulturen gekennzeichnet ist, liegt denn auch die spezifische Situation religiöser Akkulturation in der pluralistischen Gesellschaft des heutigen Koreas begründet. ...
30
Die Behandlung einiger Aspekte der Religiosität des jungen Goethe unter besonderer Berücksichtigung der damaligen Frankfurter religiösen Verhältnisse hat zunächst die Vieldeutbarkeit der Äußerungen des Dichters zu unserem Thema, ihren Metapher-Charakter zur Kenntnis zu nehmen: Goethe wurde (und wird) für ganz verschiedene Interessen in Anspruch genommen, die die Interpretation jeweils "kanalisieren"! So pries das freigeistige 19. Jahrhundert in ihm den Religionsverächter und großen Heiden; David Friedrich Strauß und Ernst Haeckel haben sich auf ihn berufen. Der liberale Kulturprotestantismus wieder-um sah im Dichter des "Faust" eher einen modernen Christen, während neoklassische Ausleger Goethes Religion als eine neue Offenbarung des weltimmanenten Göttlichen und Goethe als Begründer einer vom Christlichen gelösten "Welt-frömmigkeit", ja eines neuen Heidentums priesen [1]. Inzwischen gelten solche Versuche, Goethes religiöses Denken als Doktrin zu fassen, trotz seiner Empfehlung, seine Schriften als "Bruchstücke einer großen Confession" zu lesen, als problematisch. Schon der Titel seiner Autobiographie "Dichtung und Wahrheit" deutet auf den poetischen Anteil an der Selbstreflexion hin. ...
27-09
Auf was ich in diesem Vortrag vor allem aufmerksam machen möchte, ist die Laienpraxis, deswegen auch im Titel "Lieschen". Unter Lieschen verstehe ich einfach eine ganz normale deutsche Frau, die ganz normal lebt, sei es, daß sie berufstätig ist, sei es, daß sie Kinder hat, wie auch immer, die jetzt Buddhismus praktizieren will und dabei damit rechnen muß, eine ganz unbeachtete Erscheinung zu sein und männliche Lehrer zu haben, denn in der tibetischen Tradition sind weibliche Lehrerinnen bisher eine sehr große Seltenheit. Sie werden es wohl auch für längere Zeit bleiben, weil wir an unsere Lehrer so hohe Anforderungen haben, daß man wohl damit rechnen muß, daß es Generationen dauern wird, bis wir wirklich so weit sind, daß wir Lehrerinnen produzieren können. ...
58
Bevor wir uns mit den soziologischen Untersuchungen über die Religiosität in der türkischen Gesellschaft beschäftigen, halte ich es für nützlich, vorher in den Grundzügen das lange Zeit vorherrschende Verständnis bei der Betrachtung der Religion durch die Soziologie in der Türkei zu berühren. Die Soziologen in der Türkei haben lange Zeit für das Thema Religion nicht genügend Interesse gezeigt. Zweifellos gibt es dafür einige Gründe. Der Hauptgrund ist der Einfluss der starren positivistischen Anschauung des 19. Jahrhunderts. Wie bekannt ist, hat Religion für A. Comte die Eigenheit einer primitiven, unterentwickelten Stufe in der Evolution des menschlichen Denkens. Nach der Philosophie des Positivismus hat die Religion in der modernen Zeit im Zuge der Entwicklung der modernen Wissenschaft keine grosse Bedeutung mehr. Mit anderen Worten, die positivistische Wissenschaft wird an die Stelle der Religion treten. Deswegen brauchen die Menschen keine Religion mehr. Die Bedeutung religiösen Glaubens wird nach und nach abnehmen und vielleicht wird die Religion sogar ganz verschwinden. Der Prozess der Modernisierung bedeutet gleichzeitig einen Rückgang in der Religiosität. Deshalb ist es sinnlos und unnötig sich für Religion zu interessieren und bedeutet, sich mit einem Gegenstand zu beschäftigen, der keine Zukunft hat. Nach einem Verständnis des Positivismus ist Religion ein Phänomen, dass primitiven und traditionellen Gesellschaften zu eigen ist. Aus diesem Grund sollten sich Sozialwissenchaftler und Anthropologen, die sich mit primitiven und traditionellen Gesellschaften befassen, für Religion interessieren. ...
3
Prolegomena Protestantische Theologie in der Nachfolge Martin Luthers hat allein Gesetz und Evangelium zum Gegenstand. Ihre Aufgabe besteht allein in der Unterscheidung der beiden verba Dei. Als ars practica hat sie für jede Epoche existenzrelevant herauszufinden, was hier und jetzt heißt: 1. Erlösungswille Gottes, d.h. was Christum treibet und im Unterschied dazu 2. Erhaltungswille Gottes, d.h. was das Gesetz treibet. Das Evangelium ist allein Sache des geistlichen Regiments. Das Gesetz ist allein Sache des weltlichen Regiments.
27-08
1. Die Lehre des Buddhismus ist die Lehre von Ursache und Wirkung. Buddha sagt:"Wer das bedingte Entstehen versteht, versteht Dharma, wer den Dharma versteht, versteht das bedingte Entstehen". Dharma ist die Lehre des Buddha. Dharma bedeutet "Wahrheit", "Gesetzmäßigkeit", "Naturgesetzt". Die gesamte Lehre von Buddha handelt von Menschen, von uns und von der Natur. Buddha hat ein andermal gesagt: "Die Lehre über das Entstehen in Abhängigkeit ist sehr tiefgründig und subtil". Nur mit dem Intellekt können wir es nicht "verstehen." Wörter sind leider nur ein lineares intellektuelles Mittel, was begrenzt ist....
5 a
Moderne Hindus verwenden die Bezeichnung Hinduismus in einem positiven Sinn. Sie gilt nicht mehr als lästige Fremd-, sondern als identitätsstiftende Selbstbezeichnung. Der historisch wirksamste Ideologe dieser neuen, man muß fast sagen genuinen Hinduismusbewegung, ist der in Kalkutta gebürtige Narendra Nath Datta (1863-1902). Dieser hochbegabte Sohn einer angesehenen Juristenfamilie wurde Schüler von Ramakrishna, dem glühenden Verehrer und Priester der Göttin Kali. Als Sannyasi erhielt er den Namen Swami Vivekananda und gründete den hochberühmten Ramakrishna-Orden. ...