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Wenn Zoran Konstantinoviæ in seinem Aufsatz "Zum gegenwärtigen Augenblick der Komparatistik" über diese Disziplin reflektiert, so beschreibt er sie – in Anlehnung an Hans Blumenbergs "Die Lesbarkeit der Welt" - als "eine Möglichkeit, um diese Welt noch besser lesen zu können". Liest man nun den Titel der Tagung, "Theory Studies?", auf der dieser Beitrag vorgestellt wurde, so fällt der Interrogativ auf, und noch bevor es um 'Leitfragen' gehen kann, wie jene, ob die Vergleichende Literaturwissenschaft eine eigene Theorie hat oder braucht und welche diese sein könnte bzw. welche aktuellen Entwicklungen in der Literaturtheorie für die Komparatistik fruchtbar gemacht werden können etc., stellt der Interrogativ den Begriff "Theory Studies" selbst in Frage. Man könnte nunmehr die philosophische Dimension der Frage reflektieren, die einen Hinweis auf die Relation Subjekt-Objekt geben würde und bereits eine methodologische Vorentscheidung zum wissenschaftlichen Vorgehen markieren würde. Man könnte auch den Status des Interrogativs hinterfragen – wie zum Beispiel, ob es sich um eine philosophische Frage handelt, die eine Proliferation weiterer Fragen produziert, oder etwa um eine rhetorische Frage.
»Der Kanon regelt Zuordnung und Ausgrenzung, Ja und Nein zu einem Text, es ergibt sich eine Serie von Opposition[spaar]en.« Diese Grundannahme ist, wie ich meine, die Voraussetzung jeder Auseinandersetzung mit der Frage »A Canon of Our Own?« und betrifft den literarischen Kanon in gleicher Weise wie den (literatur-)theoretischen Kanon, obwohl die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Letzterem seltener und wenn doch, so interessengeleiteter stattzufinden scheint und sich zudem häufig in Polemiken erschöpft. Auch der Titel meines Aufsatzes enthält ein Paar, wenngleich das »&« zwischen den Theorien den Anschein von Symmetrie, von Zusammengehörigkeit, nicht von Gegensätzlichkeit erweckt. In der Folge meiner Bestandsaufnahme dieser Theorien innerhalb der germanistischen Literaturwissenschaft und meines Versuchs einer weiteren Perspektivierung und Verschränkung derselben wird deutlich, dass definitiv ein hierarchisches Gefälle hinsichtlich deren Rezeption existiert. Es zeigt sich, dass die Kanonisierungsprozesse unterschiedlich und v.a. zeitversetzt verlaufen – ungeachtet dessen, wie Kanones bzw. »das ihnen anhaftende Phantasma von überzeitlicher und überregionaler Gültigkeit« per se zu bewerten sind.
Lässt sich, wie Heidemarie Uhl fragt, »die österreichisch-ungarische Doppelmonarchie [...] nicht als ein quasi-kolonialer Herrschaftskomplex begreifen, in dem die hegemoniale Kultur sich beständig durch Grenzziehungen zu ihrem kulturell-zivilisatorischen ›Anderen‹ legitimiert [...]«? Und welche Resonanz haben die vielfältigen Herrschaftsformen im habsburgischen Zentraleuropa in literarischen Texten gefunden? Eben einem solchen literarischen Text, der dieser Monarchie, diesem ›quasi-kolonialen Herrschaftskomplex‹ entsprang und in dem das kulturell-zivilisatorisch ›Andere‹, das ›Orientalische‹, eine bedeutende Rolle spielt, widmet sich meine Lektüre. Die für mich zentrale theoretische Fragestellung ist, ob neben dem expliziten kolonialen Gehalt des Textes auch seine impliziten kolonialen oder postkolonialen Strukturen lesbar und exponierbar werden oder immer schon exponiert sind. Die Möglichkeit einer postkolonialen Lesart würde bedeuten, dass es sich um einen Text handelt, in dem vielfältige, prozesshafte Identitätskonzepte lesbar sind, in dem binäre Oppositionsstrukturen unterlaufen werden und in dem sich Räume der Hybridität eröffnen, wie sie u.a. mit Homi Bhabhas Konzept des ›Dritten Raumes‹ beschreibbar sind.
Bruchstückhaft und enigmatisch gibt sich Kleists unermüdlich erforschtes Textstück "Über das Marionettentheater". Kleists Text ist gekennzeichnet durch wenig kohärente Passagen, durch verwirrende An- und Zusammenschlüsse, durch Risse innerhalb der Narration, durch dezentrierte, verwundete, fragmentierte, ersatzstückhafte, maschinenhafte Körper (der "Dornauszieher", die Marionetten, die Figuren aus Prothesen) oder durch Figuren, die die Grenzen des 'Menschlichen' aufbrechen, wie zum Beispiel der fechtende Bär. Die Komplexität des Textes wird unter anderem darüber beschrieben, dass er, wie z.B. William Ray herausstellt, zu viel bedeutet. Dieser Befund ergibt sich nicht zuletzt daraus. dass der Text eine große Zahl an wissenschaftlichen Feldern und Themen berührt, wie zum Beispiel "aesthetics, theology, the mechanics of marionettes, history, consciousness, affectation, the self, and the Fall". Was diese Felder dabei leitmotivisch durchzieht, ist der Bezug auf den Körper.
Judith Butlers Konzept der Performativität, das sie in "Das Unbehagen der Geschlechter" (1990) und "Körper von Gewicht" (1993) entwickelt. beleuchtet den Prozess der Konstruktion der Geschlechtsidentität und zugleich deren Destabilisierung über Begriffe und Strategien wie 'Parodie', 'drag' oder 'cross-dressing', die auf eine wiederholende Imitation dieser Identität verweisen. Der performative Akt der Nachahmung wird von Butler als kulturelle Simulation gefasst. die die Vorstellung eines 'natürlichen' Originals allererst hervorbringt. Ähnlich und ebenso signifikant ist dieses Moment der Imitation als Simulation Homi Bhabhas Konzeption der kolonialen mimikry eingeschrieben. In seinem Aufsatz "Von Mimikry und Menschen" geht es darum aufzuzeigen. wie die verschiebende Wiederholung europäischer Normen durch die Kolonisierten – der Vorgang. den er als 'mimikry' bezeichnet – die imaginäre Identität der KolonisatorInnen destabilisiert und damit auch in gewissem Maße subvertiert.
Dem Begriff feministische Literaturtheorie liegt demzufolge ein breites und heterogenes Spektrum an Forschungsansätzen zugrunde, deren gemeinsamer Fokus die Kritik an einer androzentrischen Perspektive auf die Literatur ist. Diese genuine Pluralität feministischer Literaturtheorie, illre Inter- bzw. Transdisziplinarität, führt jedoch auch zu Widersprüchen und Kontroversen und erfordert einen kontinuierlichen Verständigungsprozess. Die Entwicklung der letzten 40 Jahre hat aufgrund der Vielfalt des feministischen intellektuellen wie politischen Projekts weitere disziplinäre Verschränkungen erfahren. Es weitete sich auf Film- und Videoforschung aus, auf naturwissenschaftliche Ansätze ebenso wie auf philosophische. Feministische Theoriebildung nimmt einen bedeutenden Stellenwert innerhalb der Theoriebildung der letzten Jahrzehnte insgesamt ein. Vielleicht auch deshalb, weil es keinen Raum, außerhalb, der Theorie gibt – außer die ForscherInnen würden im Rückgriff auf persönliche, d.h. vortheoretische Erfahrung argumentieren und damit eine Position außerhalb wissenschaftlicher Argumentationsschienen einnehmen.
FRAUEN.SCHREIBEN. So hieß das Thema des Symposiums, in dessen Zusammenhang dieser Text entstand. Die Frage, wie "Frau" in Texten von Schriftstellerinnen aus Österreich und China "geschrieben" wird, sollte dabei in den Blick genommen werden - Elfriede Jelinek stand dabei mit im Fokus der Analysen und ist auch meine Wahl im nachfolgenden Text. Diese Frage, nach dem "Wie-Frauen-Schreiben", die zunächst scheinbar recht simpel und unproblematisch gestellt werden kann, evoziert eine komplexe Auseinandersetzung mit Themen und Problemen, die der Literaturwissenschaft und Literaturtheorie konstitutiv zugrunde liegen - Fragen etwa nach einer potentiellen ('weiblichen') Autorschaft, einer 'weiblichen' Ästhetik, Fragen der Repräsentation 'von Frauen', hier im Besonderen 'in Texten von Frauen'.
"An die Grenzen des Erzählbaren", so wird es gedeutet, gelangt Josef Winkler in seinem Roman "Friedhof der bitteren Orangen" (Harig 144-45). Mit drastischen Formulierungen wie "Horrortrip" und ''Höllenfahrt'' wird diesem Text die bittere Note in der Lektüre und Interpretation immer wieder neu zu- und eingeschrieben. Zur bitteren Note des Geschriebenen gesellt sich in den Lesarten signifikant der biografische Bezug auf die sexuelle Orientierung und wird mit dieser intrinsisch korreliert. Tendenziell ist von einem Text die Rede, indem sich "der Homosexuelle [in heiliger Obszönität] zu seinem Kreuzweg [bekennt]" (145). In der hier angebotenen Lektüre Winklers werden jedoch Fragen der Repräsentation eines schwulen Lebensentwurfs oder schwuler Erfahrungen keine Rolle spielen. Auch die Beziehung von Homosexualität und Literatur, also die Beziehung zwischen der sexuellen Orientierung Winklers und seinem Text, liegt nicht im Fokus des Interesses – was allerdings nicht bedeutet, dass jegliche Form von Wirkkraft aus dieser Orientierung komplett verneint werden soll; sie wird aber nicht Teil des hier angebotenen Arguments sein.
Argumentiert wird hier aus dem theoretischen Horizont der Queer Studies – präziser noch der Postcolonial Queer Studies – heraus, wobei die vorliegende Analyse "quer" zu einer solchen Interpretation steht. Queere und postkoloniale Terminologie überschneiden sich in diesem Unterfangen. Sowohl das queere als auch das postkoloniale Projekt zielen darauf ab, binäre Oppositionsstrukturen zu unterlaufen und zu entkräften, für Offenheit, Hybridität und Polyvalenz zu plädieren und Räume zu eröffnen, in denen vielfältige, prozesshafte Identitätskonzepte denkbar und lebbar werden.
At the time when the East appears as sunrise in Insayif's novel, when it appears as Arabic word, as text image in the German text, memories gain contour in the same way as words do. It is all about words and memories in the text, it is about (not) being able to speak, it is about losing language and memory, it is about writing, speaking and reciting within the realm of the in-between of languages and cultures. Emanating from the first-person narrator the text unfolds nuances and facets of life stories as textures of memories, as language- and sound tissues quasi. Referring to those poetic and rhetorical aspects of the text, I undertake a reading that is based on postcolonial and deconstructive approaches as well as on theories of memory. My reading tries to both react to the demands and specificities of Insayif's text in all of its various facets of betweenness as well as to fathom perspectives that might be significant for the 'Zeitenwende'.
Uns geht es […] darum, über eckig und rund, einem Oppositionspaar, Formen, Formate, De-Figurationen und De-Konstruktionen von Geschlecht. aber auch von anderen Kategorien. die die Identität bestimmen, auszuloten. Mit welchem Oppositionspaar haben wir es hier zu tun? Oben […] im Netz. hieß es schon, dass wir das Eckige brauchen. um das Runde zu definieren, und umgekehrt. Oder aber auch, dass beide Kategorien gar nicht so leicht voneinander zu trennen sind, denn selbst der rundest geschliffene Kristall basiert auf der eckigen Struktur des Kristallgitters. Es scheint nicht so einfach zu sein. die Opposition eckig und rund aufrechtzuerhalten. Warum wird dann über dieses Paar versucht, die Kinder- und Jugendliteratur zu vermessen? Die Antwort liegt scheinbar auf der Hand – mit rund wird z.B. das Weiche. das Anschmiegsame. Kindliche oder eben das Weibliche. assoziiert. mit eckig das Härtere, Widerspenstigere, Kantigere, eben das Männliche zusammengedacht. Also 'rund' als das weibliche Prinzip? 'Eckig' als das männliche?
Michael Bachmann untersucht die spezifische Situation von Theater und Performancekunst als "privilegierte Orte der (künstlerischen) Zeugenschaft". Nachdem er die grundsätzliche Ambivalenz der Beziehung zwischen dem Theatralen und der Rechtspraxis, zwischen Theater und Prozess, herausgestellt hat, analysiert Bachmann das südafrikanische Stück "Ubu and the Truth Commission" (1997), in dem eine Puppe das bezeugende Opfer verkörpert. Die Übertragung des Zeugenstatus auf eine explizit künstliche Figur erlaubt eine Reflexion, die auf "die ethische Frage der Stellvertretung zwischen verschiedenen Akteuren der Zeugenschaft und deren jeweilige Handlungsmacht sowie auf die Frage der Autorisierung" hinausläuft: "Wer gewinnt in welchem Rahmen auf welche Weise die Autorität, als Zeuge zu fungieren?" Bachmann zeigt, wie die Puppe als ästhetisches Objekt eine testimoniale Überzeugungskraft gewinnt und das Verhältnis von Handlungsmacht ('agency') und testimonialer Autorität veranschaulicht. Die ethisch-epistemische Frage der Autorität und Autorisierung des Zeugen wird letztlich auf das ästhetische Verfahren des Puppenspiels zurückgeführt, in dem die Differenz zwischen Bühnenfigur und Opferzeuge "einen Raum eröffnet, durch den das Zeugnis vermeintlich selbst zur Sprache kommt". Dieses "zur Sprache kommen" ereignet sich allerdings unterschiedlich, wenn es tatsächlich durch Sprache geschieht (wie etwa in Peter Weiss' "Ermittlung") oder eher durch einen körperlich-performativen Ausdruck (wie in William Kentridges Inszenierung von "Ubu").
Wie ich zeigen wollte, führt Oppenheimers Film "The Act of Killing" die obengenannten Schwierigkeiten im Umgang mit Täterzeugenschaft ins Extrem. Der Film verzichtet darauf, die Äußerungen der Täter aus dem Off zu kommentieren, zu überprüfen oder ihnen Kontra zu geben. Die Opfer sind – in den Zeugnissen der Täter wie auch in den Bildern des Films – auf gespenstische Weise abwesend. "The Look of Silence" nimmt zum ersten Film eine geradezu komplementäre Strategie ein: Er macht die Opfer als Subjekte sicht- und hörbar – aber nicht, indem er die Opfer in den Zeugenstand ruft, sondern indem er sie zu 'Zuhörern des Zeugnisses' macht. "The Act of Killing" und "The Look of Silence" können als zwei Teile eines Ganzen betrachtet werden, in dem die Schwierigkeit, ja Unmöglichkeit eines Dialogs von Tätern und Opfern in Indonesien heute aufgezeigt wird. Zugleich zeigt das Doppelfilmprojekt, dass es dazu keine Alternative gibt, wenn die Wahrheit zur Sprache kommen soll.
Rückkehr des Autors? : Literatur und kulturelle Autorität in der interkulturellen Kommunikation
(2008)
Während ihrer Feldforschung in Nigeria erzählt die Ethnologin Laura Bohannan den Stammesmitgliedern der Tiv die Geschichte von Hamlet […] Ihre eigene sowie die europäische Interpretationsautorität überhaupt werden ihr von den Stammesältesten aus der Hand genommen. […] Mit ihrem kulturellen Wissen behaupten sie, den Schlüssel für die „wahre“ Bedeutung von Shakespeares „Hamlet“ zu besitzen. […] Aber auch die Tiv gehen von der kurzschlüssigen Voraussetzung aus, dass kulturelles Wissen anthropologisch zu begründen und daher universalisierbar sei. […] Dieses interkulturelle Szenarium, in dem Deutungsautoritäten aufeinanderprallen, ist aufschlussreich für die Frage der literarischen Autorität überhaupt. Muss die Darstellungs- wie Auslegungsautorität von literarischen Texten nicht gerade die Grenzen kultureller Zugehörigkeit überschreiten, um in einer entstehenden Weltgesellschaft zu einem nicht nur westlichen „Vorhaben interkultureller Repräsentation“ beitragen zu können? Diese Frage sprengt das traditionelle Dreiecksverhältnis von Autor-Text-Leser. Denn die Grenzüberschreitungen der interkulturellen Kommunikation aktivieren bewusst oder unbewusst auch die jeweiligen kulturellen Bezugsrahmen, welche die literarische Darstellung und Deutung ihrerseits erst „autorisieren“. Gerade wenn Texte zwischen verschiedenen Kulturen zirkulieren – sei es durch Mehrsprachigkeit des Autors (wie z.B. bei Joseph Conrad, Elias Canetti, Yoko Tawada usw.), durch Übersetzung oder durch interkulturelle Intertextualität –, kommt nicht mehr nur literarisch-narrative, sondern auch kulturelle Autorität unübersehbar ins Spiel.
Von der Poetik und Rhetorik des Fremden zur Kulturgeschichte und Kulturtheorie des Übersetzens
(2004)
Gerade im scharfen Wind der ökonomischen wie auch kulturellen Globalisierungsverhältnisse sind [...] die Kulturwissenschaften nicht mehr allein als nationale Unternehmungen in ihren jeweiligen Wissenschaftstraditionen gefordert. Im Zeichen eines globalen Projekts transnationaler Kulturforschung sind sie vielmehr darauf angewiesen, die Übersetzungsperspektive auch auf sich selbst anzuwenden. Eine der zentralen Fragen wird sein: Gibt es Anzeichen für eine globale Sprache, für ein globales Vokabular als Bedingung der Möglichkeit eines solchen Projekts transnationaler study of culture, in das die verschiedenen regionalen Blickwinkel der Welt eingehen? Oder wird dieses Vorhaben erst dann seiner transnationalen Absicht gerecht, wenn gerade auch lokale Wissensregister und die unterschiedlichen Verortungen in kulturspezifischen Wissenschaftstraditionen dazu aufgerufen sind, an der übersetzerischen Herausbildung eines solchen Vokabulars mitzuwirken?
'[C]ulture as text' initially proved to be a pivotal bridging metaphor between cultural anthropology and literary studies. Following an admittedly ambivalent career path, the concept of 'culture as text' has nevertheless continued to rise and has become an over-determined general principle, an emphatic key metaphor, even an overall "programmatic motto for the study of culture" […]. At first, this concept was still closely connected to ethnographic research and to the semiotic framework of interpretive cultural anthropology. However, since the end of the 1990s it has been utilised to encompass a much broader interdisciplinary horizon for the study of culture. 'Culture as text' advanced from being a conceptual metaphor for the condensation of cultural meanings to a rather free-floating formula frequently referred to in analyses within disciplines involved in the study of culture. Surprisingly, 'culture as text' has remained a consistent key phrase throughout the discourses concerned with the study of culture—even after the culture debate had long since turned away from the holistic understanding of culture implied by the formula.
Throughout the humanities, greater attention is being paid at present to the category of translation. More than ever before, the tradition al understanding of translation as the (philological and linguistic) translation of text and language is being expanded upon. Increasingly, translation is being spoken about as cultural translation. Yet often the use of this term is merely metaphorical, or even downright inflationary.
It is no longer possible to ignore how crucial processes of cultural translation and their analysis have become, whether for cultural contact or interreligious relations and conflicts, for integration strategies in multicultural societies or for the exploration of productive interfaces between the humanities and the natural sciences. The globalisation of world society, in particular, demands increased attention to mediation processes and problems of transfer, in terms of both the circulation of global representations and 'travelling concepts' and of the interactions that make up cultural encounters. Here, translation becomes, on the one hand, a condition for global relations of exchange ('global translatability') and, on the other, a medium especially liable to reveal cultural differences, power imbalances and the scope for action. An explicit focus on translation processes— something increasingly prevalent across the humanities—may thus enable us to scrutinise more closely current and historical situations of cultural encounter as complex processes of cultural translation. Translation is opened up to a transnational cultural practice that in no way remains restricted to binary relationships between national languages, national literatures or national cultures.
Die 16 Bücher, die Ed Ruscha zwischen 1963 und 1978 publizierte, teilen eine Reihe charakteristischer Eigenschaften. In ihrer unprätentiösen Erscheinung bestechen sie auf unverkennbare Art und Weise durch ein klares Layout und eine nüchterne Typografie, die scheinbar im Widerspruch zu den oft etwas absurd anmutenden Titeln wie 'Twentysix Gasoline Stations', 'Nine Swimming Pools', 'Some Los Angeles Apartments' oder 'Every Building on the Sunset Strip' stehen. Im Innern der Bücher ist jeweils eine Serie meist schwarz-weißer Fotografien zu sehen, welche abbildet, was im Titel angekündigt wird: Tankstellen, Swimmingpools, Parkplätze etc. Obschon einem beim Durchblättern auf den ersten Blick hauptsächlich die Fotografien ins Auge springen, wird rasch deutlich, dass diese immer in engem Zusammenhang mit ihrem Trägermedium, dem Buch, stehen. Zwei Aspekte von Ruschas Fotobüchern sind interessant im Hinblick auf das Prinzip der Reihung: einerseits das prototypische Vorgehen des Künstlers in der Produktion seiner Publikationen und andererseits der Zusammenhang zwischen der Präsentation einer fotografischen Serie in Buchform und der daraus resultierenden doppelten Zeitlichkeit.
Pasolini was simultaneously a revolutionary Marxist and a man forever influenced by his religious childhood. So his question was: do the revolutionary becoming of history and political negativity represent a destruction of the tragic beauty of the Greek myths and of the peaceful promise of Christianity? Or do we have to speak of a subtraction where an affirmative reconciliation of beauty and peace becomes possible in a new egalitarian world?
In this paper we focus on the similarities tying together the second segment of an onset cluster and a singleton coda segment. We offer a proposal based on Baertsch (2002) accounting for this similarity and show how it captures a number of observations which have defied previous explanation. In accounting for the similarity of patterning between the second member of an onset and a coda consonant, we propose to augment Prince & Smolensky's (P&S, 1993/2002) Margin Hierarchy so as to distinguish between structural positions that prefer low sonority and those that prefer high sonority. P&S's Margin Hierarchy, which gives preference to segments of low sonority, applies to singleton onsets; this is our M1 hierarchy. Our proposed M2 hierarchy applies both to the second member of an onset and to a singleton coda. The M2 hierarchy differs from the M1 hierarchy in giving preference to consonants of high sonority. Splitting the Margin Hierarchy into the M1 and M2 hierarchies allows us to explain typological, phonotactic, and acquisitional observations that have defied previous explanation. In Section 2 of this paper, we briefly provide background on the links that tie together the second member of an onset and a singleton coda. In Section 3, we review P&S's Margin Hierarchy, showing that it becomes problematic when extended to coda consonants. We then offer our proposal for a split margin hierarchy. Section 4 extends the split margin approach to complex onsets. We then show how it is able to account for various typological, phonotactic, and acquisitional observations. In Section 5, we will conclude the paper by briefly sketching how the split margin approach enables us to analyze syllable contact phenomena without requiring a specific syllable contact constraint (or additional hierarchy) or reference to an external sonority scale.
Can reenactment both as reactivation of images and restaging of exhibitions be considered an alternative way of tackling the critical task to re-present art history (i.e., to present it anew) in the here and now, over and over and over again? The gesture of restoring visibility to something no longer present, reactivating or reembodying it as an object/image in and for the present, is here proposed as a (political) act of restitution and historical recontextualization. Examining the boundaries between past and present, original and copy (as well as originality and copyright), repetition and variation, authenticity and auraticity, presence and absence, canon and appropriation, durée and transience, the paper focuses on remediation, reinterpretation, and reconstruction as creative gestures and cultural promises in contemporary art practice, curatorship, and museology.
By distancing it from historical revival (i.e., 'Living History'), reenactment is here understood as artistic strategy as well as curatorial practice, and therefore as critical method. As artistic strategy it implies the reactivation (over time) and remediation (on different supports) of images stemming from a vast visual repertoire that artists - especially those working with time-based media (film, video, performance) - appropriate in order to give them new meanings. As curatorial practice and critical method, reenactment regards the remaking of impermanent artworks and the restaging of temporary exhibitions to possibly offer an understanding of (art) history that gives preference to a visual and performative, sometimes immersive, approach.
The text considers recirculation as a process through which both visual and cultural imagery are put in motion over and over again in the current information age, especially in the context of post-Internet art. Hito Steyerl's writings and thoughts on the 'poor image', namely the low-resolution digital image bound to a perpetual wandering or 'circulationism', here serve as major reference points for the development of the argument.
The reactivation of time
(2022)
Reappropriating, restaging, revisioning, remediating: at the crossroad of the new millennium, reenactment has undoubtedly emerged as a key issue in the field of artistic production, in theoretical discourse, and in the socio-political sphere. Taking an ever larger distance from notions of historical revival and 'Living History', current reenactments call into question whether the present can unpack, embody, or disentangle the past. Accordingly, to reenact is to experience the past by reactivating either a particular cultural heritage or unexplored utopias. If to reenact means not to restore but to challenge the past, history is thus turned into a possible and perpetual becoming, a site for invention and renewal.
[N]achdem über Minne im Sangspruch bis zu Frauenlob inzwischen die Arbeit von Egidi gut unterrichtet […], weiß man von dem wohl als Sangspruchdichter, aber doch kaum als Minnesänger bekannten Regenbogen landläufig wenig mehr als dies, daß er schon frühzeitig als […] Frauenlob-Kontrahent wahrgenommen wurde und daß es ihm bis heute an einer kritischen Ausgabe fehlt. […] [Die] Textüberlieferung […] umfaßt über eineinhalb Tausend Strophen. Daß aus dieser Textmasse einstweilen nur gut zwei Handvoll Strophen mit einiger Gewißheit […] Regenbogen zugewiesen werden können, mag denjenigen stören, dem an einer Profilierung des echten Regenbogen gelegen ist. Auf eine solche zielt der vorliegende Beitrag indes nicht, sondern auf die durchschnittliche Ausgestaltung des Sprechens von Minne zwischen Regenbogen und dem jungen Hans Sachs. Denn es ist […] schon viel gewonnen, wenn es überhaupt gelingt, einzelne Texte überhaupt mit größerer Sicherheit eher ins 14. Jahrhundert setzen zu können […], andere Ausformungen eher an das im 15. Jahrhundert an Prominenz gewinnende Liederbuchlied anschließen und weitere […] im unmittelbaren Vorfeld des sich institutionalisierenden Meistergesangs verorten zu können. Vorgearbeitet werden soll also […] einer weitergehenden Einsicht in die Verschiebungen, denen das Verhältnis von Minnesang bzw. späterem Liederbuchlied und Sangspruch bzw. meisterlichem Lied im Rahmen des insgesamt in Bewegung geratenden Systems der lyrischen Gattungen im 14. und 15. Jahrhundert unterliegt.
Bereits im Selbstverständnis seiner Vertreter tritt der Humanismus als eine epochale Bildungsbewegung auf, der die Ausbildung richtigen Lateins als Ausbildung auch des richtigen Denkens und letztlich des richtigen Lebens gilt. Das Thema »Humanismus in der deutschen Literatur« vom […] auf das Lateinische ausgerichteten Grammatikunterricht anzugehen, liegt damit zunächst nicht nahe. Setzt man freilich statt am übergreifenden Selbstbild der Humanisten konkreter an den Hilfsmitteln ihres Lateinunterrichts an […], in denen lateinische Texte ins Deutsche übersetzt werden, relativieren sich solche Bedenken. Wenn sich der nachstehende Beitrag mit den zwischen circa 1450 bis 1600 in über 150 Handschriften und Druckausgaben im zweisprachigen Verbund verbreiteten ›Disticha Catonis‹ einem Korpus solcher zweisprachigen Unterrichtsmaterialien zuwendet, dann geschieht das zum einen, um an einem tendenziell repräsentativen, in seiner quantitativen Breite aber noch einigermaßen überschaubaren Bestand erste Voraussetzungen dafür zu schaffen, den emphatischen Bildungsanspruch der Humanisten in größerer Nähe zu seinem praktischen Niederschlag im Lateinunterricht untersuchen zu können […]. Das Hauptinteresse des nachstehenden Beitrags richtet sich freilich auf das im Umfeld des Humanismus sich wandelnde Verhältnis der bei den Sprachen Latein und Deutsch. Dieses verschiebt sich im Untersuchungszeitraum bekanntlich auf eine entscheidende Weise […] in bezug auf den Status des Deutschen als Sprache überhaupt.
In a charter issued on 5 May 1513, the mayor and city council of the city of Freiburg/Breisgau reported that several citizens wanted to be allowed to establish a bruderschaft der sengerye, a confraternity of singing. “God, the almighty, would be praised thereby, the souls would be consoled, and all men listening to the concerts would be kept from blasphemy, gaming and other secular vices” (“gott der allmechtig [würde] dardurch gelopt, die selen getröst und die menschen zu zyten, so sy dem gesang zuhorten, von gotslesterung, ouch vom spyl vnd anderer weltlicher uppigkeyt gezogen”). Considering not least the “positive effects on the pour souls” (“guettaeten, so den armen selen dardurch nachgeschechen mocht”), the request was allowed. But the petitioners had to establish their bruderschaft in exactly the form that is described in detail in the regulations (ordnung) added to the request and cited “word for word” (“von wort zu wort”) in 17 articles in the foundation charter of the confraternity.
Der nachstehende Beitrag ist aus dem Arbeitszusammenhang des Sonderforschungsbereichs 538 'Mehrsprachigkeit' entstanden, an dessen Teilprojekt A7 die mittelalterlichen Übersetzungen der lateinischen Disticha Catonis ins Deutsche untersucht wurden. Einer der ersten Arbeitsschritte bestand in der seit Zarnckes Zusammenstellung von 1852 nicht mehr geleisteten Erfassung der Textzeugen: Auf der Basis systematischer Quellenheuristik und dann gebrauchsfunktionaler Handschriftenanalysen sollten die Übersetzungen rekontextualisiert werden, um von dieser Seite ergänzenden Aufschluss über historische Übersetzungsintentionen und -leistungen zu gewinnen. Da der deutsche Cato in den Handschriften oft vom Facetus "Cum nihil utilius" begleitet wird, lag es nahe, die Handschriften dieses deutschen Facetus in die Suche einzubeziehen.
Die folgenden Ausführungen knüpfen an eine These an, die an anderer Stelle eher von kodikologischen wie überlieferungs- und textgeschichtlichen Befunden ausgehend formuliert wurde. Danach kann die Gemerk-Interaktion der Meistersinger als ,Aufführung einer Aufführung' verstanden werden, d. h. als Folge einer sehr besonderen Rezeption von Wettstreit- und Fürwurfliedern, die anonyme Fremdtonverwender bereits in einer Spätphase der Sangspruchdichtung nach Frauenlob verfasst haben. In ihnen ist im Rahmen einer ausgiebig ausgebeuteten Turnier- und Wettkampfmetaphorik auf Schritt und Tritt von Dichten und Singen die Rede und so haben sich dann später die Meistersänger aus diesen Liedern ihre eigenen Vorstellungen von der Kunstpraxis der von ihnen geachteten alten Meister gebildet.
Schoolbooks
(2006)
According to UNESCO estimates, there are approximately one billion people in the world who can neither read nor write. One sixth of the world population has never seen a schoolbook. In contrast, reading and writing in the industrialized nations are such commonplace objects of everyday life that they are completely taken for granted. We are taught to read and write at school, where we gain access to the cultural tool ofwriting, and it is this that forms the basis for all our further leaming activities. The teaching aids used in schools to impart us the skills of literacy are themselves based on the medium of writing. We can all remember what it was like to write things down on paper and in exercise books, to organize our notes in files, and to read up new information in text books. By teaching literacy to the individual, the schools as an institution are laying the foundation stone of literacy skills for entire societies. Many important developmental stages of this process in Europe took place in the Middle Ages, and the schools functioned as a dual participating force in this process. First of all, they were the institution in which competence in literacy was acquired, and they were themselves involved in leaming how best to communicate this task with the aid of the instruments of literacy. These tools, as employed in the schools, have undergone transformation over the centuries. Schoolbooks themselves have also had to adapt, to cope with the demands of literacy.
Avian
(1978)
Romulus
(2004)
Der [Romulus] ist unter den antiken Fabelbüchern die einzige größere [Sammlung in lateinischer] Prosa und neben der versifizierten Sammlung des Avianus, die indes begrenzter wirkte, wichtigster Vermittler der äsopischen Fabel (Äsopika) ins [Mittelalter]. Voraussetzungen, Ausformung und Ausstrahlung des im 5. Jh. p. Chr. n. möglicherweise in Gallien erstellten Korpus sind wegen der diffusen Quellenlage nur begrenzt zu erfassen.
Cato
(2005)
Die im 3. oder 4. Jahrhundert entstandenen ,Disticha Catonis' sind seit karolingischer Zeit im lateinischen Trivialunterricht verankert. Dort werden sie regelmäßig als in vier Bücher unterteilte Zusammenstellung von etwas über 140 Hexameterdistichen mit kurzer Praefatio in Prosa und einer im Bestand wechselnden Reihe von Prosasentenzen traktiert. Zuvor nur vereinzelt, werden sie im 13. Jahrhundert erstmals in breitem Schub gleich in mehrere Volkssprachen Europas übersetzt. Speziell im deutschen Sprachraum begleitet eine zweite größere Welle der Textproduktion den mächtigen Aufschwung des institutionalisierten Schulunterrichts in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Im rhein-maasländischen Raum und im angrenzenden Westen bringen diese zwei übergreifenden Vorgänge zwei in Verbreitung, Faktur und Funktion verschiedene ,Cato'-Übersetzungen hervor. Sie vertreten in der Folgezeit in ihrem jeweiligen Verbreitungsgebiet bis in den sich durchsetzenden Buchdruck hinein jeweils konkurrenzlos den volkssprachigen ,Cato' ihres Raumes.
Facetus
(2005)
Der seit dem 13- Jahrhundert lateinisch überlieferte und wohl nicht allzulange vorher entstandene ,Facetus Cum nihil utilius' gibt sich selbst als Ergänzung der ,Disticha Catonis' aus und wird häufig mit diesem gemeinsam tradiert und mit ihm im Lateinunterricht traktiert. Da Bestand und Folge der paarweise gereimten Hexameter stärker wechseln als bei diesem, lassen sich Traditions- und Eigenanteil der Übersetzungen schwerer als dort bestimmen. Im deutschen Sprachraum entstehen Übersetzungen seit dem zweiten Viertel des 14., im Mittelniederländischen bereits im 13. Jahrhundert.
Das Interesse der Altgermanistik an der deutschen Glossierung lateinischer Texte verteilt sich sehr ungleich auf die Quellen. Auf der einen Seite gilt den althochdeutschen Glossen seit dem 19. Jahrhundert kontinuierliche Aufmerksamkeit, die sie als sprachgeschichtlich kostbares Quellenmaterial in ansonsten dürftiger Zeit auf sich ziehen wie literarhistorisch als Quellentyp, an dem sich die Anfange der deutschen Sprache auf ihrem Weg in Schriftlichkeit und Literaturfahigkeit verfolgen lassen. Weithin unerschlossen präsentieren sich dagegen die spätmittelalterlichen Glossenbestände, und kaum ein Interesse des Faches zeichnet sich ab, an diesem Zustand etwas zu ändern.
Von außen betrachtet erscheint [...] das Thema Shelley und die Prophetie wenig vielversprechend, zumindest was die hebräische und christliche Bibel angeht. Aber gibt es vielleicht so etwas wie einen prophetischen Atheismus, oder eine atheistische Prophetie? Shelley besteht jedenfalls in gänzlich positiven Begriff en auf dem prophetischen Charakter der Dichtung, und es ist unsere Aufgabe, herauszufinden, was er damit gemeint haben könnte. Und auch wenn seine Gedanken über Poesie und Prophetie in vielerlei Hinsicht charakteristisch für seine Zeit sind, sind sie doch vorbereitet worden durch eine Tradition bibelkritischen Denkens, die wir ebenfalls betrachten müssen. Im Folgenden werde ich daher Shelleys Gedanken über Prophetie zwischen Spinoza und Benjamin situieren, auch wenn ich letzteren nur kurz, in einer Art Ausblick, berühren kann.
Von Canguilhem zu Haraway
(2013)
Vor dem Hintergrund der Geschichte des physikalischen Objektivitätsbegriffs zieht die Physikerin und Epistemologin Françoise Balibar in ihrem Beitrag "Von Canguilhem zu Haraway" einen Vergleich der unterschiedlichen Konzepte der Objektivität von Haraways situiertem Wissen und Canguilhems regionaler Epistemologie. Dabei erinnert sie daran, dass Objektivität im physikalischen Sinn nicht, wie Haraway unterstelle, auf eine repräsentationale Identität der Objekte ziele, sondern dass das Objekt der Physik durch die Beziehungen generiert werde, die sich zwischen Tatsachen herstellen.
Complex focus versus double focus : investigations on multiple focus interpretations in Hungarian
(2006)
The main aim of this paper is to point out several problems with the semantic analysis of Hungarian focus interpretation and 'only'. For current semantic analyses the interpretation of Hungarian identificational/exhaustive focus and 'only' is problematic, since in classical semantic analyses 'only' is identified with an exhaustivity operator. In this paper I will discuss multiple focus constructions and question-answer pairs in Hungarian to show that such a view cannot be applied to Hungarian exhaustive focus. Next to this I will discuss possible interpretations of Hungarian sentences containing multiple prosodic foci: complex focus versus double focus. My claim is that in order to interpret multiple focus (in Hungarian) we have to take into consideration the different intonation patterns, the occurrence of 'only', and the syntactic structure as well.
Was Szondis Überlegungen zur kritischen Entscheidung in der Lektüre verdeutlichen, ist die Spezifik eines, mit Hartman gesprochen, "intellektuellen Zeugnisses" in der Literatur. Hartmans intellektueller Zeuge "zeugt für den Zeugen, er empfängt aktiv Wörter, welche die Dunkelheit des Ereignisses widerspiegeln." Die Aufgabe in der Begegnung mit solchen Wörtern, mit solcher Literatur ist, Szondis Theorie und Praxis der kritischen Lektüre zufolge, nicht die Erhellung dieser "Dunkelheit" oder die Übersetzung der hermetischen Sprache in diskursive. Denn die Hermetik ist nicht Ausdruck eines persönlichen Traumas, dessen dunkle Sprache in den Zeugenstand, auf die von Sigrid Weigel "Zeugenschaft" genannte Ebene gehoben werden könnte. Es geht, im Gegenteil, darum, das Zeugnis im "beschädigten Raum der Sprache" anzuerkennen, in dem sich auch der intellektuelle Zeuge, der Philologe des Zeugnisses bewegt. Aufgabe der entscheidenden Lektürepraxis – die, in Weigels Worten, "Erzeugnis" und "Zeugnis" in der Lektüre scheidet – ist, die beschädigte Sprache zu restituieren, als Erfahrungsraum wiederherzustellen und so das Gesagte als Zeugnis von Wirklichem, als Zeugnis historischer Wirklichkeit hören zu können. Die aus Szondis Celan Lektüre abgeleitete von mir sogenannte Philologie des Zeugnisses ist eine Methode, solcher Entscheidung, Erfahrung und Erkenntnis in Literatur zu begegnen und dabei eine kritische Literaturwissenschaft zu betreiben, die der Versuchung widersteht, nur Wissenschaft zu sein und nur davon sprechen zu können, was sie beweisen kann.
It is the aim of this paper to evaluate the various types of sentential complementation available in terms of complement control cross-linguistically. I will propose a lexical classification of control classes on the basis of the instantiated subordination patterns. I want to focus on an important distinction, namely that of structural vs. inherent control. Structural control is found with predicates that select a clausal complement whose structure requires argument identification and thus 'induces' control. Infinitival complements are prototypical cases for this kind of control because in most languages infinitival complements can only 'survive' in structures of control or raising. The interesting question is which predicates license structural control and which cross-linguistic differences emerge between potential licensors. Inherent control is found with predicates that require control readings independent of the instantiated structure of sentential complementation (e.g. a directive predicate such as zwingen 'force'). In addition, I will recapitulate and add arguments for the dual lexical-syntactic nature of complement control.
War die "Vernichtung der Sinnlichkeit" durch die "Civilisation" genannte dritte Stufe (nach "Wildheit" und "Barbarei") in der Kulturgeschichte der Menschheit der eine Impuls von Fouriers Sozialutopie, so stellte die Trennung von Körper und Geist, von 'sciences incertaines' und 'sciences fixes' den anderen, mathematisch und musikalisch imprägnierten Impuls dar. Demgegenüber bilden sowohl eine Theorie der Leidenschaften, der 'association passionnelle', als auch eine pädagogische Haus- und Lebensordnung für die Phalanstères - die idealen Wohn- und Produktionsgenossenschaften - in Fouriers Utopie die 'pivots', so der von ihm erfundene Begriff, das heißt die Grundpfeiler und Leitlinien.
The notion of ambivalence currently seems to be an invigorating figure with heuristic potential in political, social, and art theory. It refers to a plurality of possibilities, a paradoxical multiplicity, and a complex relationality. It foregrounds thinking in terms of indeterminacy and incommensurability, as well as in terms of the possible. Ambivalence has been deployed in positive ways, as offering political promise, while, at the same time, being regarded with suspicion.
Mafrouza is a twelve-hour-long documentary by French director Emanuelle Demoris, shot in a now-demolished neighbourhood in Alexandria, Egypt. Demoris is one of a long chain of western filmmakers who appeal to some form of 'taking one's time' as an instrument for - morally, politically, epistemologically - adequate representation. Based on the work of Trinh T. Minh-ha, Eduard Glissant, and Poor Theory, this chapter evaluates what happens when a film adopts a strategy of deferral in cases in which it is not clear how questions of 'doing justice' could be resolved. Using long duration and an insistence on the quotidian, Demoris's film forces us to think about the conditions that make pronouncements about character, situation, and narrative possible, continuously postponing the moment when it will become possible to say: 'this film is about …'. By setting itself up for failure, the film proposes one possible approach to the ethics and politics of visibility.
In Bronze Age Cyprus, fortifications are only known from the beginning of Late Cypriote I (17th century BC) onwards, after previously only open settlements existed. In the first phase of the construction of these fortifications they had no uniform character, while later in the 13th century BC (Late Cypriote IIC), like in the Levant, they served primarily to secure settlements with a character of economic and administrative centres. Castles as enwalled noble residences are generally unknown in the Bronze Age of Cyprus.
Ausgehend von der Frage nach literarischen Darstellungskonventionen, die zu verschiedenen historischen Zeitpunkten als Medien der Beobachtung und Reflexion von Intersektionalität und interdependenten Herrschaftsverhältnissen dienen konnten, untersucht der Beitrag das Erzählen 'vom Dorf' und 'der Provinz' als Mittel der Narration von sozialer Ungleichheit. Spätestens seit dem 19. Jahrhundert intensiviert sich eine kulturelle Stadt-Land-Dichotomie, aufgrund derer das 'Ländliche' in Abgrenzung zur urban geprägten Moderne als das rückwärtsgewandte, hierarchisch schwächere 'Andere' wahrgenommen wird. Die Zugehörigkeit zu einem ländlichen oder städtischen Umfeld entwickelt sich daher zur 'Ungleichheitskategorie', die im intersektionalen Zusammenspiel mit anderen Differenzfaktoren auftreten kann. Zugleich ist 'das Dorf' als sozialer Raum konventionell durch eine strikte Einteilung von Menschen in die Kategorien 'Einheimische' und 'Fremde' geprägt und produziert auf Basis strenger Normvorstellungen in besonderem Maße soziale Zuschreibungen der Nichtzugehörigkeit, die wiederum mit Diskriminierungskategorien wie Geschlecht, ethnische Herkunft, ökonomischer Status etc. verwoben sein können. In der literarischen Dorfgeschichte bzw. dem 'Provinzerzählen' vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart dient der rurale Raum daher auf vielfältige Weise als Ort der Darstellung und Reflexion intersektionaler Formen der Diskriminierung und Ungleichheit. Demonstriert wird dies durch eine Untersuchung von Berthold Auerbachs Dorfgeschichte "Des Schloßbauers Vefele" von 1843 und Maja Haderlaps Roman "Engel des Vergessens" aus dem Jahr 2011.
Stefan Barton behandelt die Bedeutung des Zeugenbeweises im Strafverfahren. Im Zentrum steht die für den juridischen Kontext so wichtige Regelhaftigkeit zur Autorisierung des Zeugnisses, sowohl im Sinne eines Szenariums als auch bezüglich seiner Choreographie. Es gibt nicht nur einen festen Korpus an möglichen Beweisen ("Urkunden-, Augenscheins-, Sachverständigen- oder eben Zeugenbeweis"); vielmehr unterliegt jede Beweisart einem Regelwerk, so auch das Zeugnis. Dort, wo an anderen Stellen ein Faktor wie ein 'Zeugenhelfer' hinzutreten muss, um aus dem Zeugnis Gewissheit entstehen zu lassen, kann es eine Glaubwürdigkeitsprüfung sein, beispielsweise in einer psychologischen Glaubhaftigkeitsbeurteilung: Auch vor Gericht wird das Zeugnis evaluiert. Und auch hier gilt, dass ein schwer fassbarer Überzeugungsfaktor am Ende Ausschlag gibt für die Evaluierung bzw. Relevanz des Zeugnisses: Für das Urteil entscheidend ist die Überzeugung des Richters bezüglich des verhandelten Sachverhalts.
Die Überfahrt von der Insel Scyros nach Troja stellt für Achills Leben eine Zäsur dar: Nachdem er vom Zentauren Chiron in Thessalien erzogen wurde und danach auf Scyros, in Mädchenkleider gehüllt, mit Deidamia seine erste Liebe erlebt hat, wird er nun von Ulixes und Diomedes an den Ort seiner Bestimmung gebracht. […] Diomedes und Ulixes befragen Achilles über seinen Werdegang, und seine Antwort offenbart schon den ganzen Unterschied zwischen Konrads von Würzburg Darstellung innerhalb seines ›Trojanerkriegs‹ (zwischen 1281 und 1287) und seiner Vorlage, der ›Achilleis‹ des Statius (1. Jh. n. Chr.). In der römischen Version nämlich schildert Achilles ausführlich seine harte Erziehung durch Chiron […]. Die Zeit bei Deidamia wirkt […] wie ein peinlicher Irrweg […]. Konrads Achilles hingegen erzählt zwar ebenfalls von der Zentauren-Ausbildung, dann aber auch "von den minnen,/die Dêîdamîe und er / mit innecliches herzen ger / getragen heten lange stunt." […] Er bezieht die Liebesgeschichte ausdrücklich in seinen Werdegang ein und bekennt sich damit zu ihr. Dieser Werdegang besteht also aus zwei Teilen, aus einem doppelten Erziehungsweg. […] Dies […] bedeutet eine ungeheure Aufwertung der Liebesgeschichte in der mittelalterlichen Version. Doch was macht den ‘erzieherischen’ Wert der Liebe aus? Inwiefern stellt die Deidamia-Episode nicht mehr nur einen besser zu verschweigenden (wenn auch erzählerisch um so reizvolleren) Irrweg dar in Achills Entwicklung zum größten Kämpfer vor Troja, sondern sogar eine – womöglich unentbehrliche – Entwicklungsstufe von eigenem Recht? Im Folgenden soll Konrads Bearbeitung der Episode im Vordergrund stehen, aber immer wieder auf Statius als kontrastierenden Hintergrund zurückbezogen werden.
Roman Bartosch assesses the pedagogical potential of literature and the role of literary studies in an age of climate change, biodiversity loss, environmental destruction and degradation, and animal death and suffering. As he points out, these developments and students' responses to these various crises have received little or no attention in most educational contexts. Furthermore, many of today's curricular goals are essentially useless and meaningless for students facing an uncertain future. Bartosch asks us to reconsider what education could and should be in the Anthropocene, to acknowledge students' needs, and to reflect on why and how we teach literature and literary HAS in particular. As he also shows with his reading of Max Porter's novel "Grief Is the Thing with Feathers" (2015), engaging with literary and cultural animals can be a means to "[cultivate] an interest in acts of relating animality and textuality in ways that open up ambiguity and, thus, imaginative spaces for potential conviviality and flourishing." In contrast to the current emphasis on competencies, solutions, and teleological thinking, this kind of learning, Bartosch suggests, "is geared toward bearing witness, ruminating on its meanings, and thus repositioning oneself within a larger web of ecological and semiotic diversities under threat." Teaching literary HAS and emphasizing "[c]apabilities, resilience, and multispecies flourishing," then, could be important means of preparing students for the uncertain and perilous times ahead.
According to Ogihara (1995), the usage of the embedded present in a speech report such as John said that Mary is in the room is restricted by the cause of John’s belief (the state that made John think that Mary is in the room): the present tense can be used only if this cause still holds at the time that John said that Mary is in the room is uttered.
This paper presents experimental evidence demonstrating that this is only one of the factors that licenses a felicitous usage of the embedded present tense. In particular, we show that the cause of belief still holding is not a necessary condition, and identify two additional, sufficient (but not necessary) factors: in cases of false belief, who is aware of the falsity of the belief and duration of the reported state. While these factors are independent, they collectively support the idea that the present tense encodes ‘current relevance’, even in embedded contexts (e.g. Costa 1972; McGilvray 1974). This gives rise to the question of how we can derive ‘current relevance’ and, in particular, whether previous analyses of the embedded present tense are adequately equipped to do so.
Das Gedicht "Die Liebenden" wurde wahrscheinlich im Sommer 1908 in Paris verfasst und war als Widmungsgedicht für Walter Heymel für den zweiten Teil der "Neuen Gedichte" vorgesehen. Seinem Freund und Gründer der Zeitschrift "Die Insel" hatte Rilke schon 1907 ein anderes Gedicht gewidmet, "Tage, wenn sie scheinbar uns entgleiten", das im ersten Teil der "Neuen Gedichte" seinen Platz hätte finden sollen. Beide Texte zählen heute, wenn auch in den "Sämtlichen Werken" unter zwei verschiedenen Kategorien eingeordnet, zu den "verstreuten und nachgelassenen" Gedichten, die Rilke zwischen 1906 und 1911 verfasst hat. "Die Liebenden" wurde als Pendant zu dem berühmten "Liebeslied" in den "Neuen Gedichten entworfen", vom Autor aber vielleicht als zu subjektiv und darum als nicht geeignet für die Sammlung betrachtet. Das im Titel des Zyklus markierte "Neue" sollte dennoch das Subjektive nicht völlig verbannen, sondern ein Zusammenspiel zwischen sinnlicher Wahrnehmung und subjektiver Reflexion entstehen lassen.
Der Bettler und das stolze Fräulein ist eine der 13 Erzählungen, die in dem – der schwedische Freundin Ellen Key gewidmeten – Prosaband "Geschichten vom lieben Gott" enthalten sind. Alle entstehen in dem Zeitraum zwischen dem 10. und 21. November 1899 und werden erstmals zu Weihnachten 1900 unter dem Titel "Vom lieben Gott und Anderes. An Große für Kinder erzählt" und 1904 in überarbeiteter Form mit dem schon genannten endgültigen Titel veröffentlicht. [...] Das ganze Werk hat dialogischen Charakter mit teilweise belehrendem Ton. Die zwölfte Erzählung, "Der Bettler und das stolze Fräulein", besteht aus einer Rahmen- und einer Binnenerzählung. Hier ist es jedoch nicht der Meister, sondern der Ich-Erzähler, der in der Rahmenerzählung die Rolle des Lehrers spielt: Er erzählt dem Meister eine Binnengeschichte, die als Lehre gelten sollte, um eine Parallele zur Rahmenhandlung zu schaffen.
Analyses of scope reconstruction typically fall into two competing approaches: 'semantic reconstruction', which derives non-surface scope using semantic mechanisms, and 'syntactic reconstruction', which derives it by positing additional syntactic representations at the level of Logical Form. Grosu and Krifka (2007) proposed a semantic-reconstruction analysis for relative clauses like the gifted mathematician that Dan claims he is, in which the relative head NP can be interpreted in the scope of a lower intensional quantifier. Their analysis relies on type-shifting the relative head into a predicate of functions. We develop an alternative analysis for such relative clauses that replaces type-shifting with syntactic reconstruction. The competing analyses diverge in their predictions regarding scope possibilities in head-external relative clauses. We use Hebrew resumptive pronouns, which disambiguate a relative clause in favor of the head-external structure, to show that the prediction of syntactic reconstruction is correct. This result suggests that certain type-shifting operations are not made available by Universal Grammar.
Laura Basten sichtet den schriftstellerischen und künstlerischen Nachlass von Maria Benemann, einer Protagonistin im Umfeld von Expressionismus und Bauhaus, die heute allenfalls als Fußnote in den Biographien prominenter Männer gewürdigt wird. Aus der Perspektive der Editionswissenschaft reflektiert Basten die Möglichkeiten und Probleme, den Nachlass Benemanns wieder einer größeren Leserschaft zuzuführen. Neben Besonderheiten, die den Nachlass selbst betreffen, diskutiert sie dabei auch kanonpolitische Fragen und erörtert, wie eine Edition beschaffen sein müsste, die ein Werk aus bis dato nicht publizierten oder schwerlich zugänglichen Texten zuallererst herstellt.
Sollte ein dermaßen sentenzenreicher, ja sentenziöser Autor wie Brecht, ein Liebhaber von Sprüchen der raffiniertesten wie der drastischsten Art, nie mit dem Gedanken an eine eigene Sammlung seiner Aphorismen gespielt haben? Die neue Gesamtausgabe verzeichnet nichts der Art. Auskünfte von Mitarbeitern des Archivs, von Werner Hecht und Jan Knopf stimmen darin überein: Es gibt keinen Ansatz dazu, es läßt sich auch zu keinem Zeitpunkt eine derartige Absicht nachweisen. Anders als Goethe (von Schiller zu schweigen), als Hebbel, Karl Kraus und viele andere, auf die er sich mehr oder weniger intensiv bezogen hat, stellt sich Brecht als ein Dramen-, Gedichte- und Artikelschreiber dar, den es offensichtlich nicht gereizt hat, die oft von sich gegebenen "schlagenden Halbwahrheiten", die "Vorbereitungen seiner nächsten Irrtümer" und dgl. in die Form einer lockeren Serie zu bringen. [...] [I]n diesem Aufsatz zum 100. Geburtstag des Meisters [soll] seine Produktion von Sprüchen zusammen mit der Zersetzung und Infragestellung von Spruchgut aller Art untersucht werden. Die Lust an der Pointe, die Hochachtung vor dem schon (schön) Ausformulierten ist von der despektierlichen Behandlung, der sarkastischen oder ingrimmigen Verfolgung dieser Ruhepolster des Denkens kaum zu trennen. Erst recht läßt sich bei dem Anverwandlungskünstler Brecht nur selten genau ausmachen, was er in eben der Form vorgefunden, was er verändert, was er nur nach dem Vorbild oder im Klang einer bewährten Tradition selbst erfunden und was er frei (mit einer "Freiheit", an die zu glauben er sich weigerte) ausgedacht hat.
Wie sah die neue Erzählstrategie aus, die Ret Marut entwickelt hat, seitdem er in Mexiko saß und sich Traven nannte? Welchen neuen Pakt mit den Lesern bot er an und schloss er faktisch für die Dauer seiner weiteren Produktion? [...] Er suchte (um es erst einmal pauschal zusammenzuraffen) von den Erfahrungen seiner neuen Existenz aus, mit Zuhilfenahme sozialer Imagination, ein verlässliches Kontinuum von Situationen zu schaffen, das ein Publikum fesselnd unterhalten und dabei noch anschaulich politisch belehren konnte. Die Tradition der Abenteuerstory aus fremden Weltteilen bot ihm dazu ein hin-reichend ausbaufähiges Muster. Geeignet für seine Zwecke wurde dieses Muster aber erst dadurch, dass er es gegen den Strich bürstet: Er reduziert die Exotik auf solche Merkwürdigkeiten, die die tatsächliche (etwa tropische oder maritime) Besonderheit einer fremden Welt unterstreichen (mit kleinen Übertreibungen). Er versetzt keine Helden: keine besonders starken, mutigen oder edelmütigen Wesen dort hinein, sondern x-beliebige Menschen. Und er konzentriert das Abenteuerliche auf das wirkliche Abenteuer, sich in kapitalistisch organisierten Arbeitsverhältnissen durchzuschlagen und dabei, so gut es geht, Mensch zu bleiben.
Dieses eigenständige Schreibziel, das Traven mit nur wenigen Abenteuerschriftstellern sowie mit Upton Sinclair und Egon Erwin Kisch teilt, machte ein ganzes Bündel von Änderungen an dem gut eingeführten und nach wie vor vitalen Genre der abenteuerlichen Geschichte erforderlich. Die Lebensstellung und die Haltung des Helden, die Seriosität des Erzählers, der keine Lust hat zu diktieren oder geheimes Wissen, geschweige denn Allwissenheit vorzuflunkern, die Lockerheit oder Straffheit des Handlungsfadens mussten ebenso neu konzipiert werden wie der Umgang mit den auf die Pelle rückenden, aber notwendig zu bändigenden Gegebenheiten des Dschungels und der Prärie und mit der Vielfalt von Unterhaltsmöglichkeiten, die alle nach dem eintönigen ökonomischen Muster der Ausbeutung gestrickt waren. Um die tragenden Pfeiler dieser narratologischen Poetik zu untersuchen, die im Wesentlichen von den frühen vier oder fünf Romanen des neuen Erzählgestirns Traven bis zu seinem 'Caoba'-Zyklus vorhielt (von 1925 bis 1940), halte ich mich an den Roman 'Der Wobbly' (1926), der als 'Die Baumwollpflücker' (von 1928 an) berühmt wurde. Da jeder Roman Travens als selbständige Einheit für sich konzipiert ist, gelten meine Ausführungen streng genommen nur für diesen einen Roman. Immerhin liefert er, den Traven vermutlich als ersten ausgearbeitet hat, wichtige Vorentscheidungen für das ganze neugestaltete Genre und ein Kaleidoskop von Erzähl-künsten, die der Autor weiterhin eingesetzt hat.
Die späten Romane Heinrich Manns, vor allem die beiden rätselhaften Textlandschaften „Empfang bei der Welt“ und „Der Atem“, in denen er sich in einer Art liebevoll-resignierten Rückschau mit der europäischen Kultur auseinandersetzt, sind in den letzten 35 Jahren der Vergessenheit entrissen worden. […] Zu beiden Romanen gibt es Spezialuntersuchungen, die die früher herausgestellten Gestaltungs"schwächen" als Produkt eines höchst bewußten Stilwillens, einer energisch weiterentwickelten eigentümlichen Poetik gelten lassen. Insbesondere die avancierte Artistik wird zunehmend gewürdigt: das freie Spiel mit Bruchstücken oder bloßen Signifikanten der Wirklichkeit, z.T. nur in der Vergangenheitsform, die Theatralik der Handlungen wie der sprachlichen Gestikulation, die Ausflüge ins Abstruse oder Absurde, die sprachliche Ballung und Verknappung bei anwachsender Polyglottie, die zunehmende Selbstreferenzialität der Sprache und des (nach wie vor reichlich) Gesprochenen. Die Summe dieser Beobachtungen ergäbe bereits ein differenziertes Bild vom Kunstwillen Heinrich Manns in der letzten Phase seines Schaffens und von der in den bei den Romanen tatsächlich geschaffenen Kunst. Hier soll aber keine Summe gezogen, es soll eine neue Betrachtung angestellt werden. Was bedeutet es – für Heinrich Mann, für sein Lesepublikum, für die intellektuelle Welt, in deren Namen er von sich selbst "wir" sagt –, wenn er sich seinen Wunsch, die Welt möge einer poetisch organisierten Vernunft gehorchen, so weitgehend und so nuanciert selbst erfüllt, daß er mit dem letzten Satz seines letzten Romans sich als ,,müde" bekennen und "das Wort niederlegen" kann? Wie hängen die vielfältigen literarisch-artistischen Manöver mit dem Charakter des anerkannten, aber in seinen letzten Jahren nicht mehr gefragten Demokraten, Humanisten und Sozialisten Heinrich Mann zusammen? Was bedeutet es politisch und philosophisch, wenn der Erzähler die politischen Zusammenhänge absichtlich verwirrt und verspottet, wenn er die Rationalität gegen die unglaubwürdigsten Verschiebungen und Verknüpfungen höchstens noch partiell, oder hypothetisch, wieder herstellen kann?
„Unser Erich Mühsam“, das hat seine damals kleine Gemeinde auf seinen Grabstein meißeln lassen; es steht da bis heute. Was heißt es aber heute? […]
Er wirkt, sofern er noch wirkt, als politischer Dichter, kein Zweifel. Aber nicht durch die Verve seines politischen Urteils und Einsatzes, auch wenn man diese nach wie vor sehr bewundern kann. Sondern durch diejenigen Beobachtungen, Erwägungen und Urteile in seinen Gedichten, die gedanklich und sprachlich ‚gelungen‘ sind, indem sie demonstrativ offen bleiben, überraschen, kratzen, zum Weiterdenken anstacheln, sowie durch manche entwaffnende Wendung in seinen Reden und der stark redeähnlichen Prosa […].Diese sprachlich inszenierten Attacken auf das politische Normalbewusstsein wirken auch – potentiell – auf mehr heutige Zeitgenossen als nur auf diejenigen, die das Credo des Anarchismus mit dem Autor teilen. Allerdings müssen die heute noch zündenden witzigen und hintersinnigen Produktionen aus den konventionell konstatierenden und agitatorischen regelrecht herausgeklaubt werden – deshalb wird in dieser Untersuchung erst einmal, so knapp wie kritisch, sein politisch-rhetorischer Stil charakterisiert, ehe die eigentlich die Arbeit lohnenden Funde an durchschlagenden Einfällen entfaltet werden. Mühsam wollte vor allem „brauchbare“ Verse liefern, und zwar brauchbar für die politischen Kämpfe seiner Zeit. Da seine Verse aber diese Kämpfe überlebt haben und da unsere Zeit andere politische Bewegungsformen, eine andersartige Verbindung von Bewusstsein und Aktion verlangt als die damalige, wird er es sich gefallen lassen müssen, dass wir auch von ihnen einen anderen Gebrauch machen.
Das Thema der Tagung soll die Frage nach dem Subjekt, seiner Konstitution, seinem Handlungsraum, seiner Fähigkeit zu handeln und dem traditionell und aktuell gegebenen Fundus von Verantwortlichkeit sein. Die Frage ist angesichts einer so ausgebauten Diktatur wie der nationalsozialistischen von großer Relevanz, ist jedoch ebenso peinlich wie unerläßlich. Sie war peinigend für alle, die in jenem Reich nicht ganz so funktionieren konnten oder wollten wie von den Führern erwartet, und sie bleibt peinlich bei jedem Rückblick auf das, was damals überhaupt möglich war und was getan und unterlassen wurde. Vielleicht ist die Frage aber auch zu heroisch gestellt. Vielleicht enthält sie schon eine Vorannahme über das Verhältnis des einzelnen zu dem Geschehen in seiner Gegenwart, die historisch überholt oder zu modifizieren ist. Gerade in diesem Arbeitskreis geht es nicht an, nach einer irgendwoher abgeleiteten festen Größe "handlungsfähiges Subjekt" zu suchen, sondern muß die Kategorie selbst analysiert, auf ihre Tauglichkeit hin befragt werden. Die Frage wird sich bestenfalls annäherungsweise beantworten lassen. Es gibt weder statistisches noch analytisches Material, aus dem sich irgend etwas über die Verfassung der handelnden und duldenden Subjekte direkt ablesen ließe. Die Beteiligten mit Ausnahme der striktesten Mitläufer hatten, solange das "Dritte Reich" währte, allen Grund, ihre Einstellungen, Motivationen, ihre Willensbekundungen und Handlungen im Dunkeln zu lassen. Je weniger darüber geredet werden durfte, um so weniger machten sie auch sich selbst klar, wie es um ihre Verantwortung oder Mitverantwortung stand. Die nachträgliche Reflexion darüber ist voll von Zuschreibungen und Hypothesen. Die ehrlichsten autobiographischen Zeugnisse aus dem Abstand von Jahren oder Jahrzehnten enthalten meist ein Eingeständnis, daß man sich das damals Miterlebte gerade in seinem subjektiven Faktor von später aus nicht mehr authentisch vorstellen konnte. Als Notbehelf wähle ich hier ein Verfahren, weitgehend Zitate von damals aus vielen Bereichen zusammenzutragen: einzelne Beobachtungen, Selbst- und Fremdeinschätzungen aus einer ganzen Skala zwischen NS-Loyalen und strikt oppositionellen. Die Projektion und Weiterdeutung suche ich dadurch wenigstens durchsichtig zu machen, daß ich den verschiedenen Ebenen der Selbststilisierung und Fiktionalisierung nachgehe. Um der unvermeidlichen Unsauberkeit der Kontamination von eigentlich weit getrennten Positionen wenigstens tendenziell entgegenzuwirken, möchte ich einzelne von ihnen in ihrem Umfeld genauer betrachten.
Liza B. Bauer looks at science fiction or speculative fiction writing - the literary genre par excellence for exploring alternative models of human-nonhuman coexistence. In her article "Reading to Stretch the Imagination: Exploring Representations of 'Livestock' in Literary Thought Experiments," she dissects processes of reciprocal negotiation between human and nonhuman beings in texts such as Sue Burke's "Semiosis" and Margaret Atwood's "Oryx and Crake" and "The Year of the Flood." Following Brian McHale's and Donna Haraway's credo that highly unlikely worlds encourage readers to critically reflect on current realities, Bauer addresses the following questions: What if chickens, cows, or pigs had the chance to exist for their own ends? What would happen if they could communicate in human language? Or if they were of superior intelligence? Would they subdue humankind, domesticate their co-inhabitants, or coexist harmoniously? By enacting these scenarios in literary storyworlds, SF proves to be particularly fertile ground, yielding insights into the current and future challenges of coexistence. As Bauer convincingly outlines, immersing ourselves in (science) fictional worlds to practice multispecies living does not seem too far removed from reality. The redistribution of animal agency shows that the passivity to which most livestock animals are condemned is not irrevocable. The well-being of both human and nonhuman animals will depend on whether it is possible to theoretically and practically broaden students' understanding of these entanglements. Since alternatives to animal commodification are thinkable in experimental SF storyworlds, they could constitute, Bauer argues, a significant step toward abolishing animal exploitation.
Das Gentiano-Koelerietum ist eine typische Pflanzengesellschaft der Rinder- und Schafhutungen auf kalkreichem oder kalkarmem, aber basenreichem Gestein. Die Standorte der Gesellschaft entsprechen zumeist den natürlichen Wuchsorten des Platterbsen- oder des Seggen-Buchen-Waldes. Extensive Beweidung, fehlende Düngung (geringes Stickstoffangebot), hoher Besonnungsgrad und eine mehr oder minder ausgeprägte Flachgründigkeit des kalk- beziehungsweise basenreichen Bodens sind die wesentlichen Standortsvoraussetzungen dieser Gesellschaft.
Deutschsprachige und bilinguale Studiengänge : eine Chance für Deutsch als Fremdsprache in Russland
(2008)
Der Bericht der Ständigen Arbeitsgruppe Deutsch als Fremdsprache (2006) für das Jahr 2005 zeigt, dass Russland, trotz eines Rückgangs der Lernerzahlen, immer noch das Land mit den meisten Deutschlernern (mehr als 3,3 Millionen) und mit dem größten Deutschlernangebot an den Schulen und den Universitäten (ca. 1000 Hochschulen) ist. Bei einer Umfrage unter 1025 Personen in den Städten Jakutsk, Kaliningrad, Moskau, Saratov und St. Petersburg waren 100 % der Befragten der Meinung, dass Englisch für die beruflichen Aussichten die wichtigste Sprache sei, aber 89 % schätzten die Kenntnis des Deutschen für ebenso wichtig ein und 95 % waren sogar der Meinung, dass durch ein sehr gutes Erlernen der deutschen Sprache im bilingualen Unterricht an Schulen sich die Berufschancen der Lerner erheblich verbessern (vgl. Baur 2005).
Genç Türk Gazetecinin "Berlin’in Yalnız Kadınları" anılarında tarihsel eleştiri ve sanatlararasılık
(2013)
The chapter explores the dimension of the living present as a form of temporal reduction, looking at its manifestation in literary texts. Bazzoni proposes here a focus on the living present as different from a still, eternal moment, and contrasts the experience of the living present with the reduction at play in trauma. Finally, the author discusses the affective, ethical, and political dimensions of the temporality of the living present as a site of subjectivation, which effects a counter-reduction of normative discourses.
Einleitung
(2005)
Der Beitrag widmet sich der Textsorte Videoblog und der Art und Weise, wie YouTuber in ihren Videoblogs und Texten ähnlicher Form mit ihren Rezipienten kommunizieren. Nach einer kurzen Vorstellung der Text-sorte Videoblog wird bei der Analyse von der Makrostruktur der Beiträge ausgegangen, wobei die typischen Eigenschaften der sprachlichen Elemente in den einzelnen Phasen der Beiträge betrachtet werden. Dazu wird ein Korpus von Videoblogs in der deutschen und in der tschechischen Sprache verwendet.
Due to the cultural and technological improvement in daily life, technological terms such as New Media Instruments gain more popularity among the foreign language didactics. In the media society the medium of instruction book is pushed for a function change. Pupils or students are continuously confronted outside of class with a variety of different media. Today we can clearly speak of new teaching and learning tools. The reciprocal effect of language policy and educational factors that shape the relationship between language and text books, lead in the case of German in a non-defined language policy. This constellation is also reflected in the design of textbooks. When you consider that textbooks are intimately linked with the education targets of a country and the practical learner expectations, then this seems today perhaps in a premature stage. On the one hand, the knowledge about the operation of related equipment and their applications, or the ability to be able to bring into use, are necessary and on the other hand, the technical competence of German as a foreign language is highly required. The attempt would enter with little skill in a personal and comprehensive online project fail for many Germanists even from the technical point of view and with some certainty. This begs the question: Is in fact the digital environment inevitable?
This paper forms part of a larger, ongoing project, to investigate how certain narrative possibilities that seem to have crystallized for the first time in the ancient Greek novel have proved persistent and productive over time, undergoing subtle transformations during formative later periods in the history of the genre, notably the twelfth century (simultaneously in Old French and in Byzantine Greek) and the eighteenth (the time when, according to a narrower definition, the novel is said to originate). For the present, my more limited aim is to revisit the two main essays in which Bakhtin’s theory of the chronotope (and of the “historical poetics” of the novel) are developed, and to extrapolate what seem to me to the most significant and productive lines of his approach, both in general, and with specific reference to the ancient Greek novel. I will then attempt simultaneously to apply and to modify Bakhtin’s model, in the light of a reading of Achilles Tatius’ Leucippe and Clitophon and with reference to previous critiques. The final part of the paper examines how this approach can be productive for a reading of a much later text, often regarded as “foundational” for the modern development of the genre, especially in English, Fielding’s Tom Jones (1749).
Dog after dog revisited
(2006)
This paper presents a compositional semantic analysis of pluractional adverbial modifiers like 'dog after dog' and 'one dog after the other'. We propose a division of labour according to which much of the semantics is carried by a family of plural operators. The adverbial itself contributes a semantics that we call pseudoreciprocal.
Siebenmeilenstiefel gab es einmal in zwei Welten: zum einen im Märchen, wo sie Wunderdinge sind, die übernatürliche Fähigkeiten verleihen; zum anderen wurden die Reitstiefel der Postreiter so genannt, "die nur alle sieben Meilen den Boden berührten, wenn Postreiter oder Gespanne an Stationen die Pferde wechselten". Als literarisches Motiv haben die Siebenmeilenstiefel eine lange Geschichte, die mindestens bis in den griechischen Mythos zurückreicht, wo Perseus von den Nymphen Flügelsandalen erhält - zum Dank dafür, dass er die übelriechenden Graien ins Meer wirft. In der Science-Fiction des 20. Jahrhunderts kehrt das Motiv auf - zeitgemäß - abstrakterer Ebene wieder, in der Figur der Teleportation, also des Reisens durch den Raum ohne zeitliche Verzögerung - und ohne ein bestimmtes Schuhwerk.
The syntactic structure of predicatives : clues from the omission of the copula in child english
(2001)
This paper explores the syntax of main clause predicatives from the perspective of trying to account for an asymmetry in copular constructions in certain languages. One of the languages in which we find such an asymmetry is child English (around age 2). Specifically, new results show that children acquiring English tend to use an overt (and inflected) copula in individual-level predicatives, but they tend to omit the copula in stage-level predicatives. The analysis adopted to account for this pattern draws on evidence from adult English, Russian, Spanish and Portuguese that stage-level predicates are Aspectual (they contain AspP) while individual-level predicates are not (they involve only a lexical Small Clause predicate). Children's omission of the copula in structures with AspP is linked to the fact that at this stage of development, children fail to require finiteness in main clauses. In particular, Asp0 is temporally anchored in child English, thereby obviating the need for a finite (temporally anchored) Infl, i.e. an inflected copula.
In unserem Beitrag gehen wir der Frage nach, wie Erwachsene neue Fähigkeiten und Fertigkeiten zum mündlichen Kommunizieren erwerben, d.h. aneignen. Ziel ist es, die beteiligten Prozesse für Analyse-, Beratungs- und Vermittlungszwecke zu systematisieren, um Antworten auf die folgenden Fragen zu finden: Welche Teilfähigkeiten werden zum mündlichen Kommunizieren überhaupt benötigt? Welche lassen sich leicht – welche nur schwer oder vielleicht gar nicht vermitteln bzw. aneignen? Welche Methoden eignen sich für die Vermittlung welcher Fähigkeiten? Ausgangspunkt unserer Überlegungen sind praktische Fragen des Kompetenzerwerbs, d.h. des Erwerbs der Fähigkeit, angemessen mündlich kommunizieren zu können. Wir gehen davon aus, dass es sich hierbei um eine spezifische Kompetenz handelt, die sich von anderen Kompetenzen unterscheidet (vgl. Fiehler/ Schmitt i.d.Bd.). Ihre Besonderheit liegt in den spezifischen Bedingungen der mündlichen Kommunikation begründet: Gespräche und Diskurse sind immer das Resultat aller daran Beteiligter, so dass die Anteile und beteiligten Kompetenzen des Einzelnen weniger offensichtlich sind als bei individuellen Tätigkeiten. Mündliche Kommunikation ist durch ihre Flüchtigkeit, Prozesshaftigkeit, Interaktivität und Musterhaftigkeit gekennzeichnet (vgl. Deppermann i.d.Bd., Abschn. 3). Die Bewältigung mündlicher Kommunikation erfordert ein spezifisches Ensemble von Wissen und Fertigkeiten, die sich zusammenfassend als Gesprächskompetenz beschreiben lassen. Auch wenn wir uns in diesem Beitrag auf die Gesprächskompetenz konzentrieren, sind wir nicht der Auffassung, dass der faktische Gesprächsverlauf ausschließlich eine Funktion dieser Kompetenz ist. Vielmehr spielen andere Faktoren wie Emotionen und Affekte, Beziehungs- und Rollenfragen ebenfalls eine Rolle.
In dem folgenden Beitrag beschäftigen wir uns mit den Merkmalen und Besonderheiten diskursanalytischer Fortbildungskonzepte. Unter diskursanalytischen Konzepten verstehen wir solche, die sich auf die Dokumentation, Transkription und Analyse authentischer Diskurse stützen. Wir beziehen uns hier im wesentlichen auf Fortbildungen im beruflichen Bereich und beschränken uns auf solche, die mündliche Kommunikationsformen zum Gegenstand haben. Maßnahmen für die schriftliche Kommunikation ("Schreibseminare") werden hier also nicht berücksichtigt. Im ersten Teil werden wir allgemeine Merkmale diskursanalytischer Fortbildungskonzepte vorstellen; im zweiten Teil folgt dann eine Darstellung des Standardverlaufs, nach dem diskursanalytische Fortbildung konzipiert und durchgeführt wird.
Wir wollen im folgenden das Verfahren der Simulation authentischer Fälle (SAF) etwas ausführlicher vorstellen. Es handelt sich um eine Methode, die das Potential diskursanalytischer Trainingskonzeptionen in spezifischer Weise nutzt und die wir bereits mehrfach mit Erfolg verwendet haben. Sie verbindet die Zwecke und Möglichkeiten traditioneller Simulationen, Plan- und Rollenspiele mit spezifischen diskursanalytischen Methoden und deren Vorteilen. Das Verfahren SAF und seine Zwecke werden zunächst allgemein charakterisiert. Dann wollen wir am Beispiel unseres Seminars, das wir 1995 durchgeführt haben, illustrieren, wie wir konkret vorgegangen sind. Schließlich werden einige weitergehende methodische Fragen diskutiert.
Comics sind nicht linear, es gibt keine Vorgabe, ob wir zuerst die Bilder betrachten oder den Text lesen. So lassen die Brüche zwischen den Paneln, zwischen den Zeichen, zwischen den einzelnen Heften auch immer einen Raum entstehen. Einen Grenzraum, der verschiedene Lesarten und Fragen ermöglicht. Die dem Comic spezifische Ästhetik der Brüche und Wiederholungen wird im Comic 'Hure h' explizit benutzt, um Fragen nach Identität, Geschlechterrollen und Begehren aufzuwerfen und gesellschaftliche Zuschreibungen zu hinterfragen. Identität wird im Comic 'Hure h' nicht als feststehende Einheit dargestellt, sondern in ihrer fragmentierten Struktur gezeigt. Die Brüche in der Darstellung von Identität und die parodistische Bezugnahme auf gesellschaftliche Akte machen den Raum für eine Grenzüberschreitung der Geschlechternormen auf. Die Differenz zwischen den dargestellten Zeichen und deren imaginierten gesellschaftlichen Konnotationen lässt die Möglichkeit entstehen, dass Normvorstellungen und Konstruktionen von 'gender' und 'sex' als solche aufgezeigt und dadurch aufgebrochen werden.
In diesem Text werden zwei Film- bzw. Mediennetzwerke aus Kanada betrachtet, in denen prekäre Lebensbedingungen nicht nur thematisiert werden, sondern durch die Partizipation und Kollaboration von Filmschaffenden und Bürger*innen Handlungsmacht generiert werden soll. "Challenge for Change" setzte sich ab den 1960er Jahren u. a. gegen Armut ein, "Wapikoni Mobile" ist ein zeitgenössisches indigenes Vlog- und Filmnetzwerk. Beide Projekte werden als handlungsbasierte Dokumentarphilosophien verstanden. Sie werden mit Gilbert Simondon als mögliche Milieus für kollektive Individuationen konzeptualisiert. "Challenge for Change" und "Wapikoni Mobile" werden als technisch-sozial-ästhetische Milieus verstanden, in denen aktivistische und kulturelle Interventionen und Individuationen keinen Gegensatz bilden. "Wapikoni Mobile" wird zudem hinsichtlich seines Potentials für eine Filmkultur des Anthropozäns diskutiert, in der es um die Beziehung von Welt und Mensch geht, die in dokumentarischen Filmen verhandelt wird und die nicht nur abbildet, sondern ebenfalls - mit Gilles Deleuze - ein Band zur Welt knüpft.
Hatte Heidegger noch davon gesprochen, dass der Stein "weltlos" sei und auch "Pflanzen und Tiere […] gleichfalls keine Welt haben" und als "Zeug" und "Verlässlichkeit" zu einer Welt gehören, die sich dem Bewusstsein öffnet, verstehen Deleuze und Guattari das 'faire monde' gerade als eine dezentrierende Relationalität, ein Werden hin zur Welt in ihrer Vielfältigkeit und Unbestimmtheit, ja eine Bewegung des abstrakt und nichtwahrnehmbar Werdens. Julia Bee greift in ihrem Beitrag diese Idee auf und versteht Spiel als einen Modus der Praktiken des 'worlding', als ein "Anders-Werden". In Anlehnung an Brian Massumi wird das als ob des Spiels nicht als nachahmender Bezug auf eine bestehende Realität, sondern als Abstraktion und ein Mehr verstanden, das eine Ebene der Virtualität eröffnet. Am Beispiel von "Begone Dull Care", einem Animationsfilm von Norman McLaren und Evelyn Lamberts, beschreibt Bee ein solches "vibrierendes, pulsierendes und ständig transformierendes Feld der tanzenden Wahrnehmung".
Habituelle Grundlagen des Studierverhaltens. Annäherungen an die Bedingungen universitären Lernens
(2019)
Der vorliegende Band fragt nach "Erwachsenenbildung und Lernen in Zeiten von Globalisierung, Transformation und Entgrenzung." Die damit beschriebenen Veränderungen können Anlass sein, neue pädagogische Konzepte zur Unterstützung des Lernens von Erwachsener an verschiedenen Lernorten und in unterschiedlichen institutionellen Kontexten zu entwickeln. Sie können aber auch Ausgangspunkt für empirische Studien sein, die sich mit den spezifischen Bedingungen und Formen des Lernens von Erwachsener befassen. Anknüpfend an die Diagnose einer Entgrenzung bzw. Vervielfältigung der Lernorte widmet sich die Erwachsenenbildungsforschung zunehmend auch der Untersuchung der Formen und Bedingungen des Lernens Erwachsener jenseits der klassischen Institutionen der Weiterbildung. Damit kommen auch andere Lernorte – etwa das Lernen am Arbeitsplatz, im Verein, im Rahmen bürgerschaftlichen Engagements und nicht zuletzt auch an der Universität – in den Blick. Durch die empirische Untersuchung des hochschulischen Lehrens und Lernens kann die Erwachsenenbildungswissenschaft somit auch einen Beitrag zur Analyse des Lebenslangen Lernens leisten (Rhein 2015).
Der vorliegende Beitrag beleuchtet das Erwachsenenlernen anhand einer Studie zum Studierverhalten an der Universität. Der Fokus wird dabei auf die habituellen Bedingungen des Studierens gelegt. Die Ergebnisse weisen aber darauf hin, das Wechselverhältnis zwischen individuellen Lernvoraussetzungen und institutionellen Möglichkeitsräumen stärker in den Blick zu nehmen.
In den letzten fünfzehn Jahren haben im postkolonialen Afrika okkulte Mächte – Geister, Hexen, Zauberer und Kannibalen – an Realität und Macht gewonnen. Diese Renaissance okkulter Mächte steht im globalen Kontext einer allgemeineren “Rückkehr des Religiösen” (de Vries und Weber 2001). Wie in Afrika, so findet auch in den USA und anderen Teilen der Welt eine “Fundamentalisierung” nicht nur des Islam, sondern auch des Christentums statt. Politische Theologien bilden sich heraus, die die Trennung von Politik und Religion aufzuheben suchen und bestreiten, daß Religion vor allem eine Privatangelegenheit ist (Derrida 2001).
Barrierefreiheit wird in der (Online-)Hochschullehre immer wichtiger. In diesem Beitrag wird aufgezeigt, welche barrierefreien Instrumentarien für Lehrkräfte möglich sind (1), wie sie einfach umzusetzen sind (2), welche Handlungsempfehlungen sich daraus ableiten lassen (3) und warum die Anwendung digitaler Barrierefreiheit als Schlüsselkompetenz für Lehrkräfte von großer Bedeutung ist (4). Dabei fließen die Erfahrungen der Autorin aus über 20 Jahren Online-Lehre mit ein.
Anliegen der vorliegenden Studie ist die Ableitung von Zielvorstellungen über notwendige Maßnahmen zur Verminderung der Nährstoffbelastung innerhalb des Berliner Gewässersystems, um das Hauptproblem für diese Gewässer - die Eutrophiemng - in der Zukunft so weit zurückzudrängen, daß eine umfassende Nutzung und nachhaltige Entwicklung der Gewässer in und unterhalb von Berlin hergestellt und dauerhaft gewährleistet werden kann. Ausgangspunkt war eine Analyse der derzeitigen Belastung der Gewässer mit Phosphor als dem Nährstoff, der in erster Linie für die übermäßige Entwicklung von planktischen Algen verantwortlich ist. Der Istzustand ist durch eine Gesamtbelastung über die natürlichen Zuflüsse, die Einleitungen der Kläranlagen der Berliner Wasserbetriebe und aus der Misch- und Trennkanalisation in einer Größe von insgesamt 415 tP/a charakterisiert. Die Zuflüsse aus Spree, Dahme und Havel haben einen Anteil von 54% an der Gesamtbelastung. Die dem Berliner Gewässersystem über die kleineren Zuflüsse, insbesondere das nakenfließ, die Erpe und den Nottekanal, zugeführten Phosphorfrachten liegen in einer Größenordnung von 43 Wa bzw. 10% der Gesamtbelastung. Die Einleitungen über die Abläufe der Kläranlagen der Berliner Wasserbetriebe liegen zur Zeit bei insgesamt 112 fP/a und haben somit einen Anteil von 27% an den gesamten P-Zufuhren. Mit 38 tP/a bzw. 9% sind die abgeschätzten Einträge über die Überläufe der Mischkanalisation und aus der Regenwasserkanalisation in der P-Bilanz der Berliner Gewässer keinesfalls mehr vernachlässigbar. Für Stickstoff wurde ebenfalls versucht, die Belastungssituation zumindest grob zu erfassen. .....
Keiner will im Ruhrgebiet leben : Deindustrialisierung und Nachbergbau in der Ruhrgebietsliteratur
(2024)
Seit dem Ende des Steinkohlenbergbaus im Ruhrgebiet steht die Region durch den Verlust dieser identitätsstiftenden Industrie vor einer unklaren Zukunft. Dies spiegelt sich auch in der Literatur wider, die sich etwa ab 2010 vermehrt mit dem Erbe des Bergbaus und den Aussichten für eine Zukunft der Region befasst. Hierbei beschreiten Autor:innen ganz unterschiedliche Wege. In den Romanen "Wie hoch die Wasser steigen" (Anja Kampmann) und "Marschmusik" (Martin Becker) sind Rückblicke auf das Zeitalter der Montanindustrie zentrale Bestandteile der Erzählung. Die Prognosen für die Zukunft bleiben jedoch andeutungsweise und vage, Kampmanns und Beckers Protagonisten scheinen mit der Bewältigung der Vergangenheit ausgelastet. Anders machen es die Romane "Anarchie in Ruhrstadt" (Jörg Albrecht) und "Am Ende der Welt liegt Duisburg am Meer" (Sascha Pranschke). Beide entwickeln auf Basis der Montanindustriegeschichte des Ruhrgebiets dystopische Erzählungen des Ruhrgebiets der Zukunft.
Im weiteren Teil dieses Einleitungsartikels werde ich […] auf einige offene Fragen in der Argumentationstheorie generell eingehen und dann auf solche, die speziell durch die beiden Arbeiten in diesem Arbeitspapier aufgeworfen wurden. Danach werde ich auf die Wahl des Datenmaterials eingehen und auf die speziellen Probleme, die das gewählte Medium (Internet-Forum) mit sich bringt. Anschließend werden sowohl konvergente als auch divergente Ergebnisse der beiden Arbeiten diskutiert, letztere insbesondere in Hinblick auf die Frage, ob sie durch den unterschiedlichen Diskussionsgegenstand bedingt sind. Zum Schluss werden dann noch einige terminologische Details angesprochen.
Mit einem entschiedenen Plädoyer dafür, einen Begriff des Spiels zu wahren, der von der Beteiligung eines Bewusstseins nicht absieht, endet Andreas Beinsteiners Beitrag. Er arbeitet am Begriff des Spiels, wie er ihn in den späteren Arbeiten von Martin Heidegger findet, eine spezifische Konstellierung zwischen Spiel und Medium heraus. Wenn für Heidegger die Vorstellung einer Gegebenheit oder physis damit verbunden ist, dass sie dem "Anwesenden die Anwesung" gibt, kommt ihr schon immer eine mediale Qualität zu. Allerdings entzieht sich Medialität dann zugunsten dessen, was sie erscheinen lässt. Sie liefert eine Bühne für das Spiel des Seienden. Auch wenn dies nicht so verkürzt zu verstehen ist, wie es dann in Gadamers Idee des "Spielplatzes" wieder auftaucht, der antitechnische Zug des Arguments ist kaum weniger deutlich. Die Möglichkeit zur Irritation, Unterbrechung, Dysfunktionalität oder gar Handlungspotenz wird der Technik von Heidegger nicht zugesprochen.
Die Frage nach Zugehörigkeit und infolgedessen nach Vereinbarkeit, vielmehr Unvereinbarkeit, von laizistischer und individualistischer Gesinnung mit einer religiös und tribal geprägten Gesellschaft stellen einen zentralen Aspekt im Theater von Lina Saneh und Rabih Mroué dar. Beide Künstler beziehen eine explizit anti-konfessionelle Position bei der Analyse und Kritik der libanesischen Geschichte und der Zerrissenheit ihrer Gesellschaft, in der Religion und Politik sich überlagern. Dies führt zu dem paradoxen Phänomen einer konfessionell geprägten und organisierten Demokratie, die den zivilen Personenstatus in die Hände der religiösen Autoritäten legt und somit dem Einzelnen wenig Entscheidungsfreiheit in Bezug auf individuelle Lebensentwürfe und alternative Zugehörigkeiten jenseits der vorgegebenen Grenzen einräumt. Welche Möglichkeiten hat das Individuum sich der Hegemonie der Gruppe zu entziehen, sein Anders-Sein und Anders-Denken zu leben und öffentlich zu vertreten? Welchen Status hat ein Künstler in einem Land, dessen innen- und außenpolitische Fragilität sowie latente und akute Konflikte einen lähmenden Zustand der "Suspension" hervorrufen, in dem Kultur zur Nebensache wird und Kunst bestenfalls als Zeitvertreib einiger weniger realitätsferner Idealisten angesehen wird? Welche Rolle schließlich spielt Kunst in einer Gesellschaft, die sich mit einem Bein im existentiellen Chaos, mit dem anderen in einer artifiziellen Hyperkonsumwelt befindet, in einer Realität, die sich zwischen einer mystisch erhöhten Vergangenheit und dem Glücksversprechen einer unmittelbar konsumierbaren Zukunft zerreibt?
This article applies imagology to "migration literature" - a genre that is described as a "peripheral phenomenon" in the 2007 handbook "Imagology", but that requires more thorough attention due to the increasing number of significant writings by immigrant authors. Focusing on works by Rafik Schami, Tahar Ben Jelloun, Amara Lakhous, Igiaba Scego, Hatice Akyün, Yoko Tawada, and Emine Sevgi Özdamar, and considering theoretical observations by Edward Said, Salman Rushdie, and Homi Bhabha, this article analyses how most texts prefer arguments and metaphors of everyday life to the traditional images and stereotypes of nationalistic discourse. It concludes by distinguishing two perspectives central to most of them: that of an "in-between" and/or a "Third Space."
Von den Veranstaltern unserer Konferenz wurde ich gebeten, über das wissenschaftliche Profil von Herrn Prof. Dr. Dirk Kemper, Leiter des vor wenigen Wochen gegründeten DAAD-RGGU-Kooperationslehrstuhls, zu sprechen, d. h. eine Außenansicht meines deutschen Kollegen zu umreißen, sein wissenschaftliches Porträt aus der Außenperspektive eines russischen Germanisten zu skizzieren.
Die anthropologischen Aspekte der Christusikone offenbaren erstaunliche und selten eingestandene Widersprüche, die allerdings die eigenen Widersprüche des Christentums sind. Die Behauptungen, die gleichsam das Rückgrat dieser besonderen Bildtradition bilden, benötigten intelligente Theorien, die nicht nur einige erstaunliche Texte, sondern auch weitere Zeugnisse im selben Medium hervorgebracht haben, und zwar Bilder sekundärer Art: Bilder von Bildern. Solche Anstrengungen, die einst auf das Unverständliche abgezielt hatten, wurden in der Moderne durch wissenschaftliche Erklärungen anstelle der theologischen fortgeführt. Wenn Wissenschaftler sich wie früher die Theologen benehmen, obwohl sie gar nicht mehr den christlichen Glauben propagieren müssen, verteidigen sie entweder ihr eigenes Wissen oder lassen alle Zweifel hinter sich, indem sie solche Bilder bewundern, deren Fallstricke einer verwickelten Geschichte ihre Aufmerksamkeit erregt haben.
Sentences containing subjective predicates - e.g., "The movie was awesome"” - are intuitively anchored to a particular perspective; this makes them different from sentences describing objective facts - e.g., "The movie was set in 1995".
While authors have long debated on whether this intuition tracks a lexical distinction between subjective and factual predicates, much remains to be explored on whether, and how, the difference between these two assertions is reflected at the illocutionary level. Relying on evidence from two experiments, we show that assertions containing subjective predicates display different discourse behavior from objective assertions. We take these findings to support the idea that SAs should be assigned a special illocutionary profile, unveiling a genuine empirical difference between subjective and factual speech.