The search result changed since you submitted your search request. Documents might be displayed in a different sort order.
  • search hit 5 of 265
Back to Result List

Lucifer sehen und lesen : ein Blatt zu Dantes Inferno ca. 1595

  • Vor uns liegt ein Kupferstich auf Papier: er misst 27,5 cm in der Höhe und 20 cm in der Breite, ein handlich-mobiles, druckgraphisches Objekt also. Am unteren Rand, innerhalb des von feinen Linien markierten Druckrahmens der Platte, stehen die drei Signaturen der an der Produktion des Blatts Beteiligten: "L.Cigoli Florent. figuravit. Cornelius Galle sculpsit. C.Galle excudit", entwerfender Florentiner Künstler ("figuravit"), Kupferstecher ("sculpsit") und Verleger ("excudit"). Das Blatt befindet sich heute im Amsterdamer Rijksmuseum. Ein geringfügig kleinerer, beschnittener Druck (26,2 cm × 19,3 cm) im British Museum in London trägt am unteren Rand nur die Marke des Verlegers aus Nürnberg: "B. Caimax excudit". Der in Florenz und Rom aktive Maler Ludovico Cigoli (1559–1613) hatte um 1595, wohl in Florenz, Zeichnungen als Vorlage für den Stich angefertigt. Er greift mit seiner Teufelsfigur eine Figuration Giovanni Stradanos von 1588 auf, die wiederum, nicht im Detail, aber in der monumentalen Anlage der Figur des Satans auf Botticellis Zeichnung vom Ende des 15. Jahrhunderts rekurriert. Vermutlich sollten die dann gestochenen Blätter zunächst als eine Art Anschauungsmaterial im Rahmen akademischer Vorlesungen und Debatten über Dante dienen. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts waren regelrechte Wort- und Argumentschlachten unter Florentiner Intellektuellen, vornehmlich an den neu gegründeten Sprachakademien, um den Stellenwert von Dantes Dichtung im Allgemeinen und um die konkreten Formen seiner poetisch konstruierten Jenseitsräume im Besonderen ausgetragen worden. Das Londoner Blatt, in Nürnberg gedruckt und verlegt, zeigt, dass Cigolis gestochener Lucifer um 1600 auch überregional reüssierte: ein gleichsam intellektuell eingehegtes und doch ästhetisch eindrücklich neu formuliertes Bild des Teufels Dantescher Lesart, das im Medium des Kupferstichs Verbreitung findet.

Download full text files

Export metadata

Additional Services

Share in Twitter Search Google Scholar
Metadaten
Author:Friederike Wille
URN:urn:nbn:de:hebis:30:3-820925
URL:http://nbn-resolving.org/urn:nbn:at:at-ubs:3-27130
URL:https://transition.hypotheses.org/929
DOI:https://doi.org/10.25598/transitionen-2022-3
ISSN:2702-918X
Parent Title (German):Figurationen des Übergangs : Schriften zu Wissenschaft und Kunst
Publisher:Paris-Lodron-Universität Salzburg, Universität Mozarteum
Place of publication:Salzburg
Document Type:Part of Periodical
Language:German
Date of Publication (online):2024/02/07
Date of first Publication:2022/10/14
Publishing Institution:Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Release Date:2024/02/12
GND Keyword:Dante, Alighieri; Inferno; Rezeption; Cigoli, Ludovico Cardi da; Kupferstich; Teufel <Motiv>; Luzifer
Volume:2022
Issue:3
Page Number:7 ungezählte Seiten
Dewey Decimal Classification:7 Künste und Unterhaltung / 76 Grafik / 760 Grafik; Druckgrafik, Drucke
8 Literatur / 80 Literatur, Rhetorik, Literaturwissenschaft / 800 Literatur und Rhetorik
8 Literatur / 85 Italienische, rumänische, rätoromanische Literaturen / 850 Italienische, rumänische, rätoromanische Literaturen
Sammlungen:CompaRe | Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft
CompaRe | Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft / Figurationen des Übergangs
Licence (German):License LogoCreative Commons - CC BY - Namensnennung 4.0 International