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Typologisches Denken gerät im 17. Jahrhundert in Unordnung, wenn die Figuren des Barock, wie der Simplicissimus, nicht (länger) das erfüllen, was sie versprechen und zugleich andere Aspekte des Figurenbegriffs an Bedeutung gewinnen. An diesem Punkt setzte die Tagung „Barocke Figuren. Zeit – Gestalt – Medien“ (27.-29. Oktober 2010, Universität Konstanz) an. Sie untersuchte eben jene (atypischen) Figuren, die sich gegen eine strenge Typologisierung sperren, deren Umwege, Metamorphosen, Begegnungen und Konflikte es aber erlauben, die Frage, was im Barock eine Figur ausmacht, in begrifflich-analytischer Perspektive neu zu stellen.
Um 1795, unter der Regentschaft des aufgeklärten Fürsten Friedrich und wenige Jahre nach dem Ausbruch der Französischen Revolution, wird in der Hofbibliothek der Fürsten zu Waldeck und Pyrmont „jedermann zu lesen gnädigst erlaubet“ (StA MR Best. 118d, Generalia I,1). Damit wird diese Fürstenbibliothek, deren Ursprünge bis ins Mittelalter zurückreichen und die in der Frühen Neuzeit zu einer prachtvollen Sammlung von Büchern und Kunstobjekten zusammenwächst, für eine breite Öffentlichkeit zugänglich. Dies legen alte Ausleihlisten und Kataloge unmissverständlich dar. Wer waren aber die Nutzer dieser und anderer Bibliotheken im Aufklärungsjahrhundert? Welche Bücher und Archivalien wurden gesammelt, gelesen oder erforscht? In welchem Maße und auf welche Art fanden das „Schöne“ und das „Nützliche“ in Bibliotheken dieser Zeit zueinander? Ausgehend von diesen Themenkomplexen fokussierte der Workshop das Spannungsverhältnis von Repräsentation, Wissen und Öffentlichkeit in (Hof)bibliotheken der Zeit zwischen Barock und Aufklärung und ging der Frage nach, wie diese drei Aspekte in der Entwicklung von der Raritätenkammer zur „modernen“ Bibliothek sich zueinander verhalten und gegenseitig beeinflussen.
Zwar gibt sich Günter Grass' "Treffen in Telgte" ausschließlich als ein Poetentreffen und hat den Blick der Leser nahezu ausschließlich auf die Poetenfiguren, ihre Diskussionen und die Analogie zur Gruppe 47 gelenkt – geheimes Zentralgestirn aber, um den die barocken Poeten kreisen, ist der im Zentrum der Erzählung in Telgte eintreffende Überraschungsgast Heinrich Schütz. In der Gegenwart des Komponisten verzwergen die Dichter mit ihrem durchaus respektablen Anliegen, eine poetische Nationalkultur zu begründen, und unterwerfen sich seiner Autorität als moralischer Instanz und als Künstler. Der 'große Schütz' formuliert nicht nur die relevante poetologische Programmatik der Erzählung, sondern initiiert auch den hier noch als Musketier und Quartiermacher auftretenden Grimmelshausen in seine spätere Rolle als den für Grass größten Dichter des Barockzeitalters und sein ihn von Jugend an bestimmendes Vorbild. Während die Poeten angesichts der politischen Ohnmacht der Dichtung in den Zeiten des nicht enden wollenden Krieges schier verzweifeln, weisen diese beiden scheinbar als Nebenfiguren eingeführten Charaktere über die Erzählung hinaus in die Zukunft.
The purpose of this paper is to present to the Brasilian reader some aspects of the most important German prose text from the 17th century, the novel 'Simplicissimus Teutsch' (1668), and its author, Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen (1621/2-1676). In addition, it treats Grimmelshausen's possible contacts with the political theories of his time.
Die Arbeit widmet sich in umfassender Analyse dem Gesamtwerk des deutschen Barockdichters Friedrichs von Logau (1605–1655). Diese beruht in erster Linie auf der zu Lebzeiten erschienenen Ausgabe der Epigramme und Gedichte, 'Salomons von Golaw Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend' (1654). Betrachtet wird die Entwicklung der Gattung des Epigramms in der deutschen Literatur und die besonderen Ausprägungen epigrammatischer Dichtkunst in der Barockzeit, ihre Stilmerkmale und ihr rhetorisch überformter Charakter. Eingehend diskutiert werden sodann die Versuche der wissenschaftlichen Definition und Verortung des Epigramms in der Theorie des 16. bis 20. Jahrhunderts und eine eigene Charakteristik der Epigramme Logaus erarbeitet. Die Untersuchung analysiert auch das breiten Spektrum der Gattung des literarischen Epigramms im Werk Logaus und die verwendeten poetischen Verfahren. Darüber hinaus kommen die patriotischen Aspekte seiner Dichtung in den Blick, und es werden die Quellen der seiner Nachdichtungen und die Anspielungen auf zeitgenössische Ereignisse vorgestellt. Ein Ausblick auf die Rezeption von Logaus epigrammatischem Werk vom Ausgang des 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart schließt sich an. Leitlinien der Untersuchungen durch den Verf. war die Erarbeitung der religiösen Weltsicht des Dichters, der gnomischen Weisheitslehre und die Aufdeckung der Verbindung zwischen dem Titel seines Werkes und der biblischen Spruchweisheit. Die Idee ist die eines "Buches der Sprüche des neues Salomo" und verkörpert sich in der Sammlung der Epigramme. Der Verfasser versucht auf der Grundlage genauer Examination des Werks die geistige Konzeption seines Werkes darzulegen und die Epigramm-Sammlung Logaus als universelles Buch der Sprüche über die Welt und das menschliche Leben zu deuten. In den Anhängen der Dissertation zeichnet der Verfasser den Lebensweg des Dichters nach und bietet eine Übersicht zu den literarischen Übersetzungen seiner Epigramme in andere Sprachen.
Mit Baltasar Gracián vertrauten Walter Benjamin-Lesern fällt sofort auf, dass der letzte und abschließende Abschnitt von Benjamins Ursprung des deutschen Trauerspiels einen unverkennbar Gracián’schen Titel trägt: "Ponderación mysteriosa". Als fremdartiges und rätselhaftes Bruchstück stehen die spanischen Vokabeln im deutschen Text. Lange Zeit wurden sie übersehen oder in Benjamins Reflexionen subsumiert. Bernd Witte deutet in seinem Kommentar zum Trauerspielbuch die Figur der 'ponderación misteriosa' als "Sinnbild für Benjamins eschatologische Zuversicht: 'Subjektivität, die wie ein Engel in die Tiefe niederstürzt, wird von Allegorien eingeholt und wird am Himmel, wird in Gott durch 'Ponderación mysteriosa' festgehalten'". Für Witte verdichtet diese Figur den theologischen Gehalt des Trauerspielbuches, zugleich zeigt sie aber auch die "Fragwürdigkeit seines literarischen Anspruches". Mit diesem Urteil sieht Witte nicht nur Benjamins Theorie des Trauerspiels und der Allegorie als wenig bedeutsam an, sondern erschwert zudem den Zugang zu einem der produktivsten Momente der Rezeptionsgeschichte von Graciáns 'ponderación misteriosa' im 20. Jahrhundert.
Den folgenden Ausführungen geht es nicht primär um eine Exegese des Trauerspielbuches und auch nicht um die traurige Geschichte seiner Rezeption, die Klaus Garber und Uwe Steiner an anderer Stelle dargestellt haben. Sie zielen eher darauf ab, aus Benjamins Denken relevante und immer noch kaum abgegoltene Perspektiven für das Verstehen des Barock zu erarbeiten und insbesondere eine Alternative zur weitgehenden Verdrängung oder Einhegung der Religion in der literaturwisenschaftlichen Erforschung der frühen Neuzeit zu entwickeln. Denn Benjamins Überlegungen zur Kratürlichkeit, die sich immer wieder in verschiedenen Konstellationen des Trauerspielbuches finden, stellen das freilich problematisch gewordene Religiöse präzise in das Zentrum der barocken Spiegelstruktur.
The article is about mediating an involvement in the development of the Rosswald Castle Theater between 1750 and 1760. Attention is paid to the theater repertoire and the representation of the artistic atmosphere in the Rosswald Castle. Last but not least, the article outlines the role of the Rosswald sentimental garden, in which the dramas, operas and ballet performances were also located. The article points to the incorporation of creative impulses of Enlightenment into the repertoire of the Rosswald cultural scene. The focus of the investigation is on the activity of Johann Heinrich Friedrich Müller, who implemented the dramatic rules of the Enlightenment in the Rosswald Castle Theater.