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In Felicitas Hoppes Roman 'Johanna' (2006) geht es nicht um die historische Johanna von Orléans (um 1412-1431) selbst, sondern um eine namenlose Ich-Erzählerin, die sich auf ihre mündliche Disputation im Fach Geschichte vorbereitet. Der Roman spielt nicht im 15., sondern im 21. Jahrhundert. Die Protagonisten sind die Ich- Erzählerin, die über Johanna von Orléans promoviert, ein Professor der Geschichtswissenschaft und sein Assistent, der von der Erzählerin auf den Spitznamen "Peitsche" getauft wird. Es geht also nicht um eine Märtyrerin, die von Geistlichen verhört und verurteilt wird, sondern um eine Doktorandin, die von einem Historiker mündlich geprüft wird. Anstelle des Todesurteils wird die Promovendin aus dem akademischen Betrieb ausgeschlossen. Es lassen sich also deutliche Parallelen zwischen den beiden Schicksalen erkennen. In beiden Fällen – ob innerhalb der Kirche oder der Universität – geht es um eine geistige Institution, die von Männern beherrscht wird und ihren eigenen 'Kanon' pflegt. Die Kirche bewahrt den Kanon der Heiligen; die Universität perpetuiert durch die Historiografie einen Kanon der wichtigsten Persönlichkeiten der Geschichte. In beiden Fällen werden die Argumente der Frau von den männlichen Juroren nicht akzeptiert beziehungsweise nicht ernst genommen. Diese Gemeinsamkeiten gilt es in diesem Beitrag vergleichend zu analysieren.
Der vorliegende Artikel nimmt die stetig zunehmende Nutzung von Online-Medien im Fremdsprachenunterricht zum Anlass, um anhand eines konkreten Beispiels die Heraus-forderungen und Möglichkeiten des Blended Learning (BL) zu umreißen. Grundlage der Überlegungen ist das Sprachlernprogramm "Idiomas sem Fronteiras" ("Sprachen ohne Grenzen"), über das seit 2016 Online-Deutschkurse mit tutorieller (Präsenz-)Begleitung an brasilianischen Hochschulen angeboten werden. Eine Umfrage unter 228 Teilnehmenden eines Kursdurchlaufs im Jahr 2019 an brasilianischen Universitäten liefert empirisch belegbare Ergebnisse zum BL-Setting, die analysiert werden und in Überlegungen zur didaktischen Umsetzung münden.
Seit der Meiji-Zeit spielte die Germanistik unter den Fremdsprachenphilologien an japanischen Universitäten eine Sonderrolle. Von konservativen Politikern gefördert, um den aus England und Frankreich importieren demokratischen Ideen entgegenzuwirken (vgl. Naka 1998), konnte das Deutsche unter den zweiten Fremdsprachen bis in die jüngste Zeit seine führende Rolle behaupten. Inzwischen ist das Fach jedoch aus internen und externen Gründen in eine Krise geraten. Die seit der Nachkriegszeit mehrfach in Angriff genommene, aber erst seit Ende der 80er Jahre tatsächlich einsetzende Universitätsreform spielt dabei eine entscheidende Rolle. Es wird im folgenden darum gehen, die Germanistik innerhalb dieses wesentlich politisch bestimmten Feldes zu verorten. Ich werde zunächst einige Grundlinien der japanischen Universität in Erinnerung bringen, wie sie bis in die 80er Jahre hinein einigermaßen unbefragt galten, anschließend die Probleme skizzieren, die sich daraus ergaben und die Universitätsreform erläutern. Abschließend wird es um die Folgen für die Germanistik, die zweiten Fremdsprachen und das Deutsche gehen. Sämtliche Ausführungen beziehen sich, wenn nicht anders vermerkt, auf die staatlichen Universitäten. Die privaten Universitäten haben naturgemäß mehr Freiheiten bei der Gestaltung ihrer Studiengänge und spielen daher teilweise eine Vorreiterrolle. In Ausrichtung, Zielgruppe und finanziellen Möglichkeiten sind sie aber so unterschiedlich, daß sie nur schwer als Gruppe zu fassen sind. Dennoch ergeben sich Übereinstimmungen mit den staatlichen Universitäten, weil sie deren ökonomisches und demographisches Umfeld teilen. Zudem müssen sich auch die privaten Hochschulen an die Richtlinien des Erziehungsministeriums halten. Auch für sie gelten also die Grundlinien der Reformen, es müssen hier aber je nach Ausrichtung der Hochschule verschieden starke Abstriche gemacht werden.
Die älteste Olmützer Universitätsmatrikel ist eine spezifische anthroponymische Quelle, in die Namen der Universitätsstudenten eingetragen wurden. Die Studenten stammten meistens aus der Oberschichten – entweder der Schicht der Adeligen oder der Bürger. Das Bedürfnis nach Prestige war in diesen Schichten sicher groß, wahrscheinlich auch deswegen erscheinen im 17. Jahrhundert in der Universitätsmatrikel so viele Fälle der Mehrnamigkeit. Daneben spielte auch die Nachbenennung nach mehreren Vorfahren eine wichtige Rolle; unter den Studenten waren auch Adelige, was die Anzahl der Vornamen beeinflussen konnte. Da es sich um die Studenten an der von den Jesuiten gegründeten Universität handelte, war die Nachbenennung nach Heiligen ein weiterer wichtiger Grund für die Vergabe mehrerer Rufnamen. Ob auch barocke Freude an einer gewissen Namenfülle oder die Einbeziehung der Paten weitere Gründe für die Mehrnamigkeit in der Universitätsmatrikel waren, kann aufgrund dieser Quelle nicht belegt werden. Die Untersuchung der Rufnamen in der Matrikel hat gezeigt, wie die religiösen Verhältnisse die Namenvergabung beeinflussten. Im Vergleich zu den Untersuchungen der Rufnamen anhand der Olmützer Stadtbücher spiegelt sich in der Matrikel eine andere Tendenz in der Entwicklung der Olmützer Rufnamen wider: Neben den traditionellen Heiligennamen lateinischer, hebräischer und griechischer Herkunft wurden in der Zeit der Gegenreformation spanische Namen von Heiligen, die erst im 17. Jahrhundert heilig gesprochen wurden, immer beliebter.
Einführende Beobachtungen
(2004)
Wenn es gilt, einen Lyriker zu ehren, böte es sich an, gewissermaßen gleich ins Gedicht zu fallen. Damit freilich wäre, zitierte ich ein charakteristisches Gedicht, schon jetzt das für Wulf Kirsten und sein Œuvre zentrale Thema angeschnitten: die Landschaft im Gedicht als Ort des autobiografischen Erinnerns und Vergegenwärtigens. (...) [Jens Haustein hat sich] deshalb für diese einleitenden Worte einen anderen Gesichtspunkt herausgegriffen, das kritisch-distanzierte Verhältnis Wulf Kirstens zu der Zunft und der Einrichtung, die ihn heute ehrt – zur Literaturwissenschaft und zur Universität – und denen er manches Bedenkenswerte zu sagen hat; wohl freilich eher auf indirekte Art und Weise.
Der Beitrag, der an einen am 22.05.2017 an der Universidade Católica Portuguesa in Lissabon gehaltenen Vortrag anknüpft, setzt sich mit der Entstehung der Fremdsprachendidaktik und Fremdsprachenforschung in Deutschland aus der Philologie seit dem 19. Jahrhundert auseinander. In besonderem Maße wird dabei das Wechselspiel zwischen Unterrichtspraxis und Philologie einerseits sowie Philologie und Fremdsprachendidaktik/Fremdsprachenforschung andererseits fokussiert. Es wird aufgezeigt, wie im 19. Jahrhundert die Bedürfnisse einer zunehmend institutionalisierten Lehrerbildung zur Etablierung der Neuphilologie an den Universitäten führten, die freilich den Fremdsprachenunterricht nicht direkt in ihren Ausbildungsprogrammen berücksichtigte. Gleichzeitig entwickelte sich aber v.a. auf der Ebene der Schulen ein Diskurs, der als Fremdsprachendidaktik ante litteram bezeichnet werden kann. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert führt das zunehmende Interesse etwa einer Angewandten Linguistik an Fragestellungen des Fremdsprachenlernens schließlich über die aus heutiger Sicht als Etappe anzusehende Konstituierung der Sprachlehrforschung zur Ausdifferenzierung einer Fremdsprachendidaktik / Fremdsprachenforschung als eigenständiger wissenschaftlicher Teildisziplin. Dies soll am Beispiel der romanischen Sprachen aufgezeigt werden.
Bereits in Jena wurde [Ludwig] Ettmüller publizistisch auf dem Gebiet der älteren deutschen Sprache und Literatur (...) tätig. (...) 1831 erfolgten dann Promotion und Habilitation sowie vier Semester Lehrtätigkeit als Privatdozent bis zum Sommersemester 1833. In diesem Jahr wurde Ettmüller, nachdem Wilhelm Wackernagel dasselbe Angebot zugunsten einer Ausstellung in Basel abgelehnt hatte, zum Professor für Deutsch am Züricher Gymnasium ernannt (...) Ettmüller gehört, trotz unbestreitbarer Verdienste, nicht zu den Großen des Faches, und das Folgende soll alles weniger sein als der Versuch einer Ehrenrettung.
Etwa seit dem Jahre 2000 lässt sich eine Tendenz an vielen portugiesischen und anderen Hochschulen feststellen: Sprachkurse finden regen Zulauf, aber die damit verbundenen Philologien klagen über einen Rückgang der Studierenden. Die Gründe dafür sind vielschichtig und nicht verallgemeinerbar, werden doch die Studiengänge sogar in demselben Land oft sehr unterschiedlich strukturiert, und dass es nicht eine Germanistik, Romanistik oder Anglistik gibt, ist gewiss zutreffend. Die siebte Ausgabe der portugiesischen Germanistikzeitschrift REAL nimmt sich dieses Themas aus verschiedenen Blickwinkeln und Länderperspektiven an. Und auch wenn die Beiträge aus unterschiedlichen Ländern und Kontinenten stammen, wird doch deutlich, wie allgemein eine Reihe von Schwierigkeiten sind.
Dort (…), wo (…) von der politischen Seite der Universitäts- und Wissenschaftsdebatten sowie von aktuellen rechtlichen Neuregelungen die Rede (…) [ist], wo es mehr um Beliebigkeit (…) [geht] als um ernsthafte und notwendige Veränderung: Dort (...) [zeigen] sich Diskurse und Entscheidungen als Ausdruck einer Politik, die in ihrer derzeitig hegemonialen Form den Prinzipien von Bildung und Wissenschaft in Wahrheit befremdet gegenübersteht. Eine Fortsetzung dieser Politik würde die Freiheit von Forschung und Lehre gefährden können und sie würde in den Universitäten und in der universitären Wissenschaft nicht weniges von dem verkümmern lassen, was Vorraussetzungen für ihren gesellschaftlich notwendigen Beitrag zum öffentlichen Gebrauch der Vernunft ist.
Die Mitglieder des Instituts haben im Berichtszeitraum durch ihre Arbeit auf vielfältige Art und Weise daran mitgewirkt, wie in den Vorjahren, einerseits Angebote in die Region zu entwickeln und andererseits die Anstrengungen in Richtung Internationalisierung von Forschung und Lehre zu verstärken. Dabei konnten bestehende Kooperationen genutzt und neue Kooperationspartner gewonnen werden. Darüber hinaus ist das Institut bemüht, einen medienästhetischen Forschungsschwerpunkt im Fachbereich 10 zu etablieren. [...] Die Mitglieder des Instituts haben durch eine rege Publikationstätigkeit (siehe nachfolgende Auflistung), vielfältige Vorträge, öffentliche Stellungnahmen, Interviews und Gespräche in Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen dazu beigetragen, dass die Universität Bremen in und außerhalb der Region als Standort einer produktiven kulturwissenschaftlichen DDR- und Deutschlandforschung wahrgenommen wird.