Tuexenia : Mitteilungen der Floristisch-Soziologischen Arbeitsgemeinschaft, Band 21 (2001)
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Im atlantischen und in zentralen Teil Mitteleuropas erweisen sich Plantago major, Poa annua, Polygonum arenastrum und Matricaria discoidea als der Kern der Gruppe der Trittpflanzengesellschaften. Die Zusammenfassung aller Gesellschaften, in denen eine oder mehrere dieser Arten gemeinsam dominieren, zu einer Klasse, nämlich den Plantaginetea majoris, ist unter den zahlreichen momentan in der Literatur verwirklichten Wegen der Syntaxonomie der Trittpflanzengesellschaften derjenige, der am besten sowohl mit der Lehre der Charakterarten nach BRAUN-BLANQUET als auch mit den Gegebenheiten im Gelände übereinstimmt und zudem keinerlei logische Widersprüche in sich aufweist. Die Tatsache, daß Plantago major im kontinentalen Bereich Mitteleuropas und im übrigen Gebiet lokal an Trockenstandorten gegenüber den einjährigen Arten zurücktritt, spricht nicht gegen eine solche Lösung. Das Zentrum der Klasse der Trittpflanzengesellschaften muß nämlich dort liegen, wo Tritt der entscheidende, möglichst sogar der alleinige Auslesefaktor ist, und nicht dort, wo länger andauernde Phasen von Trockenheit als weiterer Auslesefaktor hinzukommen.
In der vorliegenden Arbeit wird ein Überblick über die Pflanzengesellschaften des Auengrünlandes im Mittelelberaum zwischen Wittenberg und Schönebeck in Sachsen-Anhalt (Biosphärenreservat Mittlere Elbe) gegeben. Es werden 5 Gesellschaften unterschieden - Cnidio dubii-Deschampsietum cespitosae, Filipendulo vulgaris-Ranunculetum polyanthemi, Dauco-Arrhenatheretum elatioris, Galio molluginis-Alopecuretum pratensis und Elymus repens-Gesellschaft - sowie Untergesellschaften aufgestellt und ihre Ausprägungen im Gebiet beschrieben. Die Gesellschaften werden einem historischen und räumlich-regionalen Vergleich unterzogen. Ihre syntaxonomische Stellung wird diskutiert. Mit dieser Veröffentlichung soll eine Lücke in der aktuellen Bearbeitung wechselfeuchter Grünländer im bundesdeutschen Raum geschlossen werden. In den 1990er Jahren erfolgte durch die einsetzende extensive Nutzung eine floristische und strukturelle Regeneration des Auengrünlandes in Annäherung an historische Ausbildungen der 1950er Jahre. Gegenüber dieser im Vergleich mit der intensiven Nutzung der vergangenen Jahrzehnte positiven Entwicklung stellen gegenwärtig Nutzungsvernachlässigung und -auflassung von Flächen eine neue Gefährdung für das artenreiche Auengrünland dar. Die beschriebene Struktur und Artenzusammensetzung sowie die vorgenommene syntaxonomische Einschätzung des Auengrünlandes sind mit den Ergebnissen weiterer jüngerer Arbeiten zu dieser Thematik in Mittel- und Nordostdeutschland vergleichbar. Sie werden gegenüber ähnlichen Gesellschaften benachbarter Gebiete als eigenständig betrachtet.
Messungen morphologischer Parameter an Potamogetón perfoliatus führten zu zahlreichen positiven Korrelationen wie bereits frühere Untersuchungen an Isoëtes lacustris. Es ergaben sich Übereinstimmungen trotz unterschiedlicher Lebensgeschichte. Abweichungen spiegeln die unterschiedlichen Wachstumsstrategien wider, die die beiden Arten verfolgen. Weitere Korrelationen zeigen die Abhängigkeit der Blattentwicklung bei P. perfoliatus bzw. der Rosettenausbildung bei I. lacustris von Standortbedingungen. Ergänzende Messungen erwiesen, dass eine Reihe von Regressionsgleichungen für weitere 6 Laichkrautarten bzw. 9 Isoëtes-Taxa gültig ist. Ihre besondere Bedeutung haben die erhaltenen Regressionsgleichungen für die zerstörungsfreie Gewinnung von Daten für gefährdete Pflanzenarten und ihre Bestände, beispielsweise den Blattflächenindex; dafür werden Beispiele gegeben.
Biodiversität und nachhaltige Entwicklung sind Leitziele zukünftigen Handelns in der Landschaft. Auf der Ebene der Vegetation heißt dies: Wie kann die größtmögliche Vielfalt von Pflanzengesellschaften in einer Region erhalten und entwickelt werden? Wie können diese Gesellschaften in eine nachhaltige Landbewirtschaftung integriert werden? Wie kann die Vegetation überhaupt wieder stärker in die Kulturtätigkeit des Menschen eingebunden werden? Das Konzept der Potentiellen Kulturlandschafts-Vegetation ist der Versuch einer Antwort auf diese Fragen. Es wird dem Konzept der potentiellen natürlichen Vegetation gegenübergestellt, indem es bewußt den Menschen in den Mittelpunkt der Betrachtung rückt. Die Potentielle Kulturlandschafts-Vegetation (PKV) ist demnach diejenige Vegetation, die sich in einem Landschaftsraum gerade durch die qualitativ unterschiedlichen Tätigkeiten des Menschen entwickelt. Dabei werden vor allem diejenigen Tätigkeiten ins Auge gefaßt, die die Vielfalt von Vegetationstypen erhöhen. Bei der Ordnung der Vegetation nach Hemerobiegraden ist ebenfalls der Mensch der Bezugspunkt. Dieses Verfahren hat jedoch den Nachteil, daß das mehrdimensionale Nutzungsmuster der Tätigkeiten des Menschen auf eine eindimensionale Skala reduziert wird. Das Konzept der Potentiellen Kulturlandschafts-Vegetation versucht dagegen, die mehrdimensionale Ordnung menschlichen Wirkens abzubilden. Dazu wird die historische Einheit von Dorf und Dorfgemarkung zugrundegelegt. An Beispielen von Grünland-Vegetationskomplexen aus den nordwestdeutschen Geest- und Lößlandschaften wird die PKV des dörflichen Kulturgradienten sigmasoziologisch dargestellt und damit das anthropogene Vegetationspotential der verschiedenen, nutzungsbedingten Zonen herausgearbeitet. Die Begrenztheit dieses Verfahrens unter den Bedingungen der heutigen ausgeräumten Landschaften wird diskutiert und auf die Notwendigkeit der zusätzlichen Auswertung historischer Quellen hingewiesen. Die Bedeutung der Magerrasen innerhalb der PKV wird herausgestellt. Abschließend wird die Anwendungsmöglichkeit des Konzeptes der PKV für die Landschaftsentwicklung aufgezeigt.
Der Besenginster (Cytisus scoparius (L.) Link) nimmt durch seine Biologie in vielerlei Hinsicht eine Sonderstellung unter den Strauchgehölzen Mitteleuropas ein. Über symbiontische N2-Fixierung erscheint C. scoparius potenziell in der Lage, durch Stickstoffanreicherung verändernd auf seinen Standort einzuwirken. Sein tiefreichendes Wurzelwerk kann zudem eine Basenverlagerung aus tieferen Gesteinsschichten in den Oberboden ermöglichen. Im Rheinischen Schiefergebirge und besonders im Lahn-Dill-Bergland (Mittelhessen) besitzt er einen deutlichen Verbreitungsschwerpunkt auf Ackerbrachen. Daneben kommt er in Borstgrasrasen, Schlagfluren und lichten Wäldern vor. C. scoparius bildet im Sukzessionsverlauf Vegetationskomplexe aus dichten Gebüschen und drei gut abgrenzbaren Rasengesellschaften. So bilden Dominanzbestände der Drahtschmiele (Avenella flexuosa) die Ausgangsvegetation der Ginstergebüsche an stark sauren Standorten, während die Festuca rubra-Agrosti tenuis-Gesellschaft im Untersuchungsgebiet als häufigste den Ginster begleitende Rasengesellschaft an etwas besser nährstoffversorgten Standorten angetroffen wird. Im engen räumlichen Zusammenhang mit dieser werden Dominanzbestände des Glatthafers (Arrhenatherum elatius) gefunden. Die nachfolgende Sukzession kann über mehrere fakultative Zwischenstadien verlaufen. Eine auf floristischen Ähnlichkeiten beruhende Verknüpfung aller klassifizierten Vegetationseinheiten zu den jeweiligen Rasengesellschaften ermöglicht die Darstellung von zwei edaphisch getrennten Sukzessionsreihen. Die Analyse verschiedener Entwicklungsphasen der Verbuschung mit Besenginster belegt in den drei Rasengesellschaften einen deutlichen Einfluss der Art auf die floristische Zusammensetzung der Bestände. Begleitende standortkundliche Analysen ergänzen die vegetationskundlich gewonnenen Ergebnisse. Es lässt sich ein deutlicher Einfluss von C. scoparius auf den Mineralstickstoff- und Basengehalt der Bodenlösung im Oberboden nachweisen. Eine aktive Rolle des Ginsters als „ecosystem engineer“ in der Sukzession seiner Standorte erscheint hiermit belegt.
Am 25. April verstarb im 75. Lebensjahr nach langer schwerer Krankheit Gisbert Große-Brauckmann. In Göttingen am 12. Mai 1926 geboren, wuchs er in einem durch die Altphilologie geprägten Elternhaus auf. Vater und Großvater waren Altphilologen; dennoch zeigte sich schon früh das besondere Interesse von Gisbert Große-Brauckmann für die Biologie und insbesondere die Botanik.
Obwohl der floristische und naturschutzfachliche Wert von Halbtrockenrasen der Zechsteinland schaft der Orlasenke (Ostthüringen) in der Literatur wiederholt Erwähnung fand, war die vegetationskundliche Situation bislang nicht detaillierter zu belegen. Anhand von 168 Vegetationsaufnahmen werden nun diese Kalkmagerrasen charakterisiert. Auf eine Zuordnung auf Assoziationsebene wird jedoch verzichtet. Neben einer Acinos arvensis- wird eine Trifolium pratense-Mesobromion-Gesellschaft unterschieden, die in Varianten mit Sesleria albicans bzw. Arrhenatherum elatius zu differenzieren ist. Unter Einbeziehung von pflanzensoziologischen Aufnahmen anderer Autoren erfolgt ein Vergleich von Sesleria albicans-reichen Halbtrockenrasen verschiedener Landschaftseinheiten, bei dem die regionalen Unterschiede veranschaulicht werden. Auch die Blaugrasrasen der Orlasenke sind lediglich als eine Ausbildung innerhalb des Eu-Mesobromion anzusehen, wie es aus anderen Regionen schon mehrfach beschrieben wurde.
Die vorliegende Studie gibt einen Überblick zur Synsystematik der anspruchsvolleren Buchenwälder des nordwestlichen Weserberglandes (Osnabrücker Berg- und Hügelland, Teutoburger Wald). Das Gebiet zeichnet sich durch den Übergang vom subatlantischen zum subkontinentalen Florenelement aus und stellt gleichzeitig die nordwestliche Verbreitungsgrenze der anspruchsvolleren Buchenwald- Gesellschaften der Fagetalia sylvaticae in Nordwest-Deutschland dar. Die Buchenwald-Gesellschaften auf Kalkgesteinen der Trias, des Jura und der Kreide entsprechen an ihrem Arealrand im Wesentlichen den für Nordwest-Deutschland genannten Einheiten. Dabei charakterisiert sich das Carici-Fagetum nur schwach und wird als fragmentarische Ausbildung am Rande seines Verbreitungsgebietes angesprochen. Dem Hordelymo-Fagetum fehlt im Gebiet fast durchgehend die Kennart. Es kann aber durch eine relativ große Zahl von Trennarten als eigene Einheit abgeteilt und in mehrere Subassoziationen gegliedert werden. Der Bärlauch-Buchenwald differenziert sich darin als Hordelymo-Fagetum allietosum. Auf den Osten beschränkt ist das kontinental verbreitete Hordelymo-Fagetum lathyretosum, das im Osnabrücker Berg- und Hügelland vom eher atlantisch beeinflussten Hordelymo-Fagetum pulmonarietosum ersetzt wird. Basenärmere Standorte besiedelt das Galio odorati-Fagetum in der Typischen Subassoziation, der Circaea lutetiana-Subassoziation und der Subassoziation mit Farnen (Galio-Fagetum dryopteridetosum). Der Waldmeister-Buchenwald nimmt im Galio odorati-Fagenion die zentrale Stellung ein. Der Flattergras-Buchenwald wird zwischen Galio odorati-Fagetum und Deschampsio flexuosae-Fagetum aufgeteilt. Damit wird eine deutliche Trennung der anspruchsvolleren von den bodensauren Buchenwäldern erreicht. Das eigenständige bisher häufig abgegrenzte Oxali-Fagetum wird aufgegeben. Aus der floristischen Gliederung ergibt sich zugleich eine deutliche bodenökologische Differenzierung. Zur Überprüfung der syntaxonomischen Einordnung der Gesellschaften an ihrer Verbreitungsgrenze und zur Darstellung der synchorologischen Veränderungen in Nordwest-Deutschland werden aus der Literatur entnommene Vegetationsaufnahmen aus dem Untersuchungsgebiet und angrenzenden Gebieten ausgewertet.
Auf der Ebene von Formationen und Vegetationsklassen wird eine Übersicht über die pflanzensoziologische Verbreitung der rund 565 einheimischen und eingebürgerten Annuellen basierend auf ROTHMALER et al. (1996) gegeben. Annuelle kommen in 12 der 13 Formationen (sensu WILMANNS 1998) vor. Die Untersuchung gibt ferner einen Überblick, welche der insgesamt zwanzig Wuchsformen Annueller in den einzelnen Gesellschaftsklassen in welchem Umfang vertreten sind. Es werden Bezüge zwischen der Vergesellschaftung der einzelnen Art und ihrer Wuchsform in Hinblick auf den Anpassungswert morphologischer Merkmale herausgestellt. Während phänotypisch plastische (aktive) Anpassungserscheinungen sehr selten sind, kommen familientypische, d.h. systematische, genotypische Merkmale, die als (passive) Vorteile für die Art betrachtet werden können, weit häufiger vor. Die Hypothese, daß morphologisch bzw. physiologisch spezialisierte Arten (Klettern, Sukkulenz, Parasitismus) eine geringe soziologische Amplitude besitzen, d.h. in nur wenigen Verbänden/Klassen vergesellschaftet sind, bzw. daß morphologisch unspezifischere Arten eine weite Amplitude besitzen, konnte nur zum Teil bestätigt werden. Mit einigen Ausnahmen sind die Arten der unterschiedlichen Wuchsformgruppen in durchschnittlich 1,5-1,8 Vegetationsklassen vergesellschaftet. Etwa 43% der Annuellen sind indigen, 31% gehören zu den Archäophyten und 26% zu den Neophyten. Als agriophytisch sind 57 Arten einzustufen, was ca. der Hälfte aller Agriophyten in Mitteleuropa entspricht.