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Wir haben[...] Heines literaturhistorische Kompetenz herauszuarbeiten und insbesondere auf seine Prägung durch die Hegelsche Philosophie und ihre Derivate zurückzuführen versucht. Ausgangspunkt unserer Überlegungen war Heines handschriftliche Notiz über Gervinus [...]. Gervinus‘ Geschichte der poetischen National-Literatur der Deutschen (1835/42) und Heines thematisch und entstehungsgeschichtlich zusammengehörige DeutschlandSchriften weisen eine beträchtliche Anzahl struktureller und inhaltlicher Übereinstimmungen auf. Diese Übereinstimmungen sind insofern um so beachtenswerter, als Gervinus’ Werk als geradezu paradigmatische Literaturgeschichte einzuschätzen ist, die schon von ihren Zeitgenossen als solche anerkannt wurde und noch während ihrer Entstehungszeit zum Bezugspunkt der seit den 1820er Jahren geführten Reformdiskussion über die Zielsetzungen einer neuen, litterärhistorische Darbietungsformen hinter sich lassenden Literaturgeschichtsschreibung avancierte. Mit seinen Deutschland-Schriften hat Heine also den Nerv der damaligen Reformdiskussion getroffen und eine nicht zu unterschätzende Zahl der in ihr erhobenen Anforderungen an das neue literaturhistorische Projekt bereits historiographisch umgesetzt.
Unlike cultural studies and their tendency to read literary texts as epistemological discourses, the target of this study is to develop the potential of difference between fictional and non-fictional texts, in view of Heinrich von Kleist's novella "Die Verlobung in St. Domingo". In this perspective, not only does Kleist's text use colonialist, racist, historiographic discourses, but also explicitly deals with them from the very beginning. Colonialist dualism and individual encounter, racist stereotypes and narrative contingency, historiographic discourse and unexpected event are connected in a paradoxical manner. Although the discourse effects seem to prevail, the literary text asserts itself in the process of narration by undermining and challenging the power of the discourses.
Anhand ausgewählter vor allem deutschsprachiger historiographischer Texte des Hoch- und Spätmittelalters werden die Strategien der Versprachlichung von 'Herrschaft' untersucht. Berücksichtigt werden einerseits die frühe volkssprachliche Produktion des 13. Jh.s (Sächsische Weltchronik), andererseits spätere Werke des 14.-15. Jh.s, die durch Provenienz in den böhmischen Ländern bzw. durch entsprechende thematische Ausrichtung gekennzeichnet sind, teilweise mit Einbeziehung von anderssprachigen Vorlagen oder Parallelfassungen (Textkomplexe der Dalimil-Chronik (mit dem vorangestellten annalistischen Abriss), Pulkava-Chronik und Vita Caroli). Dadurch wird die zentrale Rolle von 'Herrschaft' in dieser Gattung dargelegt, wobei zugleich der Einsatz relativ unterschiedlicher sprachlich-formulatorischer Mittel beobachtet werden kann.
Zu den wichtigsten Neuerungen der "Sattelzeit", dem Übergang von der alteuropäischen zur "modernen" Gesellschaft um 1800, gehört die Herausbildung und Etablierung einiger Begriffe, die sich durch ihre Fähigkeit auszeichnen, eine Vielzahl verstreuter Erscheinungen als kontinuierliches Ganzes zu präsentieren. "Kollektivsingulare" hat Reinhart Koselleck diese Begriffe genannt, zu denen beide Definienten des im vorliegenden Band umrissenen Forschungsbereichs zählen: "die Geschichte" ebenso wie "die Literatur". Diese und andere Kollektivsingulare integrieren, was in einer von der Erfahrung beschleunigter Veränderung geprägten Welt, in der das Wißbare beständig wächst, dem verstehenden Zugriff zu entgleiten droht. In der modernen Welt kommt oder – hier muß mittlerweile vielleicht einschränkt werden – kam ihnen daher eine kaum zu überschätzende kognitive wie lebenspraktische Funktion zu.
Mit Blick auf die neuere historiographische Entwicklung plädiert Marian Füssel für eine prozessuale Betrachtung des Ganzen. Nur dies erlaube die Aufsprengung des Gegensatzes zwischen einer Mikro- und einer Makroebene von Geschichte. Angesichts der Komplexität und der wechselseitigen Durchdringung historischen Geschehens - als Beispiele nennt Füssel Handel und Krieg - sei dieser Gegensatz nicht adäquat. Zu diesem Fazit gelangt Füssel, nachdem er prominente Ganzheitsvorstellungen unterschiedlicher Schulen der Geschichtsschreibung vom Historismus über die 'histoire totale' und die Sozial- bis hin zur Mikro- und Globalgeschichte vorgestellt hat. Historische Ganzheitsvorstellungen, die auf einer Vermittlung von Allgemeinem und Besonderem beruhten oder die dem Prinzip der Repräsentation verpflichtet blieben, muteten heute genauso unbefriedigend an wie solche, die undifferenziert "Fragmentierung, Dezentrierung und Pluralisierung" feierten. Die Kritik an herkömmlichen Ganzheitsvorstellungen der Historiographie ist für Füssel demnach nicht Anlass, das Ganze zu verabschieden, sondern, es zu rekonzeptualisieren. Dass auch Füssel mit dem Fokus auf den 'Prozess' jenes Phänomen als Chance für das Ganze begreift, das vormals oft als dessen Bedrohung identifiziert wurde, zeigt das Ausmaß der Umbrüche, in denen die Formen des Ganzen sich derzeit in praktisch allen geisteswissenschaftlichen Disziplinen offenbar befinden.
Die Hauptargumentation soll zeigen, wie die Romane von Bobrowski und Drach die Unterscheidung zwischen der historiographischen Ebene des Erzählens und dem erzählten historischen Geschehen in ihrer paradoxen, da heißt prekären, aber konstitutiven Bedeutung für das Schreiben/Erzählen von Geschichte reflektieren. Dieser Zweck erfordert es auch, die Analytik Hayden Whites für die Narrativität der wissenschaftlichen Geschichtsschreibung in Gebrauch zu nehmen; außerdem werden die Methodologie des New Historicism und Leitsätze einer postkolonialen Historiographie herangezogen.
Paul Gilroy verweist in seinem "The Black Atlantic" auf Walter Benjamin, dessen Konzept der "Urgeschichte" der Moderne ihm insbesondere wegen aus der jüdischen Mystik übernommener Elemente für die Konstruktion einer Alternative zur Siegergeschichte geeignet erscheint. [...] Wie lässt sich ein notwendig diskretes mystisches Eingedenken gegen das unausweichlich dröhnende Triumphgeschrei der Sieger diskursiv umsetzen? So klar auch sein mag, dass die konstitutive Voraussetzung für die Konstruktion und das Schreiben der Geschichte der Unterdrückten nur darin liegen kann, den Namenlosen zuzuhören, bleibt gleichwohl die Frage nach der Möglichkeit der Darstellung einer Geschichte der Namenlosen. Lässt sich Geschichte überhaupt jenseits einer vermeintlich unentrinnbaren Dialektik von Siegern und Verlierern, mithin anders darstellen als in der Sprache und aus der Warte der Sieger? Um Missverständnissen vorzubeugen: Im Folgenden soll nicht Walter Benjamin zum Vordenker des Post-Kolonialismus stilisiert oder in aktuelle de-kolonialistische Debatten hineingezwängt werden. Stattdessen dient Gilroys intuitive Hinwendung zu Benjamin als Ausgangspunkt für die Suche nach einer Alternative zu der in Europa bis heute bestimmenden Geschichtsschreibung aus der Warte der Sieger.