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Mit diesem DIE spezial liegt eine einzigartige Zusammenschau interdisziplinärer Lern- und Lehrforschung vor. Initiiert vom DIE, arbeiteten zwei hochkarätig besetzte internationale Forschungsgruppen den Stand der Lern- und der Lehrforschung auf. Die hier dokumentierten und erwachsenenpädagogisch kommentierten Ergebnisse der Arbeitsgruppen sind nicht nur für Theoretiker interessant. Sie bieten Praktikern zahlreiche Möglichkeiten, didaktisches Handeln an Erkenntnisse der Lernforschung zu knüpfen.
Am Beispiel einer chinesischen Kurzgeschichte soll aufgezeigt werden, dass die Qualität einer Übersetzung elementar mit spezifischen Erzählstrukturen, insbesondere mit ganzheitlichen textuellen Makrostrukturen zusammenhängen kann. Und das wird ganz besonders deutlich bei einer Kurzgeschichte, die selbst ein Textschema nachzeichnet, das sich in Europa entwickelt hat, nämlich den Stream-of-consciousness. Der Chinese Wang Meng übernimmt eigentlich ein Textschema aus der westlichen Kultur. Vor dem Hintergrund der Textvorstellungen in der deutschen Kultur wird es durch die deutschen Übersetzer aber wieder als etwas Fremdes wahrgenommen, das verändert werden und der deutschen Kultur angepasst werden muss, obwohl der Stream of consciousness mit seiner literarischen Äußerungsform, zwar oft nicht so leicht verständlich und gewöhnungsbedürftig, in Europa aber bekannt und als stilistische Konvention akzeptiert ist. Daraus lässt sich ableiten, dass einerseits Makrostrukturen eines fremdsprachlichen Textes, zum Beispiel auch typische Wesenszüge bestimmter Textsorten, stärker wahrgenommen werden müssen, andererseits ist bei einem interkulturellen Perspektivenwechsel, insbesondere in Bezug auf kulturelle Äußerungen in China, die sich selbst auf Europa beziehen, im Zusammenhang mit Verfremdungsabsichten Vorsicht geboten.
Das Dorf Omutiuanduko in einem "Herero-Homeland" im mittleren Nordwesten Namibias hat wie viele Kommunen in dieser wüstenreichen Region mit Wasserproblemen zu kämpfen. 2002 erhielt Omutiuanduko von Namwater, der staatlichen Wasserversorgung, ein Bohrloch und eine Dieselpumpe sowie praktische Anleitung zum organisatorischen Aufbau einer Wasservereinigung (orutu yorwi), in der die Herero ihre Belange selbst verwalten müssen. Danach zogen die Experten ab, die Gemeinde musste allein zurecht kommen – ein typisches Beispiel, wie lokale Entwicklungshilfe abläuft. Doch was passiert, wenn die Experten das Feld räumen? Wie wird externes Wissen angeeignet und umgesetzt? Wie verträgt sich das mit den lokalen Sprachen und der sozialen und kulturellen Dynamik vor Ort? Um solche Phänomene wissenschaftlich zu untersuchen, hat die Volkswagen-Stiftung im Schwerpunkt "Schlüsselthemen der Geisteswissenschaften" im Juni 2003 das Forschungsprojekt "Language, Gender, Sustainability" angestoßen: In multidisziplinär orientierten Studien sollen lokale Entwicklungsprojekte in der Elfenbeinküste, Indonesien und Namibia soziolinguistisch untersucht werden. Ausgangspunkt der Forschung ist die Beobachtung, dass zwar die Arbeit von Entwicklungsprojekten sehr gut dokumentiert ist und regelmäßige Kontrollen zur Durchführung vorgenommen werden. Lokale Prozesse können aus unserer Sicht erst dann verstanden werden, wenn berücksichtigt wird, wie sie in den lokal verwendeten Sprachen formuliert werden.