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Die atlantische Götterlehre
(1926)
In Völkerschaustellung in Deutschland und Frankreich von 1874 bis zum Ersten Weltkrieg werden ethnologische Ausstellungen fremder Kulturen und Völker als Phänomen der Kolonialzeit untersucht. Es wird deutlich, dass diese heute befremdlich wirkenden Völkerschauen keineswegs allein aus imperialen Politiken und Praktiken heraus erklärt werden können. Anhand deutscher und französischer Quellen – Zeitungen, Zeitschriften und ausgewählte Ego-Dokumente – werden die jeweiligen gesellschaftlichen Diskurse rund um die Völkerschauen vergleichend untersucht, dabei die Frage nach zeitgenössischen Imaginations- und Konstruktionsformen des Fremden oder nach Wahrnehmung und Attraktivität von Exotik gestellt. Jenseits kolonialer Propaganda – und trotz der nationalen Unterschiede in Darstellung und Inszenierung – können in beiden Ländern unternehmerische Interessen der Veranstalter und insbesondere Neugier und Unterhaltungsbedürfnis der Ausstellungsbesucher als wichtige Faktoren zur Erklärung des Phänomens der Völkerschauen und der sie begleitenden Diskurse herausgearbeitet werden.
Angola hat, besonders im 19. Jh., zahlreiche deutsche Forschungsreisende angezogen, die aber nur selten Berücksichtigung finden. Ihnen widmet sich dieses Buch, das zugleich Neuinterpretation, Handbuch und Anthologie ist. Darüber hinaus vermittelt es grundsätzliche Einblicke in die Geschichte der Ethnologie. 30 Kurzbiographien geben Hinweise zum Lebenslauf der Forschungsreisenden mit den Hauptdaten und dem Verlauf der Reise(n) in Angola, ihren Zielen, den Veröffentlichungen, sowie zu ethnographischen Sammlungen und visueller Dokumentation. Sie werden durch Textbeispiele aus den Werken der betreffenden Afrikareisenden ergänzt. Ein besonderes Augenmerk wird jeweils auf das Bild gerichtet, das sich die deutschen Reisenden von den afrikanischen Menschen gemacht haben, sowie auf die Art und Weise und den Kontext, in dem ihre späteren Publikationen über diese Begegnungen zustande kamen. Spezialbibliographien zu jedem der Forscher vermitteln erstmals eine umfassende bibliographische Übersicht. Über die biographischen Aspekte hinaus geht es im wesentlichen, vor allem in der ausführlichen Einführung, um die Entstehungsbedingungen und die Entstehungsgeschichte unserer Quellen, um die spezifischen Umstände und den allgemeinen Kontext der Produktion unseres Wissens. Abbildungen einiger Skulpturen aus den mitgebrachten ethnographischen Sammlungen, die wir heute als Meisterwerke afrikanischer Kunst bewundern, bilden einen eindrucksvollen visuellen Kontrast zu den meist abschätzigen Urteilen ihrer Sammler über diesen "Fetischkram".