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With reference to the Marx Seminars at the University of São Paulo, this chapter discusses the creation of a specific tradition in the social sciences that marks a crucial moment in the history of postcolonial and decolonial studies. By means of the concept of periphery, I reconstruct how this tradition refuted temporal and stadial dualisms. Moreover, I argue that the development of this new perspective in the social sciences must be understood in terms of its efforts to rethink Marx but also, and more importantly, by the need to rethink Brazil's place in the world. Following this thread, I analyse Roberto Schwarz's work as paradigmatic for a proper understanding of the centrality of the concept of periphery in these discussions.
In seiner "Poétique française" (1763) und seinen "Eléments de littérature" (1787) entwickelt der französische Dichter und Theoretiker Jean-François Marmontel Ansichten zum Stil, die von der traditionellen Regelpoetik geprägt sind, allmählich aber einen Übergang zur Individualstilpoetik andeuten. Während er diese verschiedenen Paradigmen durch den Geschmacksbegriff noch zu vereinen sucht, zeigt die deutsche Rezeption seiner Theorie, insbesondere Gottlob Benedikt von Schirachs Übertragung, wie sich der Kompromiss aufzulösen beginnt und wie sich neben der Durchsetzung der Individualstilpoetik auch eine Trennung zwischen Wissenschaft und Kunst anbahnt.
This article contributes to the European history of musical nationalism with regard to operatic debates in the eighteenth century. The investigation reveals that within operatic debates national categories were used for all levels of the multimedia genre of opera: music, text, composer, and actor. Moreover, the relationship between national character and national taste was a highly critical point: there was general agreement that only outstanding aesthetic abilities enable composers to go beyond their own particular national character. Only in this respect could aesthetic abilities stand above national taste, which was said to be shaped by national character.
The "World Geography" ("Wanguo dili quanji" 萬國地理全集) published in 1844 by the Protestant missionary Karl F.A. Gützlaff was the first geographical account to introduce some European ethnotypes to China. Based on recent archival findings, my article compares this book with both its presumed Western source and its rendering in the 1847 edition of Wei Yuan 魏源's "Maps and Documents of the Maritime Countries" ("Haiguo tuzhi" 海國圖志). It thus explores the role that interlingual and intralingual transfers respectively played first in negotiating and then renegotiating two European stereotypes in their early travels to and within the Qing empire.
Die Leerstelle Walter Benjamin : zur Verfehlung einer kulturwissenschaftlichen Wahlverwandtschaft
(2023)
Unter den 53 Namen der Autoren, deren Beiträge in dem Jahrzehnt zwischen 1921 und 1931 in den neun Bänden der Vorträge der Bibliothek Warburg erschienen sind, springt eine signifikante Lücke ins Auge; es fehlt darin der Name Walter Benjamins. Die Tatsache, dass keine seiner Arbeiten den Weg in die Vorträge fand, ist mehr als bemerkenswert - dies nicht nur wegen der zahlreichen Korrespondenzen seiner Schriften zu den Forschungen der KBW und der deutlichen Nähe zwischen den Interessen Benjamins und Warburgs, die gegenwärtig zu den bekanntesten Köpfen der 'ersten Kulturwissenschaft' gezählt werden. Ihre Namen werden nicht selten zusammen diskutiert. Die Abwesenheit Walter Benjamins in den Publikationen der KBW wie überhaupt in deren gesamtem Netzwerk ist besonders irritierend, weil er sich seinerseits intensiv und ausdauernd darum bemüht hat, mit der Forschergruppe um Warburg in Kontakt zu treten, und seine Wertschätzung für Aby Warburg und dessen Bibliothek mehrfach in seinen Veröffentlichungen zum Ausdruck brachte. Die latente Wahlverwandtschaft der beiden herausragenden Kulturwissenschaftler aber konnte nicht manifest werden, weil ihre Formulierung einseitig blieb und eine Resonanz von der anderen Seite ausblieb.
Structural anthropology remains a hidden influence in Frantz Fanon's theory of the 'sociogenesis' of mental illness. This chapter outlines how Fanon's belief in the therapeutic capacity of 'socialization' critically absorbs Claude Lévi-Strauss's examination of the link between 'madness' and the symbolic structure of society. These innovations, Chamberlin argues, pushed Fanon to institute 'semihospitalization' as a radically dialectical method of treatment in his final role as a clinician at the Neuropsychiatric Day Centre in Tunis (1958–60).
A small, blind-tooled volume sits on a table covered in green baize: one clasp is open, the other is closed; and a slip of paper emerges from it reading 'Veritas odium parit' ('truth breeds hatred'). This detail occurs in the foreground of a portrait by Hans Holbein of a young man identified as the Cologne patrician Hermann von Wedigh III (Metropolitan Museum of Art, New York). A study of the physical features of the book and of the history of the brief text - actually an ancient and then Erasmian adage - leads to a new interpretation of the painting in the context of humanist friendship. The book is seen to be a multivalent simile for the work of art authored by the artist as well as for the sitter himself, raising questions about the implications for these of a medium that can be opened and closed. The half-open condition of the book is understood to reflect the complementary pressures of openness and closedness, accessibility and intimacy, that characterized the Renaissance republic of letters.
Practices of rewriting and mouvance are central to medieval culture, but have been neglected by contemporary scholarship. This paper highlights how collaborative forms of writing such as religious song engage with complex theological thought, opening up a discourse from which the laity had previously been excluded. Using forms which defy conventional author-based aesthetic norms, these songs explore poetic practices which are both collective and inclusive.
Diese Studie konfrontiert zwei prominent angelegte, epistemisch komplexe Perspektiven auf den Handlungsverlauf von Storms "Schimmelreiter" und den Charakter seines Protagonisten, Hauke Haien, miteinander: eine medizinische und eine theologische. Bei der Rekonstruktion dieser beiden Sichtweisen werde ich in drei Schritten argumentieren:
I. möchte ich, die virtuelle Perspektive eines (in Bezug auf Storm) zeitgenössischen Lesers mit psychiatrischen Kenntnissen bzw. Interessen einnehmend, eine Art Diagnose Hauke Haiens vorführen. Von diesem Blickpunkt aus gesehen ist der junge Deichgraf (trotz der Storm-typischen ruralen Atmosphäre) ein Neurastheniker, wie er im (Lehr-)Buche steht.
II. werde ich, der genannten medizinischen Perspektive weiter folgend, auf die hereditären Belastungen zu sprechen kommen, denen Hauke und noch mehr seine schwachsinnige Tochter Wienke ausgesetzt sind: In der über drei bzw. vier Generationen angelegten Degenereszenz - mit dem Neurastheniker Hauke Haien in zentraler Mittelstelle - kann, wie ich zeigen möchte, ein Ordnungsprinzip der Novelle gesehen werden.
III. werde ich die (scheinbare) Gegenperspektive, nämlich die eines protestantisch vorgebildeten und/oder gläubigen zeitgenössischen Lesers, einnehmen. Von dieser Warte aus gesehen ist der Tod Haukes und seiner Familie eine Konsequenz des alttestamentlichen Gottesfluchs, der die Übertretung der Zehn Gebote bis in die dritte und vierte Generation hinein
sanktioniert.
Ein Blick auf die klassizistischen Plastiken um 1800 - verfertigt von Dannecker, Canova oder Thorwaldsen - verweist trotz aller Verschiedenheit auf einen gemeinsamen Charakterzug: den Kult der Jugend. [...] Der Blick ist nach innen gerichtet; körperliche Gegenwart steht in Spannung zur seelischen Ferne. Diese Blickweise ist unantik, ein Zeichen für das Sentimentalische des modernen Klassizismus. Die Antike kennt nur den abgewandten Blick, der gesenkte Blick ist ihr unbekannt. Es gilt zunächst hervorzuheben, daß diese markante Differenz zwischen Antike und Klassizismus keineswegs nur einer neuartigen Kunstauffassung geschuldet ist. Der Klassizismus ist, und das hat Goethe im Sinn, wenn er Winckelmann mit Columbus vergleicht, eine Ethik, Ästhetik, ja die Lebensweise umfassende Konzeption, er ist ein Weltentwurf. Der zivile Klassizismus schuf nicht nur ein bisher unbekanntes Antikebild, eine eigenartige Kunstanschauung, eine innovative Wahrnehmungs- und Schreibweise, er kreierte vor allem einen neuartigen Habitus, eine neue Identität des Gebildeten. Ins Zentrum dieses sich neu konstituierenden Habitus' tritt der Kult des schönen Jünglings. Um diese Identität durchzusetzen, wurden die bisherigen Zuwendungsformen zur Antike und damit zugleich die traditionellen Italienreisen abgelehnt und destruiert.