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In der Dissertation werden mit Hilfe der Grounded Theory Methodologie Möglichkeiten und Bedingungen von Museumsangeboten für Menschen mit Demenz erforscht.Die Arbeit versteht sich als erziehungswissenschaftlich-gerontologisch und nimmt dabei die Perspektive einer kritischen Kunst- und Kulturvermittlung ein.
Die vorliegende Arbeit untersucht den Übergang von Mitarbeitenden zu Führungskräften. Der Fokus der Arbeit ist nicht die Konzeption der Führungskräfteentwicklung aus der Perspektive der Unternehmen, sondern die Untersuchung der Entstehung und Gestaltung dieses Übergangs durch die Mitarbeitenden innerhalb ihrer beruflichen Rahmenbedingungen. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass sich in der Gestaltung dieses Übergangs von Mitarbeitenden zur Führungskräften individuelle und organisatorische Aspekte verbinden – bzw. diese durch das Subjekt in eine Verbindung gebracht werden. Durch leitfadengestützte Interviews mit (berufs-) biografischem Schwerpunkt ließen sich die individuellen, wie auch die sozialen und organisatorischen Aspekte der Gestaltung des Übergangs von Mitarbeitenden zur Führungskräften rekonstruieren. Die Stichprobe dieser Arbeit umfasst neun Interviews aus unterschiedlichsten Branchen und beinhaltet sowohl öffentliche als auch privatwirtschaftliche Arbeitgeber. Die dadurch gewonnenen Erkenntnisse ermöglichen Einsichten in die Formen und Bedingungen der Gestaltung dieses Übergangs und können auch eine Grundlage für (organisations-)pädagogische Konzepte zur Unterstützung der Mitarbeitenden bei diesem Übergang bilden.
Ziel dieser Studie ist eine videobasierte Analyse von Aufgaben im Unterricht zur Erklärung von Variationen des Beteiligungsverhaltens der Schüler/innen im Unterrichtsprozess. In der empirischen Unterrichtsforschung kommt dem Beteiligungsverhalten der Schüler/innen im Unterricht die Rolle einer Schlüsselvariable für die Wirksamkeit von Unterrichtsprozessen zu. Obwohl in theoretischen Modellen effektiven Unterrichts sowie in einer Reihe empirischer Untersuchungen die Qualität des Aufgabenangebots im Unterrichtsprozess als ein wichtiger Einflussfaktor für das Beteiligungsverhalten genannt wird, liegen kaum prozess-sensible Analysen zum Zusammenhang zwischen diesen beiden Geschehenskomponenten des Unterrichts vor. Die vorliegende, primär explorativ ausgerichtete Arbeit nimmt diesen Zusammenhang mittels videobasierter, quantitativ orientierter Verfahren systematischer Beobachtung in den Blick. Dazu wurden in sechs Klassen der 6. Jahrgangsstufe unterschiedlicher Schulformen jeweils vier Unterrichtsstunden des Faches Englisch videographiert. Im Vorfeld wurde mit den Schüler(inne)n (n=145) ein schriftlicher Leistungstest im Unterrichtsfach inklusive Fragen zur Person (Geschlecht und familiärer Sprachhintergrund) durchgeführt, sodass eine Differenzierung der im Unterrichtsprozess untersuchten Effekte nach unterschiedlichen Untergruppen möglich ist. Das Schülerbeteiligungsverhalten, operationalisiert als time on task, wurde mit einem niedrig-inferenten Beobachtungssystem im Intervallkodierungsverfahren erhoben, welches ein zeitlich vollständiges, individualisiertes Verlaufsprofil des Unterrichtsverhaltens aller Schüler/innen in der Klasse erlaubt. Die mittels Ereigniskodierverfahren erfassten Aufgaben wurden mit einem mehrdimensionalen, auf bestehenden Analyseinstrumentarien basierenden Kategoriensystem beschrieben.
In den Ergebnissen zeigt das Geschlecht als einzige Hintergrundvariable der Schüler/innen einen Einfluss auf die individuelle durchschnittliche Verhaltenstendenz im Unterricht. Bezogen auf die Hauptfrage der Studie lassen sich mit Blick in den Unterrichtsverlauf, das heißt auf Ebene der Einzelaufgabe, kaum belastbare Effekte von Variationen der erfassten Aufgabenmerkmale auf das Beteiligungsverhalten der Schüler/innen identifizieren. Bei Betrachtung des Aufgabenangebots auf Stundenebene sind hingegen eine Reihe schwacher bis mittlerer Zusammenhängen zwischen der stundenspezifischen Variabilität der Aufgabenmerkmale und dem durchschnittlichen on task-Niveau in der Klasse feststellbar, wobei sich die meisten dieser Effekte bei Berücksichtung von Untergruppen in der Klasse ausdifferenzieren. Insgesamt ergibt sich aus den vorliegenden Ergebnissen kein eindeutiges Bild zum Zusammenhang zwischen Eigenschaften des Aufgabenangebots im Unterricht und dem Beteiligungsverhalten der Schüler/innen. Die Befunde deuten vielmehr auf die Notwendigkeit zur Fokussierung einzelner Teilaspekte unter Schärfung der Analyseinstrumentarien sowie in Teilen der fokussierten Konstrukte hin. Die vorgelegten Ergebnisse bieten dafür zahlreiche Anschlussstellen und zeigen gleichzeitig Perspektiven zur Weiterentwicklung untersuchungs- bzw. auswertungsmethodischer Vorgehensweisen auf.
Massenmedien sind als Teil unserer Alltagswelt zu Anbietern sozialer Handlungsmuster geworden. Ihr Anteil an der Identitätsentwicklung wird zwar je nach Standpunkt unterschiedlich eingeschätzt, ihre grundsätzliche Bedeutung für die Sozialisation der Individuen ist aber unbestritten. Die Sozialwissenschaften beziehen in ihre Forschungen und ihr Erkenntnisinteresse daher den Faktor "Medien" immer häufiger mit ein. ...
Als Unterzeichnerstaaten der internationalen Drogenabkommen, deren Ausgestaltung maßgeblich durch die Vereinigten Staaten bestimmt wurde, ist die Drogenpolitik in Deutschland und den USA als Prohibitionspolitik verfasst. Dennoch bestehen zwischen beiden Ländern drogenpolitische Unterschiede, die aus einer tendenziellen „Emanzipierung“ Deutschlands vom US-amerikanischen Modell seit den 1990er Jahren resultieren: Während die USA weiterhin vor allem auf Punitivität setzen, wird in Deutschland verstärkt ein medizinischer und schadensreduzierender Ansatz verfolgt.
Gegenstand der vorliegenden Studie ist eine komparative Analyse der Drogengebrauchssituation und Drogenkontrollpolitik in Deutschland und den USA, mit der genderbezogene Einblicke in die Wirkung differenter drogenpolitischer Ansätze gewonnen werden sollten. Das Erkenntnisinteresse richtete sich einerseits auf die sozialstrukturellen und drogenpolitischen Bedingungen und deren Auswirkungen auf den Umgang mit illegalen Substanzen und die hiermit assoziierten gesundheitlichen und sozialen Begleitfolgen. Andererseits sollten die Spezifika der in diese Strukturen eingebetteten Alltagswelten von kompulsiven Drogenkonsumentinnen der Straßenszenen in Frankfurt und New York untersucht werden.
Das Forschungsdesign der Studie war methodenplural angelegt. Der quantitative Zugang erfolgte über eine Sekundäranalyse nationaler statistischer Daten, mit der soziale Indikatoren des Drogengebrauchs länder- und geschlechtervergleichend betrachtet wurden. Zudem wurden standardisierte Fragebogeninterviews mit Drogenkonsumierenden der Frankfurter Straßenszene geführt. Qualitative Ergebnisse wurden durch Leitfadeninterviews mit Heroin- und/oder Crackkonsumentinnen und eine Metaanalyse ethnographischer Forschungsarbeiten gewonnen.
Ein zentrales Ergebnis der Untersuchung ist, dass sich der Drogengebrauch offenbar relativ unabhängig von der Drogenpolitik bzw. der Intensität der Repression entwickelt. Trotz der punitiveren Ausrichtung der US-amerikanischen Drogenpolitik ist der illegale Substanzkonsum dort wesentlich stärker verbreitet als in Deutschland. Gleichzeitig erzeugt die Prohibitionspolitik zahlreiche Problemlagen, die in den USA erneut gravierender ausfallen und sich in höheren Morbiditäts- und Mortalitätsraten und einer stärkeren Kriminalisierung von Drogenkonsumentinnen niederschlagen.
Trotz der stärkeren Hinwendung zu einem gesundheitspolitischen Ansatz ist jedoch auch in Deutschland keine Entpönalisierung des Drogengebrauchs erkennbar. Eine verstärkt dem gesundheitspolitischen Ansatz folgende Drogenpolitik, die weiterhin unter dem Drogenverbot operiert, kann den durch die Prohibition entstehenden Schaden allenfalls mildern. So hat sich in Deutschland durch die modifizierte drogenpolitische Richtung zwar die gesundheitliche Situation von Drogenkonsumentinnen in Teilbereichen (v.a. rückläufige HIV- und Drogentodeszahlen) verbessert, das Grundproblem ihrer Kriminalisierung, sozialen Marginalisierung und Etikettierung aber bleibt. Konzepte einer Legalisierung und deren Begründungszusammenhänge müssen daher zukünftig verstärkt im gesellschaftlichen Diskurs platziert werden, um so eine Politik der Integration initiieren zu können.
Die vorliegende Arbeit verfolgt den Anspruch, die von Paul Natorp (1907) gestellte Frage, was die Gemeinschaft für die Erziehung und umgekehrt die Erziehung für die Gemeinschaft bedeute, empirisch auszuloten. Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses steht dabei das Verhältnis von Schule und Gemeinschaft in der ‚postnationalen Konstellation‘ (Habermas 1998), dem sich die Arbeit über die Untersuchung von Unterrichtskommunikation zu den Themen ‚Nationalsozialismus/Holocaust‘ und ‚Multikulturalismus/Rassismus‘ anzunähern versucht.
Zur Vorbereitung der empirischen Studie wird im Rahmen einer Semantikstudie zunächst der pädagogische Diskurs zum Thema Gemeinschaft von den ersten Vorläufern gemeinschaftspä-dagogischen Denkens bis hin zu aktuellen konzeptionellen Entwürfen nachgezeichnet. Funktion und Bedeutung der Gemeinschaftsfigur als Bezugskategorie von Erziehungsreflexion in der Moderne werden herausgearbeitet. Weiterhin werden die rekonstruierten gemeinschaftspädagogischen Konzepte in Hinblick auf ihr Spannungspotential zu Leitprinzipien demokratischer Erziehung beleuchtet.
Mithilfe sequenzanalytischer Interpretationen wird anschließend der Frage nachgegangen, welche Rolle Gemeinschaftsbezügen als Fluchtpunkt pädagogischer Einwirkungsbemühungen im Unterricht zukommt. Gleichzeitig wird gefragt, ob und in welcher Weise Unterricht Gemeinschaft als Ermöglichungsform zur Umsetzung seiner pädagogischen Absichten in Anspruch nimmt. Nicht zuletzt richtet die Analyse das Augenmerk auf den Umgang mit den potentiellen Herausforderungen, die unter Migrationsbedingungen mit dem Rekurrieren auf Gemeinschaft am Lernort (Geschichts-)Unterricht verbunden sind.
Die Interpretationen zeigen, wie Unterricht Gemeinschaft in Anspruch nimmt, um die Bedingungen seines Prozessierens zu sichern. Weiterhin decken sie zwei kontrastierende Typen des Rekurrierens auf Gemeinschaft als Fluchtpunkt pädagogischer Kommunikation zum Thema NS auf. Als Lösungsoption im Umgang mit den migrationsbedingten Herausforderungen von Geschichtsunterricht zum Thema NS deutet sich indes die Tendenz an, verstärkt auf eine universalistische Erinnerungs- und Verantwortungskultur Bezug zu nehmen.
Das Gefahrenpotential, das dem Gemeinschaftsgedanken in der aktuellen erziehungswissenschaftlichen Diskussion zugeschrieben wird, erweist sich in den betrachteten Unterrichtsse-quenzen als beschränkt. Die Beobachtungen legen vielmehr die These einer eingehegten Form von Gemeinschaftserziehung in der gegenwärtigen Unterrichtspraxis nahe. Darin erfährt das Risiko, das gemeinschaftspädagogischen Ansätzen ihrer Kritik nach eingeschrieben ist, über normative Selbstverpflichtungen der pädagogischen Praxis eine Eindämmung.
Der Einsatz verschiedenster Substanzen, die die affektive, emotionale oder körperliche Befindlichkeit verändern, ist so alt wie die Menschheit selbst. Rauschmittel im weitesten Sinn werden seit alters her zur Linderung oder Heilung von Krankheiten, bei rituellen Zusammenkünften, zur Bewußtseinsveränderung oder -erweiterung oder einfach als Genußmittel eingesetzt. Als "grundlegende Funktionsbereiche des Drogengebrauchs" werden allgemein "religiöse, medizinische, hedonistische, soziale, kompensatorische, ökonomische und politische" genannt (Blätter, 1995, 279). Im Rahmen einer mehrjährigen Tätigkeit als Sozialpädagogin in einer Jugend- und Drogenberatungsstelle im "Drogenbrennpunkt" Frankfurt hatte ich Gelegenheit festzustellen, daß zumindest bei Heroinkonsumenten in Deutschland soziale und kompensatorische Aspekte gegenüber den anderen genannten Faktoren offensichtlich im Vordergrund stehen. Die häufig gehörte Einschätzung, es handele sich bei Drogenabhängigen um hedonistisch orientiertes "arbeitscheues Gesindel", das sich auf Kosten der Allgemeinheit einen "schönen Lenz mache", erweist sich spätestens dann als falsch, wenn man Gelegenheit erhält, Einblick in ihren hektischen und nicht selten auch mittelbar oder unmittelbar lebensbedrohlichen Alltag zu nehmen. ...
Ausgehend von Brechts Regieanweisung im Gedicht „Das Zeigen muss gezeigt werden !“ befasst sich das erste Kapitel mit dem deiktischen Prinzip im Stück Die Dreigroschenoper. Nachgewiesen wird seine Zeigestruktur, die die Beggar’s Opera von John Gay durch die Bauform der Dreigroschenoper, letztlich aber die Oper als „romantisches Institut“ generell >beybringt<: Es handelt sich bei diesem Werk im Grunde um ein Lehrstück in Form einer Oper. Zur Darstellung kommt, wie sich das zeigt, was schon allgemein bekannt zu sein scheint (Hegel), wie die Oper und das Zeigen selbst. Im Großformat: Soziale Verelendung. In etlichen Kleinformaten: Eine Hochzeit. Oder Eifersucht, Armut, Prostitution, Trunksucht, Liebe und Verrat oder das, was gemeinhin als „Kriminalität“ bezeichnet wird. Die Dialektik von Einfühlung und Verfremdung tritt als Index zutage: Die Beteiligung am Unbeteiligtsein durch das Zeigen „ohne Mitleid“. Das zweite Kapitel nimmt Brechts Kritik der Einfühlung beim Schauspielen auf und stellt sie reformpädagogischen Unterrichtskonzepten gegenüber. Diese Studien zur Didaktik beleuch-ten die ideologischen morphings der Formel „vom Kinde aus“ und arbeiten einen völlig neuen Begriff von Verfremdung heraus. Es geht um die problematische Vorherrschaft von Familiarisierungen durch Zeigen und Verfremden unter dem Fanal einer sich kindgerecht und human ausgebenden Pädagogik – das „Einfühlungstheater“. Kritisiert werden in Rücksicht auf Brechts Theater in Theorie und Praxis die Illusionen, die das >Beybringen< betreffen. Sei es beim „erfahrungsoffenen Lernen“, das auf den Phänomenen stehe (Wagenschein, Rumpf), sei es beim „handlungs- und schülerorientierten Unterricht“ (Meyer) oder aber beim „Methoden-training“ und dem „eigenverantwortlichen Arbeiten und Lernen“ (Klippert). Das Resultat ist, dass diese Einlassungen theoretisch nicht ganz koscher sind. Die Diagnose gilt nicht minder für eine Pilotstudie zum Holocaust als Unterrichtsthema. Favorisiert wird in diesen Reformen der Pädagogik „das Anschauen des Grauens“ (Brumlik). Im Schlußkapitel entsteht aus den gewonnenen Erkenntnissen eine Theorie der Didaktik. Die Didaktik selbst wird auf ihre eigentliche Aufgabe zurückgeführt: Die Deixis. Die Säulen der vorliegenden Arbeit bilden von Anfang an die Schriften von Klaus Prange, werden aber an dieser Stelle mit den Brechtschen besonders pointiert zusammengebracht. Entgegen Pranges Auffassung ist die Artikulation des Zeigens bereits als Elementarform der Verfremdung zu konstatieren. Rezeptionsästhetische Aspekte kommen ins Spiel (Gandelmann), die Rolle von präsentativen und diskursiven Symbolisierungsformen: „Das Zeigen des Zeigens gehört zur Sprache“ (Prange). Und es gehört nicht nur zur Sprache, sondern die Sprache kommt zur Sprache. Sie erfährt durch das Zeigemoment eine Rhetorisierung, gerade weil sie auch klingt. Die Formel „vom Kinde aus“ entpuppt sich vor dem Hintergrund als „leere Benzintonne“ (Whorf): Die Claqueure der Pädagogik der Reformen wähnen sich mit ihren illusorischen Theorien in Sicherheit, „rauchen“ und „trinken“ wie gewohnt weiter und nehmen nicht für wahr, das auch hier das Wesentliche und in dem Fall Gefährliche für die Augen unsichtbar ist: „How to do Things with words“ (Austin) – diese Frage ist von zentraler Bedeutung für die Pädagogik. Der Räuberhauptmann Macheath würde sagen: „Da kannst du was lernen.“
Drogendealer stehen auf der Beliebtheitsskala unserer Gesellschaft nicht gerade auf einem der vorderen Ränge. Im Gegenteil: Drogendealer sind böse, von vielen verachtete und gehasste Menschen. Niemand möchte Drogendealer als Nachbarn haben, keiner ihnen im Dunkeln begegnen. Von Eltern sind sie meist genauso gefürchtet wie Sexualstraftäter. Drogendealer – so sagt der Volksmund – verführen die armen, unschuldigen Kinder unserer Gesellschaft zu Drogen, bringen sie auf die so genannte schiefe Bahn und – noch viel schlimmer – sind dafür verantwortlich, dass die Kinder zu abhängigen, willenlosen Geschöpfen werden, zu Versagern. ...
In dem vergangenen Jahrzehnt sah sich der Kindergarten vor neuen Herausforderungen gestellt, welche die Gesellschaft an ihn heranträgt: Das ist einerseits der gestiegene Anspruch an die Bildungsarbeit bereits im Kindergarten und andererseits der Anspruch an die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Vor diesem Hintergrund werden in der vorliegenden Arbeit die Strukturen der pädagogischen Praxis im Kindergartenalltag analysiert und beschrieben.
Datengrundlage sind Videografien von Kindergartenalltagen in 61 Kindergartengruppen, davon 41 Aufnahmen in Deutschland und 20 in der Deutschschweiz. Zusätzlich wurden die strukturellen Rahmenbedingungen mit einem Fragebogen erhoben. Diese Daten entstanden im Rahmen der Studie „Professionalisierung im Elementarbereich“ (PRIMEL) (Kucharz et al., 2014), welche in der Linie „Ausweitung der Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte“ (AWiFF) vom BMBF gefördert wurde.
Zur Beantwortung der Fragestellung wurden in Anlehnung an Andrist und Chanson (2003) die Videografien inhaltsanalytisch (deskriptiv und induktiv ergänzt) hinsichtlich der gezeigten Strukturelemente kodiert, welche die Gestaltung eines Kindergartenalltags ausmachen: geführte Sequenz, freie Sequenz, angeleitete Sequenz und verbindende Sequenz. Mit Hilfe einer Clusteranalyse (Ward-Methode) wurden die unterschiedliche Verteilung der Sequenzen eines gezeigten Alltages gruppiert und somit einem Strukturierungsmuster (Cluster) zugeordnet. Die Clusteranalyse ergab, dass die Strukturen der pädagogischen Praxis drei Strukturierungsmuster bilden: „Kind-initiiert“, „Fachperson-initiiert“ und „Alltags-orientiert“. In allen Strukturierungsmuster kommen alle Strukturelemente vor. Kennzeichnend für das Strukturierungsmuster „Kind-initiiert“ ist das häufige Vorkommen der freien Sequenz und für das Strukturierungsmuster „Fachpersonen-initiiert“ die vielen geführten Sequenzen. Im Strukturierungsmuster „Alltags-orientiert“ machen verbindenden Sequenzen (Rituale, Routine, Essen und Übergänge), welche alltägliche Handlungen und Rituale umfassen, den größten Teil der Zeit aus.
Die Gestaltung des Mittagessens wurde in drei Videografien inhaltsanalytisch hinsichtlich der Arrangements analysiert. Hier ließen sich induktiv vier Kategorien – Instruktion/ Anweisung, Autonomie/Eigenständigkeit, Akzeptanz von Vorlieben und Abneigungen, Klima/Kultur/Rituale – herausarbeiten und drei Gestaltungstypen – „Familienähnlich“, „Mensaähnlich“ und „pädagogisches Familien-Restaurant“ – unterscheiden.
Die Ergebnisse zeigen auf, dass neben der Altersspanne der Kinder in der Gruppe, das Makrosystem (Länderebene) die Tagesgestaltung des Kindergartens stark beeinflusst. Die Sichtbarmachung der Strukturen auf der Mesoebene ermöglicht es, diese vergleichend zu diskutieren und Implikationen für die pädagogische Praxis abzuleiten.