Refine
Year of publication
- 2022 (4) (remove)
Document Type
- Doctoral Thesis (4) (remove)
Language
- German (4) (remove)
Has Fulltext
- yes (4)
Is part of the Bibliography
- no (4) (remove)
Keywords
- Avantgarde (1)
- Deutsch als Zweitsprache (1)
- Fantasy (1)
- Filmwissenschaft (1)
- Gattungstheorie (1)
- Kinder- und Jugendliteratur (1)
- Mehrsprachigkeit (1)
- Pädiatrie (1)
- Sprachdiagnostik (1)
- Sprachentwicklung (1)
Institute
- Neuere Philologien (4) (remove)
Lange Zeit gab es in der deutschsprachigen Kinder- und Jugendliteraturkritik keine Unterscheidung zwischen phantastischen Erzählungen und Fantasy. Diese Gattungsdifferenzierung beginnt sich erst ab der Jahrtausendwende durchzusetzen. Betrachtet man das deutsche Textkorpus, das bis dahin global als Phantastik bezeichnet wurde, so lässt sich feststellen, dass der mittlerweile herausgearbeitete Unterschied zwischen phantastischen Erzählungen und Fantasy schon in den 1950er und 1960er Jahren zu erkennen ist. Sowohl die gattungstheoretischen Unterscheidungen als auch die Gattungsbegriffe haben jedoch erst um die Jahrtausendwende eine gewisse Festigkeit gewonnen.
Ein zentrales Anliegen dieser Arbeit ist es, die nicht-realistischen kinder- und jugendliterarischen Werke der Nachkriegsjahrzehnte im Lichte der jüngeren gattungstheoretischen Differenzierungen neu zu bewerten und ggf. zuzuordnen. Gefragt wird, ob in der deutschen Kinder- und Jugendliteratur der 1950er bis 1980er Jahre bereits Werke existieren, welche nach aktuellem Begriffsgebrauch als Fantasy zu bezeichnen sind. Ein dabei zu berücksichtigender Aspekt betrifft die Gattungsgeschichte, welche nicht mit der der englischer bzw. amerikanischer Kinder- und Jugendliteratur vergleichbar ist. Laut einer Definition von Ewers (2013) versuchte die deutsche Kinder- und Jugendliteraturwissenschaft lange Zeit, dem Genre Fantasy „beizukommen“, indem sie diese als ein Sub-Genre der Phantastik ansah. Hierin sieht er einen Irrweg. Sicherlich gibt es Parallelen zwischen phantastischer Erzählung und Fantasy, doch seien diese rein äußerlicher Natur.
Anhand der Definition von Ewers untersucht diese Arbeit, ab wann von Texten gesprochen werden kann, die dem jüngeren Verständnis von Fantasy entsprechen und welche kinder- und jugendliterarischen Werke nach diesem Erkenntnisstand hinzuzuzählen sind. Dabei liegt das Augenmerk auf der Bedeutung und Vorgeschichte von Fantasy-Literatur für den westlichen deutschsprachigen Raum. Methodisch wurde wie folgt vorgegangen: Ein Korpus aus kinder- und jugendliterarischen Texten wurde gebildet. Anschließend wurde dieser im Hinblick auf die in Ewers‘ Definitionsansatz genannten Charakteristika untersucht. Hieraus entwickelte sich der Gedanke, eine für die weiterführende Forschung hilfreichen Klassifizierung der phantastischen Kinder- und Jugendliteratur der Nachkriegszeit zu entwickeln, um den Stellenwert zeitgenössischer Fantasy verdeutlichen zu können.
Der Konflikt von Tradition und Moderne in der Avantgarde. Dargestellt in den Romanen La vie secrète und Visages cachés von Salvador Dalí, Hebdemeros und Monsieur Dudron von Giorgio de Chirico sowie Caravansérail von Francis Picabia
Die Arbeit setzt sich anhand der Frage des Konfliktes von Tradition und Moderne mit den Prosawerken Dalís, Chiricos und Picabias auseinander. Zusätzlich wird der Medienwechsel der ursprünglich bildenden Avantgardekünstler hin zur Sprache als Ausdrucksform thematisiert: die Frage nach veränderten literarischen Möglichkeiten durch die bildlich geprägte Perspektive der Künstler, verbunden mit der Frage nach Traditionen und Mythologien. Darüber hinaus wird erörtert, inwieweit die als „Ego-Dokumente“ konzipierten Texte Rückschlüsse auf die Biographien der Verfasser zulassen.
Caravansérail, Picabias fragmentarischer Roman präsentiert sich dem Titel entsprechend als Umschlagplatz eines Spektrums literarischer Konzepte, vergegenwärtigt durch die literarische Prominenz der Avantgarde. Ein Roman, der den technischen Fortschritt von Bewegung und Medien thematisiert, in der der Titel lediglich als vorübergehender Ruhepol dient.
Narratologisch gesehen entspricht der Text der Definition der „deambulatorischen“ Erzählweise (Wolfzettel). Die überwiegende Dialogform deutet auf Picabias Orientierung an Romanen des 18. Jahrhunderts hin.
Chiricos surrealistischer Roman Hebdomeros zeigt sich noch „deambulatorisch“, doch schon strukturiert durch die Wiederaufnahme der „navigatio mystica“ verknüpft mit dem Weg der Selbstfindung. Im Kontrast zu Picabia thematisiert Chirico Tagträume und Gedanken des Protagonisten, wodurch sich bereits die Wende zu traditionellen Formen andeutet. Statt surrealistischer Welthaltigkeit wird die Mythologie der Antike, Elemente des Christentums sowie die Seefahrt in Verbindung mit einer idealisierten Frauengestalt angeknüpft.
Monsieur Dudron zeigt Chiricos endgültige Abkehr von avantgardistischer Textproduktion, die parallel zu den Entwicklungen im faschistischen Italien verläuft. Mittels des „Schneckenfarm-Besuchs“ wird Dudrons/Chiricos Ablehnung zeitgenössischer Kunst exprimiert. Durch integrierte essayartige Teile, die sich an Traditionellem, Antike und Renaissance, orientieren, entspricht er noch dem „deambulatorischen“ Konzept.
Dalís Pseudo-Biographie La vie secrète orientiert sich an hagiographischen Texten, um sich zum Heiligen und Retter der Kunst vor der Avantgarde zu stilisieren. So konzipiert er auch seine Beziehung zu Gala entsprechend der Tristan-Mythologie.
Die Rückkehr zu traditioneller Textproduktion vollendet Dalí mit dem epischen Werk Visages cachés. Die Charaktere des Romans verweisen auf Literatur des ausgehenden 18. Jhs, der Protagonist zeigt jedoch Analogien zu Huysmans oder Wildes Romanfiguren. Surreale Elemente sind nur noch als Splitter in die Roman-Realität integriert. Mittels Sprache sowie der geschlossenen Form des Romans opponiert Dalí gegen avantgardistische Textproduktionen.
Die diskursanalytische Dissertation beschäftigt sich mit der Frage, wie das amerikanische Kino von seinen Anfängen bis in die Gegenewart das Thema des Scheiterns und Versagens dargestellt hat.
Ausgangspunkt der Arbeit ist dabei zunächst eine Einordnung und Differenzierung des Begriffspaares aus etymologischer Perspektive. Es wird bereits an dieser Stelle auf semantische Unterschiede verwiesen, denen sich divergierende Plotstrukturen anschließen: Die Geschichte des Versagens ist eine andere als die des Scheiterns. Außerdem werden anthropologische Erkenntnisse der Aufklärung benannt, die ein eigenständiges Scheitern und Versagen überhaupt erst ermöglichen.
Im Anschluss an diese sprachtheoretische Untersuchung widmet sich die Arbeit den Besonderheiten des amerikanischen Narrativs des Scheiterns und Versagens und damit einer historischen Perspektivierung, die von der Analyse ausgewählter literarischer Texte abgeschlossen wird.
Die Ergebnisse der sprachtheoretischen Untersuchung, der historischen Perspektivierung und der Literaturanalyse bilden schließlich das Fundament für die sich anschließende Filmanalyse, die die Frage stellt, wie tradierte Erzählformen des Scheiterns und Versagens ab dem 20. Jahrhundert in filmischer Form bestätigt, subvertiert oder gänzlich neu etabliert werden.
Im Vordergrund steht hier zunächst das klassische Hollywood-Kino. Dabei wird grundsätzlich zwischen zwei unterschiedlichen Narrativen unterschieden: Dem Versagen und dem Scheitern. Im ersten Teil stehen die Versager, bewusste Aussteiger, die auf der Suche nach alternativen Lebensentwürfen sind. Bespiele hierfür sind der tramp Chaplins, der singende Obdachlose Bumper in Halleluja, I'm a Bum oder der glückliche Tunichtgut Thadeus Winship Page in The Magnificent Dope. Demgegenüber stehen die Figuren, die an äußeren Umständen scheitern und meist an diesen zerbrechen, wie die lost woman in Blonde Venus oder der forgotten man in I Am a Fugitive from a Chain Gang. Ziel der Analyse ist es, iterative Semantiken und syntaktische Strukturen zu benennen, die die Grundlage eigener Erzählgenres bilden, wie das des „Glücklichen Versagers“ oder der lost woman.
Im letzten Kapitel werden die bisherigen Ergebnisse um Erkenntnisse erweitert, die sich dem modernen amerikanischen Kino entnehmen lassen. Ausgangspunkt ist das New Hollywood-Kino der 60er und 70er Jahre mit Filmen wie Easy Rider, The Graduate, oder The Swimmer.
Auf der Reflexion über die eigene Tätigkeit liegt vor allem im letzten Teil dieses Kapitels der Schwerpunkt. Hier sind es vorwiegend Künstler des 21. Jahrhunderts, wie Drehbuchschreiber, Theaterregisseure oder Comicautoren, die ihre eigenen Handlungen in Frage stellen. Neu ist, dass sich das künstlerische Versagen der Protagonisten nicht nur innerhalb der Diegese auf den Film auswirkt, bzw. dessen Form modifiziert, sondern diese geradezu dekonstruiert und aufbricht.
In dieser Arbeit wurde untersucht, ob die Sprachentwicklungsdiagnostik in den pädiatrischen Früherkennungsuntersuchungen U7a (mit 3 Jahren), U8 (4 J.) und U9 (5 J.) wissenschaftliche Qualitätsanforderungen an eine zuverlässige Identifikation von Kindern mit Spezifischen Sprachentwicklungsstörungen (SSES) erfüllt. Im Fokus der Untersuchung stehen mehrsprachige Kinder, da es insbesondere bei dieser Zielgruppe zu Fehleinschätzungen kommt.
In Studie I, einer Fragebogenerhebung mit 36 Kinderärzt/innen, wurde erstens der Frage nachgegangen, welche Informationen zur Sprachbiografie und Indikatoren einer SSES anamnestisch erhoben werden. Den Ergebnisse zufolge werden die relevanten sprachbiografischen Informationen (Alter und Sprachen des Kindes, Sprachgebrauch in der Familie, Alter bei Beginn des Deutscherwerbs, Kontaktdauer) und Risikoindikatoren (späte Produktion erster Wörter und Wortverbindungen, familiäre Sprachauffälligkeiten) von nahezu allen Kinderärzt/innen erfasst. Den Stand der Erstsprache als zentrales differentialdiagnostisches Kriterium erheben 75% der Pädiater/innen. Zweitens wurde untersucht, welche sprachdiagnostischen Methoden und Verfahren zur Untersuchung des Kindes zum Repertoire der Ärzt/innen gehören. Den Ergebnisse zufolge verfügen sie über verschiedenste Verfahren. Sie präferieren Elternfragebögen und nicht standardisierte Verfahren. Diese erfüllen die testtheoretischen Gütekriterien nicht und sind für mehrsprachige Kinder nicht geeignet.
In Studie II wurde mittels teilnehmender Beobachtungen in 21 Vorsorgeuntersuchungen bei 11 Ärzt/innen untersucht, unter welchen Rahmenbedingungen und wie Kinderärzt/innen die Sprachentwicklung mehrsprachiger Kinder überprüfen. Als Methode zur Beurteilung der sprachlichen Fähigkeiten bevorzugen die Ärzt/innen das informelle Gespräch mit dem Kind. Ein Schwerpunkt der Arbeit lag deshalb auf der Analyse ihrer diagnostischen Fragen für die Erfassung sprachlicher Fähigkeiten im Gespräch. Dafür wurden Fragetypen des Deutschen danach klassifiziert, welche sprachlichen Strukturen in den Antworten erwartet werden können und welchen Beitrag sie somit zur Diagnostik einer SSES leisten können. Eine linguistische Analyse aller Fragen und Impulse (n = 801), die die Ärzt/innen an die Kinder richteten, um sie zum Sprechen anzuregen, ergab, dass ihr Potenzial für die Sprachentwicklungsdiagnostik nur unzureichend genutzt wird. 18% der ärztlichen Fragen waren nicht auswertbar, weil sie im Gespräch keine Antwort des Kindes zuließen. Im Mittel waren je Untersuchung lediglich 8,5% aller auswertbaren Fragen (n = 578) dazu geeignet, verbhaltige und v.a. satzwertige Äußerungen zu elizitieren. Diese sind für die SSES-Diagnostik besonders relevant, da sie frühe Symptome einer SSES enthalten können. 43% der Fragen ließen als Antwort verblose Konstituenten erwarten, die jedoch für die Diagnostik von untergeordneter Bedeutung sind. Die übrigen Fragen waren für die Diagnostik nicht relevant.
Den Ergebnisse beider Studien zufolge ist eine flächendeckend zuverlässige Sprachentwicklungsdiagnostik unter Einhaltung wissenschaftlicher Qualitätsanforderungen in den Früherkennungsuntersuchungen nicht gewährleistet.
Mit der Arbeit wird ein Beitrag zur Erforschung der pädiatrischen Sprachentwicklungsdiagnostik geleistet. Mögliche Ursachen für Fehldiagnosen werden offengelegt. Die Ergebnisse zeigen die Bedingungen und Probleme auf, unter denen Sprachentwicklungsdiagnostik in institutionellen Kontexten stattfindet, und weisen damit über das Feld der pädiatrischen Diagnostik hinaus. Die linguistisch fundierte Analyse diagnostischer Fragen ist auch bspw. für die Sprachtherapie und die Sprachförderung in pädagogischen Kontexten bedeutsam. Die Ergebnisse lassen sich folglich nicht nur für die Weiterqualifizierung von Kinderärzt/innen, sondern auch für andere Berufsgruppen fruchtbar machen.