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Oswald Wiener wird in der Forschung in zweifacher Hinsicht wahrgenommen, er bewegt sich sowohl auf dem Gebiet der Literatur als auch parallel auf dem der Wissenschaften. In der Ankündigung zum Oswald-Wiener-Symposium von 2009 heißt es bezeichnenderweise: "Oswald Wiener hat mit seinem Weg vom Schriftsteller zum Wissenschaftler die Entwicklung der Kunst des 20. Jahrhunderts mitgeprägt." Wiener selbst beschreibt seine spezifische Zweifaltigkeit an einer Stelle entsprechend: "Meine sonst ziemlich diversen Publika haben meist den Dichter eher als den Denker erwartet". Diese faktische Personalunion ist für eine verlässliche Verortung des Dichters in dem einen und/oder anderen Diskurs nicht unbedingt förderlich, doch wenn es darum geht, Interdiskursivität als Phänomen auszuleuchten, bieten sich Werke von Oswald Wiener gerade an, in breiteren Zusammenhängen und auf bestimmte Aspekte hin untersucht zu werden.
Oswald Wieners sogenannter 'Roman' gilt als Kultbuch. Gleichzeitig ist es ein total 'klugscheißerisches' Buch. Ich möchte dem Gewaltpotential dieses Werkes nachspüren: Mündet dieses in einen destruktiven anti-humanistischen Karneval (M. Bachtin) und trachtet den Menschen (als sprach- und dialogbegabtes Wesen) zu vernichten? Oder sucht es als Kunstwerk doch noch den 'Dialog' mit seinen RezipientInnen?
"Texte sind generell Primzahlen. Je primer umso besser." Dennoch ergibt sich zuweilen ein Bezug eines Textes auf den anderen, eine Verwandtschaft, eine Tradition - die nicht das schlampige Fortführen eines Ungefähren meint, sondern tatsächlich den Gewinn, den ein Text/Erkenntniswerkzeug aus einem anderen Text/Erkenntniswerkzeug ziehen kann. Eine solche Traditionslinie sei hier skizziert, der prekäre Bezug von Texten, die strukturell aufeinanderweisen, wiewohl keiner der Texte in seiner Unbedingtheit irgendeinen anderen neben sich zu dulden scheint; genau darin - im Wissen um die Unvermeidbarkeit der Totale samt ihrer Unredlichkeit - freilich berühren die Werke der drei Autoren einander.