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Zur Refugialfunktion von Weideparzellenrändern für Pflanzenarten und Vegetationstypen des Grünlandes
(1999)
Anhand ausgewählter Weideparzellen im nördlichen Nordrhein-Westfalen wurde 1995 der Frage nachgegangen, ob es an Weideparzellenrändern Rückzugsorte für Pflanzenarten und Vegetationstypen magerer Standorte gibt und inwieweit floristisch-soziologische, sowie standörtliche Unterschiede zwischen Weiderand und Parzelle bestehen. Hierzu wurden Vegetationsaufnahmen nach der BRAUN-BLANQUET-Methode erstellt. In insgesamt 52 Aufnahmepaaren wurden jeder Vegetationsaufnahme vom Weiderand eine Vegetationsaufnahme von der angrenzenden Parzelle zum Vergleich gegenübergestellt. Für ausgewählte Aufnahmepaare wurden darüber hinaus Bodenanalysen durchgeführt. Als Ergebnis konnten an den Weiderändern artenreiche Extensivgrünland-ähnliche Bestände gefunden werden, während in den Parzellen lediglich das Lolio-Cynosuretum nachgewiesen wurde. Zudem finden v.a. Arten des Extensivgrünlandes i.w.S. (Sedo-Scleranthetea, Nardo-Callunetea, Molinietalia), bzw. Magerkeitszeiger und Zeigerarten für extremere Feuchtigkeitsverhältnisse in den Weiderändern bessere Existenzmöglichkeiten. Die festgestellten Unterschiede werden v.a. auf die geringere Nährstoffversorgung der Randvegetation, den Wegfall des Trittfaktors am Parzellenrand, sowie das intensivere Abweiden der Unterzaunbereiche zurückgeführt.Die Weideränder können Refugien von Fragmenten gefährdeter bzw. vom Aussterben bedrohter Grünlandgesellschaften, sowie für einzelne bedrohte und zahlreiche rückläufige Grünlandarten darstellen und in dieser Funktion einen Beitrag gegen das Artensterben im Grünland leisten, sowie als Regenerationsreservoir für Extensivierungen dienen.
Ausgedehnte Weidelgras-Weißkleeweiden mit Massenvorkommen von Cynosurus cristatus prägen den reliefreichen Standortübungsplatz Hildesheim. Die untersuchten Bestände sind dem Lolio-Cynosuretum Br.-Bl. & De Leeuw 1936 nom.inv. zugeordnet und in zwei Subassoziationen gegliedert: das L.-C. ranunculetosum bulbosi mit Trennarten der Halbtrockenrasen auf Rendzinen des Muschelkalks und das L.-C. typicum auf tiefgründigen Parabraunerden. Als Besonderheiten sind hier Bupleurum tenuissimum und Lathyrus nissolia vertreten. Der hohe Naturschutzwert der floristisch reich gegliederten Weiden wird herausgestellt, die durch die Beibehaltung der extensiven Schafbeweidung langfristig erhalten werden können.
Artenreiches Magergrünland ist inzwischen sehr selten im nordwest deutschen Tiefland und heutzutage meist auf militärische Übungsgelände oder Naturschutzgebiete beschränkt. Im Grünland zählen Wiesen-Glockenblume (Campanula patula) und Echtes Tausendgüldenkraut (Centaurium erythraea) zu den Indikatoren für artenreiche Bestände und bestenfalls mäßig nährstoffreiche Standorte. Dennoch ist der Kenntnisstand zur Ökologie der Arten gering. In dieser Studie werden die Standortansprüche von C. patula und C. erythraea in Weidelgras-Weißkleeweiden (Lolio-Cynosuretum) auf einem militärischen Übungsplatz im Sandmünsterland (Nordrhein- Westfalen) untersucht. In der Vegetationsperiode 2008 wurden für beide Arten die Verbreitung (100 m × 100 m-Raster) erfasst, Vegetationsaufnahmen von Beständen mit Vorkommen (Präsenzaufnahmen) und ohne Vorkommen (Absenzaufnahmen) angefertigt sowie die Populationsstruktur auf den Präsenzflächen aufgenommen. C. patula und C. erythraea haben innerhalb des Untersuchungsgebiets ähnliche Standortansprüche: Sie besiedeln frische, mäßig saure und höchstens mäßig stickstoffreiche Magerweiden auf schluffig-sandigen Substraten. Die deutlichsten Unterschiede bestehen hinsichtlich der Wasserversorgung. C. erythraea besiedelt im Vergleich zu C. patula feuchtere, oft wechselfrische bis -feuchte Standorte. Als Offenlandarten sind beide Sippen auf Nutzung oder Störungen angewiesen. Nach den Ergebnissen der vorliegenden Studie vertragen sie Mahd mäßig bis gut und Beweidung mäßig. C. erythraea scheint im Vergleich etwas höhere Beweidungs intensitäten zu tolerieren. Zur Verjüngung sind beide Sippen auf offene Bodenstellen angewiesen. Dies gilt insbesondere für die Pionierart C. erythraea. Zum Erhalt von Magergrünland und den beiden Zielarten C. patula und C. erythraea ist ein extensives Mahd- oder Beweidungsmanagement ohne Düngung, das Störstellen für die Keimung schafft, notwendig.