Refine
Year of publication
- 2018 (66) (remove)
Document Type
- Review (25)
- Article (19)
- Book (11)
- Contribution to a Periodical (6)
- Doctoral Thesis (3)
- Master's Thesis (1)
- Part of Periodical (1)
Language
- German (66) (remove)
Has Fulltext
- yes (66)
Is part of the Bibliography
- no (66)
Keywords
- Spracherwerb (2)
- ELE (1)
- Finitheit (1)
- Fremdsprachendidaktik (1)
- Gemeinsam Lernen (1)
- Gender (1)
- Kasus (1)
- Phonologie (1)
- Protowörter (1)
- Sonorität (1)
Institute
- Neuere Philologien (66) (remove)
Heißt es "er buk" oder "er backte", "staubgesaugt" oder "gestaubsaugt", "den Pilot" oder "den Piloten"? Derlei Zweifelsfragen bringen einen immer wieder ins Grübeln. Sie sind jedoch kein Beleg des Unwissens – im Gegenteil. Das Nachdenken darüber bringt Licht in die Natur von Sprache und Sprachwandel.
Twilight, Tintenherz, The Hunger Games und – auch 20 Jahre nach Erstpublikation des ersten Bandes ist an ihm kein Vorbeikommen – Harry Potter: Wir kennen sie alle, die großen kommerziellen Erfolge der Literaturbranche der Gegenwart. Seit dem durchschlagenden Erfolg von J.K. Rowlings Romanserie um den Zauberlehrling ist der Markt geradezu überschwemmt von seriellen Erzählungen, die im öffentlichen Diskurs als Fantasyerzählungen wahrgenommen beziehungsweise beschrieben werden. Deren Popularität dokumentieren seit nunmehr 20 Jahren in Deutschland die Jahresbestsellerlisten des Spiegel: Während im Jahr 2000 die deutschen Übersetzungen der ersten drei Harry Potter-Bände die Plätze 1 bis 3 belegen (vgl. Der Spiegel 2000, S. 206), ist auch das postHarry Potter-Deutschland diese Art von Romanserien nicht leid. Im Jahr 2008 finden sich unter den meistverkauften Romanen unter anderem Cornelia Funkes TintenherzTrilogie (2003–2007), Stephenie Meyers Bis(s)-Romane (2005–2009), Bände von Christopher Paolinis Eragon (2004–2011), der Romanserie House of Night (2009–2014) des Mutter-und-Tochter-Teams Casts, Kerstin Giers Liebe geht durch alle Zeiten- (2009–2010) und Silber-Serien (2013–2015) und Suzanne Collins’ Die Tribute von Panem (2008–2010) (vgl. Der Spiegel 2009, S. 131). Die ehemals der Allgemeinliteratur vorbehaltene Belletristik-Bestsellerliste des Spiegel kann sich Romanen nicht länger erwehren, die LeserInnen in den Kinder- und Jugendbuchabteilungen ihrer Buchhandlungen finden können. ...
Mir fällt in dieser Woche, in der nicht nur im Netz darüber diskutiert wurde, was eigentlich gefährlich sei, Menschen in Schlauchbooten oder die Lifeline, und in der darüber diskutiert wurde, ob man nicht lieber ein paar absaufen lässt, damit die anderen gewarnt seien, nicht viel mehr ein, als in die Gründe und Abgründe Europas zu schauen.
Ziel der Arbeit ist es, den frühen Zweitspracherwerb bei Kinder mit einer Spezifischen Sprachentwicklungsstörung (specific language impairment, SLI) zu charakterisieren. Im Vergleich zwischen sprachunauffälligen Kindern mit Deutsch als Zweitsprache (DaZ-TD) und und sprachauffälligen Kindern (DaZ-SLI) wird für die morpho-syntaktischen Bereiche Finitheit und Verbstellung sowie Kasus untersucht, anhand welcher Entwicklungsmuster sich zwischen einem unauffälligen und einem auffälligen DaZ-Erwerb unterscheiden lässt. Dabei werden die folgenden übergeordneten Fragen (F) beantwortet. (F1) Gibt es Unterschiede in Bezug auf Fehlerarten und -häufigkeiten zwischen DaZ-TD und DaZ-SLI Kindern? (F2) Gibt es persistierende Defizite bei DaZ-SLI Kindern verglichen mit DaZ-TD Kindern?
Untersucht wurden über einen Zeitraum von zwei Jahren 33 DaZ-Kinder, elf davon mit einer SLI. Zu Beginn der Erhebungen waren die DaZ-TD Kinder im Durchschnitt 3;8 Jahre alt und hatten 11 KM zum Deutschen. Die DaZ-SLI waren zu MZP 1 durchschnittlich 7;1 Jahre alt (45 KM). Zu insgesamt vier MZP wurden elizitierte Produktionsdaten mittels des standardisierten Verfahrens LiSe-DaZ (Schulz & Tracy 2011) erhoben. Sowohl die Methode der elizitierten Produktion als auch die längsschnittlichen Analysen einer großen Gruppe von Kindern mit DaZ erlaubten es, Aussagen über das Erwerbsalter bzw. persistierende Defizite und Entwicklungsmuster, insbesondere bei SLI, zu treffen. Entwicklungsverzögerungen (delay) und ggf. vom DaZ-TD Erwerb abweichende Entwicklungsmuster (deviance) wurden abgebildet.
Mit der Beantwortung der Fragen leistet die Arbeit in zweierlei Hinsicht einen Beitrag. Erstens wird mit Blick auf die Spracherwerbsforschung gezeigt, dass DaZ-SLI Kinder entwicklungsverzögert sind und sowohl ø-Stämme in V2 als auch Schwierigkeiten im Erwerb von Dativ in Präpositionalphrasen auf eine SLI bei Kindern mit DaZ hinweisen. Zweitens wird aus Sicht der Linguistik dafür argumentiert, dass zum einen ø-Stämme in V2 kovert finit sind und zum anderen in Modellen der Kasuszuweisung von einer dreigliedrigen Struktur, also einer Unterscheidung zwischen strukturellem, lexikalischem und inhärentem Kasus, ausgegangen werden muss.
Die Arbeit knüpft an damit an verschiedene Erwerbsstudien an. Hinsichtlich des Erwerbs von Finitheit und Verbstellung war bisher ungeklärt, ob auch die DaZ-SLI Kinder zwischen en-Infinitiven und ø-Stämmen hinsichtlich der jeweiligen Position im Satz unterscheiden, wie bereits für den DaZ-TD Erwerb nachgewiesen. Die vorliegende Studie wies dieses Erwerbsmuster auch für den DaZ-SLI Erwerb nach und schließt sich damit bisherigen Studien hinsichtlich kovert finiter ø-Stämme in V2 an. Studien zum Kasuserwerb bei DaZ, die auf den linguistisch relevanten Unterschied in der Kasuszuweisung, d.h. strukturell vs. nicht-strukturell (inhärent und lexikalisch), eingehen, gab es nur wenige. Die Frage, ob in der Kasustheorie von einem zwei- oder dreigliedrigen Modell ausgegangen werden muss, war neben der Frage nach möglicherweise abweichenden Erwerbsmustern und persistierenden Erwerbsschwierigkeiten bei DaZ-SLI bislang ungeklärt. In der vorliegenden Studie wurde gezeigt, dass DaZ-SLI Kinder verglichen mit DaZ-TD Kindern ähnliche Fehlermuster zeigen, aber insbesondere der Dativ in PPs stark verzögert erworben wird. Die Studie schließt den Ergebnissen zum simultan bilingualen Erwerb an und postuliert ein dreigliedriges Kasussystem.
Insgesamt zeigt die vorliegende Studie erstmals anhand elizitierter Längsschnittdaten, dass DaZ-SLI Kinder bis ins Schulalter persistierende Probleme im Erwerb von Finitheit und Verbstellung sowie Kasus haben. Verglichen mit DaZ-TD Kindern erwerben sie diese Bereiche - wenn überhaupt - deutlich verzögert (delay). In den Fehlertypen unterscheiden sich die beiden Erwerbstypen hingegen nicht (deviance).