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Als das kontradiktorisch Andere des Lebens wird gewöhnlich der Tod oder auch das Unbelebte gesetzt. Eine Biologiegeschichte der Vergeschlechtlichungen von Lebenskonzepten kann aber noch ein weiteres, etwas schräg zu dieser Gegensatzachse angeordnetes Konzeptpaar herausstellen: die aus sich selbst zeugende Materie, die einer nicht selbst zeugungsfähigen, zu belebenden Materie gegenübersteht. Die erstgenannte Materieart kann mit dem gewohnten Terminus 'lebend' oder 'lebendig' bezeichnet werden, aber in Bezug auf den zweiten Modus von Materie passen Begriffe wie 'tot', 'unbelebt' oder 'lebendig' nicht. Dieser zweite Zustand wird vielmehr als ein zwischen Leben und Tod vermittelnder und changierender wissenschaftlich ausgestaltet, oder genauer: als ein Zustand zwischen Handlungsfreiheit und Naturverfallenheit. Dieses Konzeptpaar - nennen wir es hilfsweise zunächst das Lebendige und seine lebensfähige Ressource - steht außerdem weniger in einem polaren als eher in einem hierarchischen Verhältnis zueinander und durchläuft, so wird in einem kurzen Abriss zu zeigen sein, eine mit dem gesellschaftlichen Geschlechterverhältnis korrespondierende Kulturgeschichte.
Hufeland beginnt seinen Text über die Zeichen des Todes beim Menschen nicht mit dem Hinweis auf die Erfolge der sich konstituierenden Reanimationsmedizin, sondern mit einem Bericht über Felice Fontanas Experimente an ausgetrockneten Haarwürmern und Rädertierchen. Man könnte diesen Einstieg leicht als etwas kuriose Analogie überlesen und sich auf die vitalistischen Lebenskrafttheoreme konzentrieren, die diese Analogie rahmen, aber es lässt sich argumentieren, dass die Rede über die Unsicherheit der Zeichen des Todes und die Möglichkeit der Wiederbelebung, die seit der Mitte des 18. Jahrhunderts zu vernehmen ist, mit der Erforschung des Lebens mikroskopisch kleiner Organismen wie dem Rädertierchen nicht nur akzidentiell zu tun hat.