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Zunächst wird kurz in Bourdieus Konzept der symbolischen Herrschaft eingeführt und dessen Stellung im Kontext seiner Theorie der Praxis verdeutlicht. Da Bourdieu sein Verständnis der symbolischen Reproduktion des Sozialen insbesondere in Bezug auf die Sprache entfaltet, wird in einem zweiten Schritt auf seine sprachsoziologischen Arbeiten eingegangen. Dabei wird das Problem der Betonung der statischen Reproduktion sozialer Ordnungen adressiert. Im dritten Abschnitt erfolgt eine Kritik und Erweiterung von Bourdieus Perspektive im Anschluss an Judith Butler, die in "Haß spricht" eine Theorie zur Resignifikation sozialer Klassifikationen entwickelt hat und sich dabei von Bourdieus Sprachsoziologie abgrenzt. Sie betont im Unterschied zu Bourdieu die Möglichkeit der Verschiebung symbolischer Machtverhältnisse. Im Fazit werden die beiden Positionen vergleichend diskutiert und Ansätze einer Theorie sozialer Iterabilität herausgearbeitet.
In Felicitas Hoppes Roman 'Johanna' (2006) geht es nicht um die historische Johanna von Orléans (um 1412-1431) selbst, sondern um eine namenlose Ich-Erzählerin, die sich auf ihre mündliche Disputation im Fach Geschichte vorbereitet. Der Roman spielt nicht im 15., sondern im 21. Jahrhundert. Die Protagonisten sind die Ich- Erzählerin, die über Johanna von Orléans promoviert, ein Professor der Geschichtswissenschaft und sein Assistent, der von der Erzählerin auf den Spitznamen "Peitsche" getauft wird. Es geht also nicht um eine Märtyrerin, die von Geistlichen verhört und verurteilt wird, sondern um eine Doktorandin, die von einem Historiker mündlich geprüft wird. Anstelle des Todesurteils wird die Promovendin aus dem akademischen Betrieb ausgeschlossen. Es lassen sich also deutliche Parallelen zwischen den beiden Schicksalen erkennen. In beiden Fällen – ob innerhalb der Kirche oder der Universität – geht es um eine geistige Institution, die von Männern beherrscht wird und ihren eigenen 'Kanon' pflegt. Die Kirche bewahrt den Kanon der Heiligen; die Universität perpetuiert durch die Historiografie einen Kanon der wichtigsten Persönlichkeiten der Geschichte. In beiden Fällen werden die Argumente der Frau von den männlichen Juroren nicht akzeptiert beziehungsweise nicht ernst genommen. Diese Gemeinsamkeiten gilt es in diesem Beitrag vergleichend zu analysieren.
Judith Butlers Konzept der Performativität, das sie in "Das Unbehagen der Geschlechter" (1990) und "Körper von Gewicht" (1993) entwickelt. beleuchtet den Prozess der Konstruktion der Geschlechtsidentität und zugleich deren Destabilisierung über Begriffe und Strategien wie 'Parodie', 'drag' oder 'cross-dressing', die auf eine wiederholende Imitation dieser Identität verweisen. Der performative Akt der Nachahmung wird von Butler als kulturelle Simulation gefasst. die die Vorstellung eines 'natürlichen' Originals allererst hervorbringt. Ähnlich und ebenso signifikant ist dieses Moment der Imitation als Simulation Homi Bhabhas Konzeption der kolonialen mimikry eingeschrieben. In seinem Aufsatz "Von Mimikry und Menschen" geht es darum aufzuzeigen. wie die verschiebende Wiederholung europäischer Normen durch die Kolonisierten – der Vorgang. den er als 'mimikry' bezeichnet – die imaginäre Identität der KolonisatorInnen destabilisiert und damit auch in gewissem Maße subvertiert.
Ausgangspunkt der Arbeit sind feministische Auseinandersetzungen um den Begriff Subjekt auf der theoretischen Ebene und daran anschließend die Frage der Politikfähigkeit mit bzw. ohne eine fest umrissene Kategorie ‚Frau’. Judith Butler hat mit ihren poststrukturalistischen Thesen zum Subjekt eine feministische Debatte um Subjektkonstitution und politische Handlungsfähigkeit zwar nicht ausgelöst, aber doch maßgeblich beeinflusst. Daher steht Butler in dieser Arbeit stellvertretend – so eigenständig und speziell sie auch sein mag – für eine poststrukturalistische Strömung in der feministischen Theorie, die die Vorstellungen von Subjektivität und politischen Strategien verändert hat. Butler begreift die politische Handlungsfähigkeit des Subjekts als einen Effekt, der sich aus den Mechanismen der Subjektkonstitution selbst ergibt (Subjektivation). Diese Subjektkonstitution beschreibt sie als performativen Prozess, dessen Ausgang offen bleibt. Die Arbeit geht der Frage der Subjektkonstitution und politischen Handlungsfähigkeit in Texten Judith Butlers systematisch nach und wirft am Ende dir Frage nach Widerständigkeit auf. Ausgangspunkt ist die Aufsatzsammlung ‚Der Streit um Differenz’ um die bereits einige Jahre zurückliegende Debatte über das politische Subjekt des Feminismus theoretisch und politisch kontextualisiert zu rekonstruieren. Damit lässt sich zeigen, in welches theoretische und politische Feld Butler mit ihrer Theorie interveniert und dass diese Kontroverse nicht von feministischer Theorie und Praxis zu trennen ist. Schematisiert lautete der zentrale Vorwurf an Butler, dass mit ihrer Konzeption des Subjekts, das keinen vorgängigen, authentischen Kern denkt, ein politisch handlungsfähiges Subjekt hinfällig wird. Anhand von Butlers Texten und auch der Rezeption der Debatte lässt sich herausarbeiten, dass es jedoch in erster Linie um die Frage geht, unter welchen Bedingungen Handlungsfähigkeit entsteht. Um Butlers Denkbewegung der Subjektkonstitution genauer nachzuspüren, sind zentrale Begriffe wie Diskurs, Performativität, Materialität und Subjektivation anhand ausgewählter Textstellen herausgearbeitet worden, die in Bezug auf ihre Bedeutung für Handlungsfähigkeit diskutiert werden. Dabei sind folgende Kategorien festzuhalten: Handlungsfähiges Subjekt, performative Handlungsfähigkeit, widerständige Handlungsfähigkeit. Wenn die politische Handlungsfähigkeit des Subjekts als Effekt der Subjektivation verstanden wird, beteiligt sich das Subjekt maßgeblich an der Reproduktion von Normen, denen es zuvor unterworfen wurde. Wie kann sich das Subjekt also gegen seine eigenen Konstitutionsbedingungen wenden und damit widerständig sein? Butler antwortet darauf mit einem Begriff der Bestimmtheit von Handlungsfähigkeit, die nicht determinierend ist. Sich entwickelnder politischer Widerstand könne durch das Leiden der Subjekte an den sie konstituierenden Verhältnissen erklärt und gedacht werden. Es müsste also eine politische Auseinandersetzung darüber stattfinden, welche Konstitutionsbedingungen für politische Subjekte relevant sind, welche sie verletzen und unter welchen sie leiden, welche es also anzugreifen und zu verändern gilt. Es handelt sich bei dem Subjekt als politische Kategorie um einen Ort, der unter neuen Vorzeichen politisch verhandelt werden muss und an dem die Kategorien infrage gestellt werden, durch die die Subjekte politisch mobilisiert werden. Es ist dieser Ansatz Butlers, den es für politische Praxis umzusetzen und weiterzuentwickeln gilt: Ambivalenzen zuzulassen, Begriffe und Kategorien offen zu halten, um in einer politischen Praxis keinen Stillstand zu erleiden, sondern auch über die eigene Praxis reflektieren zu können. Abschließend wird Slavoj Žižeks Kritik an Butler diskutiert, die darauf hinweist, dass ihr politisches Konzept der Resignifizierung, das sich aus ihrem Performativitätskonzept speist, bestimmte gesellschaftliche Verhältnisse nicht erfassen kann, wie beispielsweise gesellschaftliche Produktionsverhältnisse. Hier wird deutlich, dass das Problem politischer Handlungsfähigkeit bei Butler nicht ihrem Subjektentwurf, sondern ihrem fehlenden Begriff von Gesellschaft anzulasten ist.