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Der Aufsatz von 1976 geht der Frage nach, wie weit Walter Benjamins "Wahlverwandtschaften"-Aufsatz als philologische Studie aufgefasst werden darf. Das Ergebnis ist in wesentlichen Teilen negativ und lädt zu Überlegungen ein, welches Ziel Benjamin in seiner Studie verfolgt und welcher methodologischen Mittel er sich dabei bedient.
Karikatur
(1976)
Kritik, Literaturkritik (II.) : Die Geschichte des K.-Begriffs von der Renaissance bis zur Gegenwart
(1976)
Das Wort <K.> bezeichnet bildungssprachlich heute fast ausschließlich die Rezension literarischer Neuerscheinungen und die Besprechung künstlerischer Darbietungen als Formen der Publizistik, sowie die Gesamtheit der diese verfassenden Personen. Solchem Wortgebrauch zufolge unterscheidet sich K. von der (akademischen) Literaturwissenschaft neben der Aktualität dadurch, daß sie sich der Äußerung von Werturteilen und der Einflußnahme nicht enthalten muß. In dieser engen Verwendung ist <K.> das Ergebnis eines Bedeutungswandels, dem das französische <critique> und das englische <criticism> nicht in gleicher Weise unterlegen sind, so wenig sich in beiden Sprachen ein <Literaturwissenschaft> vergleichbarer Terminus hat durchsetzen können.
Rezepte gegen Rührseligkeit waren die Figuren nostalgischer Mythen nicht. Denn das hieße, sie pauschal zu verstehen im Sinne von Handlungsanweisungen, Gegengiften, Vorbildfiguren gegen das zu häufige Gerührtsein, gegen die Auflösung der hergebrachten Affektkontrolle, gegen zunelunende Gefühlsintensität, gegen die Tränen, die meist aus Ergriffenheit über moralische Konflikte, über besonders tugend- oder lasterstarke Situationen oder Menschen vergossen wurden. Die nostalgischen Mythen werden vielmehr, wie viele andere literarische Motive, seit den 60er Jahren des 18. Jahrhunderts in den Rahmen empfindsamer Denk-, Handlungsund Gestaltungsmuster gestellt, ordnen sich also einer Zeitströmung unter. "Rezepte" gegen das zu häufige Weinen sind diese Figuren nicht per se - weder der arkadische oder idyllische Schäfer und Hirte, der Landmann und Bauer, der physiokratische Musterbauer, der leidende Negersklave, der passiv-edle, aber moralisch überlegene gute Wilde, der (statt eines besseren Ausdrucks sei dieser Pleonasmus gestattet) "wilde" Wilde oder der "nordische" Wilde (sprich: der Kelte oder Germane), noch schließlich der Südseeinsulaner, wie er aus den Berichten nach der Entdeckung Tahitis in Europa literarisch Furore und Mode machte, sind als Gegenfiguren konzipiert. Eine gewisse Ausnalune - und mit diesem Vorbehalt werden sie in die Diskussion einbezogen - stellen allenfalls der aufständische Negersklave, der melancholische, barbarische Wilde und der von moralischen Tabus (scheinbar) unbelastete Südseeinsulaner dar. Man kann an diesen Figuren die Durchdringung literarischer Topoi mit Mustern der empfindsamen Strömung studieren. In den nostalgischen Mythen, in jenen vemeintlich archetypischen Formen "natürlichen" Lebens, die mit trauernder Sehnsucht als Gegenstand von Hoffnung oder Kritik (mit Blick auf die eigene Gegenwart) beschrieben werden, finden sich allerdings eine ganze Anzahl von Situationen und Figuren, in denen das rührselige Weinen umgedeutet wird. Man kann an solchen Figuren auch andere Tränen als die bloß moralisch rührenden entdecken und in diesen nostalgischen Vorstellungen von Natürlichkeit Verschreibungen von Widerstandskraft, ja sogar Auflehnung gegen handlungslose Weinerlichkeit finden.