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Queertheorie bestimmt sich über Vorläufigkeit, die sich nicht als fixiertes System versteht, sondern als eines, das lediglich ein Instrumentarium zur Verfügung stellt, um die Logik der Spezifität von Machtbeziehungen und Machtkämpfen, etwa in literarischen Texten, zu analysieren. Insofern jeder kritischen Theorie die Verpflichtung aufgegeben ist, kritisch gegen sich selbst gewendet, auch die Möglichkeit zu denken, dass sie nicht immer da sein wird, gilt es, sich nicht im eigenen Moment einzurichten. So möchte ich im Sinne einer vorläufigen und zugleich einer strategischen Kanonisierung vorschlagen: Die germanistische Literaturwissenschaft sowohl mit postkolonialen Theorien als auch mit Gender- und Queertheorien momenthaft und gleichsam verschränkt zu perspektivieren, um dadurch neue Realisationen von Texten zum Entstehen zu bringen.
Die „Schöne Jüdin“ ist ein Begriff, ein Themenkomplex, der sofort und unmittelbar eine starke Suggestivkraft entwickelt und wohl im Kopf eines jeden Bilder entstehen lässt, die in dem Spannungsfeld zwischen Hure und Heiliger angesiedelt sind. Mit diesem Phänomen hat sich auch Jean-Paul Sartre in seinen 1946 erstmals erschienenen „Réflexions sur la question juive“ („Betrachtungen zur Judenfrage“) beschäftigt und seine Gedanken in einem ebenso kurzen wie viel zitierten Abschnitt zusammengefasst: ...
In der Zeitschrift Studia Germanistica werden Forschungsergebnisse zu aktuellen Themen auf dem Gebiet der germanistischen Linguistik, Literaturwissenschaft und DaF-Didaktik publiziert, die den Stand der Forschung in Tschechien sowie im Ausland dokumentieren. Bestandteile der Zeitschrift sind kulturwissenschaftliche Studien und Rezensionen.
Mit dem Erscheinen der dritten Nummer werden die "Studia Germanistica" zu einem Periodikum: Ihr Ziel ist es nach wie vor, zum wissenschaftlichen Austausch beizutragen, und zwar nicht nur im nationalen, sondern auch im internationalen Rahmen.
Rezension zu Gero von Wilpert: Deutschbaltische Literaturgeschichte. München (C.H. Beck) 2005. 287 S.
Mit seinem 'Sachwörterbuch der Literatur' und seinem großangelegten 'Lexikon der Weltliteratur', geordnet nach 'Autoren' und 'Werken', gehört Gero von Wilpert seit einem halben Jahrhundert zum festen Bestand der Literaturwissenschaft. Hohes Lob in der Flut ähnlicher Unternehmungen fand 1998 sein 'Goethe-Lexikon'. Diese Lexika flankierend erschienen seine motivgeschichtlichen Monographien, die ebenfalls einen breiten Leserkreis erreichten: 1978 'Der verlorene Schatten: Varianten eines literarischen Motivs', 1994 'Die deutsche Gespenstergeschichte: Motiv, Form, Entwicklung'. Wenn Gero von Wilpert nun eine 'Deutschbaltische Literaturgeschichte' vorlegt, so darf er der interessierten Aufmerksamkeit einer weltweiten Leserschaft gewiss sein. Sein besonderes, hier spürbares Engagement hat einen lebensgeschichtlichen Hintergrund: Gero von Wilpert wurde 1933 in Dorpat (Estland) geboren und realisiert mit der jetzt präsentierten Monographie ein langgehegtes Vorhaben. Präzise, fundiert und auf große Linien ausgerichtet durchläuft seine Darstellung mit ihren acht Kapiteln die deutschbaltische Literatur vom Mittelalter bis ins 20.Jahrhundert.
Der Beitrag stellt die 1997 im Lehrstuhl für Germanistik der Palacký-Universität in Olmütz gegründete Forschungseinrichtung Arbeitsstelle für deutschmährische Literatur vor und beschäftigt sich mit literatur-theoretischen, methodologischen und ideologischen Fragen, die an die Erforschung des Gegenstandes, der deutschmährischen Literatur, geknüpft sind.
Nach der positiven Resonanz, die der erste Jahrgang der 'Aussiger Beiträge' 2007 als neues fachgermanistisches Periodikum bei den Leserinnen und Lesern fand, ist es naheliegend, an bewährten Konzepten festzuhalten. So bietet auch das vorliegende zweite Heft eine breite Auswahl an Beiträgen aus Forschung und Lehre mit Bezug zum deutsch-österreichisch-tschechischen Kulturraum. Die Vielfalt an Themen mag andeuten, dass es hier nicht um einen Rückzug in die Sphären fachwissenschaftlicher Esoterik geht, sondern – ganz im Gegenteil – um eine Intensivierung des wissenschaftlichen Austauschs über die engen Grenzen der Nationalphilologien, Disziplinen und 'Schulen' hinweg.
Trotz des gebotenen thematisch breiten Spektrums möchten die 'Aussiger Beiträge' dennoch nicht ganz darauf verzichten, Akzente zu setzen. Die zweite Ausgabe 2008 versucht dieser Überlegung mit einer stärkeren Orientierung auf "Literatur- und Kulturgeschichtliches" Rechnung zu tragen. Hinreichenden Anlass mag dafür in diesem Jahr zunächst der 125jährige Geburtstag Franz Kafkas geben – ein Jubilar, der auf exemplarische Weise die Entwicklung der jüngeren Germanistik geprägt und für Öffnungen in geisteswissenschaftlichen Diskussionen gesorgt hat.
Doch schon aus konzeptionellen Gründen möchten wir uns nicht auf einen einzelnen Autor festlegen, sondern einen Themenrahmen schaffen, der den besonderen Standort von Aussig/Ústí an der deutsch-tschechischen Grenze berücksichtigen und gleichsam aus der Mitte eines bewegten Europas neue Impulse zu anstehenden Diskussionen beitragen würde. Nach reiflicher Überlegung hat sich der Redaktionsrat für den Schwerpunkt "Die Geburt der Identität aus dem Geiste der Ambivalenz. Betrachtungen im mitteleuropäischen Literatur- und Kulturkontext" entschieden, der unseres Erachtens den hier dargelegten Intention sehr gut entspricht.
Mit dieser Ausrichtung etablieren die 'Aussiger Beiträge' gewiss kein neues 'Programm' in der Zeitschriftenlandschaft der Gegenwart. Ihre Leser/innen werden jedoch leicht feststellen, dass hier eine Zeitschrift mit sehr hohen qualitativen Ansprüchen vorliegt, der es um die Vermittlung von Themen mit überaus brisanten Fragestellungen geht – Perspektiven, die nicht zuletzt den Blick auf gegenwärtige und künftige Debatten öffnen könnten.
[...] die Erkenntnis, daß "Ulysses", dieser Roman der Romane des 20. Jahrhunderts aus dem Jahre 1922, [...] auch ein jüdischer Roman ist, hat sich so noch nicht durchgesetzt. Wohl spielen Gedanken zum jüdischen Thema eine Rolle in der reichen, ja überreichen Sekundarliteratur, meist gar nicht, wenn ja, weniger als mehr. Das Thema bleibt am Rande, die Frage ward so nicht gestellt. Und doch ist er auch ein jüdischer Roman, und nicht nur von der Hauptfigur, von Leopold Bloom her.
Interkulturelle Literatur
(2008)
Eine Lösung zum umstrittenen 'Bezeichnungswirrwarr', mit dem die Literaturwissenschaft die interkulturelle Literatur zu erfassen trachtet(e), scheint es noch nicht zu geben. Das anfänglich kaum beachtete, mit der Zeit jedoch an die Öffentlichkeit tretende Phänomen der interkulturellen Literatur entstand in den siebziger Jahren in den Kreisen der ausländischen Arbeitskräfte, die in den Jahren des deutschen ökonomischen Booms angeworben wurden. "Gastarbeiterliteratur", "Literatur der Betroffenheit", "Migrantenliteratur", "Migrationsliteratur" und "Auslainderliteratur" stellen einige Beispiele der Benennungsversuche dieser Literatur dar, die sich nicht eindeutig mit der Kategorie der Nationalliteratur erfassen läßt. Obwohl diese Begriffe sich als problematisch erweisen, scheint ihre Existenz in der literaturwissenschaftlichen Diskussion so hartnackig verwurzelt zu sein, daß neue Versuche, dieser Literatur begrifflich gerecht zu werden, immer noch ins Leere laufen. An dieser Stelle sei ein Blick auf einige dieser Ansätze geworfen.