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Diese 1952 entstandene Kurzgeschichte der österreichischen Autorin erweist sich als besonders charakteristisch für die Eigenart ihres Werks, sowohl was den Themenkreis – Entfremdung, Bedrohtsein, Angst und Tod – betrifft, als auch in Bezug auf die Vorliebe für die monologische Ausdrucksform, für Überraschungseffekte und Paradoxa. [...] Im Gesamtschaffen der Dichterin gehört "Wo ich wohne" zu einer Übergangsphase. Nach der wehmütig-poetischen Sprache des Romans "Die größere Hoffnung" und der 1948 entstandenen Spiegelgeschichte ist dieser Text durch eine größere Zurückhaltung und Sachlichkeit geprägt. Die Tendenz zur Untertreibung und Aussparung, zur Raffung und Verknappung wird sich in den späteren Werken bis ins Hermetische steigern.
Wolfgang Koeppen: Wahn
(2000)
Dieser Text von Wolfgang Koeppen (1906-1996) wurde zuerst 1960 in der Anthologie "Ich lebe in der Bundesrepublik", herausgegeben von Wolfgang Weyrauch, publiziert. In den "Gesammelten Werken" erscheint er im Kapitel "In eigener Sache". Diese bibliographischen Hinweise dienen dazu, den Text zunächst kurz zu klassifizieren: Es handelt sich um einen autobiographischen Text, das Text-Ich bezieht sich auf den Autor Wolfgang Koeppen. Koeppen schrieb diesen Text im Rahmen der Produktion von Reiseberichten, empfindsamen Berichten, wie er selbst in einem der Bände als Untertitel schreibt.
Der Text „Der andorranische Jude“ (1966) stammt aus dem "Tagebuch 1946-1949". Max Frisch benutzte diese Skizze als Vorlage zu seinem späteren Stück "Andorra" (1961). Es soll der Versuch unternommen werden, herauszufinden, was für Leseinstruktionen dieser Text dem heutigen Leser gibt. Es darf nicht vergessen werden, daß er 1946 geschrieben worden ist, als Deutschland und Europa in Trümmern lagen. Frisch erscheint als Schweizer unbeteiligt, (er hat nicht am Krieg teilgenommen), zugleich aber als tief beteiligt. Dieser Dualismus prägt seinen Blick auch in diesem Text.
Hans-Georg Soldat rezensiert für NDR 3 / Radio 3 den im Jahr 2000 erschienen Erstlingsroman "Tintenpalast" des Leipziger Schriftstellers Olaf Müller. In langen Retrospektiven entrollt sich in der namibischen Wüste ein Bild der gewesenen DDR und der Verwüstung, die sie im Leben ihrer Bewohner angerichtet hat.
Hans-Georg Soldat rezensiert die 2000 im Ullstein Verlag erschienene Erzählsammlung "Wir Brüder und Schwestern. Geschichten zur Einheit" von Freya Klier. Tatsächlich ist es vor allem die Vielgestaltigkeit, die an diesen Erzählungen Freya Kliers besticht, die Bandbreite ihrer Impressionen, die ihr neues Buch "Wir Brüder und Schwestern" zu einem Unikat in der deutschen literarischen Landschaft macht.
Hans-Georg Soldat rezensiert für die Berliner Morgenpost Reinhard Jirgls im Jahr 2000 erschienen Roman "Die atlantische Mauer". Reinhard Jirgl, aus der DDR kommend, ist möglicherweise das, was man einen literarischen Nihilisten nennen könnte. Die atemlosen Monologe seines Buches "Die atlantische Mauer" lassen kaum einen Ausweg, sie sind bis in die letzten Verästelungen konsequent. Ahnung von Besserem gibt es nicht. Das Denken und Fühlen der handelnden, ach was, vor sich hin redenden Personen ist - ohne, dass sie es merken - von tiefstem Schwarz. Vier Figuren monologisieren geschlossen und nacheinander: Formales Bindeglied ist die Sprache und deren Darstellung - sie orientiert sich an Arno Schmidt und arbeitet mit den Zeichen »=« oder »&« und schreibt »1malig«. Sonderbarerweise wirkt es dennoch kaum einmal prätentiös, sondern trägt zum Eindruck der Atemlosigkeit bei. Tatsächlich gelingt wohl nur so die adäquate Wiedergabe eines Bewussteinsstroms.
Hans-Georg Soldat rezensiert für die Berliner Morgenpost Klaus Schlesingers im Jahr 2000 erschienen Roman "trug". Die kleine Erzählung, deren Wurzeln bis in die Siezigerjahre zurückreichen, gehorcht den surrealen Gesetzen der Phantastik - sie ist nur von innen heraus logisch und zwingend. Legt man äußere, realistische Maßstäbe an, wird sie unwahrscheinlich und lächerlich.
Rezension zu Adrian Hsia (Hg.): The Vision of China in the English Literature of the Seventeenth and Eighteenth Centuries. Hong Kong (The Chinese University Press) 1998. 404 Seiten.
Zum Bild Chinas in der europäischen Literatur liegt eine erhebliche Zahl monographischer Untersuchungen vor. Während es eine Reihe vertiefender und spezialisierter Darstellungen der China-Rezeption in Deutschland und Frankreich gibt, blieb das Bild Chinas im Spiegel der englischen Literaturgeschichte bislang eher unterbelichtet. Der vorliegende Band mit Abhandlungen verschiedener Beiträger ist daher speziell der Rezeption chinesischer Literatur und Kultur in England gewidmet; behandelt werden dabei nicht allein literarische Texte, sondern auch Dokumente aus der frühen Geschichte sinologischer Studien, ein Stück Geschichte der englischen Publizistik sowie der Ästhetik des "chinesischen" Gartens.
Rezension zu Sabine Kleine: Zur Ästhetik des Häßlichen. Von Sade bis Pasolini. Stuttgart; Weimar (Metzler) 1998
Das Böse, Häßliche, Obszöne, Schreckliche als Signatur moderner Literatur inspirierte das Interesse der Forschung innerhalb der letzten Jahrzehnte in besonderem Maße, was sich am Erscheinen etlicher Monographien zum Thema gerade in jüngster Zeit ablesen läßt. Die Autorin der vorliegenden Studie möchte keine eigene Theorie des Häßlichen hinzufügen, sondern die "Literarhistorie der Moderne auf der abgewandten Seite der Kallistik" nachschreiben, um auf Adornos These, die Literatur der Moderne sei Ort eines Inkommensurablen im Sinne einer negativen Utopie, "die Probe" zu machen.
Rezension zu Peter V. Zima: The Philosophy of Modern Literary Theory. London; New Brunswick (Athlone Press) 1999. 163 Seiten.
Zu den nützlichsten, weil luzidesten Reiseführern durch die Theorielandschaften der ästhetischen Moderne gehört Peter V. Zimas 1991 erschienenes UTB-Taschenbuch 'Literarische Ästhetik: Methoden und Modelle der Literaturwissenschaft'.