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Energie und Katalyse sind Schlüsselbegriffe zum Werk von Wilhelm Ostwald. Seine Naturphilosophie nannte er selber "Energetik". Für seinen Katalysebegriff erhielt er den Chemie-Nobelpreis. Nach ersten Vorlesungen in Leipzig über Naturphilosophie erschien 1908 sein Werk 'Grundriss der Naturphilosophie', in dem er ein modernes Konzept der Naturphilosophie im Rahmen der Naturwissenschaft entwirft.Im Folgenden wird dieses Programm geprüft, und Ostwalds allgemeine Gesetze sowie Prinzipien werden mit heutigen Weiterentwicklungen konfrontiert. Dabei zeigt sich, dass seine naturphilosophischen Konzepte von großer Aktualität sind.
Mein Beitrag handelt von zwei Begriffen, die gleichermaßen gut eingeführt sind, aber üblicherweise nicht gemeinsam verhandelt werden: Sympathie und Synergie. Die Disziplinen und Kontexte, in denen sie heute auftreten, sind weit voneinander entfernt: Die Synergie hat ihre Domänen in Technik und Wirtschaftswissenschaft, der Sympathie sind vor allem Philosophie und Psychologie zugetan. Freilich sind diese Wörter so nahe miteinander verwandt, dass es verwunderlich oder gar bedauerlich ist, sie beziehungslos nebeneinander stehen zu sehen. Immerhin gibt es Diskussionen, in denen dieses Tandem zwar nicht namentlich auftritt, aber der Sache nach zum ema gemacht wird. Diese Diskussionen möchte ich aufgreifen und vorantreiben, denn das Tandem Synergie/Sympathie hat, wie ich meine, erhebliches sozialtheoretisches Potential.
Die Theorien der Autopoiese und der Synergetik werden oft synonym als Selbstorganisationstheorien aufgefasst, obwohl es gravierende Unterschiede zwischen beiden gibt, die das konzeptionelle Verständnis von 'Selbstorganisation' betreffen. Die auf die Kybernetik zurückgehende Autopoiese beschäftigt sich mit der Selbsterhaltung und der Selbstreproduktion von Systemen, die Synergetik dagegen ist eine ¬Theorie für die ursprüngliche Entstehung von Systemen und die Emergenz von Systemeigenschaften. Was sie eint, ist der universelle Geltungsanspruch, den die Begründer für ihre ¬Theorien erheben, der jedoch naturgemäß nicht eingelöst werden kann. Im Folgenden soll ausgehend von der Genese des Begriffs 'Selbstorganisation' die Entwicklung systemischer Ansätze nachvollzogen und deren modellierendes Potential herausgestellt werden.
Der bedeutendste Vertreter einer theologischen Rezeption der Synergetik ist heute der katholische Th¬eologe Alexandre Ganoczy. Ganoczy empfing seine intellektuelle Prägung im Kontext der französischen 'Nouvelle Th¬éologie', die insbesondere nach 1945 erfolgreich eine Öffnung der katholischen Glaubenslehre in Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Herausforderungen reklamierte. Die Pluralität von Weltbildern, die Etablierung einer säkularen Option als Alternative zu religiösen Überzeugungen sowie die Dominanz einer naturwissenschaftlichen Wirklichkeitsdeutung führten die Th¬eologie als Wissenschaft damals in eine Krise, deren Nötigung zur Grundlagenreflexion der Disziplin bis heute fortwirkt.
Der Wissenschaftshistoriker Arthur O. Lovejoy (1873–1962) äußerte in den 1930er Jahren eine für damalige Verhältnisse provokante Ansicht. Als Begründer der Ideengeschichte kam er nämlich zur Überzeugung, dass die Geschichte menschlichen Denkens eine verblüffende Uniformität oder sogar Trivialität an den Tag lege: "Die scheinbare Originalität vieler Systeme beruht allein auf der neuartigen Verarbeitung und Anordnung der bereits bekannten Bestandteile, aus denen sie hervorgehen". Diese Bestandteile verglich Lovejoy mit den chemischen Elementen des Periodensystems und sah die primäre Aufgabe der Ideengeschichte analog zur analytischen Chemie darin, unter der Oberfläche der scheinbaren Verschiedenheit historischer Konzepte tiefer liegende Strukturanalogien, Redundanzen und Gemeinsamkeiten aufzuspüren. Solche wiederkehrenden sowie disziplinübergreifenden Denkfiguren in der Geschichte der Philosophie und Wissenschaften nannte Lovejoy 'Elementarideen'.
Im russischen Denken vollziehen sich um 1900 Transpositionen des Synergiebegriffs aus dem theologischen Diskurs, der sich durch seine Herkunft für eine universalistische Verwendung eignet. Dabei werden die Implikationen der gottmenschlichen 'cooperatio' und des anthropologischen Transformationspotentials auf andere Relationen in Natur und Gesellschaft übertragen. Zudem haben zu Beginn des 20. Jahrhunderts holistische Modelle des Zusammenwirkens Konjunktur. Entsprechende synergetische Figurationen in Religionsphilosophie, Kunst und Wissenschaft der russischen Moderne, ihre ambivalente Rezeption in frühsowjetischen Werken und das Wiederaufleben von Synergieparadigmen in der postsowjetischen Ära sind Gegenstand der folgenden Darstellung.
Die byzantinische Philosophie ist ein relativ junger Forschungsgegenstand. Erstmalig 1949 in dem in Paris erschienenen Buch von Basilios Tatakis, 'La philosophie byzantine', dokumentiert, gehört sie heute zum Kanon der Philosophiegeschichte. Darüber hinaus gibt es Versuche, einzelne Motive, Methoden und Konzepte dieser Philosophie in der gegenwärtigen Praxis und selbst in anderen, nicht eigentlich philosophischen Fachbereichen fruchtbar zu machen. Die meisten Versuche stützen sich dabei auf ein Schlüsselkonzept der byzantinischen Philosophie: auf die Energienlehre und den eng damit verbundenen Synergie-Begriff. Die Energienlehre war konstitutiv für ihre Positionen, bildet aber keinesfalls das gesamte Gerüst der byzantinischen Philosophen. Die Verabsolutierung dieser Lehre seitens einiger Interpreten heute verfehlt nicht nur den Gehalt der byzantinischen Philosophie, sondern verführt zu einem pseudowissenschaftlichen und paramystischen Aberglauben. Im Folgenden soll es um die historische Lehre gehen, die sich in den philosophischen Auseinandersetzungen innerhalb der byzantinischen Tradition, etwa im Streit zwischen Gregorios Akindynos (ca. 1300–1349) und Gregorios Palamas (1296/97–1359), herauskristallisierte. Synergie wird dabei als ein Element der Selbstidentifikation dieser Philosophie verstanden, die ihrerseits über die alltägliche Erfahrung reflektiert.
Das spontane Sich-Formieren immer neuer und jeweils einzigartiger Strukturen ist ein omnipräsentes Phänomen in unserer Alltagswelt: Man denke an Wolkenformationen am Himmel, Strömungsfiguren im Wasser, Vogelschwärme, die La-Ola- Welle im Fußballstadion, die Muster des Verkehrsflusses oder die Zacken des Dax und andere Kurven. All diese Phänomene kommen nur durch Synergie zustande: Eine mehr oder weniger große Zahl relativ kleiner Elemente muss sich koordiniert verhalten, damit sich im Großen eine Form aufbaut und sich als ein irgendwie typisches Muster in der Zeit entfaltet. Bei der La-Ola-Welle oder der Dax-Kurve wundert uns das erst mal weniger – wir sind es gewohnt, Begriffe wie 'Synergie' oder 'Zusammenwirken' in der sozialen Sphäre zu verorten. Doch wie kommen die Wellenformationen im Wasser oder die Wolkenstraßen am Himmel zustande? Sie können einen bei näherem Zusehen doch ein wenig ins Staunen versetzen. Abermilliarden von Molekülen müssen sich über (an ihrer Größe gemessen) riesige Distanzen hinweg koordinieren, um derartige makroskopische Formationen aufzubauen. Wie funktioniert das? Wie kann spontan Ordnung entstehen, obwohl nach dem zweiten Hauptsatz der Wärmelehre sich selbst überlassene Ordnung eigentlich nur zerfallen dürfte? Besonders eindringlich stellt sich diese Frage im Hinblick auf Entstehung, Aufrechterhaltung und Fortentwicklung des Lebens mit seiner überbordenden Vielfalt von Strukturen.
Als Kunst- und Bildhistorikerin fasse ich 'Synergie' als Metapher auf, als Denkfigur und Modus der Welterklärung. Die Parallelen zur Architekturmetaphorik der Kugel, vor allem seit Étienne-Louis Boullées Entwurf für ein Newton-Kenotaph (1784), liegen auf der Hand: Auch das Bild dieser Bauform impliziert eine Welterklärung, nämlich die eines mathematisch darstellbaren Kosmos.
Th¬e main principle of holism – "the whole is more than the sum of its parts" – can be traced back to ancient philosophical studies. Although the term itself was coined by Jan Christiaan Smuts in 1926, the earliest formulations can already be found in Taoism, in the philosophy of Lao Tzu, as well as in Aristotle's 'Metaphysics'. However, a complete and profound sense of the principle has only been revealed in such theories as Gestalt psychology (Kurt Koffka, Max Wertheimer and others), the general systems theory (Ludwig von Bertalanffy), and the theory of complexity (synergetics) as formulated by the Moscow school of synergetics (Sergey Pavlovich Kurdyumov), to name just a few. ¬inking in this direction, from the whole to the parts (subsystems), is quite unusual for classical science which, in its course of analysis, usually moves from distinct parts to the whole. In synergetics, according to Hermann Haken, order parameters determine how parts (subsystems) of complex systems behave. A select few order parameters, as Haken says, encompass the complex behavior of diverse parts and, therefore, lead to enormously reducing the complexity in a description of a given system.