Refine
Document Type
- Article (2) (remove)
Language
- German (2) (remove)
Has Fulltext
- yes (2)
Is part of the Bibliography
- no (2) (remove)
Keywords
- Biografieforschung (2) (remove)
In diesem Beitrag befasse ich mich mit ethischen Herausforderungen der Biografieforschung am Beispiel eigener Erfahrungen im Rahmen einer Studie im Feld der politischen Partizipation. Im ersten Teil diskutiere ich grundsätzliche ethische Fragen der Biografieforschung, die mit der Erhebung und Auswertung von biografisch-narrativen Interviews einhergehen. Im zweiten Teil des Beitrages werden exemplarisch forschungsethische Aspekte und Probleme skizziert, die im Verlauf der Feldforschung aufgetreten sind und die Prämissen einer rekonstruktiv vorgehenden Biografieforschung herausfordern. Dazu gehören die informierte Einwilligung als dialogischer Prozess sowie die Anonymisierung und Rückmeldung von biografischen Daten in einem hochsensiblen Feld. Abschließend gehe ich der Frage nach, welche Möglichkeiten und Grenzen das Format der Forschungswerkstatt für die Reflexion von ethischen Fragen in der Biografieforschung bietet.
Basierend auf Erfahrungen in einem Forschungsprojekt mit iranischstämmigen Migranten geht der Beitrag der Frage nach, inwiefern sich die umfassend reglementierte und damit weitgehend fremdbestimmte Lebenssituation als Flüchtling im deutschen Asyl auf die biografische Selbstthematisierung in Forschungszusammenhängen auswirkt.
Unabhängig vom jeweiligen Forschungsgegenstand beeinflusst der Kontext der Interviewsituation und die darin zustande kommende Beziehung zwischen Forschenden und Beforschten grundsätzlich die Gestalt der biografischen Erzählung. Infolge der Machtprozeduren im "totalen Flüchtlingsraum", die mit institutionell weitreichenden Zugriffen auf die Biografien von Asylsuchenden verbunden sind, ließ sich in den untersuchten Interviews jedoch eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Verschärfung des ohnehin vorhandenen Hierarchieverhältnisses beobachten. In Anbetracht der empirischen Beobachtungen wird für eine reflexive biografiewissenschaftliche Migrationsforschung plädiert, die die Machtverhältnisse im transnationalen Raum in ihren Auswirkungen auf den Forschungsprozess systematisch analysiert. Forschende und Beforschte sind dabei nicht lediglich in ihren kulturellen Differenzen zu betrachten, sondern darüber hinaus in ihren unterschiedlichen intersektionellen Positionierungen, die von weiteren Machtmomenten wie dem sozioökonomischen Status, der Nationalität, dem Geschlecht, der Sexualität usw. bestimmt werden.