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Am Niederrhein zwischen Dormagen und Kleve wurde die Vegetation der Mauerfugen untersucht. Die vorhandenen Gesellschaften sind, wie oft in Mitteleuropa, nur fragmentarisch ausgebildet und durchdringen sich gegenseitig. Etwaige Assoziations-Kennarten sind gleichzeitig Klassen-, Ordnungs- oder Verbands-Kennarten.
Werden die Vorkommen anhand der drei dominierenden Arten (Asplenium ruta-muraria, Cymbalaria muralis und Parietaria judaica) klassifiziert, so sind am Niederrhein drei Gesellschaften vorhanden: die Mauerrauten-Flur, die Zimbelkraut- und die Glaskraut-Gesellschaft. Eine indirekte zweidimensionale Ordination bestätigt die Abgrenzung, die anhand der dominierenden Arten vorgenommen wurde.
Eine standörtliche Differenzierung der Gesellschaften ist anhand des austauschbaren Mineral-Stickstoffgehaltes, des durchwurzelten Mauerfugensubstrates und der Exposition der verschiedenen Gesellschaften gegeben, während pH-Wert und organischer Kohlenstoffgehalt des Mauerfugensubstrates keine Differenzierung zu erkennen geben.
Die Parietaria-Gesellschaft ist nur auf Mauern anzutreffen, die einen sehr hohen Nitrat-Gehalt aufweisen, während die Asplenium ruta-muraria-Gesellschaft nur auf stickstoffarmen Substraten zu finden ist. Die Cymbalaria muralis-Gesellschaft zeigt gegenüber den N-Gehalten des Mauerfugensubstrates ein indifferentes Verhalten.
Bezüglich der Exposition besiedeln alle drei Gesellschaften die West- und Ost-Richtungen gleichmäßig. Die Glaskraut- und Zimbelkraut-Gesellschaft sind aber bei ausreichender Wasserversorgung auch auf südlich exponierten Mauern zu finden. Deshalb sind sie als wärmeliebender einzustufen als die farnreiche Asplenium ruta-muraria-Gesellschaft, die auch auf schattigen und kühlen nordexponierten Mauern anzutreffen ist.
Durch Eingriffe des Menschen, wie Abriss, Restaurierung und Sanierung von Mauern müssen die hier siedelnden Pflanzengesellschaften als gefährdet eingestuft werden.
Morphologische und zytologische Untersuchungen haben eine Korrelation der Chromosomenzahlen von Bromus benekenii (2n = 28) und B. ramosus (2n = 42) mit ihren morphologischen Merkmalen ergeben. Die eindeutige Unterscheidung ist Voraussetzung für einen vegetationskundlichen, bodenkundlichen und mikroklimatischen Vergleich an Standorten in Hessen. Danach ist B. benekenii häufiger in Wäldern (Fagetalia sylvaticae), B. ramosus dagegen in Schlagfluren (Atropetalia) und mesophilen Saum-Gesellschaften (Trifolion medii) vertreten.
Beide Arten stellen während ihrer Wachstumsphasen ähnliche, relativ hohe "Ansprüche" an den Standort (z.B. Lichtverhältnisse, Wasserhaushalt, Stickstoffgehalte und pH-Werte der Böden). Die günstigen Bedingungen sind jedoch an B. benekenii-Standorten aufgrund früh einsetzender Trockenheit oder Beschattung von kürzerer Dauer als an den Standorten von B. ramosus. B. benekenii ist hieran durch eine früher abgeschlossene Entwicklung angepasst.
Die Möglichkeit einer Bastardierung ist infolge der abweichenden Blütezeiten gering.
Ergebnisse physiologischer und anatomischer Untersuchungen von Reaktionen der Arten auf Wasserstress und abgestufte Lichtintensitäten deuten daraufhin, daß B. ramosus etwas besser an höhere Lichtintensitäten und Wasserstress angepasst ist als B. benekenii. B. ramosus besitzt dadurch einen Konkurrenzvorteil.
Die durchgeführten Untersuchungen erweisen B. benekenii und B. ramosus als zwei gut geschiedene Arten. Auf Standorten mit optimalen Wuchsbedingungen ist B. ramosus in der Wettbewerbssituation überlegen und verdrängt B. benekenii auf Standorte mit verkürzter, relevanter Wachstumszeit.