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Die erhaltene Sammlung von achtzig Schriften des Dio von Prusa stellt ein bunt zusammengewürfeltes Durcheinander von Prosastücken dar, die in Stil, litterarischer Form und Umfang mannichfach von einander abweichen. Durch Philostratus, Synesius, Suidas wissen wir von der Existenz einer beträchtlichen Anzahl dionischer Schriften, die in unserer Sammlung nicht erhalten sind. Abgeselien von ihrer Unvollständigkeit, zeigt der ganze Zuschnitt derselben, dass wir es nicht mit einer vom Autor selbst besorgten Sammlung zu thun haben. Es ist von Wichtigkeit, mit voller Scharfe die Schlüsse zu ziehen, die sich theils aus dem Zustande der Sammlung, theils aus sonstiger Ueberlieferung für die Entstellung und Geschichte derselben ziehen lassen. ...
Ineditum Vaticanum
(1892)
Während die Papyrusforschung uns in neuerer Zeit so grosse Gaben wie eine neue Schrift des grössten Philosophen und einen neuen griechischen Dichter geschenkt hat, sind aus der Handschriftenforschung wohl kaum noch neue classische Texte von solchem Umfang und solcher Bedeutung zu erwarten. Dass aber doch auch auf diesem Felde, ganz abgesehen von Dichterfragmenten, die aus Wörterbüchern und Anthologien vereinzelt nachtrüpfeln, einzelne interessante Texte, meist von geringem Umfang, der Aufmerksamkeit der Editoren bisher entgangen waren, dafür bildet das schöne epikureische Gnomologium, welches Herr Dr. WODTKE im Vatican gefunden hat, einen interessanten, zu fortgesetzter Nachforschung ermunternden Beleg. Ganz ähnlicher Art ist der Fund, der im folgenden der wissenschaftlichen Welt vorgelegt wird, obgleich es sich um einen Litteraturfetzen von geringerer Vornehmheit handelt. Nachdenklich stimmen muss namentlich auch der Umstand, dass beide Inedita, sowohl das epikureische Gnomologium als das hier folgende, in dem handschriftlichen Katalog der Vaticana, der seit lange jedem Besucher der vaticanischen Bibliothek zugänglich ist, verzeichnet sind. ...
Zeit und Antike
(1926)
1. Für die Vertretung eines eine Nebenhandlung einführenden zweiten Rhemas im Satz lassen sich drei Haupttypen aufstellen: a) "finiter" Typus mit der fast ausschließlichen Vertretung durch Nebensätze; b) "nominaler" Typus mit der Vertretung durch Nominalbildungen, wie Partizipien und Verbalnomina, letztere mit vollständigem Paradigma und genitivischer Patiensbehandlung; c) "infinitivischer" Typus mit der Vertretung durch sogenannte "infinitivische Bildungen", die sich nach formalen und junktionalen Kriterien von den finiten Bildungen abtrennen lassen. Innerhalb der Haupttypen, spez. (da auf idg. Sprachraum dominant) innerhalb des "infinitivischen" Typus lassen sich die Einzelsprachen bzw. Sprachfamilien in Untertypen-Gruppen zusammenfassen. Dabei gibt es einheitliche und Misch-Typen, je nachdem, ob "infinitivische Bildungen" gleicher oder verschiedener Ausprägung vertreten sind. 2. Die Stufen entsprechen Zuständen auf dem Wege zur Erstarrung von rein nominalen Bildungen zu dem verbalen System zugeordneten "infinitivischen" Formen. Die Erstarrung eines nominalen Kasus zu einern "Absolutiv", d.h. einer nicht-nominalen und nicht-finiten Form mit koinzidenter Funktion (die Gleichzeitigkeit des zweiten Rhemas mit dem Prädikat angibt), hängt dabei an der Ubernabrne akkusativischer Rektion sowie der Herauslösung der Form aus dem paradigmatischen Zusammenhang. Die Erstarrung eines nominalen Kasus zu einem ("erweiterten") "Infinitiv", d.h. einer nicht-nominalen und nicht-finiten Form in mehreren syntaktischen und semantischen Funktionen (Subjekts- und Objektsfunktion, iussive und historische Funktion, hauptsächlich aber finale Funktion) zeigt sich ebenfalls an der Übernahrne akkusativischer Rektion und der Herauslösung aus dem Paradigma; dazu kommt aber noch, daß sich der Weg von der Abdeckung einer Funktion zu der mehrerer Funktionen bei dieser Formation nachvollziehen läßt: 3. Zu "Infinitiven" erstarrende Formen stehen ursprünglich in finaler Funktion. Der Übergang in die Objekts- bzw. Subjektsfunktion erfolgt in Verbindung mit prädikaten, die von solchen Verben repräsentiert werden, die der Form ihre finale Konnotation belassen, die aber gleichzeitig die Interpretation der Form als ("patientisches") Objekt bzw. als Subjekt ermöglichen. Dies ist der Fall bei vielen Verben, die man als "Modalverben" bezeichnen kann. Die Erstarrung der "infinitivischen" Formation ist vollzogen, wo die Interpretation als Objekt bzw. Subjekt obsiegt; hier kann die Form ins temporale wie diathetische System eingeordnet werden, und auch andere Funktionen abdecken. 4. Der Verlust der finalen Konnotation der Form macht es erforderlich, für die finale Funktion eine neue Vertretung zu bilden. Soweit hierzu wieder nominale, zu "Infinitiven" Übergehende Bildungen verwendet werden, liegt eine Restitution des durch den Haupttypus bestimmten Systems vor; ein Haupttypuswechsel, angezeigt durch die neue Abdeckung speziell der finalen Funktion durch Nebensätze, ist für den idg. Sprachraum selten (liegt z.B. beim Übergang vom Agr. zum Ngr. vor).
Zum "prädikativen" Infinitiv
(1984)
Zur Metrik der Gathas
(1986)
This study is a much expanded version of the paper I read at the XXXII International Congress for Asian and North African Studies on August 28, 1986 in Hamburg (Germany). Contents 1. Recent developments in the field of historical linguistics 2. Monosyllabic structure of Chinese words and Indo-European stems 3. Tonal accents of Middle Chinese 4. Preliminaries on the comparison of consonants and vowels 5. Some IE stems corresponding to Chinese words of entering tone 6. Middle Chinese tones and final consonants of IE stems 7. Some IE stems corresponding to Chinese words of rising tone 8. Some IE stems corresponding to Chinese words of vanishing tone 9. Some IE stems corresponding to Chinese words of level tone 10. Reconstruction of Middle Chinese vocalism according to Yün-ching 11. Old Chinese vocalism 12. Vocalic correspondences between Chinese and IE 13. Initials of Old Chinese 14. Initial consonant clusters in Old Chinese as seen from IE-stems 15. Proximity of Chinese to Germanic 16. Relation of Old Chinese to neighboring languages 17. Emergence of Chinese Empire and language in the middle of the third millennium B.C. Appendix * Abbrevations * Bibliography * Rhyme Tables of Early Middle Chinese (600) * Rhyme Tables of Early Mandarin (1300) * Word Index o English o Pinyin In 1786, just over two hundred years ago, comparative historical linguistics was born, when Sir William Jones (1746-1794) discovered the relationship between Old-Indian Sanskrit, Greek, and Latin. Since then, the emerging Indo-European philology has thrown much light on the early history of mankind in Eurasia. During the past two hundred years, many suggestions were also made in regard to relationships of Indo-European to other languages such as Semitic, Altaic, Austronesian, Korean etc., but Indo-Europeanists commonly rejected such attempts for want of convincing evidence. As to Chinese, Joseph Edkins was the first to advance the thesis of its proximity to Indo-European. In his work China's Place in Philology. An Attempt to show that the Language of Europe and Asia have a Common Origin (1871) he presented a number of Chinese words similar to those of Indo-European. In his time, Edkins' thesis seemed bold and extravagant. But today, more than a hundred years later, we are in a much better position to carry out a comprehensive and well-founded comparative study. Since the end of the nineteenth century, many Sinologists have been engaged in reconstruction of the mediaeval and archaic readings of Chinese characters. Among them, Karlgren (1889-1978) was the most successful, and in 1940 he published a comprehensive phonological and etymological dictionary entitled Grammata Serica. In the meantime, the Indo-Europeanists Alois Walde (1869-1924) and Julius Pokorny (1887-1970) were devoting themselves to the compilation of a useful etymological dictionary. The result was the Indogermanisches Etymologisches Wörterbuch by Pokorny (1959) which provides a solid basis for our lexical comparisons. Soon thereafter, some Sinologists made use of the two dictionaries by Karlgren and Pokorny to compare Chinese and Indo-European words. In 1967, an unaffiliated German scholar, Jan Ulenbrook, published an article "Einige Übereinstirnrnungen zwischen dem Chinesischen und dem Indogermanischen", in which he claimed that 57 words are related. Shortly afterwards, Tor Ulving of the University of Goteborg, Sweden, wrote a review of this article framing the title as a question: "Indo-European elements in Chinese?" While working on his thesis on word families in Chinese, Ulving compiled for his own use two dictionaries: "Archaic Chinese - English" and "English - Archaic Chinese", and discovered thereby 238 Chinese words similar to Indo-European roots. In spite of this considerable number of word equivalents, however, Mr. Ulving became discouraged and, as he told me in his letter of April, 1986, has given up his researches in this field. The skepticism, common among Indo-Europeanists in regard to comparative studies with other languages, is largely based on the dogmatic opinion that only morphology is relevant but not vocabulary. Since the typology of Chinese seems to preclude a cognate relation to Indo-European, they are inclined to discard any lexical correspondences as merely accidental or onomatopoetic. Besides, prehistorical contacts and mixtures between these languages seem not conceivable, as the Indo-Europeans are supposed to have originated in Northern Europe or at best in the Central Asian steppe, thousands of miles away from East Asia. Hence, any research into a relationship between Old Chinese and Indo-European languages would be but futile from the outset. Yet there are also opposing views among Indo-Europeanists. Investigations into Germanic languages and the oldest Indo-European language, Hittite, led some of them to a critical revision of the prevailing conception about a Proto-Indo-European. Hermann Hirt (1934) for instance states: "Inflexion of Indo-European languages is due to a relatively late development, and its correct comprehension can be achieved only by proceeding from the time of non-inflexion." And Carl Karstien (1936) holds the opinion that "Chinese corresponds most ideally to the hypothetic prototype of Indo-European." Regarding vocabulary, there are striking similarities in the monosyllabic structure of the basic words. In modern German and English, all the words of everyday speech are monosyllabic and their stereotypical structure is: initial consonant(s) + vowel(s) + final consonant(s). The same word structure is valid for Chinese as well. It is fundamentally different from the disyllabic structure of Altaic words and from the triconsonantal-disyllabic structure of Semitic words. Characteristic of the monosyllabic word structure is, besides, the complexity of the syllable nucleus, which consists of different vowels and vowel clusters in contrast to the monophthongal vocalism of polysyllabic words. Another objection raised to comparisons between Chinese and Indo-European is the existence of tonal accents in Chinese. Since most modern Indo-European languages have only expiratory accents, Chinese is considered to be a highly exotic language. Yet, even in Chinese, the use of tonal accents as a means of lexical differentiation is a result of comparatively recent development in the long history of Chinese language, the earliest monuments of which date back to 1300 B.C. (cf. Chang 1970, p.21). Unknown to Old Chinese, the existence of tonal accents was for the first time mentioned in the 5th century by Shen Yüeh (441-513). In Middle Chinese (Mch.) there were four tone categories: A P'ing-sheng 平 a level tone (which developed into Mandarin tone 1 or 2). B Shang-sheng 上 a rising tone (Mandarin tone 3). C Ch'u-sheng 去 a vanishing, i.e. falling tone (Mandarin tone 4). D Ju-sheng 入 an entering tone with a staccato effect, the word being abruptly stopped by a final consonant -p, -t, -k. (In Early Mandarin the words of this tone lost their final consonant and were distributed among the tones 2, 3 and 4, respectively according to the phonation of initials). In Middle Chinese, words of the entering tone were the only group which still preserved the final stops and therefore a close syllabic structure. So they are most appropriate for convincing comparisons with monosyllabic Indo-European word stems. The final stops -p, -t, -k of the entering tone are nowadays still extant in daily speech of several dialects in South China as well as in Chinese borrowings in Japanese, Vietnamese and Korean. As a speaker of a Taiwan dialect of Minnan origin, I could immediately identify some Indo-European stems with corresponding Chinese words. Besides, the command of Japanese and German was also a great help for this study. In the following lists I have chosen a number of Indo-European stems which are phonetically and semantically equivalent to Chinese words. Correspondences in initial and final consonants refer to the points of articulation, thus we have equations: IE labials = Old Chinese labials, IE dentals = dentals, IE l, r = dentals (cf. p. 31); Ø, i (final and medial) IE velars = velars and laryngeals, and occasionally (the so-called "satem"-forms) IE velars = dental sibilants and affricates. Regarding the manner of articulation, there are no regular correspondences between Indo-European and Chinese consonants like Grimm's law which is valid among Indo-European dialects to a certain extent. But this is not astonishing, since in Old Chinese the alternation of initials in voicing was a conventional means of creating new words from one basic form. The rules of vocalic correpondences among Indo-European dialects are quite complex. Vowels permanently change their qualities from one language to another, and from time to time within one language also, as is well known from the history of English pronunciations. Generally, the vocalism of Old Greek is taken as the standard for Proto-Indo-European. Old Chinese vowels corresponds nearly (cf. p. 30), but the details about the reconstruction of Middle and Old Chinese vocalism will be treated later (pp. 26-30). For the moment, it is necessary to notice in advance that the stem of ablauting Germanic verbs is the form of preterite or noun, rather than that of infinitive as assumed hitherto. Therefore, in some cases I must slightly modify the basic vowel of verbal stems given in Pokorny, in order to get better basis for comparison. As Old Chinese verbs were non-flexional, they might probably have preserved the original vowel the best.
Nachdem die Domäne des Computers im universitären Einsatz noch bis vor wenigen Jahren im naturwissenschaftlichen Bereich lag, werden elektronische Verfahren heute mehr und mehr auch in den Geisteswissenschaften angewendet. Das primäre Einsatzgebiet liegt dabei zweifellos in der Textverarbeitung; der Computer erweist sich hier als ein universal einsetzbares Hilfsmittel, das die Gestaltung eines Textes von seiner Konzipierung bis zur Drucklegung in der Hand des Autors ermöglicht und herkömmlichen Verfahren somit überlegen ist. ...
Ihre frühesten Sprachzeugnisse hat uns die keltische Bevölkerung der britischen Inseln bekanntlich in einer Anzahl von Steininschriften hinterlassen, die in der sog. Ogamschrift gehalten sind. Der größte Teil dieser Inschriften, von denen rund 300 hauptsächlich aus Südirland und Wales bekannt sind, wird nach allgemeiner Ansicht in die Zeit zwischen dem 4. oder 5. Jh. und dem 8. Jh. n. Chr. datiert. Bis heute ist weder die Entstehung des eigentümlichen Ogamalphabets, das mit keinem anderen Schriftsystem des gegebenen Zeitraums vergleichbar ist, noch die Bedeutung aller Zeichen eindeutig geklärt. ...
Rezension zu: Alram, Michael: Nomina Propria Iranica in Nummis. Materialgrundlagen zu den iranischen Personennamen auf antiken Münzen. [Iranisches Personennamenbuch, herausgegeben von Manfred Mayrhofer und Rüdiger Schmitt, Band IV; Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophischhistorische Klasse: Sonderpublikation der Iranischen und der Numismatischen Kommission]. Wien: Österreichische Akademie der Wissenschaften, 1986. Textband: 347 p., XXIII Tabellen; Tafelband: 47 Tafeln. öS 2.100,-1 DM 300,-
When in 1934, Robert BLEICHSTEINER published the Caucasian language specimina contained in the "travel book" of the 17th century Turkish writer Evliya Çelebi , he was struck by the amount of reliability he found in Evliya’s notations: "(Die Sprachproben) sind, von einzelnen Mißverständnissen abgesehen, und wenn man die falschen Punktierungen und Irrtümer der Kopisten abrechnet, außerordentlich gut, ja zuweilen mit einem gewissen phonetischen Geschick wiedergegeben, was der Auffassungsgabe und dem Eifer Evliyas ein hohes Zeugnis ausstellt. Man muß bedenken, wie schwer das arabische Alphabet, ohne weitere Unterscheidungszeichen, wie sie die islamischen Kaukasusvölker anwenden, die verwickelten, oft über 70 verschiedene Phoneme umfassenden Lautsysteme wiederzugeben imstande ist. Wenn trotzdem die Entzifferung der Sprachproben zum größten Teil geglückt ist, so muß man der ungewöhnlichen Begabung des türkischen Reisenden und Gelehrten schrankenlose Bewunderung zollen" (85). ...
Iranica Armeno-Iberica : Studien zu den iranischen Lehnwörtern im Armenischen und Georgischen
(1993)
Enthält die beiden Bände: [Hauptbd.] Materialien. Die hier vorgelegten Untersuchungen zeigen deutlich, daß das Problem der Herkunft iranischer Lehnwörter im Altgeorgischen in keiner Weise pauschal abgehandelt werden kann, und daß statt dessen jeder Einzelfall einer eigenen Uberprüfung bedarf. Dennoch zeichnen sich auf ihrer Basis bereits neue Ansätze für eine Lösung der anstehenden Problematik ab. Die Sprachwissenschaft war bisher davon ausgegangen, daß ein mitteliranisches Lexem im Georgischen normalerweise "via armeniaca" entlehnt wurde; wer für eine direkte Übernahme aus dem Mitteliranischen argumentieren wollte, mußte Kriterien heranziehen, die gegen eine armen. Vermittlung sprachen. Akzeptiert wurden in diesem SInne v.a. Wörter, die im Armenischen selbst nicht bezeugt waren, ferner aber auch solche, deren Lautstand im Georgischen und Armenischen Differenzen aufwies. Bei einem Paar wie arm. apizar und georg. abezar- ist dies zwar sicher zutreffend, da sich das armen. und das georg. Wort durchaus zwei verschiedenen miran. Strata zuweisen lassen. Immer dann, wenn die lautlichen Unterschiede eine Folge der innerarm. Vokalschwächung darstellen wie etwa im Falle von arm. visap und georg. veSap- < miran. *vesäp oder arm. ankoyz und georg. nigoz- < miran. *nigoz-, hat das letztere Kriterium jedoch keine entscheidende Aussagekraft, da das Georgische in solchen Fällen den früheren Lautstand des armen. Wortes bewahrt haben könnte; die betreffenden Fälle wären dann als Entlehnungen aus einem vorhistorischen Zustand des Armenischen aufzufassens . Die gleiche Annahme kann, zumindest im Falle parthiseher Entlehnungen, auch gegen das erstgenannte Kriterium ins Feld geführt werden, da das Fehlen eines Lehnwortes im Armenischen immer durch seinen Verlust in vorhistorischer Zeit erklärbar ist. Ein solcher Fall könnte z.B. bei dem hier behandelten Ifaran- gegeben sein, wenn man die vorgeschlagene iran. Etymologie akzeptiert, nach der das Wort die typisch "armen." Vertretung von miran. -0- durch -r- aufweisen müßte. Außerdem kann das Fehlen eines iran. Etymons im Armenischen prinzipiell auch auf einer zufalligen Nichtbezeugung beruhen. Auf der Basis dieses methodologischen Dilemmas bleibt die Entscheidung v.a. im Bereich der zahlreichen parth. Entlehnungen letztlich eine Glaubensfrage. Die hier vorgelegten Untersuchungen legen gegenüber dem als unzureichend erweisbaren älteren Verfahren nun ein umgekehrtes Vorgehen nahe. Sie führen zu der methodoIogischen Forderung, ein mitteliran. Wort im Altgeorgischen prinzipiell als eigenständige Entlehnung anzusehen, wenn nicht spezifische Kriterien für eine Übernahme aus dem Armenischen sprechen. ...
Daemonica Irano-Caucasica
(1994)
Eine bedeutende, wenn auch bisher vielfach verkannte Nebenüberlieferung iranischen Sprachguts findet sich in den sog. südkaukasischen oder kartvelischen Sprachen, unter denen das Georgische mit seiner im 5. Jh. einsetzenden, umfangreichen literarischen Bezeugung eine vorrangige Stellung einnimmt. Zu den zahlreichen Iranismen, die im Georgischen fest verankert sind, wird seit geraumer Zeit auch das Wort dev- gerechnet. Bereits Davit Cˇ UBINAŠVILI kennzeichnete das Wort in seinem Georgisch-Russischen Wörterbuch von 1887 als "persisch" ("s˙pars[uli]"); er setzte das Substantiv ("s.") mit dem Wort gveleša˙pi "Drachen, Ungeheuer" gleich und führte weiter aus. ...
In this paper, I investigate more closely the contribution of modal operators to the semantics of comparatives and I show that there is no need for a maximality or minimality operator. Following Kratzer s (1981, 1991) analysis of modal elements, I assume that the meaning of a modal sentence is dependent on a conversational background and an ordering source. For comparative environments, I demonstrate that the ordering source reduces a set of possible degrees to a single degree that is most (or least) wanted or expected, i.e., maximality and minimality readings of comparative constructions are an effect of the pragmatic meaning of the modal.
Lernziele und Inhalte
(2002)
Neue wie erfahrene Lehrende in der Erwachsenenbildung stehen vor der ständigen Herausforderung, ihr Wissen über den Fremdsprachenunterricht zu aktualisieren: Wie wirken sich neuere Entwicklungen in der Linguistik oder in der Lerntheorie auf die Didaktik und Methodik des Fremdsprachenunterrichts mit Erwachsenen aus? Die Beiträge dieses Bandes zeigen nicht nur, 'wie' man unterrichtet, sondern sie widmen sich auch den 'Warum'-Fragen.
Die Aussprache fremdländischer Orts- und Eigennamen kann deutschsprachige Rundfunksprecher vor größere Probleme stellen. Denn es gibt in anderen Sprachen Laute, die im Deutschen nicht vorkommen. Auch die Graphem-Phonem-Verbindungen entsprechen oft nicht den deutschen Regeln. Beim Hessischen Rundfunk existiert für die gesamte ARD die so genannte „Aussprache-Datenbank“, bei der Sprecher (in der Regel Nachrichtensprecher) die Aussprache solcher Orts- und Eigennamen erfragen können. In der vorliegenden Dissertation werden phonetisch begründete Regeln erarbeitet, wie – ausgehend von einer Transkription nach IPA in der Originalsprache – Orts- und Eigennamen des Dänischen, Schwedischen und Norwegischen durch deutschsprachige Rundfunksprecher ausgesprochen werden sollten. Dabei werden auch die Graphem-Phonem-Relation sowie die Phonotaktik der Ausgangssprache im Vergleich zum Deutschen berücksichtigt. Damit liegt erstmals ein standardisiertes Verfahren vor, das eine einheitliche und phonetisch begründete Vorgehensweise bei der Erarbeitung eines Aussprachevorschlags für dänische, schwedische und norwegische Orts- und Eigennamen ermöglicht.
Wer heute ins Baltikum reist, gelangt in eine europäische Kulturregion, die jugendlich wirkt und ihrer Traditionen sich wieder besinnt, anders als Mitteleuropa, das die seinigen nicht mehr sehr hoch zu schätzen bereit ist. Die Menschen dieser Länder ziehen Kraft aus dem Bewusstsein ihrer so lange unterdrückten Eigenart.
Golf und dem Nördlichen Eismeer, der Mandschurei im Osten und Polen im Westen leben. Bei aller kultureller Vielfalt, die sich aus diesem weit verzweigten Verbreitungsgebiet ergibt, sind die Türkvölker hauptsächlich durch ihre Sprachen miteinander verbunden; eine gewisse gesellschaftliche und kulturelle Konvergenz scheint sich aber heute, nach dem Zerfall der Sowjetunion, anzubahnen.
Kanada ist ein offiziell zweisprachiges Land, in dem der Dualismus von Englisch und Französisch Geschichte hat. Die Frankophonie in Kanada ist in den letzten 20 Jahren in Bewegung geraten: Wirtschaftswandel und Migration aus französischsprachigen Ländern haben ihre soziale Struktur deutlich verändert. Damit einher geht auch ein Wandel in der Politik: Die Basis-Alphabetisierung für frankophone Erwachsene hat Priorität, um damit die Voraussetzung für bessere ökonomische Chancen zu schaffen. Dagegen rücken kulturelle Interessen, wie sie noch in den 1980er Jahren eine wesentliche Rolle für die "Selbstidentifikation" der Frankophonen spielten, in den Hintergrund.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat sich die Inselgruppe der Malediven im Indischen Ozean in rasantem Tempo von einem geografisch isolierten und deshalb nahezu unbekannten Flecken am Rande der Welt zum Geheimtipp für Tiefseetaucher und weiter zum modernen, internationalen Touristikzentrum entwickelt. Von den zirka 1250 Inseln, die dem Inselstaat angehören, sind heute fast 100 als "tourist resorts" ausgebaut , die über einen internationalen Flughafen und mit Wasserflugzeugen bequem erreichbar sind. Nur die wenigsten Besucher werden dabei bemerken, dass die Bewohner des zwischen Afrika und Asien gelegenen Archipels zu einer alten Kulturnation gehören. Tatsächlich können die Malediver auf eine schriftliche Tradition zurückblicken, die der des Deutschen in ihrer zeitlichen Erstreckung nicht nachsteht; sie ist zudem durch den durchgreifenden Wechsel der Staatsreligion vom Buddhismus zum Islam und einen mehrfachen Wandel der Schrift geprägt.
Shanghai boomt – wieder einmal: Denn bereits Mitte des 19. Jahrhunderts stieg die Hafenstadt zum kulturellen, politischen und ökonomischen Zentrum Chinas auf. Von dieser Stadt gingen so entscheidende Impulse für künstlerische, politische und ökonomische Innovationen aus, dass sie zuweilen sogar von der mentalen chinesischen Landkarte gestrichen wurde. Shanghai ist nicht China. Ein Blick auf die Geschichte lohnt sich, um die Entwicklung dieser heute als Metropole der Superlative und Inbegriff der Modernität gepriesenen Stadt verstehen zu können. Auch damals lebte Shanghai von dem unverwechselbaren Zusammenspiel von Chinesen und Ausländern, was ihren kosmopolitischen Charme ausmachte. Wie vermischten sich westliche und chinesische Einflüsse im kulturellen Leben? Was bedeutete dies für die Welt des Theaters, wo traditionelle und moderne, westliche und chinesische Kunstformen aufeinandertrafen? Lassen sich hier die Anfänge einer chinesischen »Moderne« ausmachen?
The volume is a collection of papers given at the conference “sub8 -- Sinn und Bedeutung”, the eighth annual conference of the Gesellschaft für Semantik, held at the Johann-Wolfgang-Goethe-Universität, Frankfurt (Germany) in September 2003. During this conference, experts presented and discussed various aspects of semantics. The very different topics included in this book provide insight into fields of ongoing Semantics research.
Die Arbeit untersucht die für den Online-Journalismus typischen, kurzen Ankündungstexte auf den Startseiten ausgewählter, deutschen Online-Zeitungen. Außerdem wird die Ankündigung als mediales Prinzip untersucht, der Teaser in seinen Funktionen beschrieben. Schließlich wird ein Korpus von Teasern unter syntaktischen und stilistischen Aspekten untersucht. Im Ergebnis wird die Textsorte als ausgereift und variantenreich bewertet. Die verschiedenen Textfunktionen wie Orientierung, Information, Lesemotivation werden sprach- stilistisch gezielt unterstützt: lexikalisch z.B durch Eigennamen oder Augenblickskomposita. Syntaktisch konnten interessante Einzelphänomene wie die Steigerung der Satz-Rhythmik durch Ellipsen oder die Ausgliederung von Satzteilen beobachtet werden.
Noch nie haben vom Aussterben bedrohte Sprachen so sehr im Mittelpunkt linguistischer Forschung gestanden wie in den vergangenen zehn bis 15 Jahren. Seitdem sich die UNESCO das Thema zu Eigen gemacht hat, sind in Europa und Übersee verschiedene Förderprogramme ins Leben gerufen worden, die sich zum Ziel setzen, Bestandsaufnahmen, linguistische Dokumentationen und Initiativen zu unterstützen, um »endangered languages« zu bewahren oder sogar wiederzubeleben. Überall in der Welt sind seither Dutzende von Forscherteams unterwegs, um mit Computern, Tonbandgeräten und Video-Kameras Aufnahmen von Sprachen zu machen, von denen zu erwarten ist, dass sie das Ende dieses Jahrhunderts nicht »überleben« werden. Auch an der Universität Frankfurt stehen bedrohte Sprachen im Fokus linguistischer Forschung, wobei so unterschiedliche Weltgegenden wie der Kaukasus, Afrika, Sibirien und Südostasien im Mittelpunkt stehen.
Wie formt sich die Sprache im Kopf? : Kognitive Linguistik: Sprache, Grammatik und die Wissenswelten
(2005)
Am Beispiel einer chinesischen Kurzgeschichte soll aufgezeigt werden, dass die Qualität einer Übersetzung elementar mit spezifischen Erzählstrukturen, insbesondere mit ganzheitlichen textuellen Makrostrukturen zusammenhängen kann. Und das wird ganz besonders deutlich bei einer Kurzgeschichte, die selbst ein Textschema nachzeichnet, das sich in Europa entwickelt hat, nämlich den Stream-of-consciousness. Der Chinese Wang Meng übernimmt eigentlich ein Textschema aus der westlichen Kultur. Vor dem Hintergrund der Textvorstellungen in der deutschen Kultur wird es durch die deutschen Übersetzer aber wieder als etwas Fremdes wahrgenommen, das verändert werden und der deutschen Kultur angepasst werden muss, obwohl der Stream of consciousness mit seiner literarischen Äußerungsform, zwar oft nicht so leicht verständlich und gewöhnungsbedürftig, in Europa aber bekannt und als stilistische Konvention akzeptiert ist. Daraus lässt sich ableiten, dass einerseits Makrostrukturen eines fremdsprachlichen Textes, zum Beispiel auch typische Wesenszüge bestimmter Textsorten, stärker wahrgenommen werden müssen, andererseits ist bei einem interkulturellen Perspektivenwechsel, insbesondere in Bezug auf kulturelle Äußerungen in China, die sich selbst auf Europa beziehen, im Zusammenhang mit Verfremdungsabsichten Vorsicht geboten.
Das Dorf Omutiuanduko in einem "Herero-Homeland" im mittleren Nordwesten Namibias hat wie viele Kommunen in dieser wüstenreichen Region mit Wasserproblemen zu kämpfen. 2002 erhielt Omutiuanduko von Namwater, der staatlichen Wasserversorgung, ein Bohrloch und eine Dieselpumpe sowie praktische Anleitung zum organisatorischen Aufbau einer Wasservereinigung (orutu yorwi), in der die Herero ihre Belange selbst verwalten müssen. Danach zogen die Experten ab, die Gemeinde musste allein zurecht kommen – ein typisches Beispiel, wie lokale Entwicklungshilfe abläuft. Doch was passiert, wenn die Experten das Feld räumen? Wie wird externes Wissen angeeignet und umgesetzt? Wie verträgt sich das mit den lokalen Sprachen und der sozialen und kulturellen Dynamik vor Ort? Um solche Phänomene wissenschaftlich zu untersuchen, hat die Volkswagen-Stiftung im Schwerpunkt "Schlüsselthemen der Geisteswissenschaften" im Juni 2003 das Forschungsprojekt "Language, Gender, Sustainability" angestoßen: In multidisziplinär orientierten Studien sollen lokale Entwicklungsprojekte in der Elfenbeinküste, Indonesien und Namibia soziolinguistisch untersucht werden. Ausgangspunkt der Forschung ist die Beobachtung, dass zwar die Arbeit von Entwicklungsprojekten sehr gut dokumentiert ist und regelmäßige Kontrollen zur Durchführung vorgenommen werden. Lokale Prozesse können aus unserer Sicht erst dann verstanden werden, wenn berücksichtigt wird, wie sie in den lokal verwendeten Sprachen formuliert werden.
Mit diesem DIE spezial liegt eine einzigartige Zusammenschau interdisziplinärer Lern- und Lehrforschung vor. Initiiert vom DIE, arbeiteten zwei hochkarätig besetzte internationale Forschungsgruppen den Stand der Lern- und der Lehrforschung auf. Die hier dokumentierten und erwachsenenpädagogisch kommentierten Ergebnisse der Arbeitsgruppen sind nicht nur für Theoretiker interessant. Sie bieten Praktikern zahlreiche Möglichkeiten, didaktisches Handeln an Erkenntnisse der Lernforschung zu knüpfen.
"Das beseufze ich oft ..." : antiker Papyrus neu gefunden: Sapphos lyrische Klage über das Alter
(2007)
Die Gedichte der Sappho, die um 600 v. Chr. auf der Insel Lesbos lebte, stehen am Anfang der griechischen und damit der europäischen Literaturgeschichte; nur wenige ältere Texte sind erhalten, darunter allerdings die beiden großen Epen Homers, die Ilias und die Odyssee, auf die sich auch Sappho in ihrer Poesie häufiger bezieht. Unter den wenigen Dichterinnen der Antike ist Sappho ohne Zweifel die berühmteste: Schon das Altertum pries sie wegen der Eindringlichkeit ihrer oft homoerotisch gefärbten Dichtung als »zehnte Muse« oder schlichtweg als »Wunderding. « Trotzdem hat es die Überlieferung nicht gut mit ihr gemeint. Denn von den insgesamt neun Büchern, in denen man in der Antike ihre Gedichte las, sind heute nur noch kümmerliche Reste erhalten. Wir verdanken sie zum einen späteren Autoren, die Verse der Sappho in ihren Schriften zitiert haben. Zum anderen enthalten Fetzen von antiken Papyri, die systematische Ausgrabungen seit dem Ende des 19. Jahrhunderts vor allem in Ägypten ans Licht gebracht haben, auch Fragmente aus Sapphos Poesie.
„Bhinneka Tunggal Ika“ „Einheit in der Vielfalt“ – schon aus dem Staatsmotto Indonesiens wird einer der Grundkonflikte des größten in einer Nation zusammengefassten Inselarchipels der Erde ersichtlich: Es herrscht ein Widerspruch zwischen der natürlichen Heterogenität des Landes, das aus rund 13.000 Inseln besteht, die von 300 verschiedenen Ethnien bewohnt werden, und seinem Anspruch, einen stabilen Einheitsstaat zu bilden. Weiterhin stellt sich die Frage nach der geeigneten Verwaltungsform für ein derartiges Land. Diese Frage wurde von den meisten der bisherigen Machthaber in einer eindeutigen Weise beantwortet: Indonesien verfügt über eine lange zentralistische Tradition, die mit den präkolonialen Königreichen auf dem Gebiet des heutigen Indonesiens begann, sich mit der Verwaltungsstruktur des niederländischen Kolonialreiches „NiederländischIndien“ fortsetzte und im unabhängigen Indonesien unter der autoritären Herrschaft der ersten beiden Präsidenten Soekarno und Soeharto ihren vorläufigen Höhepunkt fand. Zwischenzeitliche Bemühungen, das Land zu dezentralisieren, wurden zumeist nur halbherzig durchgeführt und blieben im Ansatz stecken. ... Diese Arbeit soll sich mit einem wichtigen Teilphänomen der otonomi daerah – der neuen „regionalen Autonomie“ – beschäftigen, nämlich mit der Neugründung von Verwaltungseinheiten (also Provinzen, Distrikten und kreisfreien Städten) – oftmals mit den Schlagwörtern pemekaran („Aufblühen“) oder pembentukan („[Heraus]-Bildung“) bezeichnet – die in den Jahren seit Ende der SoehartoHerrschaft förmlich auszuufern schienen. Den Fokus meiner Analyse möchte ich auf die jeweiligen Ursachen und Beweggründe für diese Prozesse legen. Dabei soll ein bisher noch etwas vernachlässigter Ansatz, der über die offiziell vorherrschenden politischen, administrativen und ökonomischen Erklärungsansätze hinausgehen möchte und vor allem nach sprachlichen, kulturellen, ethnischen, religiösen und historischen Faktoren hinter der Gründung neuer administrativer Einheiten sucht (vgl. z.B. Nothofer 2006), weiterverfolgt und kritisch hinterfragt werden. Anhand dreier Fallstudien, die sich mit entsprechenden Entwicklungen in den Regionen Banyumas, Tapanuli und Sulawesi Selatan (Sulsel) beschäftigen, sollen dazu die jeweiligen offiziellen Begründungsansätze der lokalen Politiker den Meinungsäußerungen aus der Bevölkerung, die sich z.B. in Internet-Foren finden, gegenübergestellt werden. Die Fallstudien wurden mit Bedacht ausgewählt, da möglichst verschiedene Fälle miteinander verglichen werden sollen: Ein Dezentralisierungsprozess auf der indonesischen Hauptinsel Java wird Fällen auf den Inseln Sumatra und Sulawesi gegenübergestellt; die jeweiligen Begründungsansätze für die pemekaran-Prozesse sind untereinander z.T. sehr verschieden; und es werden zwei bisher friedlich verlaufene Prozesse einem Fall gegenübergestellt, in dem es zu Ausbrüchen von Gewalt kam. Darüber hinaus befinden sich die verschiedenen vorgestellten Fälle in einem unterschiedlichen Entwicklungsstadium mit unterschiedlichen Erfolgsaussichten. Besonders im Falle Sulsels, einer Region, in der die otonomi daerah besonders weitreichende und vielfältige Auswirkungen hatte, stellte sich dabei das Problem der Abgrenzung des Themenbereichs. Um den Rahmen dieser Arbeit nicht zu sprengen, habe ich mich auf pemekaran-Prozesse und damit in irgendeiner Weise zusammenhängende Konflikte auf dem (ehemaligen) Territorium der Provinz Sulsel beschränkt, während auf andere Folgen der Dezentralisierung, wie beispielsweise die Diskussion über die Einführung der Scharia, des islamischen Rechts, in Sulsel (vgl.z.B. Pradadimara/Burhaman 2002, Donohoe 2004), nicht weiter eingegangen wird. Im Schlusskapitel dieser Arbeit sollen Gemeinsamkeiten und Unterschiede der verschiedenen Fälle herausgearbeitet werden, so dass ersichtlich wird, ob sich der von mir verfolgte Grundansatz dieser Arbeit zur Analyse von Dezentralisierungsprozessen in Indonesien generell eignet. In einem abschließenden Ausblick soll eine These über den Einfluss der pemekaran-Prozessen auf den nationalen Zusammenhalt aufgestellt sowie ein Szenario für die Zukunft des indonesischen Staates hinsichtlich seines administrativen Aufbaus und seiner nationalen Einheit entworfen werden.
Peter Suhrkamp und sein Verlag stehen für den kulturellen Wiederaufbau: Suhrkamp erhält 1945 die erste Verlagslizenz, sein Programm prägt die geistige Identität der jungen Republik. Der Verleger wirkt im Stillen als Katalysator bei der Entstehung von Werken, er gibt Autoren die intellektuelle Heimat, in der entstehen kann, was zur literarischen Signatur Nachkriegsdeutschlands werden wird. Die Frage nach seinem Erfolgsrezept beantwortet Wolfgang Schopf mit einem Blick auf die Schätze des »Archivs der Peter Suhrkamp Stiftung an der Johann Wolfgang Goethe-Universität«.
Diese Abschlussarbeit zur dialektalen Gliederung des Zazaki besteht aus 2 Hauptteilen. Teil 1 beschreibt nach kurzer Darlegung und Auswertung der bisherigen Forschung die dialektale Struktur der Sprache und die Einteilung in Hauptdialekte. Teil 2 besteht aus Übersetzungen eines Beispieltextes in verschiedene Dialekte und Mundarten sowie aus Sprachkarten mit Isoglossen.
Seitdem die Junggrammatiker den Begriff des Lautgesetzes geprägt haben, sind deren fast ebenso viele aufgestellt wie in der Folge hinterfragt, widerlegt und vielleicht am Ende sogar doch wieder erfolgreich verteidigt worden. Jedes Lautgesetz wirkt in einem unterschiedlichen Zeitraum. Ist aus dem Zeitraum des Wirkens mehrerer zeitlich benachbarter oder gar einander zeitlich überlappender Lautgesetze ein ausreichend großes Textkorpus erhalten, so ist es ein Leichtes, die Reihenfolge des Wirkens der Gesetze zu ermitteln, oder, im günstigsten Fall, den Zeitraum ihres Wirkens sogar mit gewisser Präzision datieren zu können. Anders verhält es sich hingegen, wenn schriftliche Überlieferungen der untersuchten Sprache in der entscheidenden Epoche nur spärlich oder gar nicht vorliegen. Hier muss daher traditionell darauf zurückgegriffen werden, die Reihenfolge anhand der allein möglichen Entwicklung einzelner Wörter, auf die besonders viele der betreffenden Lautgesetze gewirkt haben, zu bestimmen. Diese Methode birgt jedoch die Gefahr menschlicher Fehler, insbesondere in Fällen, in denen eine klare Reihenfolge nur unter Betrachtung mehrerer Wörter zu ermitteln ist. Die Forscher vergangener Jahrzehnte und Jahrhunderte hatten hier allerdings keine andere Wahl. Mit den heute verfügbaren Computern eröffnen sich jedoch ungeahnte Möglichkeiten. Zuvor in Programmiersprache umgeschriebene Lautgesetze können in Sekundenschnelle auf immense Textkorpora angewandt werden. Um aber – ohne jegliche Zuhilfenahme außersprachlichen Wissens – die eine oder mehrere mögliche Reihenfolgen verschiedener Lautgesetze zu bestimmen, ist es nötig, sämtliche Möglichkeiten anhand eines Wortkorpus durchzuspielen und die jeweiligen Ergebnisse mit den tatsächlichen, vorliegenden Ergebnissen zu vergleichen. Dieser Versuch soll im Folgenden unternommen werden. Auf diese Weise könnten dann relative Chronologien von Lautgesetzen, die als längst etabliert gelten, noch einmal auf den Prüfstand gestellt und möglicherweise sogar noch präzisiert werden. Nach einer kurzen Begriffsgeschichte des Lautgesetzes soll zunächst auf sprachliche Problemstellungen eingegangen werden, die das Vorhaben erschweren, bevor die Auswahl zweier den Untersuchungszeitraum begrenzender Sprachstufen sowie eine Beschreibung des Datenmaterials – Wortkorpus und Lautgesetze – folgen. Nun soll das Computerprogramm, von den Anforderungen bis hin zur Umsetzung, erläutert werden. Anschließen soll sich hieran eine Darstellung der Erkenntnisse, die die Ergebnisse des Programms gewähren. Im Schlussteil sollen die offen gebliebenen und die neu entstandenen Fragen noch einmal zusammengefasst und Möglichkeiten zur hierauf basierenden weitergehenden Forschung erörtert werden.
Untersuchung: Aus acht Werken des zeitgenössischen Schriftstellers Zigmunds Skujins wurden 500 lettische Wörter untersucht, die in den drei umfangreichsten lettischen Wörterbüchern nicht verzeichnet und somit möglicherweise Neologismen des Autors sind. Analysiert werden die Wortarten, die Komposita, die Herkunft der assimilierten Lehnwörter, orthographische und andere Varianten bereits lexikalisierter Wörter, die Arten der Diminutivbildung und der Präfigierung. Außerdem werden Aussagen über die Motivation des Autors gemacht und schließlich die Langlebigkeit dieser Neologismen mit Hilfe der Suchmaschine www.google.lv untersucht. Resultate: Es fanden sich 353 Substantive, 74 Verben, 55 Adjektive und 18 Adverbien. Unter den 500 Neuwörtern waren 210 Komposita und 185 assimilierte Lehnwörter, wovon die überwiegende Mehrheit aus dem Deutschen rekrutiert wurden. Orthographisch variiert waren 36 Wörter. Die Motivation für die Bildung von Neologismen lag bei diesem Autor in der Erhöhung der Plastizität des Ausdrucks, in der Erzeugung von Despektierlichkeit und Humor. Im Internet fanden sich 52,2 % der 500 Neologismen, 45,2 % konnten nicht gefunden werden und 2,6 % waren mit dieser Methode nicht eruierbar, weil sie mit Eigennamen identisch waren. Schlussfolgerungen: Der lettische Autor Zigmunds Skujins hat in diesen Werken durch die Bildung und die Anwendung vieler Neologismen dazu beigetragen die Lexik des Lettischen zu bereichern. Durch seine v.a. aus Morphemen des Lettischen gebildeten Neuwörter hat er bewiesen, dass es möglich ist neue Begriffe aus dem Lettischen zu bilden. Bei Entlehnungen greift er vor allem auf das Deutsche und auf Sprachen aus dem westlichen Kulturkreis zurück, weniger auf das Russische. Um solchen Neologismen zu mehr Verbreitung zu verschaffen, wäre es wünschenswert ein elektronisches Neologismenwörterbuch zu erstellen, das allen privat und beruflich an der lettischen Sprache Interessierten frei zugänglich ist.
Die vorliegende Arbeit diente der Gewinnung neuer Erkenntnisse über die historische Entwicklung und Typisierung von Fragesätzen. Die Analyse basiert auf Materialien verschiedener indogermanischer Sprachen (Griechisch, Armenisch, Gotisch, Altkirchenslavisch, Altrussisch) sowie einer außerindogermanischen kaukasischen Sprache (Altgeorgisch). Primär wurden Bibeltexte aus dem Alten und Neuen Testament anhand von Faksimileausgaben und elektronischen Textcorpora untersucht. Die Arbeit demonstrierte anhand von über 540 Beispielen, welche Kriterien, graphische oder grammatische Mittel, Fragewortstellung oder Satzgliederfolge, in den überlieferten Texten für die Entschlüsselung von Fragesätzen hilfreich waren. Für jede betrachtete Sprache wurde eine möglichst ausführliche Klassifikation der Hauptfragesatztypen vorgelegt. Ferner gehörte zum Untersuchungsobjekt der Arbeit die in den Fragesätzen implizierte Antworterwartung. Für die weitere Analyse dieser Erscheinung wurden die Fragesätze aufgrund ihrer formalen Kennzeichen für Antworterwartung und Bedeutung eingeteilt. Anhand des übereinzelsprachlichen Vergleiches war es möglich, die spezifischen interrogativen Charakteristika aufzuzeigen, die in den einzelnen Sprachen für die jeweiligen schriftlich fixierten Perioden typisch waren. Wenn relevant, wurden auch Daten aus jüngeren Sprachstufen herangezogen. Die zum Schluss vorgestellte Gegenüberstellung von indogermanischen und kaukasischen Sprachen war erforderlich, um nicht nur genetisch bedingte sprachspezifische Charakteristika von Fragesätzen aufzuzeigen, sondern auch allgemeinsprachliche spezifische Merkmale zu eruieren.
Seit den 1980er Jahren erfreut sich die kritische Theorie im intellektuellen Diskurs Chinas großer Beliebtheit. Dank der chinesischen Reformpolitik wird die Sozialphilosophie der Frankfurter Schule zunehmend als Methode verwendet, um den politischen Alltag und den gesellschaftlichen Wandel kritisch zu analysieren. Hierbei spielen die Schriften von Jürgen Habermas und besonders seine Ansichten zur Zivilgesellschaft, Öffentlichkeit und zur Schlüsselrolle der Kommunikation eine wichtige Rolle. Im Rahmen der vom Interdisziplinären Zentrum für Ostasienwissenschaften der Goethe-Universität veranstalteten Konferenz »Kritik – Theorie – Kritische Theorie. Die Frankfurter Schule in China« gab der Habermas-Experte und Übersetzer Cao Weidong Einblick in das chinesische »Habermas-Fieber«.
»Die Stadt so grau wie die Gesichter…?« : Frankfurt als Impulsgeber zweier zeitgenössischer Romane
(2009)
Das Ende des mexikanisch-amerikanischen Krieges begründet in den USA zugleich die Genese der mexikostämmigen Bevölkerungsgruppe, die unter der Bezeichnung Chicanos spätestens seit dem ethnic revival der 1960er literarisch und politisch eindrucksvoll hervorgetreten ist. Zwei Romane zweier wichtiger Chicana-Autorinnen sind die Fallstudien, an denen die Magisterarbeit die Identitätskonstruktionen analysiert, die die Chicana-Literatur auszeichnen. Im ersten Teil der dreiteiligen Studie wird in seiner Relevanz für die Kulturwissenschaften der Identitätsbegriff erläutert, wobei für die Literaturanalyse das Verständnis von Identität als narrativ besonders aufschlussreich ist. Der zweite Teil stellt den soziokulturellen Kontext zeitgenössischer Chicana-Literatur und ihrer Traditionen dar, die Ansätze zur Revision stereotyper Gruppenwahrnehmungen durch die Anglo-Gesellschaft und frauenfeindlicher Tendenzen in der eigenen Tradition motiviert hat. Die Einzellektüren im dritten Teil konzentrieren sich auf die Frage der narrativen Selbstkonstitution und situieren die Erzählungen in ihren Spannungsfeldern zwischen angloamerikanischer und mexikanischer Kultur, Geschlechter- und Klassenverhältnissen. In einer abschließenden Zusammenschau werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Werke aufgezeigt, deren Auswahl entgegen dem tokenism, der Tendenz, das Werk einer einzigen Person als Stellvertreterin einer ganzen Gruppe zu nehmen, entgegenarbeit.