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"Andromaque", die zweite Tragödie, mit der Racine an eine Euripideische Vorlage und damit an die Tradition der griechisch-antiken Tragödie anknüpft, ist ein Drama des Leidens und Mitleidens. Der vorliegende Beitrag untersucht die Sprache und Bildlichkeit der Affekte, die Racines Tragédie im intertextuellen Rekurs auf entsprechende Passagen in Homers "Ilias", Euripides "Andromache" und Vergils "Aeneis" entwickelt. Als Schlüsselaffekt der Tragödie erweist sich die 'pitié', die im Verlauf des Dramas verschiedene Formen annimmt: mal verbindet sie sich mit erotischem Begehren (Pyrrhus), mal mit Trauer und Klage (Andromache). Dabei treten uns die Emotionen und Affekte der Figuren oft im Medium prägnanter Szenen entgegen, denen besondere Bedeutungsdichte und visuelle Ausdruckskraft eigen ist. Von diesen 'Pathosszenen' gilt vor allem der in der Figurenrede wiederholt evozierten Triade von Andromache, Astyanax und Hektor Beachtung, die als sprachlich-bildhafte Figur die dramenpoetische Affektmodellierung bestimmt.
Ekel wird im breiten Sinne als eine Abwehrreaktion, eine Ablehnung definiert. Das Ekelgefühl ist jedem Menschen angeboren und Disziplinen, wie die Psychologie und die Anthropologie, einigen sich darüber, dass Ekel ein menschliches Gefühl ist. Obwohl Ekel eine bedeutende Komponente des Gefühlslebens darstellt, ist die Forschung in diesem Bereich äußerst gering. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den Gründen sowie den Folgen des Ekels auf Grundlage der Erzählung "Mit Messer und Gabel" von Doris Dörrie. In komprimierter Form thematisiert der Text die vier Sinne – Geräusch, Geruch, Tastsinn und Sehsinn –, die mit Ekel verbunden sind, und stellt deren Auswirkung dar. Im Hintergrund dieser Überlegungen beschäftigt sich die vorliegende Arbeit mit folgenden Fragen: Wie wird Ekel von Doris Dörrie dargestellt? Wie versucht die Protagonistin der Erzählung das Ekelempfinden zu bewältigen? Was sind weitere Gefühlszustande, die der Ekel bei der Protagonistin evoziert? Methodisch lehnt sich die Arbeit an die Phänomenologie an. In seinem Werk "Ekel. Hochmut, Haß. Zur Phänomenologie feindlicher Gefühle" beschäftigt sich Aurel Kolnai ausschließlich mit Ekel und vergleicht diesen mit anderen feindlichen Gefühlen. Für eine ausführliche Analyse der Erzählung sollen Kolnais Überlegungen und Differenzierungen zu Ekel und anderen antagonistischen Gefühle herangezogen werden.
Im Fokus dieses Beitrags steht das Verhältnis von Sprache und Gewalt, die an sich selbst ausgeübt wird, insbesondere deren Versprachlichung und der damit einhergehende Gebrauch (fach)spezifischen Wortschatzes. Bei der Analyse wird der Frage nachgegangen, wie SVV in Online-Diskussionsforen für Betroffene und deren Angehörige dargestellt wird. Der Fokus liegt dabei auf den sprachlichen Mitteln bei der Beschreibung dieser psychischen Störung und der damit verbundenen Verhaltensweisen. Eine nicht zu vernachlässigende Rolle spielen dabei pragmatische Komponenten der Textgestaltung, insbesondere die der Emotionalität. Dies wird aus einer deutsch-tschechischen Perspektive betrachtet, um einen interlingualen Vergleich der Darstellung des Verhältnisses von Gewalt und Sprache zu ermöglichen
Manipulation durch Emotionen : am Beispiel der Berichterstattung aus dem medizinischen Bereich
(2018)
Die Berichterstattung in den heutigen Medien hat oft nicht nur eine informative, sondern auch eine persuasive Funktion: zusammen mit Informationen mit dem Ziel, eine bestimmte Wirkung auf den Rezipienten zu erreichen, ihn zu überzeugen und zu beeinflussen. Eine wirkungsvolle Persuasion geht mit Manipulationen einher. Wie die öffentliche Meinung manipuliert werden kann, wird im Folgenden am Beispiel der Berichterstattung aus dem medizinischen Bereich demonstriert. Ich habe dafür Artikel über das Zika-Virus gewählt, vor allem deshalb, weil besonders in den ersten Monaten des Jahres 2016 die Verbreitung dieses Virus enorm häufig thematisiert wurde und Emotionen dabei eine bedeutende Rolle gespielt haben.
This paper explores utterances in the form of causal clauses introduced by the conjunction 'weil' in conversational German. The focus of this research is the relationship between the position of the finite verb in the clause and the type of explanation or clarification uttered in authentic conversation. The research shows that in addition to a previously recognized category of 'weil'-utterances with a finite verb in the second position in the clause, there is also a category of weil-utterances of this type that express personal opinion or personal feeling.
This article analyzes the relationship between emotions and jazz music in Lithuanian literature originating during the Soviet-era, and considers emotions as text phenomena. In the following investigation, a drama by Juozas Grušas, two prose works by Romualdas Lankauskas and Ričardas Gavelis, and four poems by Judita Vaičiūnaitė, Janina Degutytė, Antanas Jonynas and Tomas Arūnas Rudokas are analyzed in chronological order. The analysis focuses on two types of verbal configuration of emotion: thematization (explicit emotions; content level) and presentation (implicit configuration of emotions, content, and form level). The following questions come to the fore: What emotions are named in the texts? How are they depicted? What emotions are thematized in conjunction with the music? What effect does the jazz music have, and what emotions arise at its reception in the text? How are those emotions and jazz music related to the historical context, namely the Soviet period?
Als Sohn des Pianisten und Musikwissenschaftlers Ludvík Kundera, einem Schüler von Leoš Janáček, hat Milan Kundera sowohl in seinen Essays als auch in seinen literarischen Fiktionen zahlreiche Seiten der Musik gewidmet, insbesondere der tschechischen. In seinem ersten Roman "Der Scherz" ("Žert", 1968) ist die tschechische Volksmusik der Leitfaden des gesamten Werkes: Sie wird zum Gegenstand poetischer und sogar technischer Beschreibungen (mit Notenauszügen ausgestattet) durch die Protagonisten, sowie zum gemeinschaftsstiftenden Zeichen, das Emotionen kollektiv auszulösen vermag. Kundera zeigt aber auch die Gefahren der über die Musik erreichten Emotionalisierung, wenn sie im Kontext des kommunistischen Regimes als Mittel zur Manipulation des Volkes dient: anstatt Menschen zu einen, entwickelt die Musik ihre destruktive Kraft, die bis zur Ausgrenzung führen kann. Wie es der Schriftsteller in "Testaments trahis" ausdrückt, kann die Lyrik fester Bestandteil der totalitären Welt sein und somit Traumata verursachen.
Wie können musikalische Emotionen durch die literarische Beschreibung einer fiktiven Musik mobilisiert werden? Man kann vermuten, dass ein Text, der eine existierende Musik beschreibt, versucht, auch etwas über die Emotionen, die sie hervorruft, zu sagen. Wenn er jedoch durch seine eigenen verbalen Mittel Musik erfindet, die niemand je hören kann, dann müssen die mit ihr verknüpften Emotionen, als für den Autor essenziell betrachtet werden. Dies ist die Frage, die wir uns hier stellen, basierend auf einem Vergleich zwischen den imaginären Musikstücken von Vinteuil bei Marcel Proust und von Adrian Leverkühn bei Thomas Mann. In beiden Fällen wird die Musik als analoges Modell verwendet, das dem Autor erlaubt, die Emotionen, die sie mit einer besonderen Klarheit verkörpert, auch durch sie anzusprechen. So bietet die Musik in der proustschen Ästhetik, die immer noch von der romantisch musikalischen Metaphysik durchdrungen ist, eine intime Verbindung zum Gedächtnis. In einem völlig anderen Sinne macht die modernistische Ästhetik, die von Thomas Mann in seinem "Doktor Faustus" hervorgehoben wurde, aus der Musik das Mittel mit einer erschreckenden Auflösungskraft. Symbolik oder Diabolik, so oder so betrachtet, die Musik einigt oder löst, repariert oder trennt - aber in beiden Fällen verdichtet sie den Ausdruck von Lebenskräften.
In poetry, music is often mentioned to express emotions, but it also brings poetry back to its source. Through poems by Eichendorff, Droste-Hülshoff, Baudelaire, Verlaine, Lorca, Rilke and Mandelstam, this article examines a deepening of the relationship between poetry, music and emotion, through which poetry discovers itself by being attentive to what is within itself of the order of the musical or the song.
Die Verbindung von Musik und Emotionen in der Geschichte unserer westlichen Kultur ist kongenial und George Sand würde dieser Tatsache sicherlich voll zustimmen. Dennoch sind die Modalitäten dieser Verbindung sehr unterschiedlich und Sand selbst, die sowohl eine große Bewunderin Rousseaus als auch eine Tochter der Romantik ist, hat unterschiedliche Vorstellungen davon verinnerlicht. In ihrem Roman "Consuelo" gefällt sie sich darin, diese in ihren Figuren dargestellt zu versammeln. Nachahmende und didaktische Musik, wie sie Albert prägt, oder erhabene Musik als Ausdruck des Unendlichen, wie diejenige Consuelos: In diesem Artikel soll gezeigt werden, wie es der Hauptfigur des Romans gelingt, diese beiden Musikansätze zu einem Ganzen zu vereinen und eine Kunst zu praktizieren, die sowohl bewegt wie überzeugt, eine kosmopolitische Kunst, die gleichzeitig Ausdruck des kollektiven Gedächtnisses einer leidgeprüften Menschheit als auch Balsam für ihre Seele ist.
Franz Liszt war ein Freund Fryderyk Chopins. Er wurde auch zu seinem ersten Biografen. In 'Chopin' (1852) spricht Liszt natürlich auch von sich selbst und seiner eigenen Musikkonzeption, die für ihn die Möglichkeit eines Austausches, wenn nicht gar einer "Kommunion" zwischen den Menschen darstellt. Chopins Musik besitzt für Liszt auch die Fähigkeit, Menschen ausserhalb physischer Grenzen zu transportieren. Liszt betrachtet die Musik von Chopin nicht nur als eine Emanation seiner Heimat: in Chopins Polonaisen und Mazurkas sieht er Tänze, die ihre Verführungskraft aus den Beziehungen Polens mit dem Osmanischen Reich schöpfen (auch wenn diese vom historischen Standpunkt aus betrachtet konfliktbeladen waren). Im letzten Teil beschäftigt sich dieser Beitrag mit der Sprache der Emotionen. Liszt gelingt es durch sein ausserordentliches Wortschatzraffinement, die Wirkung von Chopins Musik auf die Hörenden zu charakterisieren. Diese Musik beraube sie ihrer selbst.
Stendhal hat sich immer geweigert, was er "le bête de la musique" (Das Dumme der Musik) nennt, zu studieren, und meinte die technischen Aspekte. Hingegen war er äußerst sensibel für die Schönheit der Opern, insbesondere diejenigen von Mozart, Cimarosa und Rossini. Die musikalische Emotion, die er empfindet, ist ein komplexes Phänomen, dass es zu analysieren gilt, indem mehrere Ebenen unterschieden werden, auch wenn sie sich häufig überschneiden. Musikalische Emotionen können mit den Anfängen der Liebesleidenschaft oder mit deren Erinnerung verbunden sein (siehe 'Lucien Leuwen'), sie kann auch ein Zeichen der Übereinstimmung zwischen zwei Wesen sein. Aber musikalische Emotionen sind manchmal auch auf die Musik allein zurückzuführen, die selbst keinen externen Referenten hat. Die wesentliche Frage für den Schriftsteller bleibt: Wie kann man die musikalische Emotion durch den Text wiedergeben? Diese Schwierigkeit ist bei einer rein musikalisch ausgelösten Emotion größer. Wir werden sehen, wie Stendhal die Schwierigkeit umgeht oder sie löst.
After studying the way in which various modern interpretations (political, psychoanalytic, traumatological) of Homer analyze the emotions aroused and/or conveyed by the song of the sirens, we will look at the "self-reflexive" interpretation that Maurice Blanchot ("Le Livre à venir", 1959) proposes of "Odyssey's" "Song XII". We will see that this interpretation can provide an excellent reading grid for modern rewritings of the episode, which overinvest one of the emotional aspects of the sirens' song - that is, the emotion of the language that goes out of itself in order to become music (in Joyce - "Ulysses", 1918-1920) or silence (in Kafka - "Das Schweigen der Sirenen", 1917).
Au sein de la grande famille des arts, la musique et la littérature ont toujours eu une relation privilégiée, et lorsqu'au XVIIIe siècle, la réflexion sur la relation entre les arts devient un champ d'étude à part entière, elle ne se fait pas faute de la mettre en évidence: arts possédant une origine commune (Rousseau); arts liés au temps alors que les autres arts se déploient dans l'espace (Lessing); arts qui entretiennent une relation de complémentarité esthétique et qui, par ailleurs, ont longtemps été inséparables l'un de l'autre.
Diverse approaches within linguistic-stylistic analysis clarify that the emotions at various text levels are conveyed appropriately in terms of this novel's narrative. This paper focuses on the emotions in the text with regard to the female character Klementine. Based on her speech profile, it can be demonstrated that she deliberately employs all the different aspects of both explicit and implicit conveyance of emotions. From the linguistic-stylistic viewpoint, it is manifest that with respect to her environment, the emotions surrounding this figure include a racial element. The analysis shows that the author is an outstanding narrator capable of creating suspense and depicting emotionally detailed situations. However, the expectations of the reader may not have been completely met.
Particles have no specific lexical function per se and must be associated with another word or phrase to impart meaning. Thus, they develop manifold forms of polyfunctionality. They can express emotion, and when used interactively in everyday situations, they are dependent upon the particular features of the context. While the German language uses particles extensively, French more commonly uses alternative devices to expressa speaker's attitude toward his or her utterance, as will be shown by the example of ja in the speeches of the narrator and the characters of the novel 'The Call of the Toad' by Günter Grass.
This paper compares Friedrich Dürrenmatt's drama script titled Besuch der alten Dame (The Visit, 1956) with the screenplay of the same name by Susanne Beck and Thomas Eifler (2008) with regard to emotionality in language. Due to the fact that the paper cannot focus on all aspects of emotionality, just one significant phenomenon will be addressed, namely certain features found in Dürrenmatt's text which are mostly lost in the screenplay and vice versa. The main focus is on the grotesque and absurdity on the one hand, and the text's closeness to reality and sentimentality on the other. The differences are illustrated using extracts from two selected scenes - the so-called Konradsweilerwald scene and the final scene. From the viewpoint of methodology, the linguistic text analysis of emotions will be used. Within the analysis, expression of emotions, description of emotions and evocation of emotions will be distinguished.
The aim of this paper is to analyze the concept of body developed by Luhmann's systems theory. Privileged places where one can look for the body will be the interpenetration between human beings and the concept of socialization. Another fundamental problem is the relationship between semantics and body, although the most explicit presence of the body in this theory comes with the concept of symbiotic mechanisms or symbols. The last place where this enquiry will look for a bodily reference are emotions, which were highly ignored by Luhmann. Alternative approaches explored in the paper are treating the body as a structure, as a medium or as an internal environment.
Stories can elicit powerful emotions. A key emotional response to narrative plots (e.g., novels, movies, etc.) is suspense. Suspense appears to build on basic aspects of human cognition such as processes of expectation, anticipation, and prediction. However, the neural processes underlying emotional experiences of suspense have not been previously investigated. We acquired functional magnetic resonance imaging (fMRI) data while participants read a suspenseful literary text (E.T.A. Hoffmann's "The Sandman") subdivided into short text passages. Individual ratings of experienced suspense obtained after each text passage were found to be related to activation in the medial frontal cortex, bilateral frontal regions (along the inferior frontal sulcus), lateral premotor cortex, as well as posterior temporal and temporo-parietal areas. The results indicate that the emotional experience of suspense depends on brain areas associated with social cognition and predictive inference.
Emotional competence has an important influence on development in school. We hypothesized that reading and discussing children’s books with emotional content increases children’s emotional competence. To examine this assumption, we developed a literature-based intervention, named READING and FEELING, and tested it on 104 second and third graders in their after-school care center. Children who attended the same care center but did not participate in the emotion-centered literary program formed the control group (n = 104). Our goal was to promote emotional competence and to evaluate the effectiveness of the READING and FEELING program. Emotional competence variables were measured prior to the intervention and 9 weeks later, at the end of the program. Results revealed significant improvements in the emotional vocabulary, explicit emotional knowledge, and recognition of masked feelings. Regarding the treatment effect for detecting masked feelings, we found that boys benefited significantly more than girls. These findings underscore the assumption that children’s literature is an appropriate vehicle to support the development of emotional competence in middle childhood.