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Liebe als Lebenswerk : Phyllis und ihre Verlobung mit Narciß im 6. Buch von Goethes "Lehrjahren"
(2014)
Die 'Schöne Seele' ist die Erzählerfigur des VI. Buchs von Goethes Roman "Wilhelm Meisters Lehrjahre". Ihr Leben erscheint dem Leser als eine Hinführung zu frei gewählter Ehelosigkeit und religiöser Askese; sie kündigt nämlich ihre Verlobung mit Narciß auf, dem Anschein nach wegen der damit verbundenen, vom wahren Verhältnis zu Gott ablenkenden Formen gesellschaftlicher Unterhaltung, wird Stiftsdame und Anhängerin des zeitgenössisch verbreiteten Pietismus in seiner Hallenser wie dann schließlich auch seiner Zinzendorfischen Form. Der Name "Schöne Seele" ist ihr von ihren jungen Verwandten zugedacht, weil sie ihren Verzicht angeblich nicht als Verlust erleidet, sondern als Moment glücklicher Selbstvervollkommnung.
Kawa zeigt, daß diese bislang vorherrschende Lesart den Chakakter der 'Bekenntnisse' als Dokument der (fiktiven) Romanempirie übersieht. Damit stehe dieser Text nämlich in einem vielseitigen Konfliktfeld, in dessen Kontext es seine spezifische Gestalt erst erhalte; er sei sowohl von der Verfasserin selbst wie von den Propagatoren des Manuskripts, also den Mitgliedern der 'Turmgesellschaft', entsprechend gekürzt und geschönt worden. Die schließlich an den Lesrer tradierte Fassung sei hinsichtlich ihres Wahrheitsgehalts fragwürdig und gebe nur bei gründlicher philologischer Bemühung den Blick darauf frei, daß Phyllis, wie sich die ansonsten namenlose Hauptgestalt gelegentlich nennt, sich der maitressenhaften Beziehung mit ihrem fürstlichen 'Mentor' und 'Oheim' zu entziehen versucht, dabei aber nicht die Unterstützung ihres Verlobten und nur teilweise die ihrer Familie erhält. Ihrem Verlobten sei nämlich für die Zweckehe und damit für die äußerliche Legitimation des Oheims, der auf diese Weise ungestört sein Verhältnis zu seiner Nichte fortsetzen wolle, eine außergewöhnliche Karriere als Kompensation versprochen worden.
Nach dem Zerwürfnis mit Narciß führt Phyllis aber noch ein langes, mit zahlreichen erotischen Affairen durchsetztes Leben, das bei entsprechend scharfsinnig ausgerichteter Lektüre auch in allen anderen Büchern des Romans und selbst noch in "Wilhelm Meisters Lehrjahre" auf wie immer versteckte Weise in unterschiedlichsten Auftritten faßbar wird. Der Leser muß zum Zwecke der Einsicht in diese Handlungs-Stationen verborgene genalogische Zusammenhänge beim Figurenensemble auflösen und eine Person identifizieren, die im Roman unter mehreren Namen und Bezeichnungen auftritt.
Hingewiesen wird am Ende auf den Umstand, daß die Schreiberin sich dabei zunehmend von der Nicht-Existenz der Erbsünde und von einem künftigen Sündenerlaß überzeuge, wie er mit dem Theologem der "Herwiederbringung der Dinge" in der Gnosis (z.B. bei Origenes) verbunden ist und im radikalen Pietismus (z.B. bei Klopstock) wiederbelebt wird. Dieser Aspekt der prognostizierten 'Rettung', der erst noch bearbeitet werden muß, verknüpft das Schicksal der "Schönen Seele" eng mit dem Schluß von 'Faust II'.
The Kenyan population is highly concentrated in urban centres, leading to increased social, economic and environmental strains, with a significant percentage of urban dwellers living in sprawling slums. Urban development is increasingly a major focus, especially in the fight against urban sustainability problems. There is little practical orientation in the academic literature for the growing gap between the rich and poor. Current literature is enormously concerned with resource use and environmental pressures, paying scant attention to the nexus between urban sustainability and empowerment of the urban poor. This book initiates debates on the segment of urban population often referred to as 'the bottom of the pyramid (BOP)', by analysing the microfinance innovation following evaluation of the impacts of access to microfinance and financial training and the implications to urban sustainability in Kenya. The main conclusion reached is that microfinance has an instrumental role to play in promoting sustainable urban development as it supports social welfare improvement and increases the livelihood of participants, business development and urban sustainability to a certain extent, thereby empowering the urban poor in contributing to poverty alleviation.
Vom 31. Mai bis 2. Juni 2012 fand an der Universität Hildesheim unter dem Motto Zur Sprache.kɔm die 39. Jahrestagung des Fachverbandes Deutsch als Fremdsprache statt. Organisiert wurde sie zusammen mit dem Verband vom Institut für deutsche Sprache und Literatur und vom Institut für interkulturelle Kommunikation.
Die Themenschwerpunkte akzentuierten je unterschiedliche Aspekte des Lernens und Lehrens von Deutsch als fremder oder zweiter Sprache: Im Themenschwerpunkt (1) Sprachlernwege wurden Lernprozesse und -erfahrungen aus der Lernerperspektive sowie Konzepte durchgängiger Sprachförderung thematisch. Mit dem Themenschwerpunkt (2) Authentische Kommunikation rückte die Diskussion um die angemessene Auswahl und Bearbeitung von Lern- und Forschungsgegenständen bei der Bearbeitung interkultureller Kommunikation ins Zentrum. Über Verfahren des Unterrichtens und Lernens diskutierten die Teilnehmer/-innen des Themenschwerpunkts (3) Kreative Methoden. Der Themenschwerpunkt (4) Professionalisierung widmete sich neuen Konzepten der Aus- und Weiterbildung von Lehrenden im Bereich DaF und DaZ.::
Zunächst wäre zu klären, wo der Begriff "Graphic Novel" herkommt, welche Funktion er in einer groß angelegten Imagekampagne für den Comic hat und welche Kritik man an ihm üben kann. Dies geschieht anhand von ausgewählten Beispielen aus dem aktuellen Diskurs über "Graphic Novels", wie er von Comicschaffenden, Comicverlagen, VertreterInnen des Buchhandels und dem Feuilleton geführt und von der Comicforschung reflektiert wird. Vor allem soll in diesem Aufsatz jedoch der Versuch unternommen werden, den Begriff Graphic Novel, der nun einmal unleugbar da ist und eine gewisse Popularität genießt, probeweise einmal ernstzunehmen, statt bloß seine Schwächen zu kritisieren und ihn abzulehnen. Es kann ausnahmsweise durchaus produktiv sein, sich zu fragen, wie der möglicherweise leere Begriff sinnvoll gefüllt werden kann.
Mehr als 6.600 Doktorandinnen und Doktoranden forschen an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Das und vieles mehr ergab die erste repräsentative Umfrage unter Promovierenden und ihren Betreuern, die im Auftrag der Universität durch das Berliner Institut für Forschungsinformation und Qualitätssicherung (iFQ) durchgeführt wurde. Das gute Ergebnis ist nicht zuletzt auf GRADE, die Goethe Graduate Academy, zurückzuführen, dem universitätsübergreifenden Zentrum für die Doktorandenausbildung. ...
Der doppeldeutige Einsatz von Gegenständlichkeit kann als exemplarisch für das filmische Erzählen David Lynchs gelten, das auf geradezu unheimliche Weise zwischen dinglicher Konkretion, alptraumhafter Irrealität und medialer Selbstbezüglichkeit schwebt - eine komplexe Konstellation, die gern auf psychoanalytische Theoreme oder selbstreflexive Muster reduziert wird, ohne die widerständig-zweideutige Rolle der Gegenstände zu beachten: Sie beharren einerseits als dingliche Körper unabweislich auf der Tatsächlichkeit der erzählten Geschichte, verweisen aber zugleich auf den medialen Rahmen des Vorgestellten und mithin auf seine Fiktionalität. Dieser Verweis auf den äußeren Darstellungsapparat führt bei Lynch aber nicht zu einem Auseinanderbrechen der dargestellten Welt, sondern kann geradezu verbindende, Kohärenz bildende Wirkung haben. "Gegenständliches Erzählen" wäre hier folglich zugleich anschaulich-konkret (stellt eine gegenständliche Welt vor) und selbstbezüglich, ohne abstrakt zu sein (es verkörpert den Prozess des Erzählens in Gegenständen der erzählten Welt). In diesem Sinn wäre "gegenständliches Erzählen" zunächst als eine narratologische Strategie und charakteristische écriture zu verstehen. Sie soll im Folgenden nach den zwei Seiten Schriftlichkeit und Anschaulichkeit untersucht werden.
Susanne Heeg & Marit Rosol: Vorwort
Svenja Keitzel, Janine Pößneck & Ole Werner: Zwangsräumungen in Frankfurt am Main - Wandel des Wohnungsmarktes und seine Folgen
Eva Kuschinski: Sozialer Wohnungsbau lohnt sich nicht - Ökonomisierung der Frankfurter Wohnungspolitik am Beispiel der ABG Frankfurt Holding
Nicole Dornig & Andreas Blechschmidt: Betrieblicher Wohnungsbau im Wandel: Eine Untersuchung am Beispiel der Eisenbahnersiedlung in Frankfurt-Nied
Jakob Hebsaker & Pieterjan Dom: Alternatives Wohnen zwischen Häuserkampf und GmbH – Zur Entwicklung der Idee des Mietshäuser Syndikats
Lucas Pohl & Franziska Vaessen: Die Möglichkeit von Irrelevanz: Zur stadtpolitischen Auseinandersetzung um selbstverwaltete (Frei-)Räume am Beispiel des „Instituts für vergleichende Irrelevanz“ in Frankfurt am Main
Lara-Maria Mohr & Franziska Schmidt: Wohnraum verdichten, Wohnraum vernichten? - Bürgerbeteiligung bei der Planung von innerstädtischer Nachverdichtung
Amrei Biedermann, Andre Mascarinas & Anna-Lena Ripperger: Wie die Verbriefung von Gewerbeimmobilien deutsche Städte verändert – das Beispiel City Tower in Offenbach am Main
Der vorliegende 12. Band des vom Institut für Humangeographie herausgegebenen „Forum Humangeographie“ beschäftigt sich mit politischen Fragen rund um Wohnen und Immobilienentwicklung in Städten. Er vereint theoretisch fundierte und zugleich aktuelle empirische Beiträge zur Verwertung, Nutzung und Gestaltung der gebauten Umwelt, aber auch zu den Fragen, was der Verlust von Wohnraum bedeutet und welche alternativen Ansprüche an die gebaute Umwelt formuliert werden. Im regionalen Fokus dieses Sammelbandes stehen Frankfurt am Main und Offenbach als Teil der Rhein-Main-Region. Dieser räumliche Bezug hat forschungspraktische (z.B. Zugänglichkeit von Expert_innen), aber auch inhaltliche Gründe, da sich in dieser Region Wohnen und die gebaute Umwelt im besonderen Maße als gesellschaftliches Konfliktfeld – gekennzeichnet durch Phänomene wie Büroleerstand, Wohnungsmangel und Widerstand gegen Wohnen als Ware – erweisen und untersuchen lassen. Die Rhein-Main-Region ist wie andere große deutsche Metropolregionen von einem angespannten Immobilienmarkt geprägt, der das Ziel volatiler, d.h. in Bezug auf Umfang und Objekte sehr stark schwankender, Investments ist. Bis 2008 flossen Investitionen vorrangig in den Bürobestand, im Zuge der Finanz- und Schuldenkrise wurden Investments institutioneller Anleger jedoch in den Wohnungsmarkt umgelenkt (Scharmanski 2013; Heeg 2013). Hintergrund hierfür sind einerseits eine steigende Zahl von sog. notleidenden Krediten („non-performing loans“) im Büroimmobilienbereich (vgl. Biedermann et al., Kap. 7) und andererseits anziehende Mieten und Eigentumspreise auf dem Wohnungsmarkt, welche Investitionen in Wohnimmobilien lukrativ werden lassen (Kholodilin/Mense 2012). In der Folge werden vermehrt Luxuswohnungen erstellt und wird preiswerter Wohnraum vernichtet.
Im Zentrum des vorliegenden Bandes der Rilke-Blätter stehen Beiträge, die auf der Tagung der Internationalen Rilke-Gesellschaft im September 2012 in Bern und im Rahmen des Rilke-Treffens 2013 in Freiburg i. Br. vorgestellt und diskutiert wurden. Die Vorträge, Workshops und Gespräche, die hier als Essays, Abhandlungen und Berichte eine weniger flüchtige Gestalt finden, sind stets auch eine Chronik der Begegnungen und zugleich Erinnerung an diese stimmungsvollen Zusammenkünfte. In Bern stand der Bezug zu Rilkes Aufenthalten in der Stadt an der Aare und insgesamt zur Schweiz im Mittelpunkt, die Beiträge junger Rilke-Forscher, die auf Kurzvorträge der Berner Tagung zurückgehen, kreisen um das Thema des Verzichts und der Armut. Das Freiburger Treffen stand in allen Sektionen ganz im Zeichen der Sonette an Orpheus. Hier und in den weiteren Beiträgen, im Dokumentationsteil und in den Rezensionen, soll, so der Wunsch der Herausgeber, die methodisch und inhaltlich breite Aufstellung der Rilke-Forschung deutlich werden, aber auch das weite Feld philologisch noch nicht oder nur vorläufig erschlossener Dokumente wird dabei erkennbar.
Tütensuppe, Trambahn, Twitter: Dass sich die Geschichte der Beschleunigung anhand von alltäglichen Dingen nachvollziehen lässt, machte die Ausstellung "TEMPO TEMPO! Im Wettlauf mit der Zeit" anschaulich, die 2013 im Museum für Kommunikation Berlin gezeigt wurde. Die Ausstellung dokumentierte dabei die Vielfalt von Produkten und Medientechniken, die dem Menschen das Alltagsleben erleichtern sollen, indem sie Handlungen vereinfachen und beschleunigen und damit Zeit einsparen. Gleichzeitig thematisierte die Ausstellung aber auch das moderne Lebensgefühl der stetigen Beschleunigung und der Zeitknappheit. Auf diese Weise wurde anhand der Exponate das "ungeheure Paradoxon der modernen Welt" veranschaulicht, dessen innere Strukturen der Soziologe Hartmut Rosa aufgezeigt hat: Eigentlich zielen die vielen Innovationen darauf ab, Zeit zu sparen, indem sie den nötigen Zeitaufwand für Handlungen verringern. In ihrer Häufung führen sie jedoch zu einer empfundenen Beschleunigung des Lebens, weil in demselben Zeitraum mehr einzelne Handlungen als zuvor möglich sind und auch zunehmend erwartet werden. Die "Logik der Beschleunigung" formt die Zeitstrukturen in der Moderne.
Ein ungebremster Klimawandel „[…] würde[n] die physikalische Geografie der Welt transformieren. Eine radikale Änderung der physikalischen Geografie der Welt muss unbedingt starke Auswirkungen auf die humane Geografie haben – wo Menschen leben und wie sie leben.“(Stern 2006: iv)
Unser Erdsystem sowie unser Gesellschafts- und Wirtschafssystem zeichnen sich durch ihre Offenheit, Prozesshaftigkeit und Dynamik aus; sie befinden sich in einem ständigen Wandel. Auch das Weltklima hat sich schon immer verändert; gekennzeichnet durch einen Wechsel von Kalt- und Warmzeiten. Doch heute dominiert der Faktor Mensch das Erdsystem: Mit der industriellen Revolution und dem Übergang in ein kapitalistisches Gesellschafts- und Wirt-schaftssystem hat sich auch der natürliche Treibhauseffekt entscheidend beschleunigt. Durch vom Menschen verursachte Emissionen, ist die CO2-Menge in unserer Atmosphäre heute be-reits um ein Drittel höher als sie in den Jahrmillionen vor Beginn der Industrialisierung jemals war (Gebhardt und Glaser 2007: 963; Bernstein et al. 2008). Die Qualität und Tragweite des Phänomens Klimawandel ist von solchem Ausmaß, dass die natürliche wie soziale Umwelt dadurch aus ihren Fugen geraten kann.
Der Ruf nach einem „Rettungsschirm für Kommunen“, einem „Stärkungspakt Stadtfinanzen“ oder „kommunalen Entschuldungsfonds“ rückt in regelmäßigen Abständen die ernste Lage einer Vielzahl klammer Kommunen ins öffentliche Bewusstsein. Die drohende Überschuldung deutscher Städte und Gemeinden stellt parallel zur Entwicklung der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise eine besorgniserregende Realität dar. Große Löcher in den Kommunalhaushalten sind dabei kein Phänomen der jüngsten Vergangenheit, vielmehr macht sich die angespannte Finanzlage in vielen Kommunen bereits seit Jahren vor Ort bemerkbar. Beispielsweise in den Bereichen von Kultur, Jugendeinrichtungen, Beratungsstellen, Museen, Bibliotheken, Sportplätzen, Freibädern, Freizeitangeboten und Tierparks sind Ausgabenkürzungen an der Tagesordnung, die die Einwohner_innen alltäglich mit der finanziellen Unterausstattung auf Lokalebene konfrontieren. Außerdem dokumentiert ein rasanter Anstieg des Kreditvolumens im vergangenen Jahrzehnt die klamme Lage der Kommunen. Im Krisenjahr 2009 sind die sogenannten Kassenkredite, die kurzfristige Engpässe im Kommunalhaushalt ausgleichen sollen, auf fast 35 Milliarden Euro angestiegen und haben bundesweit mittlerweile ein Volumen von 48 Milliarden Euro überschritten (Deutscher Städtetag 2013).
Diese enorme Schuldenlast ist vor allem als Resultat einer strukturellen Unterfinanzierung der Städte zu werten, welche nicht zuletzt die Erbringung der kommunalen Daseinsvorsorge im Infrastrukturbereich gefährdet sowie wie bei der städtischen Gas-, Wasser- und Elektrizitätsversorgung oder im engeren sozialen Bereich. Um die lokale Verantwortung für die Versorgungssicherheit wiederzugewinnen, gab es in den letzten Jahren vermehrt Projekte, um Versorgungsbetriebe wieder in städtisches Eigentum zurückzuführen (Libbe 2011; Verband kommunaler Unternehmen 2012). Unter dem Stichwort Rekommunalisierung wurde die Gründung eigener Stadtwerke bereits als Abkehr von einer Privatisierungslogik (Candeias et al. 2009) präsentiert. In diesem Licht erscheint Kommunalpolitik mitunter als Alternative zu renditeorientiertem Wirtschaften.
Eine solche Darstellung übersieht allerdings, dass kommunales Handeln eng in den wachstumsorientierten Finanzmarktkapitalismus eingebunden ist. Diese Einbindung hat eine materielle Basis und tritt beispielsweise dann zu Tage wenn Kommunen auf Grund der konjunkturellen Flaute in der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise stark unter steigenden Ausgaben für Sozialtransfers sowie unter sinkenden Steuereinnahmen leiden. Zusätzlich besteht aber auch eine diskursive Einbindung, die sich darin äußert, dass die Pflicht zur Fiskaldisziplin in bundesdeutschen Kommunen bereits eine vergleichbare Bedeutung erlangt hat wie in den Haushaltsplänen der Nationalstaaten der Euro-Zone. Schon werden in Anlehnung an die Einführung nationaler Schuldenbremsen kommunale Schuldenbremsen diskutiert (Bertelsmann Stiftung 2013). Das kann kaum verwundern, da in einer Mehrzahl der Kommunen schon kurz nach der Subprimekrise die Verantwortlichen zu einem wettberwerbsorientierten Politikverständnis zurückkehrten und konservative Konzepte der Krisenlösung anwendeten(Belina und Schipper 2009). Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es daher wenig Anlass Kommunalpolitik auf einem alternativen Entwicklungsweg zu glauben.