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Die Thrombozytenaktivierung, die PLA-Bildung via CD62, die Leukozytenaktivierung und die entzündliche Aktivität am Endothel nehmen in der heutigen pathophysiologischen Vorstellung der peripheren Atherosklerose und ihrer Entstehung eine zentrale Rolle ein. In dieser Querschnittstudie wurden die PLA-Bildung und Marker der Plättchen-, Leukozyten- und Endothelaktivierung (PAC-1, CD62, Mac-1 und sICAM-1) bei 44 Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit unter Therapie mit ASS (n=17), Clopidogrel (n=12), ihrer Kombination (n=8) oder ohne Therapie (n=7) und bei einer Kontrollgruppe, bestehend aus gesunden Probanden (n=9), untersucht. Die Messungen wurden mittels Flowzytometrie im Vollblut ohne (baseline) und nach in vitro Stimulation mit ADP oder TRAP und eines Immunoassays durchgeführt. Die CD62-Expression zeigte sich bei unbehandelten und mit ASS behandelten Patienten ohne und nach Stimulation signifikant höher als bei mit Clopidogrel oder mit einer Kombination aus ASS und Clopidogrel behandelten Patienten. Gleiches galt für die PLA-Bildung (Monozyten-Leukozyten-Aggregate). Die Mac-1-Expression zeigte sich in den mit TRAP oder ADP stimulierten Proben unter einer Kombina-tionstherapie aus ASS und Clopidogrel gegenüber Patienten ohne oder mit ASS Monotherapie signifikant reduziert. Die sICAM-1-Plasmakonzentrationen waren bei gesunden Probanden und bei antiaggregatorische behandelten Patienten signifikant niedriger als bei unbehandelten Patienten. Die Werte unterschieden sich dabei zwischen den verschiedenen antiaggregatorischen Therapien nur unwesentlich. Dies ist die erste Studie, die zeigt, dass die PLA-Bildung bei Patienten mit pAVK vermehrt ist und unter einer Therapie mit Clopidogrel gemindert wird.
Die natürliche Killerzelllinie NK-92 zeichnet sich durch eine breit gefächerte Aktivität gegen verschiedenste Tumore und Leukämien aus und würde sich daher prinzipiell für eine Verwendung als adoptives Zelltherapeutikum eignen. NK-92-Zellen sind eine von nur 5 etablierten NK-Zelllinien weltweit. Ihr Wachstum in der Zellkultur war bisher von Bedingungen abhängig, die mit einer klinischen Anwendung der Zellen nicht zu vereinbaren sind. Ziel der vorliegenden Doktorarbeit war es daher, ein Kulturverfahren zu etablieren, mit dem sich NK-92-Zellen unter Bedingungen einer „Guten Herstellungs Praxis“ kultivieren und expandieren lassen. In dieser Arbeit wurde daher die Adaption der NK-92-Zellen an ein in der Klinik einsetzbares Zellkulturmedium vorgenommen und ein Batch-Kulturverfahren entwickelt, mit dem sich die NK-92-Zellen innerhalb von 10-14 Tagen auf bis zu 1010 Zellen in 10L Kulturvolumen expandieren lassen. Die Funktionsprüfung der NK-92-Zellen, anhand der Expression von immunologisch relevanten Oberflächenrezeptoren (CD11a, CD25, CD28, CD54, CD56, CD122, FAS-L), ergab keine Veränderung des Phänotyps der expandierten Zellen. Darüber hinaus wiesen die Zellen eine Viabilität von >95,3% +/- 0,46% auf, und ihre zytotoxische Aktivität gegen die NK-sensitive Leukämiezelllinie K562 war nicht eingeschränkt. Da NK-92-Zellen in der Erkennung virusinfizierter und maligner Zellen nicht MHCrestringiert sind, eignen sie sich auch für den ungerichteten Einsatz. Hierzu wäre eine Expansion der Zellen im großen Massstab mit anschliessender Kryokonservierung von Vorteil, da die Zellen dann im Voraus hergestellt und geprüft werden könnten. Die Prüfung des Einflusses unterschiedlicher Konzentrationen (0, 0,5, 1, 2, 3, 5, 8 10 %) der Einfrierschutzlösung Dimethylhylsulfoxid (DMSO) auf die zytotoxische Aktivität der NK-92-Zellen ergab keine Einschränkung der NKZellfunktion bei Konzentrationen < 5%. Es wurden daraufhin verschiedene Einfrierprotokolle und deren Einfluss auf die Viabilität der NK-92-Zellen untersucht. NK-92- Zellen wurden mit 2, 3, 5 8 und 10% DMSO in humanem Serum Albumin (HSA) in Ampullen, oder aber im klinischen Masstab (5x108 Zellen/ 20ml HSA) mit 3, 5 und 10% DMSO eingefroren und ihre Viabilität nach dem Auftauen untersucht. Im Mittel ergab sich für alle Zellpräparationen und DMSO Konzentrationen eine relativ geringe Viabilität der Zellen nach dem Auftauen (<50% +/- 9,77). Hierbei war es unerheblich, ob die für eine klinische Anwendung der allogenen NK-92-Zellen notwendige Bestrahlung mit 10GY vor dem Einfrieren oder nach dem Auftauen durchgeführt wurde (Viabilität 48,8% versus 44%). Aus den in dieser Dissertation erarbeiteten Daten wurde schliesslich ein Konzept zur Expansion der NK-92-Zellen entwickelt, welches ihren klinischen Einsatz, unter Erhalt der Funktionalität bei höchstmöglicher Sicherheit für den Patienten, erlaubt. Dieses Konzept geht von einer Expansion der NK-92-Zellen, ausgehend von einer Masterzellbank, in 2L Batchkulturen im Nunc-Wannenstapel-System aus. Die Kulturen werden mit 2x104 NK-92-Zellen/ml X-Vivo 10 Medium, 5% hitzeinaktiviertem humanen Plasma und 100IE IL-2 beimpft. Nach 10 Tagen haben die Kulturen ihre höchste Dichte (6,4 x105/ml) erreicht.
Der Begriff Gruppendynamik ist überbestimmt. Er kann erstens die psychosozialen Prozesse meinen, die Gruppen die Erfüllung ihrer Aufgabe schwer machen. Zweitens bezeichnet Gruppendynamik eine vorwiegend sozialpsychologische Forschungsrichtung, die sich mit der Untersuchung von Gruppen und ihrer Eigengesetzlichkeit befaßt. Und drittens hat sich unter dem Namen Angewandte Gruppendynamik eine Interventionspraxis herausgebildet, deren Ziel die methodische Beeinflussung der gruppendynamischen Phänomene und Prozesse ist. Diese Interventionspraxis ist der Gegenstand dieser Arbeit. Wie und warum es zu einer Trennung von Gruppendynamik als akademischer Forschungsrichtung und Gruppendynamik als Interventionspraxis kam, obwohl sie sich mit denselben Phänomenen befassen, ist selbst Teil des zu Untersuchenden. Gruppendynamik als institutionalisierte Praxis besteht in Deutschland seit mehr als 30 Jahren. Das erste deutsche gruppendynamische Laboratorium fand im Geburtsjahr des Autors, 1963, statt. Dazwischen hat Gruppendynamik zahlreiche Metamorphosen durchgemacht. Von einer emanzipatorischen Methode der „Neufundierung von Autorität“ in den 70er Jahren wandelte sie sich zu einer Schlüsselqualifikation für Organisationsberater in der 80ern. Heute ist sie zwischen Therapie, Supervision und Beratung angesiedelt und nur schwer als eigenständige Methode erkennbar. Gruppendynamik ist zu einem „historischen Begriff“ geworden und für einen solchen gilt Max Webers Einsicht, daß man ihn nicht nach dem Schema: genus proximum, differentia specifica definieren kann, „sondern er muß aus seinen einzelnen der geschichtlichen Wirklichkeit zu entnehmenden Bestandteilen allmählich komponiert werden. Die endgültige begriffliche Fassung kann daher nicht am Anfang, sondern muß am Schluß der Untersuchung stehen.“ Diese Arbeit beginnt deshalb nicht mit einer Definition von Gruppe, Gruppendynamik und gruppendynamischer Praxis, sondern geht von einigen wenigen Zentralkonzepten aus, die bis heute zum normativen Kernbestand der angewandten Gruppendynamik gehören und versucht mit deren Hilfe, die Besonderheit gruppendynamischer Praxis freizulegen. Laboratorium, Trainingsgruppe, Hier und Jetzt-Prinzip sowie Minimalstrukturierung bilden zusammen den strukturellen Rahmen gruppendynamischer Praxis: den gruppendynamischen Raum. In ihm sind die Teilnehmer mit dem gruppendynamischen Strukturproblem konfrontiert: Zugehörigkeit, Macht und Intimität kollektiv zu gestalten und zu erforschen. Die Rekonstruktion von gruppendynamischem Raum und gruppendynamischem Strukturproblem ist Inhalt von Teil I dieser Arbeit. In Teil II wird danach gefragt, welche soziale und affektive Dynamik das gruppendynamische Strukturproblem induziert. Diese Dynamik wird in zweifacher Perspektive untersucht: im Blick auf das soziale Netzwerk Gruppe wird Gruppendynamik als Vergemeinschaftungsprozeß interpretiert, im Blick auf die Individuen als Übertragungsgeschehen. Der sozialisationstheoretische Rekurs auf die Dynamik der Primärgruppe Familie und der präadoleszenten Peer-group kann zeigen, daß das gruppendynamische Strukturproblem universelle und elementare sozialisatorische Konflikte hervorruft. Teil III greift die ungelösten Fragen von Teil I auf und stellt die spannungsvolle Geschichte der Gruppendynamik von Deutschland nach Amerika und zurück dar. Gruppendynamik, entstanden aus einem Junktim von Forschen und Verändern, hat auf ihrem Weg dieses Junktim aufgelöst und die beiden auseinander gebrochenen Hälften jeweils an die akademische Kleingruppenforschung und an die angewandte Gruppendynamik delegiert. Das hat der angewandten Gruppendynamik eine hohe Anschlußfähigkeit an die Bedürfnisse des Selbsterfahrungs- und Fortbildungsmarktes sowie der Organisationsberatung verschafft. Die Rückseite dieses Geschehens bildet eine in den entsprechenden Fachpublikationen regelmäßig beklagte Theoriestagnation. Die historischen Exkurse können bei der Frage weiterhelfen, wie sich die Besonderheit von Gruppendynamik im Dreieck von Forschen, Erziehen und Heilen strukturell bestimmen läßt. In dieser Arbeit wird der Versuch unternommen, gruppendynamische Praxis konsequent als Forschungspraxis zu deuten und von allen edukativen und therapeutischen Methoden abzugrenzen. Können die Teile I und II zeigen, daß das gruppendynamische Strukturproblem die Teilnehmer in einen übertragungsreichen Vergemeinschaftungsprozeß führt, können die Fallstudien in Teil IV zeigen, wie dies geschieht und wie Gruppen kollektiv unter Begleitung der Trainer diese Aufgabe gestalten. Material der Fallstudien sind Trainingsgruppen aus gruppendynamischen Fortbildungsveranstaltungen, die von den entsprechenden Dachverbänden der deutschen, schweizer und österreichischen Gruppendynamiker ausgeschrieben wurden. Diese Fallstudien können also relativ viel über die Prozesse in T-Gruppen sagen und wenig über das gruppendynamische Geschehen in Großgruppen. Doch da eine T-Gruppe, in der Regel bestehend aus einem Dutzend Teilnehmer und einem Trainerpaar, den normativen Kern der meisten gruppendynamischen Veranstaltungen bildet, läßt sich durch deren Analyse Wesentliches über gruppendynamische Praxis herausfinden, auch wenn die Intergruppen- und Großgruppendynamik ein wichtiger Bestandteil dabei ist. Mit der Methode der ojektiven Hermeneutik werden zwei Trainingsgruppen ausführlich analysiert. Die erste Gruppe geht über fünf Sitzungen, die zweite über zehn Sitzungen. Wird am Material dieser Gruppen der gruppendynamische Prozeß untersucht, so beleuchten die vier Fallvignetten jeweils einzelne Facetten gruppendynamischer Praxis. Die Ergebnisse dieser Fallstudien dienen dann im Teil V dazu, den gruppendynamischen Prozeß in seiner elementaren Dynamik und in seinem Lernpotential zu beleuchten. Die Teile I bis III rekonstruieren gruppendynamische Praxis idealtypisch, sie fragen also nicht danach, welche verschiedenen Formen und Interpretationen von Gruppendynamik sich historisch herausgebildet haben, sondern sie bilden einen Idealtypus. Nun ist die Empirie keine Kollektion von Idealtypen und zur Abbildung der Gruppendynamik in ihrer polypragmatischen Vielgestaltigkeit taugt eine idealtypische Rekonstruktion wenig. Der Zweck einer Idealtypenbildung besteht vielmehr darin, einen Begriff aus der Sache selbst zu entwickeln, an dem die Sache dann gemessen werden kann. Idealtypenbildung geht von der Einsicht aus, daß eine Theorie ihrem Gegenstand nur angemessen ist, wenn sie aus ihm entwickelt worden ist, deshalb gehen Theoriebildung und Fallrekonstruktion bei der Idealtypenbildung parallel einher. In der akribischen Rekonstruktion eines Einzelfalles in seiner Besonderheit soll also die Logik des Falles ineins mit der Logik der Gattung freigelegt werden. Das Ziel eines solchen Verfahrens besteht darin, weder die Fallanalysen zur Illustration vorgegebener Theorie verkommen zu lassen, noch theorielos einen Fall ideographisch abzubilden, ohne in ihm die individuelle Allgemeinheit des Falls zum Vorschein zu bringen. Ob dies gelang, kann nur die Evidenz der in Teil IV dargestellten Fallstudien entscheiden. Die hier gewählte Darstellungsform der Trennung von idealtypischer Rekonstruktion und Fallrekonstruktion, spiegelt den realen Forschungsverlauf nicht wider. Im Forschungsprozeß war die Idealtypenbildung aufs engste verwoben mit der sequenzanalytischen Fallrekonstruktion und es haben sich in ihm detaillierte Sequenzanalysen, Exkurse und Modellbildung ohne Systematik abgewechselt. Wollte man den Forschungsverlauf in seiner Sukzession darstellen, würde dies die Lesbarkeit der Analysen immens erschweren. Deshalb wurde aus Darstellungsgründen idealtypische Rekonstruktion und Fallrekonstruktion getrennt mit dem Preis, daß die Modelle und theoretischen Hintergrundsannahmen, von denen die Analyse ausgeht, nicht in ihrer Entwicklung am konkreten Material mitdokumentiert werden. Dies ist ein schmerzlicher Kompromiß, der nur mit dem Gewinn an Systematik und Stringenz der Darstellung aufgewogen werden kann. Gruppen und damit auch deren Dynamik waren und sind eines der zentralen Themen der Soziologie. Doch hat die Soziologie deren Erforschung immer mehr an die Sozialpsychologie abgetreten. Diese Arbeit versucht, die Gruppendynamik ein kleines Stück für die Soziologie wiederzugewinnen. Gruppendynamik ein Vierteljahrhundert nach ihrer Hochblüte zu erforschen, bietet die Chance, sie jenseits aller ideologischen Auseinandersetzungen und ohne den auftrumpfenden Gestus, der die Aktionsforschung lange Zeit begleitete, als das in den Blick zu bekommen, was sie zuerst einmal ist: eine einzigartige Methode zur Erforschung und Veränderung von Gruppen. Die gesellschaftliche Abenddämmerung, in der sich Gruppendynamik manchmal zu finden glaubt, ist die beste Stunde für die Eule der Minerva.
Mit dem murinen monoklonalen Antikörper MAb 425 ist prinzipiell die immunszintigraphische Lokalisationsdiagnostik und die Rezeptorbestimmung in vivo bei EGF-Rezeptor überexprimierenden gynäkolgischen Tumoren möglich. In der durchgeführten Studie in der 17 Patientinnen mit gynäkologischen Tumoren untersucht wurden, konnte in einigen Fällen der Primärtumor/ bzw. das Lokalrezidiv und auch Metastasen nachgewiesen werden. Bei 6 von 11 Patientinnen mit Primärtumor und/oder Lokalrezidiv konnte mit der EGF-Rezeptorszintigraphie der Tumor nachgewiesen werden, bei paraaortaler Lymphknotenmetastasierung waren es 5 von 8 Patientinnen. Insbesondere bei Patientinnen mit undifferenzierten, fortgeschrittenen Plattenepithel-Karzinomen, v. a. mit Zervix-Karzinom (und evtl. paraaortaler Lymphknotenmetastasierung) scheint eine Überexpression häufiger vorzukommen und damit die Möglichkeit gegeben den Tumor und/oder die Metastasen mit dieser Methode nachzuweisen. Auch in den Fällen, bei denen im Vorfeld die EGFR-Überexpression mittels immunhistologischer Verfahren nachgewiesen wurde, besteht mit der anti-EGF-Rezeptorszintigraphie ein sinnvoller Ansatz eine Lokalisationsdiagnostik vorzunehmen. Die Sensitivität dieser Methode ist aber zu gering, um sie als Staging-Verfahren bei diesen Tumoren zu verwenden. Bei den biokinetischen Messungen zeigte sich für den verwendeten Antikörper eine 3-Phasen Kinetik mit einer schnellen Elimination aus dem Blutpool (T ½ = 6,5 min.), einer Verteilung (T ½ = 53 min.) und einer weiteren Distribution und gleichzeitige Elimination (T ½ = 21,9 h). Diese Ergebnisse decken sich mit den Daten von anderen Arbeitsgruppen und können als Grundlage für dosimetrische Berechnungen für radioimmuntherapeutische Ansätze mit dem genannten Antikörper dienen. Hervorzuheben ist die Tatsache, dass mit der antiEGFRezeptorszintigraphie der EGF-Rezeptorstatus in vivo bestimmt werden kann. Dies könnte in Zukunft Implikationen haben für die Selektion von Patientinnen für bestimmte Therapieformen deren Zielstruktur der Rezeptor selbst (wie z.B. Cetuximab/Erbitux®) oder dessen Signaltransduktions-Kaskade (wie z. B. Gefitinib/Iressa® oder Erlotinib/Tarceva®) darstellt. Prinzipiell ist auch eine mögliche Änderung der Rezeptorexpression im Verlauf einer solchen Therapie nachweisbar, was Auswirkungen auf die Therapiestrategie haben könnte. Dies müsste in weiteren Studien näher untersucht werden.
Entmachtete Gegenstände? : Zur Kommerzialisierung sakraler Masken bei den Piaroa in Venezuela
(2004)
Paläobotanische Untersuchungen an Euramerischen Kohlenbecken haben an der Westfal/Stefan-Grenze in früheren Arbeiten einen deutlichen, weitgehend klimatisch gesteuerten Florenwechsel erkennen lassen. Desweiteren wurden in Kohlen aus dem Saar/Nahe-Becken beginnend mit dem obersten Westfal D erstmals Diageneseprodukte von Isoarborinol bzw. Fernen/Fernenol nachgewiesen, für die Koniferen, Cordaiten oder Farnsamer als mögliche Bioproduzenten vorgeschlagen wurden. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit konnten die Arboran-/Fernanderivate MAPH, MATH, DAPH 1 und DAPH 2 in den Gesamtextrakten von Kohlen und Sedimenten aus dem Stefan des Saar/Nahe-Beckens durchgängig identifiziert werden, während die Verbindungen im Westfal lediglich in Proben aus dem obersten Westfal D auftraten. Folglich sind die Arboran-/Fernanderivate tatsächlich in besonderem Maße dazu geeignet, den Florenwechsel an der Westfal/Stefan-Grenze auf molekularer Basis zu beschreiben. Um einzugrenzen, zu welcher Pflanzengruppe die Bioproduzenten der Ausgangsverbindungen der Arboran-/Fernanderivate gehören, wurden isolierte Makrofossilien verschiedener Pflanzengruppen aus verschiedenen Euramerischen Kohlenbecken organisch-geochemisch analysiert. Dabei konnten MATH, MAPH, DAPH 1 und DAPH 2 in nahezu allen Gesamtextrakten fossiler Cordaiten-Reste identifiziert werden. In den Extrakten von Sediment-Vergleichsproben, die in unmittelbarer Nähe der Cordaiten-Reste entnommen wurden, konnten die Verbindungen dagegen nicht bzw. nur in vergleichsweise geringen Konzentrationen identifiziert werden. Ebenso waren die Arboran-/Fernanderivate in den Gesamtextrakten fossiler Koniferen-Reste sowie in den Extrakten verschiedener Farnsamerarten (Alethopteris, Dicroidium, Lescuropteris, Macroneuropteris, Neuropteris) nicht enthalten. Lediglich in der extrahierbaren organischen Substanz einiger fossiler Odontopteris-Reste aus dem Blanzy-Montceau-Becken (Frankreich) konnten MAPH und MATH (sowie teilweise DAPH 1 und DAPH 2) identifiziert werden. Allerdings ist das Auftreten der Verbindungen in diesen Odontopteris-Extrakten wahrscheinlich auf eine Überprägung des Pflanzenmaterials durch das umgebende Sediment zurückzuführen, da die Verbindungen in den Sediment-Vergleichsproben in höheren bzw. ähnlichen Konzentrationen enthalten sind. Insgesamt sind daher in den oberkarbonischen Kohlenbecken die Cordaiten als einer, möglicherweise sogar als „die“ Bioproduzenten der Ausgangsverbindungen der Arboran-/Fernanderivate MATH, MAPH, DAPH 1 und DAPH 2 anzusehen. Die deutlich negativere Kohlenstoffisotopie (-31,68 ‰) einer Sedimentprobe aus der Bohrung Wemmetsweiler-Nord, die gleichzeitig die höchsten Arboran-/Fernanderivat-Konzentrationen enthält, weist auf eine verstärkte mikrobielle Überarbeitung des organischen Materials hin. Fluoreszenz- und Auflichtmikroskopie-Untersuchungen zeigen zudem einen erheblichen, ebenfalls auf bakterielle Aktivität hindeutenden Bituminitanteil, während Relikte von höheren Landpflanzen nur geringfügig vertreten sind. Dies legt den Schluß nahe, daß die Arboran-/Fernanderivate in dieser Probe nicht von Cordaiten, sondern alternativ von Bakterien (oder Algen) abstammen. In diesem Fall ist Isoarborinol als biologischer Vorläufer anzunehmen und es tritt eine deutliche Verschiebung der Kohlenstoffisotopie-Werte zu negativeren Werten auf. Bei den Cordaiten ist eine derartige Isotopenverschiebung dagegen nicht zu beobachten, so daß für MATH, MAPH, DAPH 1 und DAPH 2 Fernen bzw. Fernenol als biologische Vorläufer anzunehmen sind.
Alzheimer’s disease (AD) is the most common neurodegenerative disorder world wide, causing presenile dementia and death of millions of people. During AD damage and massive loss of brain cells occur. Alzheimer’s disease is genetically heterogeneous and may therefore represent a common phenotype that results from various genetic and environmental influences and risk factors. In approximately 10% of patients, changes of the genetic information were detected (gene mutations). In these cases, Alzheimer’s disease is inherited as an autosomal dominant trait (familial Alzheimer’s disease, FAD). In rare cases of familial Alzheimer’s disease (about 1-3%), mutations have been detected in genes on chromosomes 14 and 1 (encoding for Presenilin 1 and 2, respectively), and on chromosome 21 encoding for the amyloid precursor protein (APP), which is responsible for the release of the cell-damaging protein amyloid-beta (ß-amyloid, Aß). Familial forms of early-onset Alzheimer’s disease are rare; however, their importance extends far beyond their frequency, because they allow to identify some of the critical pathogenetic pathways of the disease. All familial Alzheimer mutations share a common feature: they lead to an enhanced production of the Aß, which is the major constituent of senile plaques in brains of AD patients. New data indicates that Aß promotes neuronal degeneration. Therefore, one aim of these thesis was to elucidate the neurotoxic biochemical pathways induced by Aß, investigating the effect of the FAD Swedish APP double mutation (APPsw) on oxidative stress-induced cell death mechanisms. This mutation results in a three- to sixfold increased Aß production compared to wild-type APP (APPwt). As cell models, the neuronal PC12 (rat pheochromocytoma) and the HEK (human embryonic kidney 293) cell lines were used, which have been transfected with human wiltyp APP or human APP containing the Swedish double mutation. The used cell models offer two important advantages. First, compared to experiments using high concentrations of Aß at micromolar levels applied extracellularly to cells, PC12 APPsw cells secret low Aß levels similar to the situation in FAD brains. Thus, this cell model represents a very suitable approach to elucidate the AD-specific cell death pathways mimicking physiological conditions. Second, these two cell lines (PC12 and HEK APPwt and APPsw) with different production levels of Aß may additionally allow to study dose-dependent effects of Aß. The here obtained results provide evidence for the enhanced cell vulnerability caused by the Swedish APP mutation and elucidate the cell death mechanism probably initiated by intracellulary produced Aß. Here it seems likely that increased production of Aß at physiological levels primes APPsw PC12 cells to undergo cell death only after additional stress, while chronic high levels in HEK cells already lead to enhanced basal apoptotic levels. Crucial effects of the Swedish APP mutation include the impairments of cellular energy metabolism affecting mitochondrial membrane potential and ATP levels as well as the additional activation of caspase 2, caspase 8 and JNK in response to oxidative stress. Thereby ,the following model can be proposed: PC12 cells harboring the Swedish APP mutation have a reduced energy metabolism compared to APPwt or control cells. However, this effect does not leads to enhanced basal apoptotic levels of cultured cells. An exposure of PC12 cells to oxidative stress leads to mitochondrial dysfunction, e.g., decrease in mitochondrial membrane potential and depletion in ATP. The consequence is the activation of the intrinsic apoptotic pathway releasing cytochrome c and Smac resulting in the activation of caspase 9. This effect is amplified by the overexpression of APP, since both APPsw and APPwt PC12 cells show enhanced cytochrome c and Smac release as well as enhanced caspase 9 activity as vector transfected control. In APPsw PC12 cells a parallel pathway is additionally emphased. Due to reduced ATP levels or enhanced Aß production JNK is activated. Furthermore, the extrinsic apoptotic pathway is enhanced, since caspase 8 and caspase 2 activation was clearly enhanced by the Swedish APP mutation. Both pathways may then converge by activating the effector enzyme, caspase 3, and the execution of cell death. In addition, caspase independent effects also needs to be considered. One possibility could be the implication of AIF since AIF expression was found to be induced by the Swedish APP mutation. In APPsw HEK cells high chronic Aß levels leads to enhanced apoptotic levels, reduce mitochondrial membrane potential and ATP levels even under basal conditions. Summarizing, a hypothetical sequence of events is proposed linking FAD, Aß production, JNK-activation, mitochondrial dysfunction with caspase pathway and neuronal loss for our cell model. The brain has a high metabolic rate and is exposured to gradually rising levels of oxidative stress during life. In Swedish FAD patients the levels of oxidative stress are increased in the temporal inferior cortex. This study using a cell model mimicking the in vivo situation in AD brains indicates that probably both, increased Aß production and the gradual rise of oxidative stress throughout life converge at a final common pathway of an increased vulnerability of neurons to apoptotic cell death from FAD patients. Presenilin (PS) 1 is an aspartyl protease, involved in the gamma-secretase mediated proteolysis of Amyloid-ß-protein (Aß), the major constituent of senile plaques in brains of Alzheimer’s disease (AD) patients. Recent studies have suggested an additional role for presenilin proteins in apoptotic cell death observed in AD. Since PS 1 is proteolytic cleaved by caspase 3, it has been prosposed that the resulting C-terminal fragment of PS1 (PSCas) could play a role in signal transduction during apoptosis. Moreover, it was shown that mutant presenilins causing early-onset of familial Alzheimer's disease (FAD) may render cells vulnerable to apoptosis. The mechanism by which PS1 regulates apoptotic cell death is yet not understood. Therefore one aim of our present study was to clarify the involvement of PS1 in the proteolytic cascade of apoptosis and if the cleavage of PS1 by caspase 3 has an regulatory function. Here it is demonstrated that both, PS1 and PS1Cas lead to a reduced vulnerability of PC12 and Jurkat cells to different apoptotic stimuli. However a mutation at the caspase 3 recognition site (D345A/ PSmut), which inhibits cleavage of PS1 by caspase 3, show no differences in the effect of PS1 or PSCas towards apoptotic stimuli. This suggest that proteolysis of PS1 by caspase 3 is not a determinant, but only a secondary effect during apoptosis. Since several FAD mutation distributed through the whole PS1 gene lead to enhanced apoptosis, an abolishment of the antiapoptotic effect of PS1 might contribute to the massive neurodegeneration in early age of FAD patients. Here, the regulate properties of PS1 in apoptosis may not be through an caspase 3 dependent cleavage and generation of PSCas, but rather through interaction of PS1 with other proteins involved in apoptosis.
Das positions-spezifisch integrierende TRE5-A Retrotransposon besitzt zwei Promotorregionen (A- und C-Modul). Für das C-Modul konnte ein spezifisch bindendes Protein (CbfA) gefunden werden, das vermutlich über die Expression des Minusstrang-Transkripts regulativ in den Transpositionsmechanismus eingreift. Gleichzeitig stellt CbfA in D. discoideum einen kritischen Faktor dar, der sowohl auf das Wachstum als auch auf die Differenzierung Einfluss nimmt.
Es konnte gezeigt werden:
• Der AT-Haken in CbfA ist für die DNA-Bindung essentiell. Die Inaktivierung hat zur Folge, dass keine Differenzierung stattfindet. Es scheint, dass primär der AT-Haken für die DNA-Bindung sorgt und von den Zinkfingern unterstützt wird.
• Die JmjC-Domäne in CbfA ist essentiell. Transformanden mit CbfA ohne aktive JmjC-Domäne zeigen Defekte sowohl in Wachstum als auch Differenzierung.
• CbfA ist ein nukleares Protein. Es konnte zwar keine Kernlokalisationssequenz identifiziert werden, jedoch weisen die Versuche auf zumindest eine Kernlokalisierungssequenz im C-Terminus des cbfA hin.
• Ein C-terminal verkürztes CbfA ist funktionslos: wahrscheinlich aufgrund fehlender Kernlokalisation und somit fehlender DNA-Bindung.
• Ein N-terminal verkürztes CbfA ist teilweise funktionsfähig: die Komplementation in JH.D2-Zellen führt zu einer partiellen Revertierung hin zum Phänotyp der AX2-Zellen.
• Struktur-Homologien der JmjC-Domäne in CbfA zu Mitgliedern aus der Familie der Fe(II)/2OG-Oxygenasen, DNA-bindende Motive und die Lokalisation im Zellkern weisen auf eine Funktion des CbfAs als Chromatin-Remodeller im Zellkern hin.
• In der Transit von Wachstums- zu Entwicklungsphase kann der CbfA-Mangel durch artifizielle Proteinase A-Expression ausgeglichen werden, aber nicht durch Komplementation mit YakA, Adenylat-Zyklase oder cAMP Rezeptor 1.
• CbfA fungiert wahrscheinlich als Regulator der acaA-Transkription auf Ebene der chromosomalen Strukturen.
• cbfB, ein weiteres Gen mit einer JmjC-Domäne wurde in D. discoideum identifiziert, die Gensequenz vervollständigt und vom Dictyostelium Genom-Projekt verifiziert.
Das Ziel dieser prospektiven Studie war es , die technische Durchführbarkeit sowie klinische und radiologische Ergebnisse nach interkorporeller Fusion durch einen mit autologer Spongiosa gefüllten AcroMed Cervical I/F Cage (DePuy AcroMed
international, UK) nach ventraler zervikal er Diskektomie darzustellen. Über einen Zeitraum von 32 Monaten wur den in der Abteilung für Neurochirurgie (die zum Südharz-Krankenhaus Nordhausen gGmb H gehört) 50 aufeinander folgende Patienten operiert, bei welchen klinische Zeichen einer zervikalen Radikulopathie, Radikulomyelopathie oder einem Zervikalsyndrom mit monosegmentalen Bandscheibenvorfällen und/oder Spondylose nachzuweisen waren. Die Studie schloss 24 Frauen durchschnitt- lich 43.4 Jahre alt (25.4 – 59.7) und 26 Männer durchschnitt- lich 44.0 Jahre alt (29.8 – 64.6) ein. Die Dauer der Symptome betrug 1 bis 61 Monate (Mittel: 12.5 Monate). Alle Patienten wu rden prä- und postoperativ durch mich untersucht, ihre klinischen Beschwerden detailliert und standardisiert aufge- nommen. Alle Komplikationen wurden dokumentiert. Die funktio- nelle Behinderung wurde mittels Neck Pain Disability Index (NDI, Bereich 0-100) quantifiziert. Das klinische Ergebnis wurde get rennt vom Patienten und Untersucher als ausgezeich- net, gut, befri edigend oder schlecht unter Verwendung ODOM`S Kriterien eingeschätz t. Nach einer mittleren Nachuntersu- chungszeit von 14 Monaten (12-25 Monate) betrug der mittlere NDI 12,3 (0-84) gegenüber vor Operation 65.2 (44-88). Die Untersucher-Klassifikati on ergab 48% ausgezeichnete, 38% gute, 12% befriedigende und 2% schlechte Erge bnisse, 87.5% der ausgezeichneten und 89.5% der guten Gruppe kehrten zum Arbeits platz zurück. Im Vergleich ergab die Patienten-Klassifikation 58% ausgezeichnete, 32% gute, 8% befriedigende und 2% schlechte Ergebnisse, 93% der ausgezeichneten und 68.75% der guten Gruppe kehrten zum Arbeitsplatz zurück. Das Verfahren ist technisch einfach. Der Cervical I/F Cage steigert die zur Dekompression de r Nervenwurzel notwendige Höhe des Neuroforamens wirksam. Eine knöcherne Fusion wurde in 98% erreicht, die Keilform des Cages trägt zur Wiederherstel- lung der Lordose bei.
Tunikaten produzieren eine Vielzahl an cytotoxischen und antimikrobiellen Verbindungen, die ihnen in ihrem Ökosystem zu überlebenswichtigen Vorteilen verhelfen. Wegen ihrer strukturellen Diversität und ihrer spezifischen Eigenschaften haben bislang einige dieser Sekundärstoffe Eingang in die pharmazeutische Industrie gefunden. Ziel der vorliegenden Arbeit war eine umfassende Untersuchung des chemischen Potentials benthischer Ascidien der Nordsee. Die Eigenschaften der organischen Ascidienextrakte wurden anhand von vier Bioassays beschrieben. Die Assays fungierten gleichzeitig als Wegweiser zur Isolierung der aktiven Sekundärmetaboliten, der sich eine Strukturaufklärung mit spektroskopischen Methoden (NMR, MS, IR) anschloss. Es wurden Tests auf bewuchshemmende, antimikrobielle, cytotoxische und enzymhemmende Eigenschaften durchgeführt. Eingesetzt wurden organische Extrakte von 13 solitären und koloniebildenden Ascidienarten der nördlichen und südlichen Nordsee. In allen vier Assays zeigten mehrere oder alle Ascidienarten Aktivität. Es ließen sich keine Hinweise auf eine mit der Wuchsform der Arten korrelierte biologische Aktivität sammeln. In einem Freilandversuch zur Untersuchung der besiedlungshemmenden Wirkung der Extrakte konnte gezeigt werden, dass einige Ascidien eine chemische Abwehr von Algensporen oder Epibionten aufweisen, die artspezifisch unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Alle Ascidienarten bewiesen antimikrobielle Aktivität, es ergaben sich aber sowohl in der Hemmhofbreite als auch in der Anzahl der gehemmten Bakterienstämme große artspezifische Unterschiede. Auffallend war, dass deutlich mehr Gram-positive sowie marine Bakterienstämme als Gram-negative bzw. nicht-marine Bakterienstämme inhibiert wurden. Im Gegensatz zur antimikrobiellen Aktivität wurden in den Assays zur Cytotoxizität und zur spezifischen Enzymhemmung lediglich bei jeweils vier Ascidienarten positive Effekte festgestellt. Durch die spezifische Anfärbung von Zellorganellen konnten morphologische Veränderungen, die durch die Ascidienmetaboliten in den Mausfibroblasten induziert wurden, sichtbar gemacht und der Einfluß der Extrakte auf das Cytoskelett und spezifische Zellfunktionen dokumentiert werden. Im Protein-Tyrosin-Kinase-Assay führte eine Bioassay-guided Fractionation von Extrakten der Ascidie Dendrodoa grossularia zur Isolierung der aktiven Substanz. Über spektroskopische Methoden sowie den Vergleich mit Literaturdaten konnte der enzymhemmende Metabolit als das Guanidinostyren Tubastrin identifiziert werden. Tubastrin wurde im Rahmen dieser Arbeit erstmals in Tunikaten nachgewiesen. Der Metabolit zeigte als Reinsubstanz nur geringe cytotoxische Effekte und keine antimikrobiellen Eigenschaften. Als weitere Metaboliten der Ascidien Dendrodoa grossularia und Ascidiella aspersa wurden Homarin, Betain, Adenosin und Inosin identifiziert. Keiner dieser Substanzen konnte in der vorliegenden Arbeit eine biologische Aktivität zugeordnet werden. Während Betain, Adenosin und Inosin Funktionen innerhalb des Primärmetabolismus besitzen oder als Zwischenprodukte in Synthesewege eingebunden sein können, stellt Homarin einen Sekundärmetaboliten dar, der in einer Vielzahl von marinen Organismen unterschiedliche Funktionen erfüllt. Seine Aufgabe in Tunikaten muss durch weitere Untersuchungen geklärt werden. Dass antimikrobielle Aktivität bei allen Ascidienarten gefunden wird, lässt auf eine grundlegende Bedeutung prokaryontischer Abwehr schließen. Die Unterschiede in der Stärke der Effekte aller Bioassays legen nahe, dass jede Ascidienart eine eigene Gesamtstrategie zur Verteidigung gegen Bewuchs und Fraßfeinde ausgebildet hat. Die aus den Laborversuchen erhaltenen Daten verdeutlichen eine weitreichende biologisch-chemische Aktivität von Aplidium punctum, Dendrodoa grossularia und Didemnum candidum, die neben der antimikrobiellen auch starke cytotoxische und/oder enzymhemmende Wirkung gezeigt haben. Die Lokalisation der aktiven Substanzen im Tier sowie eingehendere Versuche zur molekularen Wirkungsweise sind notwendig, die beobachteten Aktivitäten umfassend zu deuten und ihre Nutzbarkeit unter pharmakologischen Gesichtspunkten zu evaluieren.