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Der hier erstmals publizierte Brief aus Rom gehört zur ersten Etappe des Italienaufenthalts Anna Amalias. Am 4. Oktober 1788 kam die Reisegesellschaft der Herzogin, die am 15. August 1788 von Weimar aus aufgebrochen war, in Rom an. Der erste Romaufenthalt dauerte bis zur Abreise nach Neapel am 1. Januar 1789. Am 20. Februar 1789 kehrte die Reisegesellschaft der Herzogin wieder nach Rom zurück, wo man bis zum 19. Mai 1789, dem Tag der erneuten Abreise nach Neapel, blieb. Auf der Rückreise nach Deutschland war Rom nur kurze Zwischenstation; man blieb dort nur noch fünf Tage, vom 15. bis 19. April 1790. Zwei italienische Briefe Anna Amalias an ihren Weimarer Bibliothekar Christian Joseph Jagemann während ihres Italienaufenthalts sind im Jagemann- Nachlaß des Familienarchivs von Heygendorff überliefert. Beide nehmen unter den Briefen, die die Herzogin aus Italien gesandt hat, einen besonderen Platz ein. Das betrifft nicht nur die Verwendung der italienischen Sprache – offensichtlich ein Tribut an Jagemann als ihrem Italienisch-Lehrer, daher auch die Anrede "Signor Maestro!". Auch inhaltlich verraten diese Briefe eine eigenartige Balance zwischen kurzen, sachlichen Informationen an Jagemann als einem in Weimar gebliebenen – durchaus leutselig-freundlich angesprochenen – "Subalternen" auf der einen Seite und zwar teilweise gewichtigen, aber äußerst kurz gehaltenen allgemeinen Bemerkungen auf der anderen Seite. Sie betreffen aber wichtige Aspekte des Italienaufenthalts und der Kommunikation mit Weimar. Die Briefe bezeugen insofern auch den Respekt der Herzogin vor dem Subalternen besonderer Art, nämlich dem bedeutenden Gelehrten und Italienkenner Jagemann.
Fanny Hensel unternahm die Reise mit ihrem Mann und dem neunjährigen Sohn Sebastian. Planung und Verlauf wurden im Wesentlichen durch die beruflichen Interessen Wilhelm Hensels bestimmt. Für seine z.T. an historischen Vorbildern ausgerichtete Malerei war es wichtig, die Bilder der großen Maler der Vergangenheit zu sehen, aber auch mit Maler-'Kollegen' Kontakt zu suchen, nach Möglichkeit in Form von Atelierbesuchen; und natürlich wollte er selbst auch malen und - vielleicht noch wichtiger - möglichst viele Skizzen aus dem Alltagsleben anfertigen, die er für spätere Bilder würde verwenden können. Während er arbeitete, schrieb Fanny, für die dies eine Kunst- und Bildungsreise war, Briefe, führte Tagebuch, komponierte oder war 'unterwegs' - allein, mit dem Sohn oder mit Freunden. Besichtigungen von Galerien und bei anderen Künstlern haben sie in der Regel gemeinsam unternommen. Obwohl sie bestrebt war, ihre Familie in all ihre Aktivitäten einzubeziehen, entwickelte sie doch in allem ein großes Maß von Eigenständigkeit.
Gegenstand der Arbeit sind römisch-pagane Ein- und Vorstellungen zu Tod, Jenseitigkeit und Vergänglichkeit im Medium der Grabinschrift. Die Grabinschrift wird als konventionelles, stereotypisiertes, zugleich aber valides und authentisches Vehikel für tod-jenseitige Einstellungen definiert. Umfaßt ist mit Rom, der italischen Halbinsel und der Gallia Narbonensis ein geschlossenes Gebiet. Es war zur Kaiserzeit, aus der der Großteil der analysierten, nicht chronologisch ausdifferenzierten Inschriften stammt, weitgehend romanisiert. Basis der Untersuchung sind die etwa 130.000 Inschriften der lateinischen epigraphischen Datenbank der Universitäten Frankfurt am Main und Eichstätt (EDCS) für den beschriebenen Bereich. Der fragmentarische Charakter der Grabinschrift als Element, das auf die epigraphische Dimension reduziert und vom materiellen und rituell-abstrakten Ursprungszusammenhang isoliert ist, wird diskutiert. Archäologische Quellen und andere nicht epigraphische Dimensionen des sepulkralen Ensembles und ihre Interaktion mit der Inschrift werden dargestellt. Die zum untersuchten Komplex aussagekräftigen paganen Grabtituli werden in 14 Kategorien thematisch ausdifferenziert nach Häufigkeiten erfaßt. Die quantitative Ausrichtung wird durch Beiziehung zahlreicher Einzelinschriften und kleiner thematischer Komplexe ergänzt. Quantitative und qualitative Dimension, Inschriftenmasse und individuelles Zeugnis bedingen, akzentuieren und korrigieren einander. Die Kategorien werden anhand der Forschungsliteratur diskutiert und interpretiert. Ergebnisse: 1. Intention aller grabepigraphisch gespiegelter Botschaften ist die Domestizierung des Todes und des Toten. 2. Wesentliche charakteristische römisch-pagane Strategien sind: Revitalisierung im Medium der ‚sprechenden Grabinschrift’; Fortexistenz in der dinglichen und abstrakten memoria (Grab und Gedächtnis); Fortexistenz in der scripta memoria als abstrahierende Weiterentwicklung des Grabmals als Stellvertreter des Toten; Fortexistenz im Kollektiv der Manes; Konstituierung des personifizierten Schicksals (Fatum) als deskriptiv-markierende, regelimaginierende Chiffre. 3. Mythologische Motive sowie nihilistische Statements sind in Gegensatz zu ihrem Echo in der Forschung extrem rar. 4. Die die Vergänglichkeit thematisierenden tituli bilden einen vergleichsweise großen und aussagekräftigen Komplex. 5. Das als mittelalterlich geltende Vanitasmotiv der ‚Begegnung der Lebenden und der Toten’ wird als genuin paganes Motiv identifiziert und beschrieben 6. Formal verkörpern die Grabinschriften ebenso wie die römischen Grabporträts stereotypisierte, rezipienten-, normen- und rollenorientierte Präsentationen des Toten von leichter Lesbarkeit, hohem Signalcharakter und Wiedererkennungswert („Typen“). 7. Allen Grabtituli inhärente Bestimmungen sind Markieren, Exponieren, Entschädigen – Markieren von Kult- und Gedächtnisort, Exponieren von Bildung, Prestige und Romanitas, Entschädigen und Befrieden des neidischen Toten. 8. Das Setzen der Grabinschrift ist Ausdruck von pietas und als ritueller Akt innerhalb religio und Orthopraxie eine jenseitige Handlung.
Freud soll als Theoretiker des Gedächtnisses produktiv gemacht werden. Was sich seinem Bild Roms methodisch abgewinnen lässt, ist als Aufhebung zeitlicher Struktur auch deren Überführung in räumliche Schichten. Wenn alles simultan ist, so gibt es keine Abfolge, und die Analyse kann darum nicht von Entwicklungen, sondern von Schauplätzen sprechen. Diesen kommt in der kulturwissenschaftlichen Arbeit eine herausragende Bedeutung zu, auch die folgende Untersuchung zu Geschichten und Gestalten einer Märtyrerin: der Heiligen Cäcilie, zu ihren narrativen und pikturalen bzw. plastischen Figurationen wird Freuds Modell folgen. Auch bedingt dies eine Darstellungsweise, die - wie schon diese methodischen Überlegungen - über Umwege führt. Nicht zuletzt lässt Freuds implizite Idee einer häretischen Form der Auferstehung der Toten, die ins Bild der 'Ewigen Stadt' eingetragen ist, auch die väterlichen Heilsversprechen als labil erscheinen, sodass es nicht ausgemacht ist, was passiert, wenn die Toten ihre Gräber verlassen.
Dieter Richter sieht in seinem Beitrag "Schwarz-Rot-Gold am Tiber: Die deutsche 'Künstlerrepublik' in Rom als Experimentierfeld nationaler Einigung" Italienbegeisterung und Politik als eng verwoben. Die Flucht in den Süden vor Verfolgung durch deutsche Behörden oder vor dem bedrückenden restaurativen Klima in den deutschen Ländern mündet nicht selten in eine dauerhafte Emigration oder doch wenigstens in einen mehrjährigen Aufenthalt. Vor allem das Leben in der deutsch-römischen Diaspora begreift Richter als Gegenentwurf der Verhältnisse in der Heimat und im Vormärz. Es wird zum virtuellen Experimentierfeld der vermissten nationalen Einheit der Deutschen. Diese wird vor Ort durch Trachten, die Gründung einer Bibliothek und einiger Vereine sowie durch Festspiele symbolisch beschworen und befestigt.
Glaubt man Hermann Parzinger, entsteht in Berlin das würdige Zentrum einer Art Welthauptstadt: "Das Humboldt Forum: 'So viel Welt mit sich verbinden als möglich'"– das ist der Titel des 2011 herausgegebenen Folianten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, deren Präsident Parzinger ist. Die markigen Worte umreißen das Ziel des "wichtigsten Kulturprojekts in Deutschland zu Beginn des 21. Jahrhunderts", wie es im Untertitel heißt. "So viel Welt mit sich verbinden als möglich". Von wem stammt dieses werbewirksame Schlagwort? Und: Wie ist dieses Verbinden zu denken? [...] Mich interessiert hier und im Folgenden der erste Kontakt, der sich im Verb "ergreifen" ausdrückt. Offensichtlich setzt die Etablierung einer möglichst engen Verbindung von 'Mensch' und 'Welt' ein initiales Moment voraus, ein aktives Zupacken durch das Subjekt, das in der Folge die Fusion beider allererst ermöglicht. Das Ergreifen von "so viel Welt, als möglich" bildet das Fundament für humanistische Allgemeinbildung im Humboldt’schen Sinne: "[D]iese Aufgabe löst sich allein durch die Verknüpfung unsres Ich mit der Welt zu der allgemeinsten, regesten und freiesten Wechselwirkung." Angesichts der kontrovers geführten Kolonialismus-Debatte um das Humboldt-Forum ist es bemerkenswert, dass Parzingers Werbetext das Ergreifen tilgt, negiert er doch damit auch ein mögliches Gewaltmoment. Schließlich wurden Kolonien zuerst ergriffen, gewaltsam ein-genommen, bevor es zu einem zumindest einseitig produktiven Austausch von Waren, Kunst und dergleichen, zu einer "Verknüpfung" kommen konnte. Indem der Text die Kontaktanbahnung, das Ausgreifen verschweigt, kaschiert er damit auch das preußisch-imperiale Erbe. Wie sehr aber wirkt in jener Humboldt’schen Verbindung von Bildungssubjekt und Welt die initiale Gewalt fort, die an ihrem Anfang steht? Wie ist das Verhältnis von der "freiesten Wechselwirkung", also einer reziproken Interaktion, zum aggressiven, aktiven Ergreifen? Diese Fragen und der imperiale Wunsch, Berlin möge mit dem Humboldt-Forum nun zur "Angelegenheit der gesamten Welt werden", führen zu 'dem' Modell und Phantasma einer Welthauptstadt – zu Rom, genauer zum Rom Johann Wolfgang von Goethes.