Refine
Document Type
- Article (2)
- Doctoral Thesis (1)
Has Fulltext
- yes (3) (remove)
Is part of the Bibliography
- no (3)
Keywords
- Thrombotic thrombocytopenic purpura (3) (remove)
Institute
- Medizin (2)
- Biowissenschaften (1)
Die thrombotisch thrombozytopenische Purpura (TTP) ist ein schweres, heterogenes Syndrom, bei welchem es zu einer lebensbedrohlichen, disseminierten Mikrothrombosierung in den arteriellen Kapillaren kommt. Bei Patienten mit TTP wurde 1997 erstmalig ein Mangel an der Von Willebrand Faktor (VWF)-spaltenden Protease entdeckt. Diese Protease wurde 2001 als ein neues Mitglied der "a disintegrin and metalloprotease with thrombospondin motifs"-Familie identifiziert und als ADAMTS-13 bezeichnet. Der ADAMTS-13-Mangel soll eine Anreicherung großer VWF-Multimere verursachen, welche für die pathologische Thrombenbildung bei Patienten mit TTP verantwortlich gemacht wird. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde zunächst ein neuartiges Verfahren zur Bestimmung der ADAMTS-13-Aktivität entwickelt. Mittels des neuen Verfahrens wurde die Bedeutung von ADAMTS-13 in der Pathophysiologie der erworbenen TTP und in der Genese anderer Erkrankungen untersucht. Bei der hier entwickelten Methode wird eine beliebige Testprobe mit einem ADAMTS-13-freien VWF-Substrat versetzt und nach entsprechender Inkubation die ADAMTS-13-Aktivität ermittelt, indem der Abfall der VWF-vermittelten Aggregation von Thrombozyten gemessen wird. Das neuartige Verfahren zeigt eine gute Reproduzierbarkeit und wurde durch extensiven Vergleich mit der herkömmlichen Immunoblotting-Methode validiert. Zudem wurde die Richtigkeit der Methode durch erfolgreiche Teilnahme an einer internationalen Multicenterstudie bestätigt. Die neue Methode ist im Gegensatz zu den herkömmlichen Verfahren im klinisch-diagnostischen Routinelabor anwendbar, da das Verfahren auf der Verwendung eines routineerprobten, automatisierten Testes zur Bestimmung der VWF:Ristocetin-Kofaktor-Aktivität beruht. Der Test ist bei hohem Probendurchsatz schnell und einfach durchführbar und benötigt keine spezielle Laborausrüstung oder besondere Expertise. In den untersuchten Patientenkollektiven war der schwere ADAMTS-13-Mangel mit einer Spezifität von 100% und einer Sensitivität von 89% mit einer akuten TTP korreliert. Bei 85% der Plasmaproben mit hochgradig erniedrigter ADAMTS-13-Aktivität konnte in vitro eine inhibitorische Aktivität gegen ADAMTS-13 detektiert werden. Die Plasmapherese-Therapie (PP-Therapie) führte in 75% der untersuchten TTP-Episoden zu einer letztendlichen Eliminierung des Inhibitors mit einer korrespondierenden Erhöhung der ADAMTS-13-Aktivität. Der Anstieg der ADAMTS-13-Aktivität war in diesen Fällen eng mit dem Anstieg der Thrombozyten assoziert. In 15% der untersuchten Episoden führte die PP-Therapie zu einer Erniedrigung des Inhibitortiters ohne messbare Rekonstitution der ADAMTS-13-Aktivität. Bei 10% der untersuchten Episoden kam es unter PP-Therapie zu einem permanenten Anstieg des Inhibitortiters. Trotz fehlender Rekonstitution der ADAMTS-13-Aktivität in den letztgenannten Fällen induzierte die PP-Therapie eine klinische Remission. Zwei Patienten zeigten nach Splenektomie bzw. Rituximab-Gabe ohne nachweisbare Rekonstitution der ADAMTS-13-Aktivität ebenfalls eine konsistente, klinische Remission. Die Ergebnisse zeigen, dass die in vitro gemessene ADAMTS-13-Aktivität die pathophysiologisch wirksamen Prozesse der akuten TTP nicht immer eindeutig erklären. Dies weist auf bislang unentdeckte pathogene Mechanismen hin. Zudem könnten die derzeit gängigen Methoden zur Bestimmung der ADAMTS-13-Aktivität (einschließlich des hier entwickelten Verfahrens) die tatsächliche in vivo VWF-Proteolyse durch ADAMTS-13 nicht ausreichend widerspiegeln. Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass ein ADAMTS-13-Mangel als ein Risikofaktor, und nicht als der alleinige Auslöser, für die akute TTP betrachtet werden sollte. Die Bestimmung der ADAMTS-13-Aktivität bei den unterschiedlichsten hämatologischen Erkrankungen offenbarte eine moderat erniedrigte ADAMTS-13-Aktivität in einer Vielzahl von schweren, zumeist intensivpflichtigen Erkrankungen. Bei einigen Patienten konnte nachgewiesen werden, dass sich die ADAMTS-13-Aktivität in Remission normalisiert. Daraus lässt sich möglicherweise vermuten, dass sich die ADAMTS-13-Aktivität generell bei einer Akut-Phasen-Reaktion erniedrigt. Die Untersuchungen der ADAMTS-13-Aktivität bei Patienten mit malignen Erkrankungen zeigte bei 21% der getesteten Patienten einen milden ADAMTS-13 Mangel. Bei den untersuchten Patienten mit Hirn- und Prostatatumoren konnte, im Gegensatz zu vorhergehenden Studien mit anderen Tumortypen, keine Korrelation zwischen erniedrigter ADAMTS-13-Aktivität und dem Grad der Malignität bzw. der Dissemination des Tumors gefunden werden. Die Bestimmung der ADAMTS-13-Aktivität bei einem umfangreichen Patientenkollektiv mit thromboembolischen Erkrankungen zeigte, dass der ADAMTS-13 Mangel kein häufig vorkommender Risikofaktor für das Auftreten von arteriellen oder venösen Thrombosen darstellt. In der vorliegenden Studie wurde jedoch der weltweit erste Fall eines milden, congenitalen ADAMTS-13 Mangels bei einer Patientin mit familiären, rezidivierenden, ischämischen Schlaganfällen gefunden. Zusammenfassend wurde in der vorliegenden Arbeit ein neuartiges Verfahren zur Bestimmung der VWF-spaltenden Proteaseaktivität von ADAMTS-13 entwickelt, welchem durch seine klinische Anwendbarkeit in Zukunft eine weitreichende Bedeutung zufallen könnte. Die klinischen Studien dieser Arbeit belegen zum einen den Zusammenhang zwischen ADAMTS-13 und TTP und weisen zum anderen auf andere bislang nicht identifizierte Mechanismen hin, welche das klinische Bild der TTP determinieren. Des weiteren konnte im Rahmen dieser Arbeit gezeigt werden, dass ADAMTS-13 neben einer Beteiligung an der Akut-Phasen-Reaktion, eine möglicherweise sehr bedeutsame Rolle bei malignen und thromboembolischen Erkrankungen spielt. Dies sollte in zukünftigen Studien, insbesondere im Hinblick auf neuartige therapeutische Möglichkeiten durch die Gabe von ADAMTS-13, näher untersucht werden.
Background: Acquired thrombotic thrombocytopenic Purpura (aTTP) is a life-threatening ultra-orphan disease with a reported annual incidence between 1.5 and 6.0 cases per million in Europe and mainly affecting otherwise young and healthy adults aged 40 years on average. The goal of this study was to assess the incidence of aTTP in Germany.
Methods: A systematic review was performed to determine the published evidence on the aTTP epidemiology in Germany. To obtain additional evidence on the proportion of aTTP cases within the national Thrombotic Microangiopathy (TMA) population a hospital-level study was performed, using a retrospective data collection approach. Diagnosis of aTTP was confirmed if ADAMTS13 level were < 10% and/or the medical records explicitly mentioned aTTP diagnosis. The aggregated hospital data were then projected to the national level using logistic regression techniques.
Results: The systematic literature search did not provide incidence estimates of aTTP in Germany. Eight centers (≈27% of the top 30 TMA hospitals) delivered data according to a predefined data collection form. On average (year 2014–2016) a total number of 172 aTTP episodes per year was projected (95% confidence interval [95%CI]: 132–212). The majority were newly diagnosed aTTP cases (n = 121; 95%CI: 105–129), and 51 were recurrent aTTP cases (95%CI: 27–84). The average annual projected incidence (year 2014–2016) of aTTP episodes was 2.10 per million inhabitants in Germany (95%CI: 1.60–2.58).
Conclusions: The determined annual incidence of newly diagnosed aTTP cases and the overall annual incidence of aTTP episodes in Germany confirm the ultra-orphan character of aTTP. An external validation against international registries (France, UK and USA) shows that our findings are quite comparable with those international incidence rates.
Evaluation of a rapid turn-over, fully-automated ADAMTS13 activity assay: a method comparison study
(2020)
Thrombotic thrombocytopenic purpura (TTP) is a life-threatening thrombotic microangiopathy caused by severely reduced activity of the von-Willebrand factor-cleaving protease ADAMTS13, mainly caused by anti-ADAMTS-13 antibodies. Although several test systems for ADAMTS13 measurement exist, long turn-around times hamper the usability in daily practice. We performed a method comparison study for two commercially available ADAMTS13 assays and evaluated the agreement between the fully-automated rapid turn-over HemosIL AcuStar ADAMTS13 Activity assay and the manually performed TECHNOZYM ADAMTS-13 Activity assay. Twenty-four paired test samples derived from 10 consecutively recruited patients (n = 8, acquired TTP; n = 1, atypical hemolytic uremic syndrome; n = 1, control), of which nine test samples were collected in case of clinically apparent TTP and 13 samples were collected from TTP patients in clinical remission were included. Overall correlation between the TECHNOZYM and AcuStar assay was good with a Pearson R of 0.93 (p < 0.001). Agreement between the assays assessed with the Passing–Bablok analysis showed high agreement with an Intercept of − 2.56 (95% confidence interval [CI], − 5.07 to − 0.86) and Slope of 1.04 (95% CI 0.84–1.17). The absolute mean bias was 2.54% (standard difference [SD], 6.38%; 95% CI to 10.0–15.05%). Intra-method reliability was high with an absolute mean bias of − 0.13% (SD 3.21%; 95% CI to 6.42–6.16%). The observer agreement for categorial thresholds (> or < 10% ADAMTS3 activity) was kappa = 0.82 (95% CI 0.59–1.0). Conclusively, overall agreement between the testing methods was sufficient and we support previously published data suggesting the AcuStar assay being a valuable and accurate tool for ADAMTS13 activity testing and TTP diagnostics.