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In dem vorliegenden Beitrag möchte ich mich anhand der ersten Theorie des deutschsprachigen Bildungsromans, Karl Morgensterns "Ueber das Wesen des Bildungsromans" (1819/20), dem Gegenstand 'Geschlecht' als einem elementaren Bestandteil solcher Theorien annähern, der darin dreierlei vollbringt: er wird erstens zur Produktion des Primärobjekts (Roman) poetologisch angestrengt; zweitens wird er zugleich durch die Verfahrensweise der Texte mitproduziert; und schließlich zersetzt er drittens diese Theorien paradoxerweise von innen. Die Ausgangshypothese ist dabei die folgende: Entgegen ihrem Vermögen ('faculty') (als Theorien), den Formverläufen von Literatur nur noch folgen, sie aber nicht mehr (wie noch Poetiken) vorhersagen zu können, sind Romantheorien vielmehr daran interessiert, deskriptiv und damit präskriptiv zu verfahren, und hilfreich bei dieser Beschreibungsarbeit ist die Vergeschlechtlichung ihres Gegenstandes - wenn nicht immer dezidiert auf der Textoberfläche, so zumindest doch auf der Ebene ihrer Verfahrensweisen. Insofern der Roman und seine Form an sich selbst Formgenese verhandeln und diese Verhandlung ab 1800 zu einer wird, die auch die Formen des Lebens und deren Formung beschreibt, kommt den Theorien, die diese Formen von außen regelgeleitet einhegen wollen, eine Sonderrolle zu. Die Romantheorien tragen in die dem Roman korrespondierende Form des Lebens ein spezifisches Verständnis von Geschlecht ein, womit beide Formen - Geschlecht und Roman - in ein Wechselverhältnis zueinander treten. [...] Und im Falle des Bildungsromans lautet das als Arbeitshypothese: Der Bildungs-Begriff wird operativ dort, wo er zur Theorie wird, und zwar zu einer von ästhetischer Erziehung sowie von literarischer Form, Geschlechter-Form und Lebens-Form. Beginnen möchte ich mit einer historischen und ideengeschichtlichen Verortung Morgensterns; mit Blick auf seine Vorlesungen von 1810 gilt es dabei auch, sein Verständnis von Männlichkeit näher in den Blick zu rücken. Nach einführenden Bemerkungen zu der im Fokus stehenden Theorie des Bildungsromans ziele ich auf die Erläuterung seines Gestalt- und Formenverständnisses ab, um nach der Analyse der Geschlechter-Imagines der Theorie (insbesondere ihrer Verfahrensweisen) abschließend auf diejenigen Stellen des Textes näher einzugehen, in denen sich die Theorie selbst untergräbt.
Der Bildungsroman als pädagogische Praxisform : Karl Morgensterns Schriften im deutschen Vormärz
(2019)
Sandra Markewitz untersucht das literarische Genre 'Bildungsroman' als pädagogische Praxisform. Ausgehend von Morgensterns begrifflicher Auseinandersetzung mit dem Genre, in dem das Thema Bildung zweifach aufgegriffen werde - als Sujet in der Darstellung des Bildungsgangs der Figuren sowie als Bildung der Lesenden als lernfähige Rezipienten selbst -, zeigt Markewitz, inwiefern das literarische Genre, immer auch über sich hinausgeht, sich "in die reagierend idealiter sich bildende Leserschaft hinein […] potenziert". In diesem Bezug über sich selbst hinaus sei der Bildungsroman Erfahrungsdimension und Möglichkeitsraum bürgerlicher Emanzipation.
Lucrarea de faţă tratează ultimul roman - Die uns angebotene Welt [Lumea oferită nouă] - al scriitorului sibian de limbă germană, Joachim Wittstock, apărut în toamna lui 2007 la editura bucureşteană ADZ. Opera lui Wittstock este pe de o parte un Bildungsroman centrat pe conturarea personalităţii protagonistului Georg Herwäst, o proiecţie biografică a autorului, dar care are şi o componentă iniţiatică, având în vedere că romanul conţine indicii despre conturarea viitorului scriitor. Pe lângă acestea avem aici o încercare artistică de a explica cititorului, prin prisma unor evenimente trăite, perioada de început a “dictaturii comuniste” din România”. Titlul romanului sugerează caracterul reflexiv şi complexitatea acestuia. Cititorul poate să-şi imagineze: aspecte biografice, politice, filozofice şi poetologice în acelaşi timp.
Der chilenische Autor Alejandro Zambra erzählt in seinem Roman Formas de volver a casa von einem Dreißigjährigen, der sich an das zu erinnern versucht, was er in seiner Kindheit nur sehr oberflächlich erlebt hat. Mit dem Nachholen seiner Erinnerungen möchte der Erzähler in sein gegenwärtiges Dasein eingreifen. Sein Ziel ist es, vom Nebendarsteller zum souveränen Protagonisten seines eigenen Lebens zu werden. Damit dieser Prozess beginnen kann, schreibt er zur Verarbeitung der eigenen Vergangenheit einen Roman über das Scheitern seiner Bildung. Da dieser jedoch im Rückblick zu neuen Perspektiven auf sein Leben gelangt, unterläuft er zugleich das Genre des Anti-Bildungsromans, indem der Moment der Bildung sich auf die nachholende Retrospektive verschiebt. Der vorliegende Artikel hat das Ziel, den Roman im Kontext der ästhetischen Bildungsidee zu diskutieren. Dieser Zusammenhang ergibt sich, wenn die Momente des Nachdenkens über die Vergangenheit als ein ästhetisch-literarisches Bildungserlebnis verstanden werden. Der größere Rahmen meiner Untersuchung ist somit folgender: Während der Bildungs- und Künstlerroman stets einen Protagonisten zeigt, der im Hinblick auf die Zukunft an seiner Bildung arbeitet, schafft Zambras rückblickende Erzählweise einen Protagonisten, der aus dem Scheitern heraus und in der Retrospektive einen Bildungsprozess durchlebt. Es soll demnach gefragt werden, ob auf diese Weise ein erfolgreiches Bildungsnarrativ entworfen wird, das nicht im Hinblick auf eine vielversprechende Zukunft beginnt, sondern in Bezug auf die Sichtbarmachung und Neuinterpretation der Vergangenheit. Den Rahmen für den Bildungsgedanken entlehne ich Schiller; der kritische Blick auf die Bildungsidylle kommt von Kleist.
Der Artikel untersucht die vielfältigen Verschränkungen zwischen Mário de Andrades Roman "Macunaíma" und der deutschen Kulturtradition, von Hans von Stadens Bericht über die "wilden nacketen grimmigen Menschenfresser Leuthen" bis zu Koch-Grünberg ethnologischer Studie "Vom Roraimo zum Orinoco". Dabei vertritt er die These, dass Andrades Roman, ähnlich wie der deutsche Bildungsroman, im Zusammenhang des Projekts der Herausbildung nationaler Identität zu lesen ist. Allerdings ist die europäische Bildungsidee kein Modell mehr für die Herausbildung von Subjektivität unter den brasilianischen Verhältnissen. Aber Macunaímas Widerstand gegen eine der Modernität verpflichtete Rationalität und ein die Realität dieser Modernität bestätigendes veranwortliches Handeln ist nicht als Gegenmodell zu lesen, sondern als eine Reaktion der Verzweiflung. "Macunaíma" verbindet mit dem Bildungsroman sowohl die Kritik der Moderne (einmal eine Kritik aus ihrer eigenen Mitte, im anderen Falle eine Kritik von aussen), wie auch die Überzeugung, dass (literarisches) Erzählen trotz aller Desillusion und aller Verzweiflung an dem Projekt der Moderne gelingen kann.
Ähnlich den Romanen "Die Leiden des jungen Werthers" und "Wilhelm Meisters Lehrjahre" von Goethe hat Novalis’ Fragmentroman "Heinrich von Ofterdingen" die Geschichte der deutschen Literatur geprägt. Dieser Roman ist vor allem bedeutsam in der deutschen Literaturgeschichte, weil Novalis eine 'blaue Blume' in den Roman eingefügt hat. Dieser Artikel untersucht die Bedeutung der blauen Blume in Novalis' "Heinrich von Ofterdingen" als Symbol für die Suche nach dem Glück in der deutschen Literatur. Dafür werden die folgenden Fragen behandelt: die Verbindung zwischen dem Menschen und der Natur, die Farbe blau nach Goethes Lehre, die blaue Blume als Motiv der Natur und Heinrichs Träume.