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Der Arbeitsmarkt sucht sie – die teamfähigen, kreativen, eigenverantwortlichen Mitarbeiter, denen Leistung Spaß macht, die sich leidenschaftlich engagieren. Unsere Gesellschaft hat ein neues Verständnis von Arbeit entwickelt, deren oberstes Ziel längst nicht mehr die klassische Pflichterfüllung ist. Selbstverwirklichung im Beruf, einst als wirklichkeitsfremde Utopie belächelt, ist heute offizielle Doktrin. Gleichzeitig werden jedoch Leistungen immer mehr nach Output und ökonomischen Erfolgskriterien bewertet. Nur was zählbar ist, zählt, und nur was sich ökonomisch rechnet, wird auch wertgeschätzt. Wissenschaftler des Instituts für Sozialforschung sind bei ihren Studien auf einen spannenden Zusammenhang dieser widersprüchlichen Entwicklungen gestoßen: Die »weichen« Faktoren machen es offenbar immer schwerer, individuelle Leistungen noch sinnvoll miteinander zu vergleichen und gerecht zu bewerten. Das hat bei Unternehmen wie Beschäftigten den Glauben an die Unfehlbarkeit objektiver Zahlen und ökonomischer Kennziffern nur weiter untermauert.
Wo und warum es verdeckten Widerstand in demokratischen Gesellschaften gibt, erkundet ein neuer Sammelband des Instituts für Sozialforschung. Ein Gespräch mit den Herausgeber:innen Ferdinand Sutterlüty und Almut Poppinga über die Verbindung von Widerstand, Würde und das gemeinsame Pflanzen von Bäumen.
Der Vater als Ernährer der Familie hat noch immer nicht ausgedient, aber längst gibt es eine breite Vielfalt von Vatertypen, die sich mit den gesellschaftlichen Erwartungen an den »neuen« Vater auf sehr unterschiedliche Weise auseinandersetzen. Diese Erwartungen sind hoch: Er soll sich aktiv, kompetent und emotional in der Kindererziehung engagieren und partnerschaftlich agieren. Am Frankfurter Institut für Sozialforschung haben die beiden Soziologen Andrea Bambey und Hans-Walter Gumbinger untersucht, wie sich die Rolle des Vaters gewandelt hat und wie sich dies auf die Familienkonstellation auswirkt. Eine einheitliche Entwicklungslinie konnten die Forscher bei der Auswertung von über 1500 Fragebögen und intensiven Einzelinterviews nicht ausmachen. Sie verstehen die Ergebnisse eher als Hinweis darauf, dass der aktuelle Wandlungsprozess vielgestaltig ist. Als Auszug aus ihrem Forschungsprojekt stellen sie drei Typen vor: den fassadenhaften, den randständigen und den egalitären Vater.
The article analyses the 'post-secular turn' in critical theory by comparing Jürgen Habermas' late philosophy with the philosophy of his predecessor Theodor W. Adorno. It poses the question to what extent can Habermas be seen as a post-secular theorist when setting his work against that of Adorno? Following Birgitte Schepelern Johansen, the author develop a concept of post-secularism as a move beyond the strict division between religion and non-religion, and apply the concept to the work of the two critical theorists in question. Finally, Adorno’s work is identified as a 'religious secularism’ and Habermas’ work as a 'post-secular secularism’. Thus, the author points out the ambivalence, which the alleged 'post-secular turn’ breeds, and suggest a reconsideration of the religious motives discovered in Adorno’s work.
Auf Grundlage einer interviewbasierten Studie zu heterosexuellen Paaren, in denen die Frau das Haupteinkommen verdient, beschäftigt sich der Beitrag mit milieuspezifischen Bewältigungsmustern prekärer Beschäftigungsverhältnisse. Vor dem Hintergrund der Erosion des Ernährermodells werden dabei Transformationen von Männlichkeit in den Blick genommen. Es wird die These entwickelt, dass sich mit dem Selbstverständnis als "Künstler" im hochqualifizierten individualisierten Milieu des urbanen Raums ein spezifisches Bewältigungsmuster von Prekarität herausgebildet hat.
In seiner ausführlichen Untersuchung unterschiedlicher philosophischer Ansätze zum Prinzip „Verantwortung“ führt Ludger Heidbrink (2003) aus, dass die Standardtheorie der „Verantwortung“ auf drei Pfeilern beruhe, „dem Subjekt der Verantwortung, dem Objekt der Verantwortung und der Instanz der Verantwortung“ (ebd.: S. 21 f.; Hervorhebung von B. H.). Dabei bezieht er sich auf einige philosophische Ansätze, die Verantwortung in einer mehrstelligen Relation verstehen: Eine Person hat (1) Verantwortung für etwas (2) vor und gegenüber jemandem (3) und wird nach Maßgabe von gewissen Kriterien beurteilt (4) (u. a. Lenk/Maring 1993; Höffe 1993). An dieser Definition wird deutlich, dass es sich bei „Verantwortung“ um ein zutiefst soziales Handlungsprinzip dreht, denn eine Person, die verantwortlich handelt, tritt immer in irgendeiner Form in Interaktion mit ihrer sozialen Umwelt. So kümmern sich beispielsweise Eltern um ihre Kinder; Arbeitsnehmer stellen im Rahmen kollegialer Arbeitsteilung ein Produkt her oder erfüllen eine Dienstleistung für einen Kunden. Selbst wer sich gegenüber einem Tier oder der Natur verantwortlich verhält, erfüllt dabei eine moralische Norm, deren Einhaltung die Gesellschaft von ihm erwartet. Daran wird deutlich, dass eine Person, auch wenn sie sich in ihrem Handeln nicht direkt auf andere Menschen bezieht, gegenüber Personen oder Instanzen die Folgen ihres Verhaltens verantworten muss, was bedeutet, dass sie im Rahmen der Rechenschaftspflicht letztlich auch in eine Interaktion mit anderen Menschen tritt. Nur von mündigen Menschen kann Verantwortung für ihr Handeln erwartet werden. Der intersubjektive Charakter des Verantwortungspostulats lässt normalerweise auch zu, dass sich die beteiligten Personen über die Voraussetzungen verständigen können, unter denen das geforderte Handeln möglich ist oder war. Denn meistens genügt allein der Willen einer Person nicht zur Übernahme von Verantwortung.
Dr. Felix Trautmann, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sozialforschung (IfS) und gemeinsam mit Dr. Sidonia Blättler, Prof. Dr. Axel Honneth und Almut Poppinga Organisator der Konferenz, über einen wichtigen und vielseitigen Denker, der lange nicht als prominenter Vertreter der Frankfurter Schule rezipiert wurde. Doch seitdem auch eine Gesamtausgabe vorliegt, hat die interdisziplinäre Auseinandersetzung mit Kracauer deutlich zugenommen.