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Eines der Kapitel Adornos vielschichtiger Ästhetischer Theorie beginnt mit der folgenden Reflexion der ästhetischen Erfahrung: "Dass die Erfahrung von Kunstwerken adäquat nur als lebendige sei, sagt mehr als etwas über die Beziehung von Betrachtendem und Betrachtetem, über die psychologische Kathexis als Bedingung ästhetischer Wahrnehmung. Lebendig ist ästhetische Erfahrung vom Objekt her, in dem Augenblick, in dem die Kunstwerke unter ihrem Blick selbst lebendig werden. [...] Durch betrachtende Versenkung wird der immanente Prozesscharakter des Gebildes entbunden. Indem es spricht, wird es zu einem in sich Bewegten." Diese Sätze entwerfen, was sozusagen am Anfang der ästhetischen Erfahrung geschieht und verraten auch etwas davon, was die ästhetische Erfahrung einhalten sollte. Versuche ich diese Worte zu bedenken, tritt eine Sache ganz deutlich hervor: Das Werk wird "lebendig", dieses "neues Leben" erweckt, ruft der erfahrende Blick hervor, der Blick belebt das Werk. Auf der anderen Seite kann man hier auch etwas anderes erahnen: Als ob gerade dieses "neues Leben" dazu notwendig wäre, dass selbst die Erfahrung "lebendig" wird. Wir können ein bisschen naiv fragen: Belebt mich, den Betrachtenden, das belebte, lebendige Werk irgendwie zurück? Bin ich eigentlich nicht lebendig? Brauche ich belebt zu werden? ...
Zwei traditionelle Wirkungsbereiche von Intellektuellen, die politische Medienöffentlichkeit und das akademische Feld, unterliegen seit über drei Jahrzehnten anhaltenden strukturellen Veränderungen. Diese gelten vielfach als Ursache einer tiefen Krise oder sogar des Verschwindens der Intellektuellen. Doch um welche Veränderungen geht es dabei genau, und wie restrukturieren sie die gegenwärtige Rolle und Funktion von Intellektuellen? Zur Beantwortung dieser Fragen entwickelt der Beitrag einen Ansatz, der die struktur- und erfahrungsbezogenen Bedingungen intellektueller Praxis fokussiert und historisch vergleichend analysiert. Um eine Vergleichsfolie zu gewinnen, wird die intellektuelle Praxis Theodor W. Adornos analysiert. Dabei zeigt sich, dass Adorno die charakteristischen Widersprüche öffentlichen und akademischen intellektuellen Engagements methodisch aufrechterhielt, indem er eine Position des „Dazwischen“ reklamierte. Vor diesem Hintergrund werden seit den 1970er-Jahren forcierte strukturelle Veränderungen der Medienöffentlichkeit und des akademischen Feldes als Prozesse der „Vereindeutigung“ interpretiert, die eine widerspruchsaffine intellektuelle Praxis erschweren. In der Folge lassen sich eine ausgeweitete kommerzielle sowie eine eingeschränkte akademische Intellektuellenpraxis beobachten, die jeweils politisch wirksame Interventionen begrenzen.
Die Frage, ob und in welcher Hinsicht ADORNO als Vorbereiter eines Paradigmas qualitativer Sozialforschung verstanden werden kann, wird diskutiert anhand zweier Briefe ADORNOs an Paul LAZARSFELD aus dem Jahre 1938, als er in dessen "Radio Research Project" an der Universität Princeton mitzuarbeiten begann. ADORNO musste sich hier erstmals mit empirischer Sozialforschung amerikanischer Prägung ins Verhältnis setzen, wobei er in Ermangelung praktischer Erfahrung auf diesem Gebiet zunächst ganz auf seine Bordmittel als Philosoph und Künstler angewiesen war. In der Korrespondenz mit LAZARSFELD artikulierten sich erstmals Überlegungen, die in ADORNOs Schriften zur Sozialforschung aus der Nachkriegszeit ihre kanonische Gestalt fanden. Die quantifizierenden Verfahren kritisierend, entwickelte er gleichsam naturwüchsig ein Modell qualitativer Forschung, das aber zugleich bestimmten, auch später nicht überwundenen Restriktionen unterlag, die ihren Grund vor allem in Vorbehalten gegenüber methodisch geregelten Vorgehen überhaupt hatten.