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Selbstständig Beschäftigten wird in der Öffentlichkeit ein erhöhter Individualismus und Egoismus nachgesagt. Gleich, ob die ihnen zugeordneten Eigenschaften positiv oder negativ bewertet werden, scheint Einigkeit zu bestehen, dass sie kein Interesse an einer organisierten Interessensvertretung haben. Sei es weil sie in Gewerkschaftsform als anachronistisch und fortschrittshemmend angesehen wird oder weil die vermeintlich privilegierte Situation der Selbstständigen eine Interessensvertretung überflüssig oder unerwünscht macht. Im folgenden Beitrag sollen einerseits die Relevanz der Frage der Organisierung und Interessensvertretung im Bereich der selbstständig Beschäftigten dargelegt werden und andererseits ihr Verhältnis zu traditionellen Interessensvertretungen (Gewerkschaften, Kammern usw.) sowie ihre Vorstellungen von einer Interessensvertretung dargestellt werden. Grundlage für den zweiten Teil sind die Ergebnisse einer Untersuchung in Berlin im Rahmen der zweijährigen Studie "Moriana" (1999/2000) des Mailänder Instituts A.A.Ster in sieben europäischen Städten. Diese hatte die Erforschung der neuen sozialen Zusammensetzung und der sich ausbreitenden neuen Arbeitsformen in metropolitanen Zentren zum Ziel, die während des Fordismus durch das Modell des urbanen Industriekapitalismus gekennzeichnet waren, in der heutigen Transitionsphase durch Formen informeller Ökonomie, gesellschaftlicher Ökonomie und Dienstleistungsökonomie. ...
"Genua bedeutet zunächst eine Wende. Es war die gräßte Mobilisierung, die diese Bewegung bislang weltweit auf die Beine gestellt hat. Allerdings ist es nicht einfach für eine gerade entstandene Bewegung, einen solchen Schlag zu Überleben. Deshalb würde ich in Bezug auf Genua auch nicht von einem Erfolg sprechen, sondern eher von einer Etappe: Wir haben unsere Unschuld verloren, weil wir uns unserer Rechte zu sicher waren. (...) Genua zeugt von einer militärischen Logik der Regierung bezüglich der Mobilisierungen gegen den G8. Wir haben Widerstand geleistet und auch der Widerstand war eine politische Angelegenheit. Doch die militärische Logik des Konflikts zu akzeptieren, wäre Wahnsinn und politischer Selbstmord. In Genua waren alle Ordnungskräfte, die Armee, die Geheimdienste der acht - äkonomisch und militärisch - mächtigsten Länder des Planeten. Unsere Bewegung kann sich nicht mit dieser Militärmacht messen. Wir würden im Laufe von drei Monaten zerdrückt werden. Also müssen wir einen dritten Weg finden zwischen denen, die ihre Ablehnung der ökonomischen Globalisierung nur verbal äußern und jenen, die sich für die symbolische Geste entscheiden wie es z.B. das Demolieren einer Bank sein kann. (...) Doch gegenüber dem Risiko, umgebracht zu werden, halten wir am Recht auf Schutz fest." Luca Casarini, Sprecher der Tute Bianche ...
Vortrag in Linz im KunstRaum Goethestrasse am 25.09.2002 im Rahmen der Reihe ESTABLISH CULTURAL WORKER - Ist die KulturArbeit (oder) Kunst?: Zuerst möchte ich kurz zu dem Moriana Projekt etwas sagen. Es wurde in 7 Städten durchgeführt, und war ein europäisches Forschungsprojekt von einem italienischen Forschungsinstitut. Es ging um die Situation von Kleinstselbstständigen, FreiberuflerInnen etc. Dies mit einem erneuerten Ansatz dessen, was früher einmal Arbeitermituntersuchung hiess, nämlich militante Untersuchung. Das heisst, die Leute die in den Verhältnissen stecken, analysieren selbst ihre Arbeitssituation, versuchen selbst ihre Bedürfnisse zu beschreiben, versuchen selbst diesen Arbeitsprozess zu beschreiben, und werden, durch einen Intervention des/der ForscherIn, versucht in eine bestimmte Richtung zu drängen. Nämlich in die Richtung, für ihre Interessen zumindest zu einer Selbstformulierung zu kommen, wenn nicht gar zu einer Selbstorganisierung. Letzteres hat bei dem Projekt nicht geklappt, oder nur zu ganz kleinen Teilen. ...
"Germany is back" (Schöllgen 1994: 35), so beschreibt Schöllgen prägnant Deutschlands internationale Position nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes und dem Fall der Mauer. Was Schöllgen so schlicht zusammenfasst wurde von der deutschen Öffentlichkeit, aber auch von der Mehrheit der Wissenschaftler, lange Zeit keinesfalls so gesehen. Statt eines Wandels deutscher Außenpolitik aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen herrschte ein weitverbreiteter Konsens darüber, Deutschland habe sich abgesehen von einer Erhöhung der Einwohnerzahl von 63 auf 82 Millionen und eines Flächenzuwachses von 248 000 auf 375 000 Quadratkilometer nicht gravierend im internationalen System gewandelt. ...
Auf der methodologischen Grundlage objektiv-hermeneutischer Sequenzanalysen von vier Reden, die der Bundesverteidigungsminister Gerhard Stoltenberg (CDU) und der Bundesminister für Auswärtige Angelegenheiten Hans-Dietrich Genscher (FDP) im Januar 1991 sowie der Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und der Bundesminister für Auswärtige Angelegenheiten Joschka Fischer (Bündnis 90/Die Grünen) im November 2001 vor dem Deutschen Bundestag gehalten haben, zeigte sich, dass die militärische Abstinenz der Bundesrepublik im Golfkrieg und der Einsatz der Bundeswehr im Rahmen der Operation »Enduring Freedom«, dem „Krieg gegen den Terror“, auf den geteilten Umgang konservativer und progressiver Bundesregierungen mit dem Tabu des Militärischen zurückzuführen ist, das sich in Deutschland in Reaktion auf den Zweiten Weltkrieg gebildet hatte. Vor dem Hintergrund eines gesinnungsethisch dominierten politischen Diskurses in der Bundesrepublik schreckte die aus Union und Liberalen geführte Regierung von Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) wenige Wochen nach dem Vollzug der Deutschen Einheit und der Wiedererlangung der vollen Souveränität teilweise wider besseres Wissen vor einem Bruch dieses Tabus in Form einer Durchsetzung der Staatsräson zurück, weil sie fürchtete, im Falle einer aktiven Beteiligung deutscher Streitkräfte an den Kriegshandlungen zur Restitution des Völkerrechts, das durch die irakische Invasion Kuwaits gebrochen worden war, von der öffentlichen Meinung eines Rückfalls in die Ära des deutschen Militarismus bezichtigt zu werden. Da sich dieses Problem für Mitte-Links-Regierungen so nicht stellt, sondern ganz im Gegenteil die Aussicht auf eine positive Anrechnung der Verletzung von Tabus als Ausweis ihrer Lernfähigkeit besteht, war es der Koalition aus SPD und Bündnis 90/Die Grünen möglich, die Bundeswehr nach dem Präzedenzfall der NATO-Luftangriffe auf Jugoslawien auch an der militärischen Beantwortung der Terrorattacken vom 11. September 2001 zu beteiligen. Darüber hinaus verweist das Novum einer aktiven militärischen Beteiligung der Bundesrepublik an internationalen Kriegseinsätzen unter der Ägide der ersten rot-grünen Bundesregierung wohl auch auf einen allmählich von den Regierenden auf die Regierten übergehenden langfristigen Wandel auf der Ebene der Mentalitäten, der dadurch begünstigt worden ist, dass sich 1998 ein doppelter Machtwechsel im Bund vollzog, der erstmals seit 16 Jahren wieder eine der Tendenz nach linke Mehrheit etablierte und gleichzeitig einer neuen Generation die Regierungsverantwortung übertrug. Diese neue Generation hat es offenbar nicht nur verstanden, ihre Anhänger in langjährig erprobter ideologischer Abgrenzung von der konservativ-liberalen Regierung Kohl so fest an sich zu binden, dass diese ihr auch »in den Krieg« folgten, sondern sie drückte der deutschen Politik zugleich einen neuen Stil auf, der sehr bald selbst zum Programm werden könnte.
"Scharfes Messer" oder "stumpfer Dolch"? : Lakatos als Instrument in den internationalen Beziehungen
(2002)
Das Anliegen dieser Diplomarbeit sollte nicht nur darin bestehen, die fehlerhafte Anwendung Lakatos‘ in den IB aufzuzeigen. Nach meiner Auffassung müssen wissenschaftstheoretische Ansätze keineswegs ein Buch mit sieben Siegeln für die IB darstellen. Die Tatsache, dass Lakatos als Instrument für die Sozialwissenschaften ungeeignet ist (vor allem zur Diskreditierung konkurrierender Theorien) sollte keineswegs dahingehend abschreckend wirken, sich innerhalb der IB weiterhin mit wissenschaftstheoretischen Grundlagen zu befassen. Die IB als wissenschaftliche Disziplin könnten meiner Ansicht nach zwei zentrale Thesen Lakatos‘ verinnerlichen. „Moment-Rationalität“ zur Bewertung von Theorien kann es nicht geben. Dies sollte gerade bei jungen Forschungsprogrammen beachtet werden, die sich noch mit einem „Ozean von Anomalien“ konfrontiert sehen. Zudem sollte der vorschnelle Drang zur Falsifikation aufgegeben werden. Die Feststellung Lakatos, warum Falsifikation um jeden Preis unser Ziel sein sollte, trifft hier den Nagel auf den Kopf. Dieser Aspekt führt zu einer meiner zentralen Thesen. Ein Grundübel der IB liegt darin, dass allzu häufig, der Blick auf wesentliche empirische Probleme vergessen wird. Aufgrund dieser Vorgehensweise begeht der kritische Politikwissenschaftler jedoch einen Kategorien-Irrtum. Nicht die Lösung relevanter Probleme, wie dies Laudan fordert, sondern der falsche Stolz, die eigene Theorie behalte recht oder sei wahr, steht häufig im Vordergrund. Taucht nun ein zu erklärendes soziales Phänomen (beispielsweise der Demokratische Frieden oder das Ende des Ost-West-Konflikts) auf, wird weniger versucht, dieses sich stellende Problem zu lösen, als die selbst vertretene Theorie zu retten bzw. zu bestätigen. Dieses Vorgehen führt zu inter-paradigmatischen Grabenkämpfen, die ohne jeden Erkenntnisgewinn sind. Deshalb kann eine entsprechende Selbstreflexion der Disziplin IB, wie sie mit der Debatte zwischen Rationalisten versus Reflexivisten begonnen hat, nichts schaden. Die Gefahr besteht in solchen an die Wurzel greifenden Debatten darin, dass die Disziplin vollkommen zersplittern kann. Dieses Risiko muss die IB dennoch eingehen, da in der jüngsten Vergangenheit häufig der Blick für das Wesentliche verlorengegangen ist. Damit ist vor allem der Blick für die Probleme gemeint. Der wissenschaftstheoretische Ansatz Laudans, der mit einer gesunden Dosis Pragmatismus versehen ist, könnte hierfür ein geeignetes Hilfsmittel sein. Laudans Verwerfen der Wahrheit als kognitives Ziel verbunden mit seinem Festhalten am Rationalitätsbegriff erscheint mir als Strategie für die IB von Vorteil. Laudans Theorie verlangt nicht nach methodischen Standards im Lakatosschen Sinne, die für die Sozialwissenschaften unerfüllbar sind. Die Vorstellung Kuhns, wissenschaftliche Forschung verlaufe infolge von Paradigmenwechseln, die voneinander inkommensurabel sind, bietet für Politikwissenschaftler eher ein Alibi, nicht mehr miteinander reden zu müssen. Der erkenntnistheoretische Anarchismus Feyerabends ist in vielen Aspekten vertretbar. Gerade Feyerabends Ablehnung des positivistischen Erklärungsideals, es gebe eine universelle ahistorische wissenschaftliche Methode, ist zu teilen. Seine Konsequenz, jegliche Form methodischer Regeln abzulehnen, erscheint mir zu radikal. Eine ebenso radikale Konsequenz wie Feyerabend zieht Rorty aus seiner Schlussfolgerung, dass Theorien nicht rational überprüft werden können. Rorty verfällt meiner Ansicht nach in einen unbefriedigenden Relativismus, wenn er die Suche nach Erkenntnis nur noch auf den Bereich der Konversation beschränkt. Die Funktionsweise einer großen Konversation, in der die Philosophie eine Stimme unter vielen Experten der jeweiligen Fakultäten besitzt, leuchtet mir wenig ein....
Die Autorin behandelt am Beispiel Brasilien das universelle Thema der Gewalt gegen Frauen in einem international vergleichenden und interkulturell kommunikativen Zusammenhang. Wichtiges Anliegen ihrer Fallstudie zur Gewalt gegen Frauen ist deutlich zu machen, dass die kontextbedingt aktive Bewegung der Frauen wider Gewalt in Brasilien sich nicht nur von Aktionen und Diskursen aus dem internationalen Bereich inspiriert hat, sondern einen beachtenswerten eigenen Beitrag leistet, von dem auch andere Frauenbewegungen lernen könnten. Voraussetzung hierzu ist allerdings, dass in allen diesen Gesellschaften, denen innerhalb der stratifizierten globalen Zusammenhänge unterschiedlicher Status zugewiesen wird, ein interkulturell kommunikativer Lernprozess stattfindet. In der Einleitung zu dieser Studie wird auf die spezifische Problematik des Themas hingewiesen, die Untersuchungsmethode und die eigene Argumentationsweise vorgestellt, die eng mit der Motivation zur Behandlung des Themas verwoben ist. Im ersten Kapitel wird die Gewalt gegen Frauen als zugleich universales wie auch partikulares Problem diskutiert, und dementsprechend die divergierenden Definitionen der Gewalt gegen Frauen, die vielfältigen Ansätze zum Verständnis von Frauen aus verschiedenen Gesellschaften und schließlich die Vielfalt der Erfahrungen von Frauen gegenüber Gewalt im Licht der interkulturellen Kommunikation vorgestellt und kritisch analysiert. Im zweiten Kapitel werden die diskursiv analytischen Interpretationen der Gewalt gegen Frauen im Licht der interkulturellen Kommunikation behandelt. Die Autorin knüpft an das diskursive Modell der Bedürfnisinterpretation von Nancy Fraser an und wendet es als methodischer Ansatz zur Interpretation der Gewalt gegen Frauen an. Sie weist auf die gesellschaftspolitischen und kulturellen Grenzen dieses Modells (auf die nördliche Hemisphäre beschränkt) hin und versucht es im Lichte des Ansatzes von Patrick Dias zu interkulturellem Lernen im Kontext der international ungleichen Machtstrukturen kritisch weiterzuentwickeln. Das dritte Kapitel analysiert die relevanten gesellschaftlichen Bedingungen mit ihren diskursiven Konstruktionen zum Verständnis von Frauen und deren Stellung im spezifischen Kontext Brasiliens. Das vierte Kapitel stellt die brasilianische Frauenbewegung wider Gewalt gegen Frauen in ihren historischen Zusammenhängen dar: von ihren Anfängen über deren Strategien in den Achtzigern bis im ausgehenden zwanzigsten Jahrhundert hinein; und es schließt mit den Diskussionen im 21. Jahrhundert ab, die verstärkt unter der Metapher der Cidadania (Aufbau der Zivilgesellschaft) steht. Kapitel fünf fasst die Ergebnisse der Untersuchung zusammen und führt den in der Studie angewandten diskursiv analytischen Ansatz im Rahmen der interkulturell immer noch bestehenden herrschaftlichen Kommunikationsstruktur mit einem Plädoyer für ein interkulturelles Lernen, das die globalen Ungleichheiten nicht verkennt, weiter.
Se estudia el rol que una Constitución Europea puede desempeñar en la integración de Europa. Luego de considerar las razones que motivaron la integración, el artículo sugiere que el interese económicos, que ha sido motivación poderosa, no será suficiente para asegurar un proyecto de verdadera unión política. Las emociones, más que los intereses, habrán de movilizar a los europeos; ellas unen a las personas para defender su modo de vida contra el tipo de sociedad que tienden a imponer los modelos económicos dominantes. Tres elementos son importantes para la integración: un Parlamento de Estrasburgo fuerte y público, una esfera pública europea, y una cultura política común.