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Mit dem Aufkommen schriftlicher volkssprachiger Literatur wurde im Mittelalter ästhetische Erfahrung im Medium der Lektüre möglich, einer Lektüre, die nicht mehr im religiösen Rahmen praktiziert wurde. Das bis zu dem Zeitpunkt vom Klerus – der den Genuß des Textes um seiner selbst willen verbot – kontrollierte Medium wurde von einer Literatur in Anspruch genommen, die sich nicht mehr primär als religiöse verstand. In der neuen volkssprachigen Literatur wurden die ihr spezifischen Leseformen im Modus des Literarischen reflektiert. Ästhetische Erfahrung läßt sich dabei aus den Texten erahnen und in der Interpretation herausarbeiten. Die Analyse von Chrétiens Lektüreanweisung und von Wolframs Titurel, dessen Handlung ab dem Erscheinen der beschrifteten Unterlage Lektüre und ästhetische Erfahrung ins Zentrum stellt, bekräftigt das, wovon die jüngere Forschung, trotz gelegentlicher Einwände, überwiegend ausgeht: dass bezüglich der Reichweite des Konzepts der ästhetischen Erfahrung auch das Mittelalter unbedingt zu berücksichtigen ist. Ästhetische Erfahrung in der profanen Lektüre, ohne dem Vorwurf der Sünde direkt ausgesetzt zu sein, ist kein rein neuzeitliches Phänomen.
The article argues that within the genre of the Arthurian romance the tales about King Arthur’s vow to fast, show a possibility to conceptualize the status of ‘text’, a possibility which has historically become unfamiliar. Under these circumstances the act of telling and the content of what is told differ, if at all, slightly and this seems to be an explanation for the fact that the medieval language provided only one word for the tale and its plot: âventiure.
Zur Entstehung und Struktur ungebändigter Allomorphie : Pluralbildungsverfahren im Luxemburgischen
(2006)
Aus gesamtgermanistischer Perspektive verfügt das Luxemburgische über ein außergewöhnliches Maß an Pluralallomorphie bzw., nach H. GIRNTH (2000), an Heterograffimie. Oberstes Prinzip dabei scheint die deutliche Markierung der Kategorie 'Plural' direkt ani bzw. im Substantiv zu sein. Die morphologische Komplexität betrifft mehrere Dimensionen: Zum einen ist es die Vielzahl an Pluralisierungsprinzipien, die von additiven über modulatorische und Nullprozesse bis hin zu subtraktiven Techniken reichen, zum zweiten die Vielzahl an konkret sich manifestierender Allomorphie. Schließlich ist der maximale . Ausbau des reinen Umlauttyps auch bei Einsilblern hervorzuheben. Selbst Fremdwörter können noch heute ihren Plural mit reinem Vokalwechsel bilden, und dies auch auf nebenbetonten Silben. Aus diachroner Perspektive bildet. der reine Vokalwechsel einen wichtigen Endpunkt einer sich seit Jahrhunderten in diese Richtung vollziehenden Entwicklung. Aus synchroner Perspektive ist es mittlerweile verfehlt, noch - wie etwa beim deutschen Pluralsystem - von Umlaut zu sprechen, da längst eine Arbitrarisierung .des Vokalwechsels stattgefunden hat, die fast ablautähnliche Züge erreicht hat. Zusammenfassend gelangt man zu dem Eindruck, dass sich das Luxemburgische - etwa im Hinblick auf die subtraktive Pluralbildung - fast jedweden phonologischen Wandel zu Nutze macht bzw. - im Hinblick auf den Umlaut über die Morphologisierung sogar produktiv werden lässt. Aus der vorliegenden Untersuchung ergeben sich mehrere Fragestellungen, die Gegenstand weiterer Untersuchungen sein sollten. Zuerst wären genaue quantitative Erhebungen vorzunehmen, um die Nutzung und Verteilung der einzelnen Verfahren zu ermitteln. Auch die Produktivität der Regeln müsste untersucht werden. Des Weiteren ist noch ungeklärt, welche Regeln es genau sind, die die Distribution der Allomorphe steuern. Nimmt man z.B. das Englische mit seinen drei Pluralallomorphen [IZ], [z] und [s], so ist deren Verteilung rein phonologisch - nach dem Auslaut des Substantivs - gesteuert: Endet es auf einen Sibilanten, folgt silbisches [IZ] (horse-s ['horsIz]), endet es auf einen stimmhaften Laut, folgt stimmhaftes [z] (dog-s), und auf einen stimmlosen folgt stimmloses [s] (cat-s). Das Deutsche, das insgesamt neun konkrete Pluralallomorphe "besitzt, erlaubt auf grund der Singularform kaum Erschließbarkeit des Plurals, wie die folgenden drei einsilbigen Reimwörter gleichen Genus demonstrieren: der Hund - die Hunde, der Grund - die Gründe, der Mund - die Münder. Prosodische Kriterien wie die AkzentsteIle, syllabische (Silbenzahl), phonologische (Auslaut) und morphologische Kriterien " einschließlich der Genuszugehörigkeit fuhren nicht immer zum Ziel: Bei vielen Substantiven muss der Plural - siehe oben - mitgelernt werden, d.h. er ist Bestandteil des Lexikons. Was das Luxemburgische betrifft, so scheint das Steuerungsinstrumentarium komplexer zu sein, doch ist dies nur eine durch Stichproben gewonnene Vermutung, die zu fundieren wäre.
John L. Austins postum 1962 erschienene Vorlesungsreihe „How to do things with Words“ steht in der Wittgensteinschen Tradition der „Philosophie der normalen Sprache“ und gehört zu den meist zitierten sprachwissenschaftlichen Texten. Die von Austin verwendeten Termini wurden vielfach modifiziert in unterschiedliche Theorien eingebracht. Kritisch ist insbesondere die Verwendung des Terminus "Perlokution", weil sich die Theorien bezüglich der Integration des Hörers und seiner Leistung signifikant unterscheiden. Dies soll im Folgenden skizziert werden.
Sir Thomas Browne (1605-1682), der vielen Autoren angloamerikanischer Provenienz als einer der bedeutendsten englischen Prosastilisten galt und gilt, fungiert in W. G. Sebalds Prosa Die Ringe des Saturn als Identifikationsfigur des Erzählers, als Quelle sowie - unter vielen und vielem anderen - als Gegenstand der Rede. [...] Einer der Gegenstände, die unter diesem Gesichtspunkt in der Pseudodoxia epidemica abgehandelt werden, ist der Hundsstern. Im Zusammenhang mit W. G. Sebald, in dessen Text der Hundsstern ein wiederkehrendes Motiv ist, interessieren mich nun zwei Fragen: 1.) Was impliziert dieses Motiv bei Browne und Sebald; und wie läßt sich ein Zusammenhang mit der Topik der Melancholie herstellen? 2.) Gibt es einen Zusammenhang zwischen diesem Motiv und der Art und Weise, in der Sebald zitiert - hier konkretisiert an seinem Umgang mit Brownes Texten?
We propose a compositional analysis for sentences of the kind "You only have to go to the North End to get good cheese", referred to as the Sufficiency Modal Construction in the recent literature. We argue that the SMC is ambiguous depending on the kind of ordering induced by only. So is the exceptive construction – its cross-linguistic counterpart. Only is treated as inducing either a 'comparative possibility' scale or an 'implication-based' partial order on propositions. The properties of the 'comparative possibility' scale explain the absence of the prejacent presupposition that is usually associated with only. By integrating the scalarity into the semantics of the SMC, we explain the polarity facts observed in both variants of the construction. The sufficiency meaning component is argued to be due to a pragmatic inference.
The German causal preposition durch ('by', 'through') poses a challenge to formal-semantic analyses applying strict compositionality. To deal with this challenge, a formalism which builds on recent important developments in Discourse Representation Theory is developed, including a more elaborate analysis of presuppositional phenomena as well as the integration into the theory of unification as a mode of composition. It is argued that that the observed unificational phenomena belong in the realm of pragmatics, providing an argument for presuppositional phenomena at a sentence- and word-internal level.
Ein wichtiger Ausgangspunkt der Tagung war das lnteresse an der aktuellen Situation "des deutschen Buches" und an der materiellen Zukunft der gedruckten Überlieferung in Deutschland. Dieser Ausgangspunkt wurde in der abschließenden Podiumsdiskussion noch einmal ausdrücklich aufgegriffen. Die wichtigsten Statements sind im folgenden wiedergegeben. [...] [Die Moderation fragte] die Gesprächsteilnehmer insbesondere nach den spezifischen Möglichkeiten von Organisationen der Wissenschaftsförderung bzw. nach denen der staatlichen Seite, um praktische Fortschritte bei der Erhaltung des schriftlichen Kulturguts zu unterstützen. Die Bibliotheken und Archive allein seien mit dieser Aufgabe überfordert. Die Anregung der Kultusministerkonferenz aus den neunziger Jahren, ein Prozent der Erwerbungsmittel für Aufgaben der Bestandserhaltung einzusetzen, reiche nicht aus und führe angesichts der rückläufigen Erwerbungsetats zu immer unbedeutenderen Beträgen.