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Paradigma und Diskurs
(2006)
Die literaturwissenschaftliche Karriere von 'Paradigma' und 'Diskurs' - Ausdrücken, die einen begrifflichen Status schon lange vorher in der Rhetorik, der Philosophie oder der Sprachwissenschaft erlangt hatten - datiert erst von der Rezeption der Arbeiten Thomas S. Kuhns und Michel Foucaults. Beide Ausdrücke sind mittlerweile in den allgemeinen Sprachgebrauch der Literaturwissenschaft eingegangen und finden sich oft in ein und demselben Text, obwohl die Konzeptualisierung, die sie bei Kuhn bzw. Foucault erfahren, auf ganz unterschiedliche Theorieansätze zurückgeht. Den Grund für ihren Erfolg kann man darin sehen, daß sie von den genannten Autoren zur Beschreibung bestimmter auch literaturwissenschaftlich relevanter Komplexe von kognitiven, kommunikativen und pragmatischen Vorgängen und Verhältnissen eingesetzt wurden, für die der Literaturwissenschaft, wenn sie sie überhaupt thematisiert hat, bislang die Begriffe fehlten. Hinzukommt, daß die viel besprochenen semantischen Unklarheiten und Bedeutungsverschiebungen im Gebrauch dieser Ausdrücke durch die Autoren selbst von den Rezipienten dazu genutzt werden konnten, die Begriffe von 'Paradigma' und 'Diskurs' dem je eigenen Erkenntnisinteresse entsprechend zu modellieren. In Anbetracht des demzufolge in der Literaturwissenschaft bestehenden unterschiedlichen Begriffsverständnisses ist hier darzulegen, in welchem Sinne ich von 'Paradigmen' und 'Diskursen' spreche und in welches Verhältnis zueinander diese Begriffe dabei gesetzt werden.
Siegfried Kracauer hat bereits 1947 in seinem Buch „Von Caligari bis Hitler“ davon gesprochen, dass sich der Film spiegelbildlich zur Gesellschaft, aus der er stammt, verhalte. Insofern waren Film und Gesellschaft also immer schon voneinander ent-grenzt: Was im Film gezeigt wird ist ein Reflex dessen, was in der sozialen Wirklichkeit geschehen ist oder gerade geschieht. Das gilt für den Zeichentrickfilm ebenso wie für den Dokumentarfilm, für das Melodram genauso wie für den Horrorfilm. Es ist allein eine Frage des Abstraktionsgrades. Film ist damit wie jede Kunstgattung lso ein Seismograph gesellschaftlicher Phänomene und darüber hinaus ein Medium, das mit seinen Bildern abstrakte Phänomene der Wirklichkeit bildhaft zu konkretisieren in der Lage ist. Dies, seine prinzipiell hohe Verfügbarkeit durch zahlreiche Medien und seine vermeintliche Trivialität, macht ihn zu einer Kunstform, die nicht nur auf Diskurse reagiert, sondern an ihnen teilnimmt, sie sogar initiiert und selbst Gegenstand von Diskursen wird, die seinen Kunstwerk-Charakter manchmal vergessen lassen.