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Regulation und Geschlecht : zur feministischen Erweiterung der Regulationstheorie bei Kohlmorgen
(2006)
Die Regulationstheorie bietet Konzepte zur Untersuchung der Bestandsfähigkeit, der Struktur und Dynamik von Gesellschaften, in denen kapitalistische Produktionsweise herrscht. Sie erlaubt es, die Entwicklung des kapitalistischen Weltsystems zu periodisieren und die von Marx zunächst abstrakt als Selbstverwertung des Werts gefasste Kapitalakkumulation in ihren historisch-konkreten Formen zu analysieren. Durch die Neubestimmung der Rolle von sozialen Kompromissen und Kräfteverhältnissen für die kapitalistische Dynamik sowie die Betonung der grundsätzlichen Kontingenz und Offenheit der historischen Entwicklung bietet die Regulationstheorie eine Möglichkeit der Überwindung von deterministischem und ökonomistischem Denken, das im traditionellen Marxismus dominant war, ohne die Möglichkeit einer umfassenden kritischen Gesellschaftstheorie aufzugeben. Zu einer solchen kritischen Gesellschaftstheorie gehört natürlich auch eine Kritik geschlechtsspezifischer Herrschaft und Ausbeutung, die von der Regulationstheorie zwar oft erwähnt, jedoch lange Zeit nicht systematisch in regulationistische Arbeiten einbezogen wurden. Mit Lars Kohlmorgens "Regulation, Klasse, Geschlecht" (2004) haben wir den ersten systematischen Versuch, die Regulationstheorie um die Analyse der Geschlechterverhältnisse zu erweitern und die regulationistischen Kategorien zu diesem Zweck zu reformulieren. Die Frage, ob und inwieweit es Kohlmorgen gelungen ist, die geschlechtertheoretische Leerstelle der Regulationstheorie zu füllen, ist Gegenstand dieser Arbeit.
Das Konzept Sünde hat seine normative Geltung im Laufe des Zivilisationsprozesses zwar nicht verloren, seine Bedeutung ist jedoch vorwiegend in das religiöse Feld verlagert worden. Die Gegenwartsgesellschaft scheint sich dem Sündenbegriff nicht länger stellen zu müssen. Ein kultursoziologischer Blick offenbart jedoch, dass die Idee der Sünde – ins Metaphorische verwandelt – noch immer eine Hintergrundfolie für den Umgang mit sozialen Verfehlungen bildet. Insbesondere die innere und äußere Kontrolle sozialen Handelns belegt diesen Zusammenhang. Indes zeigt die wissenssoziologischer Perspektive, dass die Sünde in dieser Form als heimliches Herrschaftskonstrukt auftritt, das – wie schon Max Weber zeigte – einem stetigen Entzauberungs-, und damit einem Wandlungsprozess unterliegt. Dadurch wird die normative Geltung des Sündenkonzepts entkräftet – während gleichzeitig der Kerngedanke in der Bildersprache des alltäglichen Sprechens erhalten bleibt.