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Schuldenanstieg und Haftungsausschluss im deutschen Föderalstaat : zur Rolle des Moral Hazard
(2007)
Einleitung: Die deutschen Staatsschulden sind in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich gestiegen. Künftige Generationen werden zusätzlich aufgrund der demographischen Entwicklung durch die umlagenfinanzierten sozialen Sicherungssysteme belastet. Gerade auch der Anstieg der Verschuldung der Bundesländer war in den letzten Jahrzehnten spürbar. So betrug die Verschuldung aller deutschen Bundesländer zusammengenommen 1991 noch 168 Mrd. Euro, während Anfang 2007 die Verschuldung 483 Mrd. Euro betrug, was eine knappe Verdopplung der Schuldenquote der Länder (Verschuldung in Prozent des BIP) auf ca. 21 Prozent impliziert. In der aktuellen Diskussion um die Reform des deutschen Föderalismus besteht Einigkeit in der Diagnose des Problems. Die Entwicklung der Staatsschulden ist kritisch und darf sich so nicht fortsetzen. Uneinigkeit herrscht hingegen über die Ursache des Anstiegs. Ebenfalls wird um die beste Möglichkeit, diesen zu bremsen, gerungen. Verschiedene Autoren argumentieren, dass der Verschuldungsanstieg der deutschen Bundesländer vor allem auf den Moral Hazard Anreiz zurückzuführen ist. Der vorliegende Diskussionsbeitrag diskutiert dies als einen der möglichen Gründe des Schuldenanstiegs. Hierzu wird zunächst das Konzept kurz eingeführt. Anschließend wird die bestehende empirische Evidenz für Deutschland diskutiert. Schließlich wird eine Bewertung und Einordnung in die aktuelle Debatte vorgenommen. Schlußbemerkungen: Im vorliegenden Diskussionsbeitrag wird das "Moral hazard" Problem als einer der möglichen Gründe für den beobachteten starken Anstieg der Verschuldung deutscher Bundesländer diskutiert. Es wurde gezeigt, dass die Finanzmärkte kaum auf die erheblichen Unterschiede in den fiskalischen Fundamentaldaten der Länder reagieren. Mit einer Fallstudie wurde außerdem verdeutlicht, dass das aktuelle Bundesverfassungsgerichtsurteil zu einer eventuellen Haushaltsnotlage von Berlin Berlin die Risikoeinschätzung der Märkte für deutsche Bundesländer nicht verändert hat. Alles in allem scheint es sinnvoll, über eine größere Beteiligung der Gläubiger an Risiken einzelner Länder nachzudenken. Dies dürfte aber den Schuldenanstieg nur bei bereits hoch verschuldeten Ländern begrenzen und möglicherweise einem Notlagenfall vorbeugen, nicht aber den grundsätzlichen "Defizit-Bias" der Finanzpolitik kompensieren. Insgesamt scheinen deswegen vorgelagerte Regeln notwendig, um den Anstieg der Verschuldung schon früh zu unterbinden und somit Belastungen zukünftiger Generationen zu reduzieren.
Die Kernidee der kommunalen Kriminalprävention – die Sicherheitsgewährleistung auf der örtlichen Ebene – ist in den letzten Jahren in den Mittelpunkt sicherheitspolitischer Debatten gerückt. Schlüsselkonzepte wie Gemeinschaftlichkeit, Vernetzung und Bürgernähe gewinnen in den Kommunen zunehmend an Relevanz und münden in die Etablierung lokaler ressortübergreifender Zusammenschlüsse zur Kriminalitätsverhütung. Unter der Bezeichnung „Kriminalpräventionsräte“ versammeln sich allerdings sehr unterschiedliche inhaltliche und strategische Konzepte sowie eine Vielzahl lokaler Institutionalisierungsformen. Eine systematische Bestandaufnahme und Gegenüberstellung hat bislang nicht stattgefunden. Hinzu kommt, dass die Verbreitung lokaler Präventionsgremien in Deutschland von anhaltender Kritik begleitet wird: Auf Tagungen zur kommunalen Kriminalprävention werden z. B. immer wieder unzureichende Handlungsbefugnis, mangelnde Einbindung der Bürger/innen oder die große Bandbreite an Maßnahmen der Präventionsarbeit bemängelt, die letztlich zu einer Aushöhlung des Konzepts führten. Die Beobachtungen waren Anlass für die vorliegende Studie. In den zahlreichen Gesprächen mit Akteuren aus dem Bereich der kommunalen Kriminalprävention hat sich abgezeichnet, dass das Feld lokaler Präventionsarbeit nicht systematisch erfasst ist. Es gibt bislang keine Studie, die einen deutschlandweiten Überblick über die Verteilung der Gremien, die unterschiedlichen Organisationsformen, die beteiligten Akteure und die Projektarbeit liefert. Vor diesem Hintergrund erschien es notwendig, die Gremien deutschlandweit zu erheben und das Feld lokaler Präventionsarbeit zu strukturieren. Zu diesem Zweck werden im Folgenden die lokalen Netzwerke in vier thematischen Blöcken untersucht: • Präventionslandschaft: Wie verteilen sich die Gremien in Deutschland und in welchen Bundesländern sind lokale Präventionsnetzwerke besonders verbreitet? • Organisation: Wie sind die Präventionsgremien intern strukturiert und lokal ausgerichtet? • Vernetzung: Welche lokalen Institutionen arbeiten in den Gremien zusammen? Inwieweit sind die Bürger in die Präventionsarbeit einbezogen? • Projektarbeit: In welchen Bereichen sind die Gremien aktiv und welche Projekte werden durchgeführt? An welchen Zielen orientiert sich die Projektarbeit? Die vorliegende Studie ist die erste deutschlandweite Online-Befragung unter lokalen Präventionsgremien. An ihr haben sich über 250 Gremien beteiligt. Ihnen gilt besonderer Dank, sowie dem Deutschen Forum Kriminalprävention (DFK), dem Europäischen Zentrum für Kriminalprävention (EZK) und dem Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL) für die Unterstützung bei der Umfrage.
Leben mit Wölfen : Leitfaden für den Umgang mit einer konfliktträchtigen Tierart in Deutschland
(2007)
Der Wolf (Canis lupus) - eine der umstrittensten Tierarten Europas. Jahrhunderte lang wurde er in Europa verfolgt, in weiten Teilen Nord- und Mitteleuropas ausgerottet. Erst in den 1960er und 1970er Jahren, als die Bestände vielerorts ihren Tiefpunkt erreicht hatten, wurden ihm in einigen europäischen Ländern Schonzeiten oder auch ganzjähriger Schutz zugestanden. Allmählich begannen sich die Populationen in Italien und Spanien, aber auch in Polen zu erholen. In den letzten 20 Jahren kehrten Wölfe sogar wieder in Gegenden zurück, in denen sie vorher ausgerottet worden waren. Norditalien, Frankreich, die Schweiz, Schweden, Norwegen, Finnland und nun auch Deutschland sind solche neuen, alten Wolfsgebiete. Häufig wurde die Rückkehr der Wölfe mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Von den Einen als Erfolg des Artenschutzes gefeiert, sahen andere darin einen Rückfall in längst vergangene Zeiten. Das Raubtier Wolf, so glauben viele, hat in unserer heutigen Kulturlandschaft keinen Platz mehr. Selbst Befürworter seiner Rückkehr sind oft unsicher, wie man mit dem nunmehr geschützten Heimkehrer umgehen sollte. Das Comeback der Wölfe und ihre Rückkehr in die unterschiedlichsten Lebensräume verdeutlicht einmal mehr ihre Flexibilität, stellt unsere hingegen auf eine Probe. Wölfe können fast überall leben, wo sie genügend Nahrung finden und wir sie leben lassen. Der einzige einschränkende Faktor scheint der Mensch zu sein. Entsprechend sind die Herausforderungen im Wolfsschutz weniger ökologischer, sondern vor allem soziologischer Natur. Pauschallösungen für den Umgang mit dem Wolf gibt es nicht. Je nach Gegebenheiten müssen jeweils eigene, angepasste Lösungen entwickelt werden. Die Vielseitigkeit der Wölfe und die unterschiedlichen soziologischen und ökologischen Bedingungen machen den Wolfsschutz zu einer einzigartigen Herausforderung.
Public employee pension systems throughout the developed world have traditionally been of the pay-as-you-go (PAYGO) defined benefit (DB) variety, where pensioner payments are financed by taxes (contributions) levied on the working generation. But as the number of retirees rises relative to the working-age group, such systems have begun to face financial distress. This trend has been exacerbated in many countries, among them Germany, by high unemployment rates producing further deterioration of the contribution base. In the long run, public sector pension benefits will have to be cut or contributions increased, if the systems are to be maintained. An alternative path sometimes offered to ease the crunch of paying for public employee pensions is to move toward funding: here, plan assets are gradually built up, invested, and enhanced returns devoted to partly defray civil servants’ pension costs. In this study, we evaluate the impact of introducing partial prefunding, paired with a strategic investment policy for the German federal state of Hesse. The analysis assesses the impact of introducing a supplementary tax-sponsored pension fund whose contributions are invested in the capital market and used to relieve the state budget from (some) pension payments. Our model determines the expectation and the Conditional Value-at-Risk of economic pension costs using a stochastic simulation process for pension plan assets. This approach simultaneously determines the optimal contribution rate and asset allocation that controls the expected economic costs of providing the promised pensions, while at the same time controlling investment risk. Specifically, we offer answers to the following questions: 1. How can the plan be designed to control cash-flow shortfall risk, so as to mitigate the potential burden borne by future generations of taxpayers? 2. What is the optimal asset allocation for this fund as it is built up, to generate a maximum return while simultaneously restricting capital market and liability risk? 3. What are reasonable combinations of annual contribution rates and asset allocation to a state-managed pension fund, which will limit costs of providing promised public sector pensions? We anticipate that this research will interest several sorts of policymaker groups. First, focusing on the German case, the state and Federal governments should find it relevant, as these entities face considerable public sector pension liabilities. Second, our findings will also be of interest to other European countries, as most have substantial underfunded defined benefit plans for civil servants. In what follows, we first offer a brief description of the structure of civil servant pensions in Germany, focusing on their benefit formulas, their financing, and the resulting current as well as future plan obligations for taxpayers. Next, we turn to an analysis of the actuarial status of the Hesse civil servants’ pension plan and evaluate how much would have to be contributed to fund this plan in a nonstochastic context. Subsequently we evaluate the asset-liability and decision-making process from the viewpoint of the plan sponsor, to determine sensible plan asset allocation behavior. A final section summarizes findings and implications.
Die vorliegende Arbeit verdeutlicht für das Handlungsfeld „Ethnomarketing in Deutschland“, wie ethnische Grenzen gezogen werden. Sein Ausgangspunkt ist der gesellschaftliche Diskurs über das Deutschsein und seine Gegenstücke: das Türkische, Russische, Orientalische, Südländische usw.. Im Niemandsland zwischen Fremdem und Eigenem führen die Akteure des Ethnomarketings ihr eigenes Spiel mit der Ethnizität auf, indem sie sich die kursierenden ethnischen Zuschreibungen zu nutze machen. Sie übernehmen selektiv die im Diskurs vorgefundenen ethnischen Konstruktionen eines „kollektiven Gedächtnisses“ in der Gesellschaft über sich selbst und „die Anderen“, modifizieren diese Konstruktionen in ihrem Marketing entsprechend eigener Vorstellungen und Interessen, verstärken ihre Wirkung durch Ausstrahlung in den Medien und greifen so selbst ein in den machtbasierten gesellschaftlichen Prozess ethnischer Rollenzuweisung und Anerkennung. Die Gestaltung des eigenen Marketings zwingt die Akteure, sich auf eindeutige Werbebilder festzulegen, und ihre Präsenz in der Öffentlichkeit nötigt sie, sich und ihr ethnisches Marketing zu erklären. Sie offenbaren dadurch ihre Persönlichkeiten, Interessen, Vorstellungen, Fähigkeiten, Rollenverständnisse und Strategien – nicht jedoch das vermeintliche „Wesen“ ethnischer Zielgruppen, die sie adäquat zu bewerben glauben. Wie aus einleitender Definition hervorgeht, ist für Ethnomarketing ein Umfeld ethnischer Divergenz notwendig, um bestehen und funktionieren zu können. Es sind die fortwährenden Debatten in Deutschland über Ausländer, Asylanten, deutsche Werte, Einbürgerung, Fundamentalismus usw., in welchen entlang vermeintlich realer Kriterien wie Herkunft, Mentalität, Religion, Aussehen, Sprache usw. die soziale Realität ethnischer Gruppen (re-)konstruiert und ihnen stigmatisierend Eigenschaften zugeschrieben werden. Am vorläufigen Ende dieses Prozesses stehen Einbürgerungstests, mit welchen das „Deutsche“ vom „Undeutschen“ getrennt und bewahrt werden soll, die jedoch lediglich den Glauben ihrer Urheber demonstrieren, dies sei möglich. Als Gegenpol zum „guten“ Deutschen hat der Diskurs eine Chimäre aus zahlreichen, zumeist abwertenden Zuschreibungen für das Östliche, Südländische, Orientalische, Islamische usw. hervorgebracht, die im Türkischen oft einen Platzhalter findet: „Der Türke“ ist für viele Menschen zum Bild vom „unliebsamen“ Ausländer generell geworden. Vor diesem gesellschaftlichen Hintergrund ist Ethnomarketing erfolgreich, wenn es gelingt, den „verletzten Seelen“ die ethnische Wertschätzung zu geben, die sie sich von der „deutschen“ Gesellschaft vergeblich wünschen. Ethnomarketing kompensiert jedoch nicht nur das Gefühl mangelnder ethnischer Akzeptanz, das viele ethnisch stigmatisierte Rezipienten empfinden, sondern ist auch ein Mikrokosmos, in welchem die gleichen Prozesse der Konstruktion und Instrumentalisierung von Ethnizität wirksam sind wie in der umschließenden Gesellschaft. ....
Acquiring foreign firms far away might be hazardous to your share price: evidence from Germany
(2007)
This paper examines shareholder wealth effects of cross-border acquisitions. In a sample of 155 large acquisitions by German corporations from 1985–2006 international transactions in total do not lead to significant announcement returns. Geography, however, makes a difference: Shareholders of acquiring firms gain 6.5% in cross-border transactions into countries that have a common border with Germany but lose 4.4% in other international transactions. We find proximity to be one of the most important success factors in cross-border mergers and acquisitions, even when we control for firm, deal and country characteristics.
This paper traces the location of foreign banks in Germany from 1949 to 2006. As suggested by new economic geography models we find a ‘u’-shaped concentration of foreign banks in Germany. Only after a competition between several cities, Frankfurt has emerged as the pre-eminent financial centre, triggered by the ‘historical event’ of setting up the German central bank in Frankfurt. After a strong increase, Frankfurt’s share in the location of foreign banks in Germany decreases slowly but significantly since the mid 1980’s. We conclude that there will be a lesser role in Europe for secondtier financial centres in the future.
German soldiers were not actively engaged in Gulf War I or the post-11 September war on terrorism. Coincidentally, however, Germany reflected upon fundamental changes in immigration and asylum law in the early 1990s as well as in the early 2000s. Yet, the relationship between immigration, asylum, and terrorism was conceived of very differently. In the early 1990s, measures combating terrorism did not directly relate to immigration and asylum law. Rather, they were primarily connected to criminal law. IN the aftermath of the attacks of 11 September 2001, measures against terrorism and changes in immigration law were intrinsically entwined.