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Autor des Bandes ist Holger Sonnabend, Althistoriker, einer der Organisatoren der Stuttgarter Kolloquien zur Historischen Geographie des Altertums und gemeinsam mit seiner Frau Anbieter von Studienreisen. Er hat bereits in einer 1999 erschienenen Monographie zentrale Überlegungen zu Naturkatastrophen im griechisch-römischen Altertum vorgelegt (Naturkatastrophen in der Antike. Wahrnehmung – Deutung – Management, Weimar 1999). ...
Jürgen Herget lehrt als physischer Geograph an der Universität Bonn. Der Forschungsschwerpunkt seiner Arbeitsgruppe liegt in der Rekonstruktion historischer Hochwasser. Ausgehend von Methoden der fluvialen Geomorphologie und Paläohydrologie hat Herget in den vergangenen 15 Jahren eine Reihe von Beiträgen zu entsprechenden Naturrisiken und den damit verbundenen gesellschaftlich-politischen Folgen vorgelegt. ...
Die drei Herausgeber sind Mitarbeiter am Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz (RGZM): Generaldirektor und Mittelalterarchäologe Falko Daim, Konservator und Ur- und Frühgeschichtler Detlef Gronenborn mit Forschungsschwerpunkten im Neolithikum, der Paläoklimatologie, Theoriediskussion und sozialen Netzwerkanalyse sowie wissenschaftlicher Mitarbeiter und Vor- und Frühgeschichtler Rainer Schreg, dessen Schwerpunkte in der archäologischen Umweltforschung und historischen Archäologie liegen. ...
Die Publikation erschien anlässlich der gleichnamigen Gemeinschaftsausstellung der Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin und des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI), die von Mai 2009 bis Januar 2010 im Pergamonmuseum präsentiert wurde. Diese interinstitutionelle Zusammensetzung vertreten paritätisch die Herausgeber, von denen zwei im Museumsbetrieb und zwei im Forschungsinstitut beheimatet sind. Programmatisch wird im Vorwort die schon über hundertjährige Zusammenarbeit hervorgehoben, die durch die neue Kooperation nicht nur wieder aktiviert, sondern sogar "auf ein neues Niveau" (7) gehoben werden sollte. ...
Der umfangreiche Aufsatzband fokussiert die historischen Zäsuren, die die Zerstörungen der beiden Weltkriege im Bereich von Architektur und Städtebau in Europa veranlasst haben. Die Verwüstungen von historischen, identitätsstiftenden urbanen Entitäten hatten unterschiedlichste Wiederaufbaudiskurse und -maßnahmen zur Folge, die prägend für das Erscheinungsbild und die funktionalen Strukturen zahlreicher europäischer Kommunen jeden Größenmaßstabs – vom nordfranzösischen Dorf Gerbéviller bis zur niederländischen Metropole Rotterdam – geworden sind. Das wesentliche Kriterium des Wiederaufbaus stellte nicht eine als außerhalb von Ort und Zeit gedachte architektonische und urbanistische Innovation dar, deren Hauptanliegen es war, Stadträume gewandelten Lebensbedingungen anzupassen. Im Gegensatz zu dieser landläufigen Auffassung betonen die Herausgeber zu Recht, dass beim Wiederaufbau immer und notwendigerweise Geschichte und Zukunft in je unterschiedlicher Weise vermittelt wurden. ...
Die umfangreiche Studie zum Angestelltenwohnungsbau in der Weimarer Republik muss in zweifacher Hinsicht als bemerkenswertes Novum gelten: zum einen ist ein Gesamtüberblick in dieser Perspektive bisher höchstens ansatzweise geleistet, zum anderen handelt es sich um den in der Kunst- und Architekturgeschichte bislang seltenen Fall, dass ein Spezifikum der Weimarer Republik – der kollektive Siedlungsbau – nun in kompetenter Weise von der französischen Forschung beleuchtet wird. Das fachübergreifende Interesse steht außer Frage: Denn es ist eben die soziale Schicht der Angestellten als essentiellem Bestandteil der gesellschaftlichen Modernisierung, die über ein neues Berufsverständnis und neue Mentalitäten entscheidenden Anteil an den Transformationen in Deutschland in der ersten Hälfte des 20. Jhs. hat bzw. diese hervorbringt. Entsprechend kann der berühmte, aber soziologisch bislang unzureichend differenzierte Siedlungsbau zu Recht einer spezifischen Angestellten-Wohnkultur zugerechnet werden. ...
Seit der Studie Otto Brunners ist der Fehde führende Adlige rechtshistorisch rehabilitiert. Anders steht es umdas Bild des seiner Herrschaft unterworfenen Bauern: Ihm als dem unter grundherrlichem "Schutz und Schirm" Stehenden war – wie auch dem Bürger – das "subsidiäre Rechtsmittel" angeblich nur in der Ausnahmeform von Blutrache und Totschlagsfehde erlaubt. Der "neutralere" Kontext einer regulären Interessenkollision zwischen Parteien, den die Konfliktforschung nahe legt, wird für bäuerliches Handeln nicht in Erwägung gezogen; einen aktiven Part bei der Durchsetzung eigener Ansprüche erkennt man dabei höchstens im kollektiven "Widerstand". Eindimensionale soziale Rollenzuschreibungen bestimmen den Forschungshorizont. Nie ist z. B. die Frage gestellt worden, ob ein mittelalterlicher oder frühneuzeitlicher Mensch tatsächlich der Waffenfähigkeit oder Waffen bedurfte, um eine Fehde zu führen. So weckt der "gemeine Mann" in der viel besprochenen Untersuchung von Gadi Algazi zwar erstmals überhaupt das nähere Interesse einer Untersuchung zum Fehdewesen, tritt jedoch auch da nur als Objekt einer sich sozial reproduzierenden "Herrengewalt" in Erscheinung. Algazis Ansatz hat allerdings Denkanstöße gegeben, ohne welche wohl gerade Christine Reinles Habilitationsschrift nicht jene konzeptionelle Konturschärfe gewonnen hätte, die sie kennzeichnet. Selbstredend setzt sich die Autorin darin nicht nur mit Algazi auseinander – auch wenn dieser mit Abstand ihrHauptgegner bleibt. Die zugegeben nicht sehr quellengesättigte These des Historikers steht auf einer Beobachtungslinie mit den Studien von Joseph Morsel und Hillay Zmora. Allen dreien geht es, grob gesagt, um die soziale statt die seit Brunner oft strapazierte rechtliche Funktion der Fehden – um die Beobachtung einer engen Verknüpfung dieser Konfliktpraxis mit sozialer Stratifikation und adliger Herrschaftsbildung. ...
Dem weitgesteckten, mit einer Fülle von Fragen und Problemen behafteten Feld der Weihgeschenke in griechischen Heiligtümern ist gerade in den letzten Jahren eine Vielzahl von Monographien und Aufsätzen gewidmet worden, die von unterschiedlichen Seiten Erkenntnisse zum Verständnis des Phänomens beitragen. Trotzdem sind wir – wegen der gewaltigen, zudem ständig wachsenden Menge des Materials, wegen der Unpubliziertheit großer Materialmengen wie auch wegen zahlreicher Überlieferungslücken – immer noch weit davon entfernt, ein umfassendes Bild von der Praxis des griechischen Votivwesens entwerfen zu können. Auch breiter angelegte Untersuchungen stehen vor dem Problem, daß stets nur ein Teil der mit dem Themenkomplex verbundenen, untereinander stark verknüpften Fragen bearbeitet werden kann: untersucht man beispielsweise eine einzelne Weihgeschenkgattung in breiterem regionalem Rahmen, so fehlt eine Einordnung in das (diachron sich entwickelnde) Spektrum der jeweiligen Heiligtümer, analysiert man die vielfältigen Probleme des Votivspektrums eines ganzes Heiligtums, so fehlt der Vergleich zu den Kultstätten der näheren und ferneren Umgebung. Bevor eine umfassendere Auswertung auch nur versucht werden kann, sind noch zahlreiche detaillierte Einzeluntersuchungen zu leisten. Zu diesen gehört auch das hier besprochene, hochwillkommene Werk zur Gattung der Waffenweihungen. ...
Der hier zu besprechende Sammelband ist aus einer mehrtägigen Konferenz im Oktober 2008 in Paris und Auxerre hervorgegangen und vereinigt Beiträge in französischer, englischer und deutscher Sprache. Legt man freilich das Programm jener journées d’étude neben das Inhaltsverzeichnis der Publikation, zeigen sich besonders deutlich die Unwägbarkeiten auf dem Weg von der Tagung zur Drucklegung, denen letztlich kein Herausgeber entgehen kann. Mehr als die Hälfte der elf Tagungsbeiträge finden sich nicht in dem Band publiziert, unter anderem derjenige der Mitorganisatorin der Veranstaltung, Marianne Besseyre, zur Frage karolingischer Buchreliquien am Beispiel des Sakramentars Karls des Kahlen (Paris BNF, Ms. lat. 1141); drei Beiträge (von Herbert L. Kessler, David Ganz und Andrea Stieldorf) sind neu hinzugekommen, und der Herausgeber selbst, Philippe Cordez, schrieb nicht über das Thema seines Vortrags zu Karl dem Großen und den Passionsreliquien, sondern stellte allgemeine Überlegungen zu einem catalogue raisonné der mittelalterlichen Objekte an, die mit Karl dem Großen verknüpft wurden. Titel und konzeptionelle Ausrichtung von Tagung und Sammelband sind allerdings gleich. ...
Krieg und physische Gewalt sind seit jeher präsente Themen der Frühmittelalterforschung, trotz gewisser konjunktureller Schwankungen. Über die letzten Jahre lässt sich eine intensivere Auseinandersetzung mit diesem Bereich beobachten, wohl ein Reflex auf aktuelle Ereignisse und die von ihnen ausgelösten wissenschaftlichen Debatten in stärker gegenwartsorientierten Disziplinen. Gerade in der deutschen Mittelalterforschung wird dabei eine Hinwendung zu einer "Kulturgeschichte des Krieges" (Hans-Henning Kortüm) vollzogen, was einerseits in den Schwierigkeiten begründet liegt, auf Basis des größtenteils sehr fragmentarischen Quellenmaterials "klassische" Militärgeschichte für das Frühmittelalter zu schreiben, andererseits aber auch Entwicklungen in den Kulturwissenschaften aufnimmt und den pazifistischen Grundtenor der deutschen Nachkriegsgesellschaft spiegelt. In diesen Kontext gehört das zu besprechende Buch von Laury Sarti, das auf ihrer 2012 bei Hans-Werner Goetz in Hamburg eingereichten Dissertation beruht. ...