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Am 08. Januar 2007 gegen 11:00 Uhr morgens konnte ich in der Wuppertaler Innenstadt (Stadtteil Elberfeld: 51° 16‘ 26“ N, 007° 08‘ 41“ O, ca. 150 m ü NN) ein Amselweibchen (Turdus merula) beim Füttern von mindestens zwei sperrenden Nestlingen beobachten. Das Nest war auf der Leuchtreklame eines größeren Modehauses unter einem Glasdach platziert.
Im Rahmen einer Freilandstudie in Rheinland-Pfalz (1999- 2001) wurden geschlechtsbedingte Eigenschaften des Klapperns beim Weißstorch untersucht. Zahlreiche Unterschiede zwischen den Geschlechtern (9 Männchen und 9 Weibchen) wurden gefunden. Eine einfache zweidimensionale Matrix der Parameter F2M [Hz] und DIK [ms], basierend auf den Mittelwerten der einzelnen Individuen, machte eine Trennung der Geschlechter möglich. Wir vermuten, dass die gefundenen Differenzen auf Unterschieden der Kopf- und Schnabelanatomie bei den Geschlechtern beruhen.
In einem ca. 628 km² großen, gering bewaldeten Untersuchungsgebiet (UG) (Waldanteil 0,1 - 1,3 %) in westlichen Schleswig-Holstein, welches Marschen und Niederungen im unmittelbaren Nordseeküstenbereich wie auch Bereiche der höher gelegenen Geest einschließt, wurden zwischen 1966 und 2006 in insgesamt 22 Kontrolljahren 776 Mäusebussard- Brutpaare in vier unterschiedlichen Landschaftstypen erfasst (Abb.1): a) Wälder auf der Geest (ca. 50 üNN) (7,84 km2), in denen schon immer Mäusebussarde rüteten. In den Jahren 1948 – 1955 gab es hier lediglich 3 – 4 BP. Zu Beginn der Erfassungen wurden hier 12 BP festgestellt, 1977 in einem ersten Peak 33 und 1993 34 BP. b) Die sogenannten Knicks auf der Geest (205 km2), 1770- 1870 zu Windschutzzwecken angelegte Hecken entlang der Ackergrenzen. Hier wurde das erste Mäusebussard-BP 1966 gefunden, 1993 waren es 35. c) Landwirtschaftlich genutzte Niederungen und kultivierte Moore (182 km2) mit kleinen Gehölzgruppen und Fichtenanpflanzungen. Die Besiedlung begann hier 1974 bzw. 1977, beides Jahre mit Feldmausgradationen im Gebiet. 1993 wurden 23 BP gezählt und 33 im Jahr 2006. d) Die Marschen (233 km2), ein mit sehr wenigen Bäumen, zumeist in Form von „Hofgehölzen” ausgestatteter Landschaftstyp, wurde 1981, ebenfalls einem Feldmaus-Gradationsjahr, erstmals besiedelt. Im Jahr 2003 wurden hier 13 BP gefunden. Aufgrund der Vegetationsstrukturen des UG sind Mäusebussard- BP relative leicht auffindbar, so dass von einer vollständigen Erfassung der Brutbestände in allen Erfassungsjahren ausgegangen werden kann. Außer in Landschaftstyp a) brüteten Mäusebussarde in kleinen Gehölzen, in Baumgruppen und auch auf Einzelbäumen (Tab. 1). In den Landschaftstypen a) und b) wurde ein positiver Zusammenhang zwischen der Mäuserangzahl, einem speziellen Maß für das jahresspezifische Vorkommen von Feldmäusen zur Brutzeit, und der Siedlungsdichte des Mäusebussards gefunden (Abb. 2). Zur Bestätigung der “sequential habitat occupancy”-Theorie (Newton 1998), die besagt, dass die besten Habitate zuerst, die schlechtesten zuletzt besiedelt werden sollten, wurde auch der Bruterfolg in den verschiedenen Landschaftstypen geprüft. Es zeigte sich, dass die Werte in a) und b) mit 1,45 and 1,5 flüggen Jungen pro begonnener Brut ähnlich waren, während sie in c) und d) nur Werte von 0,96 bzw. 0,85 erreichten. Diese Unterschiede (Abb. 3) wie auch der positive Zusammenhang zwischen dem Bruterfolg und der Mäuserangzahl in den Landschaftstypen a) and b) sind hoch signifikant (Abb. 4). Sowohl für a) als auch für b) konnte eine stark positive Korrelation zwischen den Gesamtsummen flügger Jungvogel wie auch der mittleren Jungenzahlen/Brut und der Nutzungsfrequenz, d.h. der Häufigkeit der Besetzung der entsprechenden Brutplätze, gefunden werden (Abb. 5a-c, Abb. 6a-c). Wegen der beobachteten zeitlichen und räumlichen Besiedlungsmuster von Habitaten unterschiedlicher Qualität bestätigt sich an unseren Mäusebussard-Daten die Theorie der fortschreitenden Habitatbesetzung. Aus historischer Sicht ist anzunehmen, dass die Wälder nicht unbedingt das Vorzugsbruthabitat des Mäusebussards waren, sondern infolge jahrhundertlanger Verfolgung durch den Menschen ein Rückzugsgebiet für die Greifvogelarten darstellten, von dem aus in neuerer Zeit eine Wiederbesiedlung des Offenlandes erfolgt. Aus populationsökologischer Sicht stellen die Landschaftstypen c) und d) “Sinks” dar, d.h. Gebiete mit negativer Populationsbilanz, während die Typen a) + b) als sogenannte “Sources” fungieren, d.h. in ihnen werden mehr Individuen produziert als für eine stabile Populationsgröße erforderlich (Abb. 7).
Das im Fanggarten auf Helgoland seit mehr als vier Jahrzehnten gewonnene Datenmaterial ist neben dem hohen Maß an Standardisierung der Fangmethoden insbesondere wegen der isolierten Lage der kleinen Insel im Meer zur Vogelzugforschung geeignet. Eine detaillierte Auswertung und grafische Darstellung der Fangzahlen, für das ganze Jahr und für Heimzug und Wegzug getrennt, erfolgt für insgesamt 71 Arten mit einer Gesamtsumme von rund 501.000 Beringungen für den Zeitraum von 1960 bis 2004. Die einzelnen Fangtermine von 67 seltenen Arten mit weniger als 25 Fängen in diesem Zeitraum (n = 340) werden in einer Tabelle zusammengefasst. Von 1970 bis 2004 wurden 43,3 % aller Vögel auf dem Heimzug gefangen, der Wegzug macht 56,3 % aus, zwischen den (artspezifischen) Zugzeiten erfolgten nur 0,4 % aller Fänge. Am häufigsten wurden Singdrossel Turdus philomelos und Amsel Turdus merula mit rund 23 % bzw. 22 % gefangen, gefolgt von Gartengrasmücke Sylvia borin, Rotkehlchen Erithacus rubecula und Buchfink Fringilla coelebs mit jeweils mehr als 5 %. Weitere neun Arten wurden mit 1 bis 5 % gefangen, 21 Arten mit 0,1 bis 1 %. Die Mehrzahl (36 Arten) wie auch die seltenen Arten sind mit weniger als 0,1 % vertreten. 72 % aller Fänge sind Kurz/Mittelstreckenzieher (KMZ), 22 % sind Langstreckenzieher (LZ). Der überwältigende Anteil der Fänge gehört zur Gilde der Waldvögel (96 %). Die Anteile von Männchen und Weibchen unterscheiden sich signifikant bei sieben von acht Arten auf dem Heimzug, bei sechs von zehn Arten auf dem Wegzug, wobei fast immer die Weibchen überwiegen. Die Anteile von Alt- und Jungvögeln unterscheiden sich signifikant bei sieben von acht Arten auf dem Heimzug und bei allen 16 Arten auf dem Wegzug, wobei fast immer und besonders auf dem Wegzug der Jungvogelanteil größer als der Altvogelanteil ist. Von 1970 bis 2004 hat der Jungvogelanteil auf dem Wegzug bei zwölf von 16 Arten zugenommen (bei acht signifikant). Auf Helgoland werden die absoluten Fangzahlen stark von lokalen Faktoren beeinflusst. Mit der Berechnung korrigierter Fangzahlenindices (FZkorr) konnte der Einfluss insbesondere der massiven Vegetationsveränderung auf der Insel sowie der Wetter bedingten saisonalen und jährlichen Schwankungen ausgeglichen und eine für vergleichende Aussagen geeignete Datenbasis geschaffen werden. Die FZkorr nahmen in den 45 Jahren bei 49 der 66 berücksichtigten Arten ab, davon bei 40 Arten signifikant. Zehn Arten nahmen zu, davon sieben signifikant, und sieben Arten veränderten sich nicht. Für alle Arten zusammen beträgt die signifikante Abnahme 42 %, für die KMZ 39 % und für die LZ 55 %. Auch die vier verschiedenen Gilden nahmen über den gesamten Untersuchungszeitraum um 33 % (Waldvögel), 58 % (Vögel der offenen Landschaft), 74 % (Vögel der Uferzone) bzw. 46 % (Mischtypen) ab. Neben diesen kritisch zu bewertenden linearen Trendberechnungen verdeutlichen Ausgleichslinien den genaueren Verlauf der Veränderungen und offenbaren Wechsel von Abnahme- und Zunahmephasen. Ein Zunahmetrend bei den Waldvögeln in der zweiten Hälfte des Untersuchungszeitraums wird nur von den KMZ getragen, während die LZ unter den Waldvögeln über den gesamten Untersuchungszeitraum abnahmen. Die Helgoländer FZkorr veränderten sich in verschiedenen Beobachtungszeiträumen überwiegend ähnlich wie die Datenreihen an anderen mittel- und osteuropäischen sowie skandinavischen Beringungsstationen. Insbesondere mit den Fangzahlen von Falsterbo in Südschweden von 1980 bis 1999 (Karlsson et al. 2002) gibt es große Übereinstimmungen. Fangzahlen von Vögeln aus Langzeitprogrammen mit standardisierten Fanggeräten unter konstanten Bedingungen wie die Helgoländer Daten erlauben auch Aussagen zu Bestandsveränderungen. Trotz einer sehr groben Einteilung in nur fünf Kategorien korrelieren die Trends der Helgoländer FZkorr aller Arten von 1970 bis 1990 signifikant mit den Brutbestandstrends in Schweden und Norwegen nach BirdLife International/EBCC (2000). Mit den Bestandstrends in Deutschland, Dänemark und Finnland gibt es hingegen fast keine signifikanten Zusammenhänge. Beim wesentlich genaueren jährlichen Vergleich der Helgoländer FZkorr mit den Sommerbestandsindices in Schweden nach Lindström & Svensson (2005) gibt es deutlichere Übereinstimmungen: Die Datenreihen der beiden Erfassungen von 1975 bis 2004 verlaufen nicht nur bei vielen Arten, sondern auch bei allen Arten zusammen und bei den Zugtypen und Gilden erstaunlich parallel. Dies belegt einen engen Zusammenhang der Helgoländer FZkorr mit den Brutbeständen in Skandinavien, zumindest in Schweden. Insgesamt sind die Veränderungen der auf Helgoland als reinem Durchzugsgebiet ermittelten Fangzahlen durchaus als Indikator für Bestandsveränderungen in Schweden geeignet. Kein Zusammenhang lässt sich zwischen dem großräumigen Klimaphänomen „Nordatlantische Oszillation“ und den FZkorr der einzelnen Arten oder Artengruppen nachweisen. Dagegen gibt es Korrelationen mit der mittleren Niederschlagsrate: Je trockener es in den Regenzeit-Monaten (Juni bis Oktober) vor der Überwinterung (Oktober bis März) im Sahel war, desto geringer waren die FZkorr des folgenden Heimzugs etlicher LZ-Arten. Je trockener es im mediterranen Durchzugsbzw. Überwinterungsgebiet im vorhergehenden Sommer war, desto niedriger waren die Heimzug-FZkorr der LZ bzw. der KMZ auf Helgoland. Schließlich waren auch die Wegzug- FZkorr vieler LZ-Arten, und damit vermutlich ihr vorhergehender Bruterfolg, umso höher, je höher die Niederschlagsraten in den Überwinterungs- und Durchzugsgebieten Sahel und westlicher Mittelmeerraum waren. Offensichtlich ist für eine Vielzahl von LZ-Arten, neben lokalen und aktuellen Bedingungen während der Brutzeit, die „Vorbereitung“ der vorbrutzeitlichen Durchzugs- und Überwinterungsbedingungen fernab der Brutgebiete von großer Bedeutung für Überleben, Kondition und Bruterfolg in der folgenden Brutsaison.
Dieser Bericht präsentiert die Ergebnisse einer Literaturdurchsicht nach weltweit neuen Vogelgattungen, Arten und Unterarten, die im Jahr 2005 beschrieben wurden. Wir konnten zwei neue Gattungen, sieben neue Arten und fünf neue Unterarten ermitteln, ferner einen neuen Ersatznamen für eine bekannte Subspezies. Die neuen Gattungen wurden für je eine alt- und neuweltliche Art der Singvögel aufgestellt. Auf Artgruppenniveau sind vier Non-Passeres (2 Arten/2 Unterarten) und neun Passeres (5/4) betroffen. Die meisten neuen Taxa stammen aus Südamerika (6/1; darunter drei Arten der formenreichen Gattung Scytalopus), gefolgt vom tropischen Asien (Myanmar, Malaysia: Kalimantan; 1/1), von der Paläarktischen Region (-/2), dem tropischen Afrika (Somalia; -/1) und Ozeanien (-/1). Für jedes Taxon wird der Fundort des Typus angegeben, die Zahl der Belegexemplare, die einer Beschreibung zugrunde lagen (Typus-Serie), die Verbreitung des neuen Taxons, der taxonomisch-systematische Hintergrund, Hinweise auf die Verwandtschaft des neuen Taxons und die Umstände, die zur Entdeckung und Beschreibung führten. Die von Jahr zu Jahr zunehmende Zahl von Aufspaltungen längst bekannter Arten in Tochterarten, in zumeist geographische Vertreter, Allospezies, erfassten wir ebenfalls, jedoch nur für die Paläarktische und die Indomalayische Region. Auch im hier behandelten Gebiet haben wir keine Vollständigkeit im Bericht angestrebt, da viele dieser Aufspaltungen, gleich welches Spezieskonzept angewandt wird, oft einen guten Qualitätsstandard vermissen lassen und einer kritischen Analyse nicht standhalten. Dieser Bericht ist in erster Linie als Dokumentation neuer Taxa anzusehen, nicht als kritische Würdigung.
Langzeit-Populationsdynamik und Rückgang des Feldsperlings Passer montanus in Baden-Württemberg
(2007)
Die Forstverwaltung Baden-Württemberg dokumentiert seit fast 60 Jahren die Ergebnisse ihrer Nistkastenkontrollen. Die Zahl der kontrollierten Nistkästen stieg von 40.000 um 1950 auf bis zu 180.000 in den 1980/1990er Jahren an. Die hier vorgestellte Auswertung bezieht sich auf 80.412 erfolgreiche Bruten des Feldsperlings Passer montanus, die dem Datenbestand von insgesamt 3,4 Millionen bis 1996 dokumentierten Nistkastenkontrollen entnommen wurden. Da die Feldsperlinge zwar in Wald(rand)nistkästen brüteten, ihre Nahrung aber fast ausschließlich im Agrarland suchten, dürften die Ergebnisse den allgemeinen Trend der Art in SW-Deutschland recht gut widergeben. Bis 1971 waren die Nistkästen in konstanten, aber regional unterschiedlichen Raten (0,5 bis 5 %) durch Feldsperlinge besetzt. Danach stieg ihr Anteil an. Im Rheintal erreichte er 15 %, regional über 30 % der Nistkastenbesetzungen. Großräumig betrug er in den Wäldern der Forstdirektion (FD) Karlsruhe (= Nordbaden) maximal 7 %, 1,7 % in der FD Tübingen (= Südwürttemberg) und 1 % im Bereich der FD Stuttgart (= Nordwürttemberg). Nach 1980 brach die Nistkastenpopulation zusammen; im landwirtschaftlich intensiv genutzten Rheintal von 15 % auf 2 %, in Gebieten mit überwiegender Grünlandnutzung dagegen nur unwesentlich. Harte Winter hatten kurzfristig deutliche Bestandseinbrüche zur Folge, doch trotz milder Winter seit Mitte der 1980er Jahre erholten sich die Bestände nicht. Der Bestandsanstieg in den 1970er Jahren wird mit dem DDT-Verbot ab 1971 in Verbindung gebracht. Für den seit 1980 permanent anhaltenden Rückgang der Feldsperlingsbestände dürfte die Intensivierung der Landwirtschaft mitverantwortlich sein, denn Gebiete mit intensivster Landwirtschaft (< 200 m ü. NN) weisen die höchsten Bestandsrückgänge auf. Vergleiche mit zwei Langstreckenziehern, die aktuell positive Bestandstrends zeigen (Gartenrotschwanz Phoenicurus phoenicurus und Halsbandschnäpper Ficedula albicollis), lassen einen Mangel an Winternahrung bedingt durch veränderte landwirtschaftliche Nutzungsformen und Herbizideinsatz als wahrscheinlichste Ursache vermuten. Ungeklärt ist der Einfluss der im selben Zeitraum angestiegenen Bestände des Sperbers Accipiter nisus als Prädator und die Frage, weshalb auch die Corviden als Konkurrenten des Feldsperlings mit ähnlichen Nahrungsansprüchen zeitgleich stark zunahmen.
Da Vögel in der Regel vor einem sich annähernden Menschen fliehen bzw. auffliegen, kann die Fluchtdistanz als ein Maß genommen werden, mit dem sich einerseits die „Ängstlichkeit”, andererseits auch der Konflikt zwischen Bleiben und Auffliegen quantifizieren lässt. Hier untersuchte ich die Fluchtdistanz zweier Aaskrähenpopulationen, einer in Sachsen und einer in Schwaben. Mithilfe statistischer Methoden wurde eine Vielzahl von Einflussvariablen kontrolliert. Die Fluchtdistanz sank, je mehr Menschen sich in der Nähe aufhielten. Je weiter entfernt von einem sicheren Platz und je weiter entfernt von der nächsten Siedlung, auf desto größere Distanz flogen die Krähen auf. Sächsische Aaskrähen (im Raum Leipzig) flogen bereits bei einer Distanz von 86,8 m auf, schwäbische im Raum Stuttgart dagegen erst bei 67,2 (basierend auf den geschätzten Randmitteln eines Allgemeinen Linearen Modells). Einige mögliche Ursachen für dieses Verhalten werden diskutiert.
In der vorliegenden Arbeit wurden die verfügbaren Daten aller 887 Bruten der Weißstorch-Population Oberschwabens von 1948 bis 2004 ausgewertet. Wie in einigen anderen mitteleuropäischen Brutgebieten ging der Bestand des Weißstorchs auch in Oberschwaben (Südwürttemberg) seit Beginn der systematischen jährlichen Bestandserfassungen Ende der 1940er Jahre signifikant zurück. Der Rückgang betraf sowohl den Brutbestand als auch die Nichtbrüter. Der Anstieg des Brutbestands seit Mitte der 1980er Jahre ist ausschließlich auf Bestandsstützungen durch Auswilderung handaufgezogener Störche – sowohl im Brutgebiet Oberschwaben als auch in benachbarten Regionen – zurück zu führen. Erst in den letzten Jahren nimmt der Wildstorch- Brutbestand zu. Seit Mitte der 1960er Jahre fiel auch der Bruterfolg dramatisch ab, ein besonders drastischer Abfall ist seit Anfang der 1980er Jahre zu beobachten. Die Ursachen des Bruterfolg-Rückgangs sind überwiegend im Brutgebiet zu suchen. Er kann jedoch weder mit Veränderungen von Witterungsparametern, noch mit Veränderungen in der Gelegegröße bzw. des Schlupferfolges begründet werden. Auch Bruterfahrung, Altersstruktur und Brutbeginn spielen keine maßgebliche Rolle. Während für die Abnahme des Bruterfolgs Mitte der 1960er Jahre Nahrungsengpässe entscheidend waren, geht der erneute Abfall Anfang der 1980er Jahre maßgeblich auf die Ansiedlung der Projektstörche zurück. Es wird nachgewiesen, dass die während der Brutzeit nicht zugefütterten überwinternden Projektstörche (einschließlich der von ihnen abstammenden Überwinterer) einen signifikant schlechteren Bruterfolg als die ziehenden Wildstörche haben: Wildpaare hatten in Oberschwaben im Zeitraum 1981-2004 einen durchschnittlichen Bruterfolg von 1,86 ausfliegenden Jungen pro Brutpaar, während Projektpaare nur durchschnittlich 1,29 Junge zum Ausfliegen brachten; bei den Mischpaaren entscheidet der Status des Männchens. Entgegen oft geäußerter Annahmen ist die frühe Brut der überwinternden Störche für die Jungenaufzucht nicht von Nachteil. Allerdings gibt es Hinweise auf eine mangelnde Fähigkeit der Projektstörche, Nahrung zu beschaffen. Hinsichtlich der Auswirkungen auf die Gesamtpopulation bestätigen sich in Oberschwaben viele Bedenken der Kritiker von Auswilderungsprojekten, ausführlich diskutiert werden Ursachen des mangelnden Zugtriebs bei einem Teil der Nachkommen.
Kurzfassung der Dissertation an der Georg-August-Universität Göttingen, Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie, Institut für Wildbiologie und Jagdkunde (2006), betreut durch Prof. Dr. Dr. h. c. Antal Festetics. Ziel dieser Arbeit war die Untersuchung des Einflusses forstwirtschaftlicher Maßnahmen auf die Avifauna von Rotbuchenwäldern im nordostdeutschen Tiefland. Die Arbeit ist veröffentlicht im Cuvillier Verlag, Göttingen, ISBN-Nr. 3-86537-745-9.
Die Daten zu Erstbeobachtung (EB) bzw. Sangesbeginn (SB) für 97 Vogelarten aus dem Gemeindegebiet Kuhlen-Wendorf (Landkreis Parchim, Mecklenburg-Vorpommern) umfassen den Zeitraum von 1963 bis 1968 und von 1977 bis 2003. Neben der Länge des Untersuchungszeitraums von über vier Jahrzehnten ist hervorzuheben, dass die Daten über den gesamten Zeitraum von immer dem gleichen und einzigen Beobachter (ES) erfasst wurden. Das große Artenspektrum umfasst auch einige bisher nur spärlich dokumentierte Non-Passeres- Arten. Die Mediane von EB/SB haben eine Spannweite von Ende Januar bis Mitte Mai. Am frühesten sind EB/SB bei Kleiber Sitta europaea, Blaumeise Parus caeruleus und Kohlmeise Parus major, am spätesten bei Wachtel Coturnix coturnix,Gelbspötter Hippolais icterina und Zwergschnäpper Ficedula parva. Je später eine Art ankommt bzw. zu singen beginnt, umso geringer ist die Spannweite von EB/SB. Die größte Spannweite weisen Teichralle Gallinula chloropus, Hohltaube Columba oenas, Grünspecht Picus viridis und Wasserralle Rallus aquaticus auf, die geringste Gelbspötter, Klappergrasmücke Sylvia curruca, Wachtelkönig Crex crex, Gartengrasmücke Sylvia borin und Gartenrotschwanz Phoenicurus phoenicurus. Dabei ist die Spannweite der LZ signifikant geringer als die der beiden anderen Zugtypen. Für 80 Arten wird der Trend von EB/SB in Kuhlen-Wendorf in Form von Ausgleichskurven dargestellt, denn EB/SB vieler Arten zeigen keinen linearen Trend über den gesamten Untersuchungszeitraum. Zum Beispiel belegen die Ausgleichskurven für 21 Arten eine auffällige Abflachung einer vorhergehenden Verfrühung oder sogar eine Umkehr hin zu einer Verspätung gegen Ende des Untersuchungszeitraums. Ein annähernd linearer, wenn auch nicht signifikanter Trend zur Verspätung von EB/SB besteht bei nur vier Arten. Verspätungen von EB/SB stehen möglicherweise mit Bestandsabnahmen in Zusammenhang. Bei 15 Arten kann keine Veränderung über den Untersuchungszeitraum festgestellt werden. Generell überwiegt in Kuhlen-Wendorf ein Trend zur Verfrühung von EB/SB über den gesamten Untersuchungszeitraum. Die 43 Arten mit nahezu linearer Regression (positiv und negativ) verfrühen sich im Mittel um drei Tage pro Jahrzehnt, die 17 signifikant abnehmenden Arten um sogar sechs Tage pro Jahrzehnt. Dies liegt im Rahmen des bekannten Ausmaßes der Vorverlegung phänologischer Ereignisse im Frühjahr in den letzten Jahrzehnten. Dabei ist die Verfrühung bei den Standvögeln (SV) und den Kurz/Mittelstreckenziehern (KMZ) stärker ausgeprägt als bei den Langstreckenziehern (LZ). Möglicherweise beruht dieser Unterschied insbesondere zwischen den beiden ziehenden Gruppen, den KMZ und den LZ, auf der zunehmenden Nordverlagerung von Überwinterungsgebieten im Zuge des Trends zu immer milderen Wintern. Eine zunehmende Zahl von Beobachtungen überwinternder Individuen der KMZ suggeriert möglicherweise nur, dass die Verfrühung der KMZ stärker ist als die der nicht im Untersuchungsgebiet überwinternden LZ. Das unterschiedliche Ausmaß der Verfrühung von KMZ und LZ im Untersuchungsgebiet kann nicht durch unterschiedliche Abhängigkeiten von der lokalen Temperatur und/oder vom Winter-NAO-Index erklärt werden. EB/SB korrelieren signifikant negativ mit der lokalen mittleren Temperatur des Monats der mittleren EB/SB-Daten oder des den mittleren Daten vorhergehenden Monats bei 38 der untersuchten 97 Arten, ein Trend besteht bei 71 Arten. Dieser Zusammenhang ist bei den KMZ am häufigsten, gefolgt von den LZ und am seltensten bei den SV. Mit dem Winter-NAOIndex korreliert die EB/SB signifikant negativ bei 25 Arten, ein Trend besteht bei 53 Arten. Dieser Zusammenhang ist bei den KMZ am häufigsten und signifikant seltener bei den SV und den LZ. Signifikant positive Zusammenhänge gibt es weder mit der Temperatur noch mit dem Winter-NAO-Index. Im Vergleich zu früheren Angaben aus der Region (Kuhk 1939) kommen die Vögel im Untersuchungsgebiet nicht nur gegen Ende des gesamten Untersuchungszeitraums sondern auch schon in den 1960er Jahren früher an, was zum generellen Trend der Klimaerwärmung über das 20. Jahrhundert passt. Gegenüber der Erstankunft in Berlin (Fischer 2002) ist der Median von EB/SB von 30 vergleichbaren Arten in Kuhlen- Wendorf (berechnet über den gleichen Zeitraum ab Mitte der 1970er Jahre bis 2000) im Mittel gut acht Tage später. Dies kann mit der Eigenschaft der Großstadt Berlin als „Wärmeinsel“, mit methodischen Unterschieden (z. B. höhere Beobachterdichte) und der geographischen Lage erklärt werden. Ein gemeinsamer Trend zur Verfrühung des Medians von EB/SB über den gleichen Zeitraum kann bei der Hälfte der gemeinsamen Arten der beiden Gebiete beobachtet werden.
Im Rahmen eines Planberingungsprogramms wurden im Zeitraum 1990-2005 die Häufigkeit und Zusammensetzung von Mischbruten und Rückkreuzungen zwischen Nachtigallen (Luscinia megarhynchos) und Sprossern (Luscinia luscinia) im Gebiet ihres gemeinsamen Vorkommens, im Raum Frankfurt (Oder), untersucht. Dazu wurden 2389 Nachtigallen, 482 Sprosser und 207 Hybriden (je ca. 50 % davon Nestlinge) markiert. Eine hohe Brutorttreue war zu verzeichnen. Es wurden Vögel bis zu 10 Jahre lang am selben Platz kontrolliert. Generationsfolgen bei einigen davon sind dargestellt und es werden 4 Nachkommen ringbekannter Mischeltern beschrieben. 40 Mischbruten, 31 Rückkreuzungen sowie Polygynie bei der Nachtigall, beim Sprosser und bei einem Hybriden werden dokumentiert. Das Verhältnis artreine Bruten (83,7 %), Mischbruten (9,2 %) und Rückkreuzungen (7,1 %) blieb im Untersuchungszeitraum relativ konstant. Ein Verdrängen der einen durch die andere Art oder ein zunehmendes Vermischen beider Arten war nicht festzustellen. Alle Hybriden waren Männchen, die sich z. T. fortpflanzten. Es konnte hier kein F1-Hybrid-Weibchen beobachtet werden. Fast alle Nachtigallen brachten Artgesang. Über 50 % der Sprosser imitierten mehr oder weniger gut die Nachtigall. Die Lautäußerungen beider Arten scheinen bei der Partnerwahl eine untergeordnete Rolle zu spielen; sie sind kein Hemmnis bei der Vermischung. Der Artstatus von Nachtigall und Sprosser ist trotz ihrer engen Verwandtschaft dennoch gerechtfertigt.
In einer der größten Silbermöwenkolonien der schleswig-holsteinischen Ostseeküste (Kiel-Holtenau) wurden von 2001 bis 2005 insgesamt 600 nicht-flügge Küken mit Metall- und Farbringen gekennzeichnet. Zusätzlich wurden weitere 143 Jungvögel metallberingt. Die Farbringträger erreichten bis zum 2.4.2006 eine Wiederfundrate von 61,7 %, Metallringträger eine Wiederfundrate von 17,5 %. Der Schwerpunkt der insgesamt 2768 Wiederfunde wurde im östlichen Schleswig-Holstein und an der übrigen westlichen Ostseeküste erbracht. Weitere Funde verteilten sich entlang der Nordseeküste der Niederlande, Deutschlands und vereinzelt Dänemarks. Etliche Funde wurden im norddeutschen Binnenland gemacht. Der Fundort mit der höchsten Distanz zur Brutkolonie ist das 680 km entfernte Blaringhem in Frankreich, in dem 2003 und 2005 jeweils eine farbberingte Möwe abgelesen wurde. Die Entfernung der Fundorte sinkt generell mit zunehmendem Lebensalter der Möwen, hängt jedoch auch von der Jahreszeit ab. Im Januar/Februar wurden die höchsten Distanzen erreicht, während der Brutzeit die geringsten. Die meisten Wiederfunde stammen aus dem Winterhalbjahr. Mehr als die Hälfte kommt von Deponien, ein Drittel aus Städten, Häfen oder von Gewässern, und nur wenige von natürlichen Küstenabschnitten. Nicht weniger als zwei Drittel aller wiedergefundenen Möwen wurden mindestens einmal auf einer Deponie abgelesen und mehr als die Hälfte aller wiedergefundenen Möwen wurde mindestens einmal in einem Hafen beobachtet. Etliche Individuen wurden ausschließlich in einem einzigen der verschiedenen Nahrungshabitate angetroffen. Ein Einfluss der Nahrungserwerbsstrategie auf die Sterblichkeit wurde bisher nicht festgestellt, es wird jedoch ein Einfluss auf die räumliche Verteilung vermutet. Das Ausmaß der Nutzung von Deponien variiert nicht wesentlich zwischen den verschiedenen Altersgruppen. Nach Schließung der meisten Deponien im Jahr 2005 wurden im darauffolgenden Winter 2005/06 nur noch sehr geringe Anteile von Möwen auf Deponien abgelesen. Bei allen Ergebnissen ist zu beachten, dass die Ableseaktivität einzelner Beobachter einen deutlichen Einfluss auf die Ergebnisse der Ringfundanalysen hat.
Kurzfassung der Dissertation an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Zoologisches Institut und Museum Greifswald & Vogelwarte Hiddensee, betreut durch Prof. Dr. A. J. Helbig (†), Prof. Dr. G. Alberti, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Zoologisches Institut und Museum; Prof. Dr. P. de Knijff, Universität Leiden/ Niederlande.
Anders als bei den meisten nordischen wilden Gänsepopulationen konnte bei den verwilderten Graugänsen in Stuttgart bisher kein ausgeprägtes Zugverhalten beobachtet werden. Über ihre Verbreitung im Winter war bisher wenig bekannt. Es wurde daher untersucht, ob winterliche Witterung zu Veränderungen der Verbreitungsmuster und des Habitatgebrauchs dieser sesshaften Gänse führte. Dafür wurden drei Methoden angewandt: (1) Der Bestand der im Winter 2004/05 im Stadtbereich anzutreffenden Gänse wurde wöchentlich erfasst, (2) die Veränderungen der Verbreitungsmuster und der Habitatnutzung anhand von Ringablesungen dokumentiert und (3) Faecestransekte zur Messung der relativen Beweidungsintensität auf verschiedenen Wiesen eingerichtet. Bei den wöchentlichen Zählungen hielten sich zwischen 80 und 159 Graugänse im Untersuchungsgebiet auf. Einige Gänse verließen zeitweise das Stadtgebiet, andere wanderten ein. Die Verteilungsmuster variierten individuell: Während einige Gänse nur wenige Gebiete nutzten, flogen andere weiter umher. Die wöchentliche Beweidungsintensität war am Max- Eyth-See höher als in den städtischen Parks. Bei zugefrorenen Seen suchten viele Gänse das Neckarufer beim Max-Eyth-See auf, das sonst wenig genutzt wurde. Eine weitere Populationszunahme könnte in absehbarer Zeit zu Veränderungen im Verteilungsmuster der Gänse und zur Besiedlung neuer Gebiete im weiteren Umkreis führen.
Die Brutbestände des Rotschenkels nehmen in weiten Teilen Europas stark ab, während die des Wattenmeeres stabil sind bzw. lange Zeit waren. Verschiedene Studien legen jedoch nahe, dass die Reproduktion des Rotschenkels im Wattenmeer räumlich stark variiert. Ziel der in den Jahren 2004 bis 2006 durchgeführten telemetrischen Untersuchungen von Küken des Rotschenkels auf der Insel Wangerooge und im Petersgroden am Festland war, erstmalig den Bruterfolg dieser Art zu beziffern, die bisher vorläufige Einschätzung einer räumlich stark variierenden Reproduktion zu verifizieren sowie Modelle künftiger Bestandsverläufe zu entwerfen. Aufgrund geringerer Gelege-Prädation erzielten die Vögel auf Wangerooge einen sehr viel höheren Schlupferfolg (2005/06: 64 bzw. 93 % der Gelege) als im Petersgroden (2004 bis 2006: 4 bis 15 %). Abgesehen von witterungsbedingten Totalverlusten im Jahre 2004 am Festland, lag die Mortalität nicht-flügger Küken in beiden Gebieten bei 70-80 %. Der Bruterfolg in den Jahren 2005 und 2006 wird auf 0,51 bzw. 1,0 Küken pro Brutpaar auf Wangerooge und auf konstant 0,15 Küken/Brutpaar am Festland geschätzt. Bei bisherigen Schätzungen (Literaturwerte) jährlicher Mortalitätsraten von 35 (Subadulte) bzw. 25 % (Adulte) wären diese Bruterfolge bei Weitem nicht ausreichend, um den untersuchten Festlandsbestand langfristig zu erhalten. Auf Wangerooge dagegen würden zumindest zeitweise mehr Jungvögel produziert als für die Erhaltung des regionalen Bestandes notwendig sind. Die bisherige Annahme einer räumlich variierenden Reproduktion von Rotschenkeln im Wattenmeer konnte mit diesen Ergebnissen bestätigt werden. Ob die gefundenen Bruterfolge zur Erklärung der gegenwärtigen Bestandsdynamik des Rotschenkels im Wattenmeer ausreichen, bleibt allerdings weiterhin fraglich. Die Notwendigkeit eines integrierten Populationsmonitorings wird vor diesem Hintergrund diskutiert. Die nicht-flüggen Küken waren in beiden Untersuchungsgebieten sehr ortstreu. Sie entfernten sich in den ersten Lebenswochen durchschnittlich maximal knapp 200 m vom ursprünglichen Neststandort und nutzten dabei eine Fläche von durchschnittlich etwa 0,4 ha. Die Raumnutzung von Rotschenkel-Familien legt nahe, dass der Bruterfolg der Vögel auch nach dem Schlupf der Küken noch potentiell stark durch die landwirtschaftliche Nutzung gefährdet ist, insbesondere durch Mahd. Die hier vorgelegte Untersuchung unterstreicht die Vermutung, dass landwirtschaftliche Nutzung ein ungeeignetes Mittel des Habitatmanagements für Brutvögel der Salzrasen darstellt.
Auf der Basis standardisierter Vogel- und Früchtezählungen wird in dieser Untersuchung der Frage nachgegangen, inwiefern Korrelationen zwischen dem räumlich-zeitlichen Auftreten frugivorer Vögel und fleischiger Früchte bestehen. Die Kartierungen wurden im nordhessischen Bergland zwischen dem 01.06.1997 und dem 31.12.1999 zwei- bis dreimal pro Monat durchgeführt. Von März bis Juli waren im Untersuchungsgebiet keine oder nur sehr wenige fleischige Früchte vorhanden. Im August stieg die Zahl reifer Früchte sprunghaft an, und im September/ Oktober wurde der Maximalwert der Gesamtfruchtmasse und auch der Anzahl fruchtender Pflanzenarten erreicht. Auf drei je 50 ha großen Untersuchungsflächen erwies sich eine halboffenen Heckenfläche mit großem Abstand als qualitativ und quantitativ fruchtreichste Fläche (maximal über 9000 kg fleischige Früchte pro 100 ha und 19 gleichzeitig fruchtende Pflanzenarten). Weniger Früchte waren in einer Flussauenlandschaft mit schmalem Auwaldrest, am wenigsten in einem Mischwald zu finden. Den größten Arten- und Individuenreichtum an frugivoren Vögeln wies die Heckenfläche auf, gefolgt von der Auen- und der Waldfläche. Allgemein war die Artenzahl im Spätfrühling und Sommer am höchsten (maximal 14 auf der Heckenfläche), im Winter am niedrigsten (minimal 2 auf der Waldfläche). Hinsichtlich der Individuenzahlen waren ebenfalls typische jahreszeitliche Raumnutzungsmuster erkennbar: Im Sommer beherbergten alle Flächen etwa gleich viele Individuen frugivorer Vögel. Während aber auf der fruchtreichen Heckenfläche die Individuenzahlen ab dem Spätsommer stark zunahmen und im Herbst ein Maximum erreichten (maximal über 700 Vögel pro 100 ha im November 1997), sanken die Zahlen auf der fruchtarmen Waldfläche während des Herbstes kontinuierlich ab. Auf der Auenfläche war ein ähnliches Muster wie auf der Heckenfläche erkennbar, jedoch in stark abgeschwächter Form. Nicht-frugivore Vögel zeigten keine derartige Bevorzugung der Heckenfläche im Herbst. Kleinräumige Analysen der Habitatwahl häufiger frugivorer Vogelarten zeigten, dass diese Arten Orte (100 m x 100 m große Rasterfelder, die auf die Untersuchungsflächen projiziert wurden) bevorzugten, an denen präferierte Früchte vorkamen. So war das Vorkommen der Gartengrasmücke (Sylvia borin) im Spätsommer und Herbst höchst signifikant mit dem Vorkommen von Holunderfrüchten (Sambucus nigra) korreliert. Ebenso kamen Mönchsgrasmücken (Sylvia atricapilla) im Herbst höchst signifikant häufiger an Orten mit Holunderfrüchten vor. Amsel (Turdus merula) und Rotdrossel (Turdus iliacus) bevorzugten im Herbst höchst signifikant Orte mit Weißdornfrüchten (Crataegus monogyna). Amseln bevorzugten im Winter höchst signifikant Orte mit Hagebutten (Früchten von Rosa spec.). Allerdings konnte gezeigt werden, dass die genannten Arten auch im Frühling, wenn keine Früchte vorhanden sind, dieselben Stellen bevorzugen wie zur Zeit der Fruchtreife. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse wird vermutet, dass Früchte nur einen von mehreren bestimmenden Faktoren für die Habitatwahl frugivorer Vögel darstellen. Allerdings könnten Früchte bei winterlichen Bedingungen mit Frost und Schneebedeckung für einige Arten zum wichtigsten Faktor bei der Habitatwahl werden.
Die infizierte Problemwunde
(2006)
Die erste Ausgabe der Online-Zeitschrift "GMS Krankenhaushygiene Interdisziplinär" der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) innerhalb von German Medical Science behandelt das Thema "Die infizierte Problemwunde". Die Zielsetzung dieser Zeitschrift besteht in der komplexen Darstellung aktueller Themen der Krankenhaushygiene in interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen Hygienikern, Mikrobiologen, Infektiologen und für die jeweilige Thematik relevanten klinischen Fachdisziplinen und ggf. auch mit Experten anderer Fachrichtungen, z.B. Juristen, da rechtliche Aspekte zunehmend Bedeutung erlangen. ...
Die Evaluation der studentischen Lehre - Basis für eine leistungsorientierte Mittelvergabe (LOM)?
(2008)
Die Evaluation der medizinischen Ausbildung wird am Fachbereich Medizin der J.W. Goethe – Universität Frankfurt seit 1998 systematisch durchgeführt. Damit ist diese Implementierung deutlich vor den bindenden Bestimmungen der Ärztlichen Approbationsordnung (in Kraft getreten am 01.10.2003) installiert worden. Die Evaluation der studentischen Lehre beinhaltet die Evaluierung sämtlicher Pflichtveranstaltungen (Kurse, Seminare, Praktika) durch einen standardisierten Fragebogen, der am Ende der Lehrpflichtveranstaltung (in jedem Semester) ausgeteilt und nach dem Ausfüllen durch die Studierenden wieder eingesammelt wird.
In dieser Kommunikation belegen wir anhand ausgewählter Beispiele (vom Wintersemester 2003/2004 bis zum Wintersemester 2005/2006), dass die anderen Orts oft vorgetragenen negativen studentischen Bewertungen der vorklinischen Fächer an der J.W. Goethe – Universität nicht zutreffen (Bsp.:Kursus Anatomie I, Makroskopischer Teil, WS 2005/2006: M=1,8, SD=0,86). Die Bewertung der didaktischen Qualität („Lehrstoff wurde gut verständlich präsentiert“) ist bei den meisten vorklinischen Pflichtveranstaltungen zufriedenstellend (Bsp.: Kursus Anatomie I, Makroskopischer Teil, WS 2005/2006: M=2,06, SD=0,94). Aus diesen Ergebnissen schließen wir auf eine positive Rückwirkung des curricularen und didaktischen Umbaus des Medizinstudiums an der Goethe – Universität.
Die Veröffentlichung der Ergebnisse der studentischen Evaluation („Zusammenfassende Beurteilung“) muss dem Umstand Rechnung tragen, dass praxisferne Fächer vielen Studierenden nur schwer zu vermitteln sind. Deswegen wird auf ein Ranking verzichtet. Nach diesen Ergebnissen wird ein Teil der Mittel leistungsorientiert vergeben (im jährlichen Zyklus). Diese leistungsorientierte Mittelvergabe (LOM) (davon 45 Prozent nach der studentischen Evaluation) beträgt 4 Prozent des jeweiligen Grundetats für Forschung und Lehre (Landeszuführung). Eine positive Lehrevaluation kann für eine Klinik/ein Institut einen wesentlich größeren Betrag bedeuten. Das Verfahren ist am Fachbereich akzeptiert.
Zielsetzung: Studierende der Medizin werden im vorklinischen Studienabschnitt mit einer Fülle von Informationen und Detailwissen aus unterschiedlichen Gebieten konfrontiert. Viele Studierende neigen dazu, das von ihnen erwartete Wissen in Form von schnell verfügbarem, prüfungsrelevantem Wissen auswendig zu lernen. Dieses Wissen ist meist nicht konzeptuell verankert und geht in der Regel rasch verloren. Ziel des an der J.W. Goethe-Universität Frankfurt für das Fach Anatomie erarbeiteten Konzeptes ist es, Studierende beim Aufbau von Lernstrategien zu unterstützen, mit deren Hilfe sie erworbenes Wissen leichter strukturieren und Zusammenhänge zwischen vielfältigen Fakten und Wissensgebieten herstellen können. Eine wichtige Methode des erarbeiteten Lehr-/Lernkonzeptes ist das computergestützte Concept Mapping, bei der Studierende ihr Wissen über funktionale Zusammenhänge der verschiedenen räumlichen und zeitlichen Dimensionen des Körpers visualisieren. Die in Kleingruppen organisierte Arbeit an den Concept Maps, bei der die individuell unterschiedlichen Perspektiven auf den Gegenstandsbereich zusammengetragen und diskutiert werden müssen, zielt darüber hinaus auf einen Wandel der Lernkultur des häufig durch Faktenwissen und Einzelgängertum geprägten Medizinstudiums.
Methodik: Die Einführung des computergestützten Concept Mappings in der Anatomie als neue Lehr-/Lernmethode in der medizinischen Ausbildung wurde an drei unterschiedlichen Gruppen (je 20 Teilnehmer) verschiedener Semester (2006/07) wissenschaftlich begleitet. Die Veranstaltungen wurden formativ und summativ evaluiert. Die deskriptive Darstellung der Evaluationsergebnisse wurde durch die Analyse der Daten auf systematische Zusammenhänge und Unterschiede vervollständigt.
Ergebnisse: Die Ergebnisse der Studierendenbefragung bestätigen die Annahme, dass die Concept Map-Methode als geeignetes Instrument zur besseren Verdeutlichung von fachlichen Zusammenhängen in einem naturwissenschaftlich-medizinischen Fach (Anatomie) wahrgenommen wird und effektiv zum Aufbau vernetzter Wissensstrukturen eingesetzt werden kann. Besonders positiv wurden darüber hinaus die Lernprozesse in den Kleingruppen erlebt.
Schlussfolgerung: Die Einführung des computergestützten Concept Mapping als kreativer Lernprozess in Kleingruppen liefert ein erfolgreiches und von den Studierenden akzeptiertes Konzept zur Unterstützung vernetzenden Denkens und konzeptuellen Lernens. Über die Beschäftigung mit den Concept Maps können kooperative Lernformen in den Regelbetrieb der Medizinerausbildung in der Anatomie integriert werden, die die Studierenden stark motivieren und zu einem Wandel der Lernkultur beitragen.