Refine
Year of publication
- 2011 (1323) (remove)
Document Type
- Article (446)
- Part of Periodical (217)
- Doctoral Thesis (137)
- Book (133)
- Part of a Book (108)
- Review (102)
- Report (78)
- Conference Proceeding (24)
- Working Paper (24)
- Bachelor Thesis (17)
Language
- German (1323) (remove)
Keywords
- Deutsch (51)
- Literatur (48)
- Benjamin, Walter (19)
- Rezension (19)
- Freud, Sigmund (17)
- Psychoanalyse (17)
- Das Unheimliche (16)
- Überleben (15)
- Wikileaks (12)
- Literaturwissenschaft (11)
Institute
- Präsidium (139)
- Medizin (76)
- Gesellschaftswissenschaften (67)
- Geschichtswissenschaften (59)
- Exzellenzcluster Die Herausbildung normativer Ordnungen (45)
- Extern (35)
- Wirtschaftswissenschaften (34)
- Physik (32)
- Rechtswissenschaft (31)
- Biochemie und Chemie (27)
This article provides an overview of valence lexicography and focuses especially on the Spanish-German case. Based on valence dictionaries and ongoing projects that describe the languages mentioned, this paper addresses the question of equivalence considering both quantitative and qualitative parameters and the various diffi culties found out through the process of description. A central role is ascribed to the problems surrounding the selection and description of equivalence in non-standard cases. Discussion of new theoretical and practical proposals is also included.
Der „Ornithologische Sammelbericht“ erscheint alljährlich und gibt erwähnenswerte Vogelbeobachtungen des Kreisgebietes und direkt angrenzender Bereiche wieder. Sofern es nicht gesondert angegeben ist, liegen den Daten keine gezielten Untersuchungen zugrunde – sie sind somit zufällig entstanden und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Veröffentlichung dient zur Dokumentation der Nachweise, zur aktuellen Information und kann als Grundlage für Auswertungen verwendet werden. In Zukunft wird der Sammelbericht von David SINGER, Brahmsstr. 54 in 33034 Brakel zusammengestellt. Bitte senden Sie Ihre Beobachtungen ab jetzt nur noch an seine E-Mail-Adresse. Beobachtungen sehr seltener Arten müssen von der Avifaunistischen Kommission Nordrhein – Westfalen (AviKomNRW) und teilweise von der Deutschen Seltenheitskommission (DSK) geprüft werden. Ohne diese Prüfung gelten die Daten als unsicher und werden auch nicht weiter in die Literatur übernommen. Sofern Beobachtungen der „meldepflichtigen“ Arten mitgeteilt werden, bekommen die Beobachter einen entsprechenden Vordruck zugesandt mit der Bitte, diesen auszufüllen und an die Seltenheitskommission weiterzuleiten. Dieser Jahresbericht umfasst das vierte Quartal des Jahres 2009 und das Jahr 2010. Außerdem sind diverse Nachträge aus den ersten drei Quartalen des Jahres 2009 enthalten. Der Großteil der Meldungen aus 2009 war schon im Ornithologischen Jahresbericht für den Kreis Höxter 2008/2009 in Band 21 dieser Schriftenreihe enthalten (MÜLLER 2009).
Seit 2005 nutzt die Landschaftsstation die Schriftenreihe, um den interessierten Leserinnen und Lesern einen Einblick in die Arbeit unserer Einrichtung zu gewähren. Aufgrund der späten Drucklegung dieses Heftes ist es möglich, den Bericht für die Jahre 2009 und 2010 zusammenzufassen. Dies haben wir getan, denn so können wir Sie zeitnah über unsere Arbeiten auf dem Laufenden halten.
Die Eisenhoitschule, benannt nach Antonius EISENHOIT (1553/54-1603, ein Kupferstecher und Goldschmied der Stadt Warburg), befindet sich in der Altstadt von Warburg. Im Mittelpunkt des Schulkonzeptes steht die individuelle Förderung der Kinder und Jugendlichen, ausgerichtet an den individuellen Stärken und Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler. Sonderpädagogische Prinzipien wie Lernen durch Handeln, Lernen mit allen Sinnen und Lernen durch Anschauung, durchziehen den gesamten Unterricht. Zum Konzept der Schule gehört auch die Schülerfirma „Eisenhoit-Services“, bei der es sich um ein Unterrichtsprojekt mit außerschulischen Berührungspunkten handelt. Die Zielsetzungen sind nicht wirtschaftlicher, sondern pädagogischer Art. Die Schülerinnen und Schüler sollen Einblicke in neue Bereiche bekommen und auf die Arbeitswelt vorbereitet werden. Im Frühjahr 2010 konnten die Schülerinnen und Schüler unter Anleitung von Bernd TÖNIES und Dipl.-Ing. Michael TILLY, Mitarbeiter der Landschaftstation im Kreis Höxter, die Grundregeln des fachgerechten Obstbaumschnitts erlernen. Die Eisenhoitschule und die Landschaftsstation im Kreis Höxter arbeiten nicht nur beim Obstbaumschnitt zusammen. Ein andere Bereich, der von den Schülern mit großem Enthusiasmus angenommen wird, ist z. B. das Umweltpraktikum.
Viele Naturfreunde können es bestätigen: Der Kormoran (Phalacrocorax carbo) ist eine unserer interessantesten Vogelarten. Spaziergängern bieten Kormorane an den Gewässern ein besonderes Naturerlebnis und Einblicke in interessante Verhaltensweisen. Doch leider stoßen die eindrucksvollen Vögel nicht bei allen Menschen auf Sympathie – im Gegenteil. Da sie sich allein von Fischen ernähren, stehen sie seit einigen Jahren in der öffentlichen Kritik wie keine andere Vogelart. Fischteichbesitzer betrachten den Kormoran als „Schadvogel“ und Angler sehen ihn als Nahrungskonkurrenten. Für den auf Fische spezialisierten Vogel sind wieder schlechte Zeiten angebrochen. Der NABU und sein bayrischer Partner, der Landesbund für Vogelschutz (LBV), nahmen dies zum Anlass, der erneut zu Unrecht verfolgten Tierart als „Anwälte der Natur“ zu helfen, und wählten den Kormoran zum „Vogel des Jahres 2010“. Denn es ist ein immer wiederkehrendes Bild: Wo die Lebensweise von Vögeln mit wirtschaftlichen Interessen kollidieren, folgen schon bald die Rufe nach Bekämpfung oder Regulierung der Bestände. Die Art wird zum Problem erklärt und der Blick auf die tatsächlichen Zusammenhänge und Ursachen ist schnell verstellt. So ist es dem Kormoran vor mehr als 100 Jahren schon einmal ergangen. Damals wurden Lebewesen generell in „schädliche“ und „nützliche“ Vertreter unterschieden. Sollten wir nicht dazugelernt haben? Und sollte es nicht möglich sein, gemeinsam Lösungen zu finden, die der Fischerei ihre Existenz und dem Kormoran gleichzeitig ein Überleben sichern. Denn es wird allzu oft vergessen, dass Fischbestände und ihre Entwicklung zunächst einmal von der Qualität ihrer Gewässer abhängig sind. Sie benötigen geeignete und geschützte Laichplätze, natürliche Unterstände durch Röhricht oder Totholz, Wandermöglichkeiten und genügend Nahrung. Naturnahe Gewässer bieten Fischen ausreichend Schutz vor einem natürlichen Feind wie dem Kormoran. Hier verursachen die Vögel auch keinen Schaden. Sie an solchen Gewässern zu dulden, sollte nicht schwer fallen. Wirtschaftliche Schäden betreffen in der Regel intensiv genutzte Teichwirtschaften und Fischzuchtanlagen. Vor allem im kalten Winter dienen sie dem Kormoran als idealer Futterplatz. Anderseits gilt: Wenn die Vögel an Stillgewässer und Flüssen ungestört bleiben und dort reichhaltig Fischbestände vorfinden, verringert sich auch der Druck auf Zuchtanlagen oder Rückzugsräume seltener Fischarten. Die Lösung solcher Konflikte erfordert daher zeitgemäße Strategien.
Mühlen- und Gräunenberg stellen zwei südexponierte Muschelkalkhänge nördlich der Ortschaft Ottbergen (Stadt Höxter) dar und flankieren das tief in die Muschelkalkplatten des Oberwälder Landes eingeschnittene Nethetal. Beide Gebiete gehören zum NSG „Kalkmagerrasen um Ottbergen und Bruchhausen“, das mit seinen insgesamt sieben Teilflächen zu den artenreichsten Schutzgebieten des Kreises Höxter gehört. Die Schutzwürdigkeit des Mühlen- und Gräunenberges wird auch durch die Ausweisung der Flächen zum FFH-Gebiet im Jahr 2004 (zusammen mit den benachbarten Flächen Stock- und Kahlenberg) unterstrichen. Charakteristische Landschaftselemente der Gebiete sind Kalkmagerrasen unterschiedlicher Ausprägung in enger Verzahnung mit Magerweiden, wärmeliebenden Säumen und Gebüschen, Waldrändern und Buchenwäldern. Viele der auf den Kalkmagerrasen vorkommenden wärmeliebenden Tier- und Pflanzenarten befinden sich an ihrer nördlichen Arealgrenze und sind sonst im Kreis Höxter nur südlich der Nethe anzutreffen. Sie finden an den steilen, südexponierten und flachgründigen Hängen ideale Lebensbedingungen. Das besondere Merkmal der Kalkmagerrasen ist ihre ausgesprochene Artenvielfalt. Auf 25 m² Trockenrasen kommen durchschnittlich ca. 1.000 verschiedene Tierarten und mehr als 50 Gefäßpflanzen vor (ZIELONKOWSKI in BEINLICH et al. 2009). Insgesamt dienen sie ca. 17 % der gefährdeten Pflanzenarten, einem Drittel der gefährdeten Tagfalterarten, 25 % der gefährdeten Landschneckenarten und ca. 50 % der Heuschrecken- und Grillenarten als Lebensraum (MIOTK in BEINLICH et al. 2009). Um das fragile Ökosystem der Kalkmagerrasen zu erhalten, sind eine Fortführung der extensiven Beweidung und begleitende naturschutzfachliche Maßnahmen zur Offenhaltung der Flächen unbedingt notwendig. Mehrere am Mühlenberg liegende Flächen sind bereits stark verbracht und werden zum Teil nur noch durch Wildverbiss offen gehalten. Um diese Flächen langfristig zu erhalten, ist eine Wiederaufnahme der Nutzung unablässig. Problematisch gestaltet sich die Pflege einer mittig am Mühlenberg liegenden Privatfläche. Aufgrund der Kleinflächigkeit und des Artenreichtums eignet sich hier Beweidung nicht als Pflegemaßnahme. Stattdessen ist eine Mahd in mehrjährigem Turnus mit Abräumen des Mähgutes (Aushagerung) zielführend. Im Rahmen der von der Autorin im Jahr 2009 erstellten Diplomarbeit „Maßnahmenkonzepte (MAKO) in NRW als Garant für eine zielgerichtete Entwicklung des europäischen Naturerbes? – Kritische Überprüfung eines neuen Planungsinstrumentes am Beispiel des FFHGebietes DE-4221-302 ‚Kalkmagerrasen bei Ottbergen‘“ wurde eine umfangreiche Bestandsaufnahme der wertgebenden Floren- und Faunenelemente des Mühlen- und Gräunenberges vorgenommen. Ziel der Arbeit war es, die Vorgehensweise zur Erstellung eines Managementplans für FFH-Gebiete (MAKO) kritisch zu betrachten und Verbesserungsvorschläge zu entwickeln. Hierzu wurde das MAKO exemplarisch für den Mühlen- und Gräunenberg erstellt. Die Ergebnisse der Arbeit sind Grundlage für die folgenden Ausführungen.
Im südlichsten Zipfel des Kreises Höxters findet sich in der Nähe der idyllischen Ortschaft Warburg-Welda eine wahre Perle des Naturschutzes, der Weldaer Berg. Seit mehr als 200 Jahren wird er von Schafen der Schäferei DRUDE aus Welda beweidet. Diese einzigartige Kontinuität hat einen bemerkenswerten Kalk-Halbtrockenrasen mit markantem Wacholderbestand erhalten, der heute in der Region Ostwestfalen-Lippe seines Gleichen sucht. In erster Linie ist es das artenreiche und biogeografisch interessante Pflanzeninventar, das den steil nach Süden und Osten zum Twistetal abfallenden Muschelkalkhügel 3 km südwestlich von Warburg zu einer landesweiten Besonderheit macht. Auch seltene Tierarten, vor allem Tagfalter, sind auf dem Terrain zu finden, das jedoch durch die Autobahn 44 Dortmund – Kassel und eine Bundesstraße in drei Teile zerschnitten ist und hierdurch als Lebensraum eine nicht unerhebliche Beeinträchtigung erfährt.
Wenn es eine Modenschau unter Vögeln gäbe, würde der Gartenrotschwanz womöglich viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Denn mit seinem feuerroten Schwanz und der orangefarbenen Brust kommt er auffällig und keck daher. In der Natur gelingt es heute immer seltener, diesem farbenprächtigen Vogel zu begegnen. Lebensraumverluste und drastische Bestandsrückgänge machen der Art zu schaffen. In vielen Regionen zählt sie inzwischen zu den gefährdeten Vogelarten. Der Gartenrotschwanz ist bei uns ein Sommervogel, der den Winter in den Trocken- und Feuchtsavannen Zentralafrikas verbringt. Damit ist er sowohl in seinen Brutgebieten als auch während des Zuges und in den Überwinterungsgebieten auf günstige Bedingungen angewiesen. Überall lauern jedoch direkte und indirekte Gefahren, angefangen vom Lebensraumverlust bei uns in Deutschland bis hin zum Vogelfang und zu Dürreperioden auf seinen Zugrouten. Sein Name täuscht inzwischen: In den meisten Gärten, besonders im Nordwesten Deutschlands, werden Sie keinen Gartenrotschwanz mehr antreffen. Eher seinen nächsten Verwandten, den viel robusteren und weniger anspruchsvollen Hausrotschwanz. Hilfe für den Gartenrotschwanz ist daher unbedingt erforderlich. Deshalb haben wir ihn zum Vogel des Jahres 2011 gekürt – um den Blick auf seine Gefährdung zu lenken, die Schutzbemühungen zu intensivieren und viele Fans für einen der schönsten Vögel Deutschlands zu gewinnen.
Der Steinkauz (Athene noctua) gilt im Weserbergland als vom Aussterben bedroht (SUDMANN et al. 2009) und wird in Deutschland nach der Roten Liste als „stark gefährdet“ eingestuft (SÜDBECK et al. 2007). Aus Anlass eines Brutnachweises aus dem Jahr 2009 hatte der Naturschutzbund im Kreis Höxter für das darauf folgende Jahr ein Projekt zum Schutz des Steinkauzes initiiert. Zum Brutnachweis und zur Bestandsentwicklung im Kreis Höxter hatte David SINGER einen aktuellen Überblick in dieser Zeitschrift veröffentlicht (SINGER 2009). Das Steinkauz- Projekt im Jahr 2010 wurde von der Bezirksregierung Detmold mit Mitteln des Landes NRW gefördert und gliederte sich in zwei Teile: Erfassung des Steinkauzes und Herstellen und Aufhängen von Nisthilfen Die Gelände-Untersuchungen wurden vom Verfasser durchgeführt. Das Herstellen und Aufhängen der Nistkästen wurde vor allem vom NABUKreisverbands- Vorsitzenden Theo ELBERICH unter Beteiligung verschiedener Personen durchgeführt.
Der Steinkauz (Abb. 1) gehört zu den kleinsten Eulen Europas und steht auf der Roten Liste der gefährdeten Vogelarten. Im Kreis Höxter war er aus klimatischen Gründen nie häufig vertreten (PREYWISCH 1962) und Ende des letzten Jahrhunderts konnte nur noch ein einziges Steinkauzvorkommen verzeichnet werden (MEBS 2002). Jedoch kehrt er seit einigen Jahren wieder in den Kreis Höxter zurück (SINGER 2009). Dies war der Anlass zu der diesem Artikel zugrunde liegenden Bachelor-Thesis mit der Zielsetzung: Erfassung der Bestände im Nethetal (zusammen mit dem NABU Kreis Höxter; Überprüfung der Eignung des Nethetales als Lebensraum; Ableitung von Entwicklungsmaßnahmen zur Sicherung und Förderung des Steinkauzes.
Im Kreis Höxter ist die Kreuzkröte anscheinend nie häufig gewesen. Die wenigen Nachweise aus den letzten 50 Jahren stammen aus der Umgebung von Bad Driburg und aus der südöstlichen Egge zwischen Bonenburg und Scherfede (BEINLICH et al. 2000). Erstaunlicherweise fehlen Nachweise aus dem Wesertal völlig, obwohl sich gerade dort die ursprünglichen Lebensräume der Kreuzkröte befunden haben dürften. Heute zählt die kleine Kröte zu den seltensten Amphibien im Kreis Höxter. Um einen Überblick über die aktuelle Situation der Kreuzkröte im Kreis zu bekommen, wurden durch den Naturkundlichen Verein Egge-Weser 2010 alle ehemaligen Vorkommen sowie die aktuell geeignet erscheinenden Lebensräume auf Vorkommen dieser seltenen Amphibienart hin überprüft. Bevor im Folgenden die Ergebnisse der Kartierungen und darauf aufbauende Schlussfolgerungen vorgestellt werden, soll zunächst ein Überblick über wichtige Aspekte der Biologie der Art, ihre bevorzugten Lebensräume, ihre Verbreitung und bundesweite Gefährdung gegeben werden.
Das Abend-Pfauenauge Smerinthus ocellatus (LINNÈ 1758) ist ein Schmetterling (Ordnung Lepidoptera) aus der Familie der Schwärmer Sphingidae. Auf Grund seiner von anderen Arten deutlich abweichenden Gesamterscheinung, insbesondere der Färbung und Zeichnung (Abb. 1) wurde es in die Gattung Smerinthus gestellt. In dieser Gattung stellt es (heute) den einzigen europäischen Vertreter dar (NOVAK & SEVERA 1985: 212).
Die kleine Kröte mit ihrer faszinierenden Fortpflanzungsbiologie war nach WOLTERSTORFF (1893) Ende des 19. Jahrhunderts im Weserbergland weit verbreitet, wenn auch nicht überall gleich zahlreich. Aufgrund der besonderen Gefährdungsdisposition der Geburtshelferkröte empfahl der Experte Dr. S. LÖTTERS dringend, ein Populationsmonitoring in den betroffenen Gebieten durchzuführen, um so valide Grundlagen für eine Abschätzung der aktuellen Bestände und deren Entwicklung im zeitlichen Verlauf zu erhalten. Diese Daten werden zukünftig benötigt, um beurteilen zu können, welche Maßnahmen zum Schutz der Bestände notfalls zu ergreifen sind. Diese für die Geburtshelferkröte bedrohliche Entwicklung hat den Naturkundlichen Verein Egge-Weser 2010 dazu bewogen, sich einen Überblick über die aktuelle Situation der Geburtshelferkröte im Kreis zu verschaffen. Hierzu wurden alle ehemaligen Vorkommen sowie die aktuell für die Kröte geeignet erscheinenden Lebensräume auf Vorkommen dieser seltenen Amphibienart hin überprüft. Bevor im Folgenden die Ergebnisse der Kartierungen und darauf aufbauende Schlussfolgerungen vorgestellt werden, soll zunächst ein Überblick über wichtige Aspekte der Biologie der Art, ihre bevorzugten Lebensräume, ihre Verbreitung und bundesweite Gefährdung gegeben werden.
In Mitteleuropa sind zwei Flusskrebsarten beheimatet: der Edelkrebs oder Europäische Flusskrebs (Astacus astacus) und der Steinkrebs (Austropotamobius torrentium). Das Verbreitungsareal des Edelkrebses reichte im Osten bis Russland und in die Ukraine, im Norden bis Finnland, Schweden und Norwegen. Im Süden war er bis Griechenland und im Westen bis Großbritannien zu finden (IUCN 2010). Edelkrebse waren früher in ganz Deutschland in dichten Beständen anzutreffen, so dass sie fischereiwirtschaftlich genutzt wurden. In vielen Regionen hatten sie eine große wirtschaftliche Bedeutung (GROß et al. 2008). Auch in NRW waren sie in den meisten Gewässern anzutreffen. Ihr ursprünglicher Lebensraum sind größere Bäche, Flüsse und Seen, soweit sie ausreichend Versteckmöglichkeiten boten. Im Gegensatz zum Edelkrebs bewohnt der Steinkrebs die sommerkühlen, natürlichen und naturnahen, nicht verschmutzten Bachoberläufe. In NRW war er nur in den südlichen Landesteilen anzutreffen und gehört somit nicht zur angestammten Fauna des Kreises Höxter. Ein Edelkrebs kann bis zu 15 Jahre alt und maximal 18 cm, von Kopf- bis Schwanzspitze, groß werden. Er ist meist einheitlich braun gefärbt, wobei die Spanne je nach Gewässer von recht hellen bis hin zu annähernd schwarzen Tieren reicht. Regelmäßig finden sich aber auch Exemplare mit einem mehr oder weniger intensiven roten, grünen oder blauen Schimmer. Orangerote Scherenunterseiten in Verbindung mit leuchtend rot gefärbten Gelenkhäuten in den Scherengelenken kennzeichnen diese Flusskrebsart. Der Krebspanzer weist an der Oberseite hinter den Augen zwei Paar Augenleisten auf. An den Seiten direkt hinter der Nackenfurche befindet sich mindestens ein kleiner Dorn, manchmal sind auch zwei oder drei Dorne vorhanden (BURK 2004). Da der Edelkrebs, wie auch die meisten anderen Flusskrebse, verendete und kranke Tiere als Nahrung nicht verschmähen, übernimmt er im Gewässer die wichtige Bedeutung der "Gesundheitspolizei“.
Die Gestreifte Quelljungfer (Cordulegaster bidentata) und die Zweigestreifte Quelljungfer (Cordulegaster boltonii) gehören im Kreis Höxter zu den seltenen Großlibellen-Arten. Beide Arten sind recht einfach von den übrigen Großlibellen- Arten zu unterscheiden: Die Imagines sind relativ groß, schwarz-gelb gezeichnet und haben grüne Augen. Der für die Gattung verwendete deutsche Name „Quelljungfer“ ist nicht eindeutig, da in der Regel nur die Gestreifte Quelljungfer im Bereich von Quellen lebt, während die Zweigestreifte Quelljungfer Bäche und kleinere Flüsse besiedelt. Der aktuelle Kenntnisstand zur Verbreitung beider Arten im Kreis Höxter und angrenzenden Regionen ergibt nur wenige Fundpunkte (vgl. Abb. 11 und 12, AK LIBELLEN NRW in Vorb.). In der Roten Liste von NRW (LANUV 2011) wird Cordulegaster bidentata sowohl landesweit als auch für das nordrhein-westfälische Bergland als „stark gefährdet“ (RL 2) eingestuft. Cordulegaster boltonii ist demnach sowohl landesweit als auch im Bergland „gefährdet“ (RL 3).
Im Folgenden werden für den Bochumer Raum bemerkenswerte Funde aufgeführt. Nachdem solch eine Fundliste seit der Gründung des Vereins auf die Stadtgebiete Bochum und Herne beschränkt bliebt (vgl. BOCHUMER BOTANISCHER VEREIN 2010, BOCHUMER BOTANISCHER VEREIN 2011), wurde das "Fundegebiet" im Jahr 2010 erweitert, so dass nun auch Funde aus allen angrenzenden Städte sowie dem gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis und Hagen aufgenommen wurden und zum großen Teil auch mit Fotos versehen unter www.botanikbochum.de/html/funde2010.htm einzusehen sind. Zur besseren Auswertung wurden hinter den Fundorten die MTB-Angaben (Topographische Karte 1:25.000) angegeben und ggf. eine Bewertung des Fundes für den hiesigen Raum hinzugefügt.
Im Folgenden werden für den Bochum-Herner Raum bemerkenswerte Pflanzenfunde aus den Jahren 2007 und 2008 aufgeführt. In den ersten zwei Jahren des Bestehens des Bochumer Botanischen Vereins gab es noch kein Jahrbuch, sondern nur einen intern verteilten Jahresbericht. Hier werden nun die bemerkenswerten Funde aus den beiden Jahren nachgetragen. Zur besseren Auswertung wurden hinter den Fundorten die MTB-Angaben (Topographische Karte 1:25.000) angegeben und ggf. eine Bewertung des Fundes für den hiesigen Raum hinzugefügt.
Am 18. Juli 2010 fand im Ruhrgebiet das Projekt "Still-Leben Ruhrschnellweg" im Rahmen der Veranstaltung zur Kulturhauptstadt 2010 statt. Für einen Tag war die A40 zwischen Dortmund "Märkische Straße" und Duisburg-Häfen für den Kraftfahrzeugverkehr gesperrt und wurde zu einer Veranstaltungsmeile (www.ruhr2010.still-leben-ruhrschnellweg.de), die im Nachhinein als einer der erfolgreichsten Veranstaltung des Kulturhauptstadt-Jahres betrachtet wurde. Neben dem außergewöhnlichen Event an sich stellte dieser Tag für Botaniker zusätzlich eine einmalige Gelegenheit dar, einen Lebensraum zu untersuchen, der ansonsten nicht zugänglich ist und bisher nur völlig unzulänglich aus dem fahrenden Auto bzw. im Stau stehend untersucht worden war. Daher beschlossen der Bochumer Botanische Verein und die Biologische Station Westliches Ruhrgebiet (www.bswr.de), eine systematische Kartierung der Autobahnstrecke zu organisieren. Unter der Federführung von Dipl.-Biol. CORINNE BUCH (Vorsitzende des Bochumer Botanischen Vereins und Mitarbeiterin an der Biostation Westliches Ruhrgebiet) konnten außerdem insbesondere aus dem Umfeld der anrainenden Universitäten, des BUND, des NABU und der Biologischen Station Östliches Ruhrgebiet über 70 Fachleute, Studierende und interessierte Laien für das Projekt gewonnen werden. Als Triebkraft für ein solch außergewöhnlich großes Interesse war zu allererst eine gespannte Neugierde festzustellen. Wissenschaftliches Ziel war neben einer möglichst vollständigen Erfassung aller Arten, besonders charakteristische Autobahnarten herauszustellen, wobei ein besonderes Augenmerk auf den Salzpflanzen (Halophyten) lag.
Das Jahrbuch des Bochumer Botanischen Vereins erscheint einmal jährlich und wird an Vereinsmitglieder und wichtige Bibliotheken in gedruckter Fassung übergeben (Übersicht auf der Homepage des Vereins). Ansonsten wird es auf der Homepage des Bochumer Botanischen Vereins elektronisch publiziert und steht im pdf-Format kostenlos zum Download zur Verfügung. Weitere Druckexemplare können bei Nachfrage zum Selbstkostenpreis ("Print on Demand") plus Porto bezogen werden.
"Jüdische Irrlehre" oder exegetisches Experiment? : die Restitution Israels im 16. Jahrhundert
(2011)
Im Marktflecken Thannhausen bei Augsburg, der in einer adligen Enklave im markgräflich Burgauischen Mindeltal lag, existierte um 1600 eine für diese Zeit beachtlich große jüdische Landgemeinde, die mit ihren etwa dreißig Haushaltungen nach der Vertreibung der Juden aus Günzburg und Burgau 1617/18 die zahlenmäßig stärkste Gemeinde in Schwaben darstellte. An Chanukka des Jahres 5372, Anfang Dezember 1611 christlicher Zeitrechnung, kam dort ein Rechtsstreit zwischen der jüdischen Gemeinde zu Thannhausen und ihrem Schtadlan Kofman vor ein jüdisches Schiedsgericht. Es ging um die Entlohnung Kofmans für eine Mission, auf die ihn die Gemeinde im Frühsommer desselben Jahres nach Prag entsandt hatte, um bei der Ortsherrschaft ihre Interessen zu vertreten. Der Prozess, der zu den wenigen Schiedsgerichtsverfahren dieser Zeit gehört, deren Protokolle weitgehend erhalten sind, soll hier untersucht werden; dabei wird jedoch weniger das Verfahren oder der Gegenstand des Prozesses als solcher, die Auseinandersetzung um Kofmans Lohn, im Mittelpunkt stehen, als vielmehr der Konflikt um die Interpretation der Rolle des Schtadlan, des Fürsprechers der Gemeinde bei der Obrigkeit, durch die beiden Prozessparteien. Die Deutungen, wie sie in den Aussagen der Prozessbeteiligten artikuliert werden, weichen in erheblichem Maße von der in der Forschung vorherrschenden Darstellung des Amtes des Schtadlan in der Frühneuzeit ab – ebenso wie die Definition der Tätigkeit, die der bekannteste Fürsprecher des 16. Jahrhunderts, Josel von Rosheim, in seiner Korrespondenz und in seiner Chronik für sich verwandte. Aussagen der Beteiligten, Auftraggeber und Funktionsträger, sollen hier also auf die Frage nach Amt, Funktion und Titel des Schtadlan im 16. Jahrhundert im Lichte ihrer jeweiligen subjektiven Wahrnehmung der Vorgänge hin analysiert werden.
Die vorliegende Arbeit hat Gespräche in einem kenianischen Unternehmen zum Gegenstand, die in der Produktionshalle im Zusammenhang mit der Herstellung des Unternehmensproduktes -verschiedene Auto- und Lastwagenreifen- geführt werden. Die Analyse hat zum Ziel, die Mechanismen und Prinzipien der Gesprächsorganisation zu rekonstruieren sowie den Einfluss des institutionellen Kontextes darauf herauszuarbeiten.
Die Arbeit ist folgendermaßen untergliedert: Nach den einleitenden Kapiteln, in denen die Fragestellung und die methodischen Hintergründe erläutert und die Datenlage dargestellt wird, folgt das Kernstück mit der Analyse der Gesprächspraktiken auf Mikro- Meso- und Makroebene. Die Arbeit endet mit einem zusammenfassenden Schlusskapitel.
Es handelt sich hierbei um eine sehr innovative Arbeit im Bereich der Afrikanischen Sprachwissenschaften.
Es wird über Großflechtenfunde, speziell epiphytische Arten, aus dem Aachener Stadtgebiet und der nordwestlichen Eifel berichtet. Zu den folgenden Arten werden genauere Angaben zu Fundorten gemacht: Bryoria
fuscescens, Flavoparmelia soredians, Hyperphyscia adglutinata, Hypotrachyna afrorevoluta, Hypotrachyna
revoluta s. str., Melanohalea laciniatula (= Melanelia laciniatula), Parmelia submontana, Parmelina pastillifera, Physconia distorta, Physconia enteroxantha, Physconia perisidiosa, Punctelia borreri, Ramalina fastigiata,
Sphaerophorus globosus, Tuckermanopsis chlorophylla (= Cetraria chlorophylla), Usnea dasypoga (= Usnea
filipendula) und Xanthomendoza fallax (= Xanthoria fallax). Diese und weitere Arten werden anhand von Fotos dargestellt.
Es werden kritische und wenig bekannte Sippen im Aachener Raum dargestellt. Neu kombiniert wird Ochlopoa
raniglumis (S. E. FRÖHNER) BOMBLE. Außerdem werden behandelt: Betula x aurata, B. carpatica & B. pubescens
s. str., Cardamine corymbosa, Eragrostis scholzii BOMBLE ined. (zu E. multicaulis s. l.), Fumaria muralis, Juncus
bulbosus s. str. & J. kochii, Myosotis arvensis s. str. & M. monticola WENDEROTH (= M. arvensis subsp. umbrata),
Urtica subinermis, Vicia austroccidentalis & V. segetalis, Vicia eriocalyx (ČELAK) LANDOLT & V. sepium s. str.
Urbane Böden im Ruhrgebiet
(2011)
Die räumliche Konzentration menschlichen Wirkens im städtischen Raum führt seit jeher zu Veränderungen der
Böden. Im Ruhrgebiet bewirkte vor allem die montan-industrielle Vergangenheit tiefgreifende Veränderungen,
weshalb die heutigen Böden sich z. T. stark von den ursprünglichen natürlichen Bodenverhältnissen unterscheiden.
Einige der neu entstandenen Böden finden in Europa keine natürlichen Äquivalente und bilden einzigartige Standorte. Auch wenn das eigentliche Merkmal städtischer Böden ihre gegenüber den natürlichen Verhältnissen erhöhte Diversität ist, lassen sich häufig anzutreffende Charakteristika wie erhöhte Skelettgehalte, pH-Werte und
Schadstoffgehalte sowie Verdichtungen und Versiegelungen feststellen. Nicht zuletzt aufgrund der vielfältigen Einflussfaktoren auf die Bodenentwicklung hat sich im deutschen Sprachgebrauch nur teilweise eine eindeutige und einheitliche (verbindliche) Klassifikation durchgesetzt, sodass mehrere Ansätze und Nomenklaturen existieren.
Zu den ruhrgebietstypischen Böden zählen etwa die Böden auf Bergematerial des Steinkohlenbergbaus, die
Böden auf Hochofenschlacken oder die Böden auf brachliegenden Bahngleisen. Sie bilden z. T. extreme
Pflanzenstandorte und unterscheiden sich stark voneinander, wie es beispielsweise der Gegensatz zwischen dem sehr sauren Bergematerial und den stark alkalischen Schlacken verdeutlicht. Diese Diversität wirkt sich auch
entsprechend auf die Pflanzenartenvielfalt im urbanen Raum aus. Zudem speichern Stadtböden Informationen zu
vergangenen Umweltzuständen und zur Entwicklung der Städte, die von archäologischer und siedlungsgeschichtlicher
Bedeutung sind.
Neben typischem Xanthium saccharatum wurden am Rheinufer in Duisburg-Hochemmerich morphologisch
abweichende Xanthium-Exemplare gefunden, die in ihren Merkmalen Xanthium albinum entsprechen. Durch
deren Vermessung und durch Vergleiche mit Xanthium-Exemplaren von Weser und Elbe sowie durch Literaturauswertung wurden sie als Xanthium albinum subsp. albinum bestätigt. Dies lässt Diskussionen über die Herkunft dieser Pflanzen am Rhein und über das Areal der Sippen zu.
Es wird über ein rezentes Vorkommen von Orobanche hederae (Efeu-Sommerwurz, Efeu-Würger) in Dortmund-
Lütgendortmund berichtet sowie eine Einschätzung bezüglich der Herkunft, der Gefährdung und des floristischen
Status dieses Vorkommens vorgenommen. Des Weiteren wird die pflanzengeografische Bedeutung des Fundes,
speziell für den Ballungsraum Ruhrgebiet, aber auch für Westfalen insgesamt, diskutiert. Ferner wird eine Übersicht
über die jüngsten Funde der Art in Nordrhein-Westfalen in den letzten zehn Jahren geliefert.
In Bestimmungsschlüsseln, Beschreibungen und auf Fotos wird eine von den mitteleuropäischen Floren abweichende taxonomische Gliederung von Draba subgen. Erophila (= Erophila) vorgestellt. Betrachtet werden neben den üblicherweise unterschiedenen Draba praecox und D. verna s. l. die bisher hauptsächlich in Großbritannien beachteten D. majuscula und D. glabrescens s. l. Eine neue, nur vorläufig benannte Kleinart mit ungewöhnlicher Merkmalskombination wird ausführlicher vorgestellt.
Es wird ueber neue Funde von Myrmecophilus acervorum in Bochum und Umgebung berichtet. Diese Fundorte
liegen außerhalb der bisher bekannten nordwestlichen Verbreitungsgrenze. Verbreitungskarten auf der Basis publizierter Daten zeigen die Ausbreitung nach Norden in den letzten Jahrzehnten. Ob und wie sich die Süedgrenze veraendert, laesst sich nicht feststellen, da die Unterscheidung von weiteren Arten unsicher ist.
Tellima grandiflora, die Falsche Alraunwurzel, eine Zierpflanze aus Nordamerika, wird in Gärten als Bodendecker in schattigen Bereichen gepflanzt. Aus solchen Anpflanzungen heraus verwildert die Art und ist in der Lage, sich bevorzugt an feuchten und schattigen Standorten einzubürgern, wie dies an einigen Stellen im Ruhrgebiet geschehen ist.
Die triploide Schachtelhalm-Hybride E. x ascendens wird als neue Sippe für die Flora Nordrhein-Westfalens
vorgestellt. Es werden Aspekte ihrer Biologie und Nomenklatur diskutiert sowie Bestimmungsmerkmale angegeben,
welche eine Abgrenzung von E. hyemale, E. x moorei und E. ramosissimum erlauben. Die nordrheinwestfälischen
Vorkommen der Hybride werden beschrieben, standortökologisch bewertet und in den Kontext der
allgemeinen Verbreitung in Mitteleuropa gestellt. Darüber hinaus werden Verbreitung und Ökologie aller in NRW
bekannten Sippen der Untergattung Hippochaete charakterisiert und verglichen. Für alle Arten und Hybriden
werden aktuelle Verbreitungskarten für dieses Bundesland präsentiert.
Diese kleine Auswahl an Ringfunden mit Bezug zu Deutschland oder Österreich soll über die interessanten, vielfältigen und teilweise auch überraschenden oder ungewöhnlichen Einblicke informieren, die heute noch durch die Vogelberingung gewonnen werden. Da die Angaben auf das Wesentliche reduziert wurden, sind diese Funddaten für die weitere Auswertung nicht in allen Fällen geeignet. Interessenten, die Ringfunde für Auswertungen verwenden möchten, wenden sich bitte an eine der drei deutschen Beringungszentralen.
Das Thema dieses Diskussionspapiers ist die Ökonomisierung des Sozialen. Methodisch handelt es sich um eine metatheoretische Analyse, der gleichzeitig theoretische wie empirische und normative Erkenntnisinteressen zugrunde liegen. Die vergleichende Analyse von Diskurspositionen über gesellschaftliche Transformationsprozesse zeigt dabei, dass sich die objektiven Anforderungsstrukturen und subjektiven Bewältigungsstrukturen im Umbruch befinden. Die drei ausgewählten Diskurspositionen werden dabei auf theoretische Fundierung, empirische Validierung und normative Implikationen hin untersucht. Die divergierenden theoretischen wie empirischen Bezüge bilden mit den normativ-politischen Positionen weitgehend kohärente Diskurspositionen. Der postpositivistische Theorienvergleich zeigt ein Bild sich theoretisch, empirisch und normativ ergänzender (wissenschaftlicher) Narrative, die belegen, dass die Sozialwissenschaf(en) nicht wertneutral berichten, sondern selbst politische Akteure sui generis sind und am Zeichnen des Bildes dessen, was sie untersuchen, aktiv partizipieren.
Plagiarismus in der Medizin wird im Ausland im letzten Jahrzehnt zunehmend erforscht,
nicht so in Deutschland. Prominente Plagiatsfälle auch außerhalb der Medizin stellen darüber
hinaus grundlegende Fragen an die Qualität von Wissenschaft. Plagiarismus und
unethisches Verhalten in der Wissenschaft werden in diesem Arbeitspapier im Kontext
des grundlegenden institutionell-organisatorischen Wandels des Wissenschafts- und
Hochschulsystems durch die Übertragung von Konzepten des New Public Management
(NPM) auf die Governance des Hochschul- und Wissenschaftssystems diskutiert. Möglichkeiten
und Grenzen verschiedener Strategien zum Umgang mit Plagiarismus werden
vorgestellt. Dabei wird insbesondere auf die Verwendung von Plagiats-Software eingegangen.
Die Verwendung einer Software-Lösung im Fachbereich Humanmedizin wird aus
verschiedenen Gründen kritisch eingeschätzt. Erste Ergebnisse aus einer empirischen
Studie zum Plagiarismus von Studierenden zeigen ebenfalls, dass der Prävention von
Plagiaten durch Aufklärung und Ausbildung mehr Beachtung geschenkt werden muss. Auf
Grundlage der theoretischen Überlegungen, Recherchen und der eigenen empirischen
Erhebungen werden Bausteine für einen systematischen Umgang mit Plagiarismus für die
Hochschulmedizin entwickelt.
Das vorliegende Diskussionspapier ist die erweiterte and aktualisierte Fassung des Kapitels „Neoliberalismus und Arzt-Patient-Beziehung“ meines Buches „Zur sozialen Anatomie des Gesundheitswesens. Neoliberalismus und Gesundheitspolitik in Deutschland“ (Frankfurt 2005). Es geht dabei um die Ökonomisierung bzw. Kommerzialisierung eines sozialen Bereiches, der davor lange Zeit verschont wurde. Der Einfluss von Markt und Wettbewerb auf die Arzt-Patient- Beziehung werden beschrieben und analysiert sowie auf daraus folgende wichtige Veränderungen hingewiesen. Dabei zeigt sich, dass der Patient zunehmend zum Kunden wird und der Arzt immer intensiver unternehmerisch zu denken hat. Der Ermessensspielraum für ärztliche Entscheidungen, von Indikationsstellungen und therapeutischen Interventionen, werden davon nicht unerheblich berührt. Daraus ergeben sich ethische Aspekte, die schon vor einigen Jahrzehnten von der „kritischen Medizin“ beklagt wurden. Gesundheit wird hier als Menschenrecht gesehen. Als Gegenmodell zur um sich greifenden Kommerzialisierung gelten neue Formen der Versorgung, die auf der Basis von Solidarität beruhen.
Rezension zu: Michalik, Andreas 2011: Foraging and sexual segregation in a diving seabird, the Imperial cormorant Phalacrocorax atriceps,
during contrasting environmental conditions. Vogelwarte 49: 29-30.
Diplomarbeit an der Universität Osnabrück, Experimentelle Ökologie betreut durch Prof. Dr. Till Eggers und am Max-Planck-
Institut für Ornithologie, Vogelwarte Radolfzell betreut durch Dr. Petra Quillfeldt
Rezension zu: Dänhardt, Andreas 2011: The spatial and temporal link between Common Terns Sterna hirundo and their prey fish in the Wadden
Sea. Vogelwarte 49: 25-27.
Dissertation an der Carl-von Ossietsky Universität Oldenburg, Fakultät für Mathematik und Naturwissenschaften, betreut
von Prof. Dr. Peter H. Becker.
Nucleotidsequenzen von mitochondrialen und nucleären
Markergenen eignen sich hervorragend, um die Phylogenie
und Evolution der Vögel zu untersuchen. Eine kürzlich publizierte
Analyse mit 19 Kerngenen (Hackett et al. 2008) erlaubte
erstmalig die Rekonstruktion einer verlässlichen Phylogenie
der Vögel auf Familienebene. Auch für die Systematik
der Singvögel erbrachten DNA-Daten bedeutsame Fortschritte.
Die von diesen Phylogenien ableitbaren Klassifikationen
unterscheiden sich signifikant von der bisher akzeptierten
Systematik. Die molekularen Phylogenien erlauben es außerdem,
para- und polyphyletische Gruppierungen zu erkennen.
Da die Kladistik nur monophyletische Gruppen zulässt, sollten
mindestens 22 Gattungsnamen palaearktischer Vogelarten
geändert werden. Die DNA-Analysen unterstützen eine Trennung
(Splits) von mindestens 44 bestehenden Arten in neue
Arten. Insgesamt 4 Vogeltaxa von den Kanarischen Inseln und
den Azoren konnten in den letzten 10 Jahren mittels DNAUntersuchungen
als neu identifiziert werden. Dieses Review
gibt eine Übersicht über die taxonomischen und systematischen
Änderungen, die zwischen 1990 und 2010 für die Palaearktis
publiziert wurden.
Die ökologische Begleitforschung am Offshore-Windpark „alpha ventus“, 45 km nördlich der Nordseeinsel Borkum, konzentriert sich u. a. auf das Zuggeschehen migrierender Vögel. Erstmals seit Beginn der Datenerhebung im Herbst 2003 präsentieren wir einen mittels verschiedener Fernerkundungsmethoden zeitlich lückenlos erfassten Verlauf einer Massenzugnacht am 1./2.11.2010 während derer es zu einem Massenkollisionsereignis kam. Dieses konnte ursächlich auf die spezifische Konstellation in der Ausprägung verschiedener Wetterparameter zurückgeführt werden. Verstärkte (Massen)Zugbewegungen aus NO am frühen Abend des 1.11.2010 fanden ihren zahlenmäßigen Höhepunkt von etwa 460 Radarechos/h zwischen 19:00 Uhr und 20:00 Uhr MEZ. Ein in etwa zeitgleich stattfindender Wetterumschwung mit einem Wechsel von Rückenwind auf direkten Gegenwind, zunehmender Windgeschwindigkeit und abnehmender Sichtweite schlug sich während der zugstärksten Phase zwischen 19:00 Uhr und 1:00 Uhr in einer kontinuierlichen Abnahme von in höheren Luftschichten fliegenden Vögeln nieder. Ab etwa 4:00 Uhr wurden über 50 % der ziehenden Vögel in niedrigen Höhenbereichen von bis zu 200 m registriert, vermutlich als Reaktion auf plötzlich auftauchende Schlechtwetterbedingungen. Verstärkte Aggregation der Vögel im Wirkungsbereich von FINO1 bzw. künftiger WEAs erhöht das Kollisionsrisiko. Kollisionen konnten durch Video- und Wärmebildaufnahmen an FINO1 bestätigt werden: Mit 88 Totfunden aus der Zugnacht des 1./2.11.2010 platziert sich dieses Ereignis an vierter Stelle der bisher dokumentierten Massenkollisionen an FINO1. Da die Dokumentation solcher (Massen-)Kollisionsereignisse in der Regel erschwert und oftmals methodisch limitiert ist, ist auch die damit verbundene Abschätzung des Gefährdungspotenzials für Vögel auf Populationsebene bislang unmöglich. Das geschilderte Ereignis wirft im Hinblick auf zukünftig geplante WEAs ein chlaglicht auf zu befürchtende quantitative Dimensionen der Opferzahlen.
In einem Gebiet im Westen Schleswig-Holsteins (Dellstedter
Moor) wurde von 1969 bis 2005 in mehr oder weniger großen
Intervallen der Brutbestand von Wiesenlimikolen erfasst. Vier
Arten (Kiebitz, Bekassine, Uferschnepfe, Gr. Brachvogel)
nahmen dramatisch ab, zwei (Austernfischer, Rotschenkel)
sind nahezu verschwunden. Der Bestand des Großen Brachvogels
stieg von 3 (1968) auf 22 Paare (2001), um dann wieder
auf 6 Paare (2005) abzufallen. 2003, 2004 und 2005 fanden
sich jeweils 4, 4 bzw. 3-4 Territorien auf regenerierendem
Hochmoor und 6, 3 bzw. 2 auf Wirtschaftsgrünland. 2003
hatte je ein Paar in beiden Habitaten Bruterfolg. Der starke
Bestandsrückgang innerhalb von nur vier Jahren lässt sich
hauptsächlich wie folgt interpretieren: Brutortstreue und
möglicherweise hohes Lebensalter erhielten jahrelang einen
verhältnismäßig großen Bestand. Das Zusammentreffen von
Alterssterblichkeit und sehr geringer Fortpflanzungsrate alter
Brachvögel beschleunigte dann die Abnahme.
Die Rückgänge der weiteren Arten sind im Wesentlichen mit
Flächenverlusten (37 % weniger Grünland) und landwirtschaftlichen
Arbeiten zu erklären: Für Bruten und Ersatzbruten steht
zwischen verschiedenen Maßnahmen intensiver Grünlandnutzung
(Düngen, Schleppen, Walzen, Mahd) zu wenig Zeit
zur Verfügung.
Ein Ausbau der Windenergienutzung auf See könnte zu einem
deutlichen Verlust an störungsfreien Überwinterungs- und
Rastgebieten für Seevögel führen. Um die Auswirkungen von
Windparks vor, während und nach ihrem Bau einschätzen zu
können, werden im derzeitigen Standarduntersuchungskonzept
des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie
(BSH) neben schiffs- auch flugzeugbasierte Vogelzählungen
empfohlen. Diese visuellen Transektzählungen haben jedoch
methodische Nachteile. Aus der zur Arterkennung erforderlichen
Flughöhe (78 m) und mit entsprechender Fluggeschwindigkeit
können bei hohem Vogelaufkommen lediglich
grobe Bestandskategorien geschätzt werden. Darüber hinaus
üben Flugzeuge in dieser Höhe eine Scheuchwirkung auf
Rastvögel aus, wodurch die Erfassbarkeit einiger Arten (v. a.
Trauerenten) zusätzlich erschwert und die zu untersuchende
Störwirkung von Windparks überlagert wird. In der vorliegenden
Pilotstudie vergleichen wir eine herkömmliche Flugzeugtransektzählung
mit einer kurz zuvor durchgeführten
fotografischen Seevogelerfassung über der Wismarbucht in
der deutschen Ostsee. Die fotografische Kartierung erfolgte
mit einer hoch auflösenden Digitalkamera (39 Megapixel) aus
200 m Höhe. Entlang definierter Transekte wurden in regelmäßigen
Abständen 415 entzerrte, maßstabsgetreue Digitalfotos
(Orthofotos) aufgenommen. Die Ergebnisse dieser
Studie zeigen, dass bei der herkömmlichen Flugzeugtransektzählung
die Bestände von Meeresenten (Eider-, Eis-, Trauerenten)
deutlich unterschätzt wurden. Die Abweichung gegenüber
der fotografischen Methode variierte deutlich zwischen
den Arten. Während des visuellen Zählflugs wurden ohne
Korrekturfaktoren 85 % (Eiderente), 41 % (Eisente) und lediglich
2 % (Trauerente) der fotografisch nachgewiesenen Individuen
erfasst. Die Ursachen für diese quantitativen Unterschiede
werden diskutiert.
Dieser fünfte Beitrag in unserer Reihe über neue Vogeltaxa gibt eine Übersicht der im Jahre 2009 neu beschriebenen Familien, Gattungen, Arten und Unterarten rezenter Vögel und basiert auf umfangreicher Literaturrecherche. Im Berichtszeitraum wurden eine neue Familie, sechs Gattungen, sechs Arten und sechs Unterarten den Nomenklaturregeln entsprechend benannt. Die neue Familie, Pnoepygidae, wurde von den Timaliidae abgetrennt, die „Timaliidae“ und die „Sylviidae“ wurden gänzlich neu definiert; sie bestehen in der alten Zusammensetzung nicht mehr. Neue Gattungen wurden für Arten bzw. Artengruppen in den Familien der Habichtartigen (Accipitridae), Tyrannen (Tyrannidae), Töpfervögel (Furnariidae), Papageischnabeltimalien (Paradoxornithidae) bzw. in der Unterfamilie der Kleidervögel (Drepanidinae: Fringillidae) eingeführt. Geordnet nach Zahl der Gattungen, Arten und Unterarten gliedert sich die Herkunft der Taxa wie folgt: Neotropis and Karibik 4/2/3, Paläarktis -/-/1, Indo-Malaya 1/2/2, Nearktis -/1/-, Afrotropis -/1/-, Pazifische Inseln 1/-/-. Neue Namen wurden für eine neotropische Gattung, eine nearktische Art und jeweils eine paläarktische und eine indo-malayische Unterart vorgeschlagen. Die neuen Taxa haben zumeist kleine Verbreitungsgebiete in abgelegenen und schwer zu erreichenden Gebieten, oft Sonderbiotope, die nur selten besucht werden. Ebenfalls genetische Untersuchungen führten dazu, dass Arten als unberechtigt erkannt wurden und eingezogen werden mussten (Leucosticte, Eisfinken). Für die Paläarktische Region und die Indomalayische Region erfassten wir erneut die Aufspaltungen bereits bekannter Arten in Tochterarten, zumeist Allospzies. Im Berichtszeitraum sind davon Seeschwalben (Thalasseus), Eulen (Athene), Muscicapidae (Cyornis), Turdidae (Copsychus), Phylloscopidae (Phylloscopus) und Corvidae (Pica, Nucifraga) betroffen. Diese Aufspaltungen verändern das Bild der Vogel-Taxonomie und damit die lokale Vogel-Diversität weltweit besonders nachhaltig, und die Intensität nomenklatorischen Handlungen lässt nicht nach. Alle bedürfen genauer und kritischer Beobachtung, Dokumentation und Abwägung.
On the 10th of January 2010 Helmut Sick, the German-Brazilian explorer of neotropical birds would have had his 100th anniversary. He made his PhD under supervision of Erwin Stresemann in 1937 about the structure of bird feathers. 1939 he joined a three months expedition to Brazil but was so fascinated about the bird life that he stayed much longer and in 1952 he became citizen of Brazil. Helmut Sick was director at the National Museum Boa Vista and was professor for zoology an the State University in Rio. He became member of the Academia Brasileira de Ciências und honorary citizen of Rio de Janeiro. His probably most important book were the two volumes of „Ornitologia brasiliera, uma introduÇão“, which has been revised in 1993 in an English version “Birds in Brazil. A natural history“. Over 68 years Helmut Sick conducted an ornithological diary with very detailed, sometimes even artistic descriptions of his observations. His notes between 1923 and 1938 comprise 12 diary books with 80 pages each. The authors secured the material and looked through it. Here a short description of the contents is given. A publication list and more material are available online (see bottom of the text). Helmut Sick died in a traffic accident on 5th March 1991 in Rio de Janeiro.
Schleiereulen-Weibchen prüfen offensichtlich, vielleicht sogar regelmäßig, vor der Entscheidung für eine Zweitbrut mit ihrem bisherigen Männchen, ob es eine bessere Alternative gibt (better option hypothesis). Sie können sich dann für oder gegen eine neue Partnerschaft entscheiden. Scheidungs-Zweitbruten können auch sehr dicht beim ersten Brutplatz des Weibchens stattfinden (ca. 40 m Abstand). Das neue Männchen einer Scheidungs-Zweitbrut folgt gelegentlich seinem Weibchen in die Nähe von dessen Erstbrutplatz. Die aktive Rolle des Weibchens bei der Initiierung einer Zweitbrut wird bestätigt.
Ergebnisse aus einer zehnjährigen Langzeitstudie zur Populationsdynamik
der Zippammer Emberiza cia L. in einem
steilen, terrassenförmig angelegten Weinberghabitat am Oberen
Mittelrhein (Schuphan 1972) wurden verglichen mit
Ergebnissen von achtjährigen Untersuchungen in steilen
Fichten-Kahlschlag-Habitaten am Ostabfall des Pfälzerwaldes
(Groh 1988), sowie mit Ergebnissen von siebenjährigen Untersuchungen
in einem steilen natürlichen Felssteppen-Habitat
an der Rhone des Wallis in der Schweiz (Keusch 1991). Das
Ziel ist, Habitatunterschiede herauszustellen und habitatabhängige
Einflüsse auf die populationsdynamischen Parameter
zwischen diesen geographisch getrennten Populationen zu
erfassen, um die Erkenntnisse für differenzierte Zippammer
Managementpläne nutzbar zu machen.
Am Rhein trugen 618 überwiegend farbig beringte Zippammern
zu den Ergebnissen bei, im Pfälzerwald 157 und an
der Rhone 993 markierte Zippammern. Die großen Unterschiede
im Habitat (steile Weinbergterrassen, steile Fichtenkahlschläge,
steile Felsensteppe) spiegelten sich wider in der Größe der
Reviere. Diese waren am Rhein und im Pfälzerwald, topographisch
bedingt, in ihren Grenzen relativ fest vorgegeben, im
Wallis weit flexibler. Die Größenunterschiede waren im Fall des
Pfälzerwaldes durch die Ausmaße der Kahlschläge
vorgegeben
und im Fall der sich verändernden Walliser Reviere offensichtlich
durch anfängliche Nahrungslimitierung bedingt. Die kleineren
Reviere am Rhein waren Ausdruck eines optimalen
Nahrungsangebots und bedingten dadurch eine größere Populationsdichte.
Insbesondere die Daten zur Altersstruktur der
Populationen ergaben bedeutende Unterschiede zwischen
Rhein und Wallis, für den Pfälzerwald lagen keine Daten vor.
Von den M am Mittelrhein kehrten im nächsten Jahr 69 % (W
49 %) und im darauf folgenden Jahr noch 42 % (W 23 %) der
ursprünglich vorhandenen Revierinhaber (100 %) zurück. Im
Wallis lagen die Rückkehrquoten bei 39 % für die M (W 27 %)
und im nächst folgenden Jahr für die M bei 16,7 %. Aus der
demographischen Verteilung ergab sich über zehn Jahre am
Rhein ein mittleres Alter für die M von 2,6 Jahren (n = 103) und
für die W von 2,0 Jahren (n = 101). Im Wallis wurde während
drei aufeinander folgenden Brutperioden das Durchschnittsalter
für die Zippammer M im ersten Jahr mit 1,3 Jahre (n = 16)
und in beiden darauffolgenden jeweils mit 1,7 Jahre (n = 9 bzw.
n = 13) bestimmt. Am Oberen Mittelrhein verblieb ca. ein Drittel
der Brutvögel im milden Kernhabitat selbst. Das Pfälzerwald
Brutgebiet wurde vollständig geräumt. Im Wallis verließen die
Brutvögel ebenfalls die Brutreviere. Fünf Zippammer-Fernwiederfunde
vom Rhein (Herbst-Winter) wiesen alle in Richtung
SW, Leitlinien könnten das Nahe- und Moseltal sein. Der entfernteste
Fund (1020 km) lag bei Biarritz (West-Frankreich).
Überwinterer sowie Zugvögel hatten also keine mit den Alpen
vergleichbaren Schneeverhältnisse (Futtermangel) zu überwinden.
Trotz dieser Unterschiede realisierten beide Populationen
Stabilität, aber auf verschiedenen Niveaus. Das Erlöschen der
Population im Pfälzerwald nach 1990 stand in offensichtlichem
Zusammenhang mit dem Verlust der Kahlschläge (Aufforstung).
Diese früheren sowie neue eigene Daten von 2007-2010
zeigen, dass montan adaptierte Zippammer-Populationen im
Wallis, im Schwarzwald, in den Vogesen und im Pfälzerwald
nicht die nahe gelegenen Weinbau geprägte Steillagen besiedeln,
wie diese im Elsass oder an der Weinstrasse gegeben sind. Auf
diese unterschiedliche Bevorzugung von Habitatstrukturen
muss geachtet werden, wenn eine gezielte Förderung der Zippammern
in Managementplänen erfolgen soll.
Rezension zu: Sternkopf, Viviane 2011: Molecular Analysis in sea gulls (Laridae) to reveal genetically relationship and phylogeographic differentiation.
Vogelwarte 49: 175-177.
Dissertation an der Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald, Mathematisch- Naturwissenschaftliche Fakultät, durchgeführt
am Deutschen Meeresmuseum in Stralsund und dem LUMC in Leiden (Niederlande), betreut von Dr. Dorit Liebers-Helbig,
Prof. Peter de Knijff und Prof. Klaus Fischer
In der vorliegenden Studie untersuchten wir eine Auswilderung
von in einer Voliere gehaltenen Dohlen (Corvus monedula),
die in einer erfolgreichen Etablierung einer Wildkolonie
mündete. Die Auswilderung erfolgte in zwei Stufen in
den Jahren 2007 und 2009. Im ersten Projektjahr lag der
Fokus unserer Untersuchung auf der räumlichen Ausbreitung
der ausgewilderten Individuen, die zunächst nur allmählich,
dann jedoch fast sprunghaft erfolgte. Mit der
räumlichen Ausbreitung der Individuen auf andere als die
in unmittelbarer Nähe zur Voliere gelegenen Bereiche war
auch eine veränderte funktionelle Nutzung des Raumes
verbunden, in der vor allem das Zentrum der Aktivitäten
der Vögel verlagert wurde. Das zweite Projektjahr war der
Untersuchung gewidmet, wie sich eine neuerlich ausgewilderte
Dohlengruppe mit der bereits bestehenden Wildkolonie
zu einer sozialen Gruppe zusammenschließen würde. In
diesem Prozess benutzten die beiden Kolonien unterschiedliche
Strategien der Annäherung. Während Individuen der
Wildkolonie mit den hinzugekommenen Individuen häufiger
in aggressiver Weise Kontakt aufnahmen, zeigten umgekehrt
die neu ausgewilderten Individuen gegenüber Individuen
der Wildkolonie vor allem soziopositives Verhalten.
Obwohl die beiden Kolonien nach nur rund zwei Wochen
räumlich als eine Kolonie betrachtet werden durften, zeigen
unsere Ergebnisse, dass der soziale Zusammenschluss erst
nach etwa zwei Monaten erreicht war. Unsere Studie zeigt
auch Kontextfaktoren bzw. Faktoren der Biologie von Dohlen
auf, die für eine erfolgreiche Auswilderung von besonderer
Bedeutung sind: das visuelle Kennenlernen der neuen
Umgebung, die Dynamik von Dohlenkolonien als offene
Gruppen, in denen Abwanderungen und Neuzugänge ein
häufiges Phänomen sind und für Auswilderungszwecke
genutzt werden können und die Wichtigkeit einer etablierten
Dominanzhierarchie in der dominante Individuen Führungsrollen
übernehmen und Artgenossen diesen folgen
können.
Wasservögel gelten als Hauptreservoir für viele Subtypen niedrig pathogener Influenza A Viren. Auch auf eine mögliche Verbreitung hoch pathogener Formen durch Wasservögel gibt es Hinweise. Daher wird die Übertragung von Geflügelpest-Erregern von Wildvögeln auf Hausgeflügel und umgekehrt bei Kontakten zwischen beiden Gruppen (z.B. in Freilandhaltungen) als Risikofaktor für die Ausbreitung der Seuche angesehen und Aufstallungsgebote zählen zum Standardrepertoire der Reaktion auf eine mögliche Geflügelpest-Gefahr. Daten zum tatsächlichen Ausmaß solcher Wildvogel-Geflügel-Kontakte waren jedoch bislang nur in Form einzelner Anekdoten verfügbar. Im Rahmen des Projektes „Constanze“ zur Untersuchung des Geflügelpest-Risikos am Beispiel des Bodenseeraumes wurden von Oktober 2007 bis einschließlich Januar 2008 im Rahmen einer Diplomarbeit schweizerische Geflügel-Freilandhaltungen auf Kontakte von Wildvögeln mit Hausgeflügel untersucht. Ziel dabei war, das Ausmaß dieser Kontakte hinsichtlich eines möglichen Übertragungsrisikos von Geflügelpest-Erregern abzuschätzen. Die Beobachtungen wurden an 21 Geflügelhaltungen mit Freilauf in den Kantonen Thurgau und Sankt Gallen durchgeführt. Während der Gesamtbeobachtungszeit von 65 Stunden wurde abgesehen von Besuchen von einmal drei und einmal einer Lachmöwe kein Fall eines Auftretens von Wasservögeln in den Geflügelhaltungen festgestellt. Es gab lediglich Kontakte zu Landvögeln urbaner Lebensräume wie Haussperling, Buchfink oder Rabenkrähe und indirekte Kontakte zu bzw. Anwesenheit von Greifvögeln, Lachmöwen, Tauben und einigen weiteren Arten in der näheren Umgebung. Die beobachteten Vogelarten sind nach derzeitigem Kenntnisstand nicht an der Übertragung der Vogelgrippe beteiligt. Obwohl die Beobachtungen im Winter zu einer Zeit stattfanden, als mehrere zehntausend Entenvögel am Bodensee anwesend waren, wurde kein einziger Kontakt mit dieser für das Vogelgrippegeschehen relevanten Gruppe beobachtet. Insgesamt kann geschlossen werden, dass das Risiko einer Übertragung der Geflügelpest von einem Wildvogel auf Hausgeflügel oder umgekehrt durch die direkten Kontakte aufgrund von deren Seltenheit im Bodenseeraum eher vernachlässigbar ist.
Von 1999 bis 2003 kamen im Nationalpark Harz (Niedersachsen) 83 gezüchtete juvenile Auerhühner frei, die zuvor mit Sendern ausgestattet und anschließend regelmäßig geortet wurden. Es wurde geprüft, ob die ausgewilderten Auerhühner ein ähnliches Nahrungsspektrum haben wie Wildvögel. Der Hintergrund dabei sind Erkenntnisse darüber, dass gezüchtete Hühnervögel aufgrund der hochverdaulichen und nährstoffreichen Volierennahrung ernährungsphysiologisch schlecht auf ein Leben im Freiland vorbereitet sind. Es wurden 109 Losungsproben gesammelt und die darin enthaltenen Nahrungsreste mikroskopisch aufbereitet, mit Hilfe einer Vergleichssammlung und der arttypischen Epidermiskennzeichen bestimmt und ihre Anteile geschätzt. Als Hauptnahrungskomponenten der im Herbst ausgewilderten Auerhühner sind für die Monate Oktober bis Februar Fichte (34 %), Heidelbeere (26 %) und Kräuter (20 %) zu nennen. Bei den im Frühjahr frei gelassenen Vögeln dominierten Fichte (56 %) und Gräser (20 %). Der Koniferenanteil bleibt jedoch in den Herbst- und insbesondere in den Wintermonaten hinter den Erwartungen zurück, besteht doch die Ernährung wild lebender Auerhühner im Winter nahezu ausschließlich aus Nadeln. Betrachtet man die drei Auswilderungstermine im Herbst (1999, 2002 und 2003) separat, fällt auf, dass der Fichtenanteil in den Monaten Dezember bis Februar mit minimal 18 % bis maximal 64 % auf äußerst niedrigem Niveau schwankt. Eine Umstellung auf die Winternadelnahrung, wie sie bei Wildvögeln bereits in den Herbstmonaten erfolgt, konnte nur anhand von Einzelproben nachgewiesen werden und verlief deutlich zeitversetzt (Februar). Günstige Witterungsbedingungen bis weit in die Wintermonate hinein (Verfügbarkeit der Krautschicht als Nahrungsquelle) und ernährungsphysiologische Defizite (geringe Verdauungsleistung) werden als Ursachen dafür diskutiert. Da das Hauptziel von solchen Artenschutzprogrammen die Ausbringung überlebensfähiger Individuen sein muss, ist zukünftig verstärkt darauf zu achten, dass die dafür notwendigen Grundlagen garantiert sind. Eine Voraussetzung dabei ist die Entwicklung umsetzbarer Fütterungsprogramme für Auswilderungszuchten und deren erfolgreiche Etablierung. Gelingen diese nicht, ist der weitere Einsatz von Zuchtvögeln für Ansiedlungsprojekte nicht zu befürworten.
Die Zippammer kommt in Mitteleuropa an ihrer nördlichsten
Verbreitungsgrenze in den klimatisch günstigen Gegenden
des Mittelrheins mit seinen Nebenflüssen und des Mains
vor. Diese sind gekennzeichnet durch felsige, nach S ausgerichtete
sonnenscheinreiche Gebiete und Terrassenweinbau
wie an Ahr, Mosel, Mittelrhein, Nahe und Main gegeben.
Dagegen ist die Art im Südschwarzwald und den Vogesen
überwiegend in Höhen von über 1.000 m, in der Schweiz
sogar über 2.300 m, verbreitet. Das dortige Habitat ist ebenfalls
von steiler, felsiger Struktur oder befindet sich auf
Kahlschlägen oder Windbruchflächen. Nach der Revierbesetzung
im März-April ist es dort häufig bis in den Juni hinein
kalt, stürmisch, wolkenverhangen und nass bis über die
erste Brutperiode hinaus. Die südliche Exposition und spezielle
Beschaffenheit aller Reviere, auch in großen Höhen,
kann in Zusammenhang gebracht werden mit der bevorzugten
Insektenentwicklung auf solchen Hängen, zum einen der
Lepidopteren-Larven für die Aufzucht der ersten Zippammer-
Brut und dann folgend der Heuschrecken als Nahrungsgrundlage
für die Aufzucht der zweiten Brut. Am klimatisch
günstigen Südschwarzwald-Hangfuß, wie auch am klimatisch
bevorzugten Hangfuß der Vogesen, den Weinbau-
Terrassen des Elsass, kommt die Zippammer nicht vor.
Aufgrund der zeitweisen Besiedlung von Fichtenkahlschlägen
am Ostabfall des Pfälzerwaldes und nicht der Weinberg-
Terrassen des klimatisch günstigen Hangfußes des Pfälzerwaldes
(Pfälzer Weinstrasse) wird geschlossen, dass die
Besiedlung des Pfälzerwaldes von dem gebirgsadaptierten
Zippammervorkommen der südlich gelegenen Vogesen
erfolgte (Entfernung 150 km) und nicht von dem wärmeadaptierten
nördlich liegenden mittelrheinischen Zippammervorkommen.
Es wird die Hypothese aufgestellt, dass die
nördlichen weinbergadaptierten Vorkommen zusammen
und die südlich gelegenen gebirgeadaptierten Vorkommen
der Zippammer je eine genetisch getrennte Metapopulation
bilden könnten und ihr unterschiedliches Verhalten nicht
nur ihre phänotypische Plastizität widerspiegelt.
Gleichstellungs-News : Nr. 9
(2011)
Gleichstellungs-News : Nr. 8
(2011)
Gleichstellungs-News : Nr. 7
(2011)
Gleichstellungs-News : Nr. 6
(2011)
Gleichstellungs-News : Nr. 4
(2011)
Sojabohnen sind aufgrund ihres hohen Proteingehaltes ein wichtiges Nahrungsmittel und insbesondere bei Kindern ein häufig austretendes allergenes Lebensmittel. Der einizige zur Zeit mögliche Schutz vor einer allergischen Reaktion auf Soja ist die strikte Vermeidung der Aufnahme. Die allergenen Substanzen sind Proteine und Glykoproteine. Es gibt eine Reihe von Produkten aus Soja, die kein oder nur geringe Mengen Protein enthalten, aber in zahlreichen Lebensmitteln enthalten sind. Die Prüfung der potenziellen Allergenität von solchen Produkten, wie z.B. Vitamin E aus Soja, ist von grundlegendem Interesse für allergische Personen. Vitamin E aus Soja wird vielen Produkten z.B. als Antioxidanz zugesetzt und müsste nach den rechtlichen Kennzeichnungsvorschriften als Allergen auf der Verpackung angegeben werden. Ein Ziel dieser Promotionsarbeit war daher die Entwicklung von sensitiven und spezifischen Detektionmethoden für den Nachweis von Sojaprotein in Tocopherol (VitaminE) aus der Sojabohne. Aber auch die Charakterisierung von Sojaallergenen für die Entwicklung von diagnostischen und therapeutischen Methoden ist wichtig. Das zweite Ziel der Arbeit war somit die genauere Charakterisierung von β-Conglycinin (Gly m 5) als Sojaallergen sowie die Identifizierung der IgE-bindenden Bereiche des untersuchten Proteins. Zum Nachweis, dass in dem hoch prozessierten Sojaprodukt Tocopherol kein Sojaprotein mehr vorhanden war, wurden mehrere proteinbiochemische und immunologische Methoden entwickelt und validiert. Der sojaspezifische ELISA zur Detektion von hydrophilen Sojaproteinen aus der Tocopherolmatrix mit einer realen Nachweisgrenze von 10 ppm zeigte eine gute Reproduzierbarkeit. Die Detektion von lipophilen, denaturierten und hydrophilen Sojaproteinen aus Tocopherol im Immunoblot mit einer Nachweisgrenze von 20 ppm war ebenfalls gut reproduzierbar. Der etablierte IgE Immunoblot mit Sojaallergikerseren wies eine vergleichbare Sensitivität auf. In keiner der 10 untersuchten Tocopherolproben wurde mit den etablierten sensitiven sojaspezifischen Methoden Sojaprotein detektiert. Bei in vivo Studien von klinischen Partnern wurde bei Sojaallergikern weder eine Reaktion auf Tocopherol im Hauttest noch in der oralen Provokation von 500 mg Tocopherol beobachtet. Dass Gly m 5 ein wichtiges Sojaallergen ist und als diagnostischer Marker für schwere allergische Reaktionen genutzt werden kann, wurde in einer früheren Publikation unserer Arbeitsgruppe beschrieben. Die genauere Charakterisierung von Gly m 5 in dieser Arbeit zeigte, dass es ein Hauptallergen bei sojaallergischen Kindern und bei Sojaallergikern mit anaphylaktischen Reaktionen darstellt. Dabei zeigten alle Gly m 5 sensibilisierten Sojaallergiker spezifisches IgE gegen eine der drei Gly m 5 Untereinheiten, das Gly m 5.03. Diese Untereinheit kann somit als diagnostischer Marker für eine Gly m 5 Sensibilisierung eingesetzt werden. Es konnte ebenfalls in dieser Arbeit bestätigt werden, dass die meisten Gly m 5 sensibilisierten Sojaallergiker moderate bis schwere allergische Reaktionen zeigten und Gly m 5 somit einen potenziellen Marker für die Schwere einer Sojaallergie darstellt. Zur Identifizierung von IgE-bindenden Bereichen des Gly m 5 und des homologen Erdnussallergens Ara h 1 wurde die hoch sensitive und spezifische CelluSpot Technik etabliert, welche im Vergleich zur häufig angewendeten SPOT Membran-Technik nicht nur Zeit und Serumvolumen spart, sondern auch die individuelle Testung der Seren unter ständiger Mitführung von Positiv-und Negativkontrollen ermöglichte. Diese Methode stellt damit eine geeignete Technik zur Untersuchung von IgE reaktiven linearen Bereichen der Gly m 5 Untereinheiten und des Ara h 1 dar. Die Mehrheit der Gly m 5 sensibilisierten Sojaallergiker besaß spezifisches IgE gegen sequenzielle synthetische Peptide der Gly m 5 Untereinheiten, wobei jedes Allergikerserum ein individuelles IgE Bindungsmuster zeigte. Zusammengefasst wurden fünf sequenzielle Regionen auf allen drei Gly m 5 Untereinheiten identifiziert, welche die größte IgE Bindungshäufigkeit aufwiesen. Alle fünf Bereiche waren zwischen 12-17 Aminosäuren groß und auf der Moleküloberfläche lokalisiert. Sie bildeten gemeinsam zwei zusammenhängende Bereiche in der Kernregion der Gly m 5 Moleküle und lassen vermuten, dass sie Teile von Konformationsepitopen darstellen. Zur Untersuchung einer möglicherweise vorhandenen serologischen Kreuzreaktivität zwischen den zwei Leguminosen Soja und Erdnuss, wurden sowohl Sojaallergiker mit Erdnussallergie als auch Erdnussallergiker ohne Sojaallergie auf Reaktivitäten gegen Peptide des Erdnussallergens Ara h 1 untersucht. Dabei wurden drei sequenzielle Bereiche identifiziert, die von der Mehrheit der Sojaallergiker, jedoch nur selten von den Erdnussallergikern erkannt wurden. Diese drei Bereiche wiesen eine Sequenzähnlichkeit zu den reaktivsten Bereichen der Gly m 5 Untereinheiten auf. Die Untersuchung von Allergikerseren auf Aminosäuresequenzebene könnte als diagnostische Methode zur Unterscheidung der klinischen Ausprägung einer Sojaallergie im Vergleich zur Erdnussallergie dienen und somit die Anzahl der risikobehafteten Nahrungsmittelprovokationen zur Bestätigung einer Sojaallergie senken. Die Identifizierung von B-Zell Epitopen ist eine wichtige Grundlage für die Herstellung von Hypoallergenen mit verringerter B-Zell Aktivität, bei gleichbleibender T-Zell-Aktivierung. Solche hypoallergenen Mutanten sind eine hoffnungsvolle Perspektive für eine Immuntherapie von Sojaallergikern, da sie womöglich das Risiko einer allergischen Reaktion während der Behandlung verringern können.