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Auf einer vom 25.12.2007 bis 15.1.2008 stattgefundenen
Reise nach Libyen, die schwerpunktmäßig auf Exkursionsziele
im Fezzan ausgerichtet war, wurden 96 Vogelarten
nachgewiesen, von denen 76 in dieser Arbeit
näher kommentiert werden. Es handelt sich dabei um
Beobachtungen, deren Auswertung aufgrund spärlicher
oder gar fehlender Angaben in der einschlägigen Literatur
relevant ist. In einer Tabelle sind die registrierten
Erstnachweise, Höchstzahlen etc. für Libyen bzw. den
Fezzan aufgeführt.
Die Ergebnisse machen deutlich, dass Teile des
Landes für mehrere europäische Vogelarten eine bislang
nicht erkannte hohe Bedeutung als Durchzugsund
Winterquartier haben. Vor allem die Gewässer
und Feuchtgebiete, in den in der östlichen Zentralsahara
liegenden Fezzan-Oasen bieten gute Rast- und
Überwinterungsbedingungen für wassergebundene
Vogelarten und sind bis heute ein im Zugablauf paläarktischer
Vogelarten unterschätzter Lebensraum.
Einen besonderen Stellenwert scheint neben den stark
anthropogen überprägten, von Menschen besiedelten
Oasen die isoliert in der offenen Wüste liegende Krateroase
Wau an Namus mit ihren Salzseen zu haben.
Zu erwähnen ist hier ein zahlenstarker Trupp des
Schwarzhalstauchers. Eine so große Ansammlung
wurde in der Sahara noch nicht beobachtet. Zudem
sind der Erstnachweis der Schnatterente für den Fezzan, mehrere Rufer der Wasserralle und der wahrscheinlich
größte Winterbestand des Blässhuhns in der
libyschen Wüste bemerkenswert. Eine Bedeutung haben
aber auch die ausgedehnten Phragmites-Bestände
als Winterquartier für diverse Singvogelarten. Die
häufigsten Arten waren Zilpzalp, Blaukehlchen und
Samtkopfgrasmücke.
Als eine weitere Überraschung sind 650-700 Weißstörche
und 130 Turmfalken auf den kreisrunden Landwirtschaftsflächen
bei Maknusa zu werten. Für beide
Arten wurden solche Konzentrationen im Winter in
Nordafrika noch nicht registriert. Es ist davon auszugehen,
dass sich hier inmitten der Zentralsahara seit
Jahren ein individuenreiches Überwinterungsgebiet des
Weißstorches etabliert hat, das bisher unentdeckt blieb.
Dieser Nachweis ist möglicherweise ein Hinweis auf die
zunehmende Teilzieher-Entwicklung bei einigen Transsahara-
Migranten. Aber auch bei anderen Arten muss
in diesen Gebieten mit zahlenstarken Winter-Ansammlungen
gerechnet werden, was u.a. 100-120 rastende
Rotkehlpieper zeigten.
Schließlich wurde in mehreren Feuchtgebieten der
Fezzan-Oasen beobachtet, wobei auch hier zunächst die
Bedeutung, u.a. als Überwinterungsgebiet für diverse
wassergebundene Vogelarten nur erahnt werden kann.
Dafür sprechen z.B mind. 60 Bekassinen und viele rufende
Wasserrallen bei Bergin, die Rekordzahlen für
Libyen bedeuten, aber auch eine Reihe erster Winter-
Nachweise verschiedener Limikolenarten für den Fezzan
und die Präsenz von Teichrohrsänger und Blaukehlchen.
Abschließend wird auf den Nachholbedarf an speziellen
Felduntersuchungen zum Durchzugs- und Rastgeschehen
paläarktischer Zugvögel in der libyschen
Sahara eingegangen. Besonders wichtig ist eine Kartierung
der avifaunistisch bedeutsamen Gebiete. Vor allem
sollten auch Schutzbemühungen nicht ausbleiben, da
viele der Oasen-Landschaften, insbesondere die Süßwasserstellen
und deren Vegetation durch Verkippung
und Müllablagerungen äußerst gefährdet sind.
Im Oktober 2006 fanden Untersuchungen im erst kürzlich
entdeckten Brutgebiet des Kapverdenrohrsängers
auf Fogo statt. Dabei wurde festgestellt, dass die Art im
Kulturland im Norden der Insel weit verbreitet ist. Insgesamt
konnten in der Höhenzone zwischen 222 und
973 m über NN 129 Reviere kartiert werden. Eine auffällige
Konzentration war in der Region um Pai António
feststellbar. Die Siedlungsdichte betrug 0,65 Reviere/10
ha. Im Dichtezentrum wurden sogar 1,9 Reviere/10 ha
festgestellt. Die Gesamtpopulation der Insel wird auf
mindestens 500 Brutpaare geschätzt. Eine umfassende
Habitatanalyse zeigt, dass der Rohrsänger insbesondere
in Kaffeeplantagen mit großen Obstbäumen und
-sträuchern vorkommt. Neben dem dominanten Kaffee
sind weitere eingeführte Nutzpflanzenarten, vor allem
Mais vorherrschend. Auch das Wandelröschen ist stellenweise,
hauptsächlich in oberen Berglagen oder in
schwer zugänglichen Schluchten ein wichtiges Habitatelement.
Riesenschilf spielt dagegen auf Fogo nur eine
untergeordnete Rolle. In einem montan gelegenen Aufforstungsgebiet
konnte der Rohrsänger nicht nachgewiesen
werden.
Von neun gefundenen Nestern befanden sich sieben
in Mangobäumen. Diese waren stets in einer aus drei
Zweigen bestehenden Gabel eingeflochten. Die Standhöhe
lag zwischen 2 und 15 m. Zudem konnte das Brutverhalten
an einem Nest mit Gelege studiert werden.
Bemerkenswert war vor allem, dass beide Geschlechter
sich bei der Bebrütung abwechselten.
Vermutlich brütete die Art schon vor der menschlichen
Besiedlung (häufig) auf Fogo, fand jedoch auch
nach der Kultivierung in den Kaffeeanpflanzungen einen
geeigneten Ersatzlebensraum. Die Zukunft des
Kapverdenrohrsängers ist auf dieser Insel bei Erhalt der
Kaffeekultur und Beibehaltung der derzeitigen Bewirtschaftungsweise
anscheinend gesichert.