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Die Periode des Vormärz steht zwischen zwei Reise-Epochen, die alten schematisierten Reisen der Grand Tour existierten kaum noch, und die moderne, durch die Eisenbahn und ihre Streckennetze nicht minder normierte touristische Bildungsreise existierte unter den Deutschen damals noch nicht. Im Gegenteil, die touristisch organisierte Zukunft des Reisens kam den deutschen Literaten des Vormärz noch ausgesprochen komisch vor, insbesondere wenn diese in Gestalt der Briten, der europäischen Pioniere des Tourismus auftrat [...] Natürlich versuchten sich die englischen wie die deutschen Literaten von den bloß touristisch Reisenden abzusetzen und dringend neue Reisewege und Reiseerfahrungen zu erschließen, die sich möglichst stark von denen der "Neckermänner" des 19. Jahrhunderts unterschieden. Musste in der Klassik noch ein Kunst- und Besichtigungsprogramm abgearbeitet werden, um so Bildung dokumentieren zu können, galt bald das Gegenteil für wünschenswert: Das gesehen zu haben, was eine immer größere Anzahl an Reisenden gesehen hat, musste zwar sein, war aber nicht mehr unbedingt der literarischen Rede wert. Man war stattdessen auf der dringenden Suche nach einem eigenen, individuellen Zugang, den man bevorzugt abseits des 'beaten track', des ausgetrampelten Pfads, zu finden hoffte.
Die 1848er Revolutionen haben die hier beschriebene Salongeselligkeit und die aus ihr resultierenden Vermittleraktivitäten erst möglich gemacht. In einem Europa, in dem Nationalstaatlichkeit eine immer wichtigere Rolle spielte, stiftete das gemeinsame 1848er Erlebnis somit den Ausgangspunkt eines über Sprach- und Landesgrenzen hinausgehenden Kommunikationsnetzes. Dieses Fazit entspricht allerdings der Vogelperspektive der globalen historischen Betrachtung. Im realen Lebenszusammenhang fungierte der Salon als Ort, an dem die in diverse Länder verstreuten 1848er Aktivisten, von denen viele auch nach Amnestien nicht mehr dauerhaft in Deutschland leben mochten, noch einmal zusammen kommen konnten, er war so Schauplatz des progressiven Gedankenaustauschs und Amusements, der Lebenshilfe wie der Kultur- und Politikvermittlung, fungierte auch als postrevolutionäre Kontaktbörse. Die internationalen Nachmärzsalons sind so zur paradoxen Nachwehe der überwiegend national argumentierenden 1848er Bewegung geworden. Sie waren schließlich eine ausgesprochen international und europäisch agierende Kulturform, womit sie faktisch, wenn auch den Akteuren nicht unbedingt bewusst, zunehmend in krassen Gegensatz zum Zeitgeist in Deutschland und Italien gerieten. Deshalb verwundert es nicht, dass die internationalen Nachmärzsalons in den nächsten 150 Jahren wenig Wertschätzung und keine wissenschaftliche Aufarbeitung fanden. In der Überwindung dieser Denkbarrieren und intellektuellen Nationalismen liegt eine interessante Forschungsperspektive, die viele neue Facetten und Aspekte des Vor- wie des Nachmärz zu Tage fördern könnte.