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Einige rindenbewohnende Flechten sind im Laufe der vergangenen hundert Jahre deutlich häufiger geworden und haben ihr Areal ausgedehnt. Bekannt für diese auf anthropogene Standortveränderungen zurückgehende Förderung sind z.B. Lecanora conizaeoides, Scoliciosporum chlorococcum und Parmeliopsis ambigua. Im vorliegenden Beitrag werden weitere Beispiele diskutiert und Hinweise auf eine Förderung von Hypocenomyce caradocensis, Mycoblastus sterilis, Lecanora expallens, Candelariella reflexa, Cetraria chlorophylla, Parmelia flaventior und anderen in Süddeutschland und Umgebung vorgelegt. Die Ursachen der Ausbreitung liegen in edaphischen und biotischen Veränderungen. Acidophytische Flechten sind durch die forstwirtschaftliche Begünstigung von Nadelbäumen und die Ansäuerung der Baumborke infolge von Immissions-Einwirkungen gefördert worden. Mehrere sind durch ihre hohe Resistenz gegenüber SO2 in der Lage, die veränderten Konkurrenzbedingungen nach dem Verschwinden empfindlicher Arten zu nutzen. Das Phänomen, daß ausgeprägt acidophytische Flechten in belasteten Gebieten auf ursprünglich schwach saure oder subneutrale Rinden übergehen, ist bislang noch nicht für die Bioindikation der SO2-Immission herangezogen worden, regional aber von erheblichem Interesse.
Für fast alle Arten, die in Süddeutschland eine Ausdehnung des Areals zeigen, gibt es Hinweise auf ihre Herkunft. Als Anhaltspunkte dienen Funde in naturnahen Vegetationstypen, die topographische Lage der ältesten Funde sowie pflanzengeographische Überlegungen. Ein Teil der anthropogen geförderten Arten hat danach ursprüngliche Standorte in Sandgebieten und an felsigen Abhängen mit indigenen Kiefernvorkommen, andere, so Lecanora conizaeoides, Mycoblastus sterilis, Hypocenomyce sorophora, in Moor-Randwäldern mit Pinus mugo und vergleichbaren Standorten. Alle diskutierten Arten dürften im südlichen Mitteleuropa einheimisch sein.
Hypocenomyce caradocensis und H. sorophora werden erstmals für Süddeutschland nachgewiesen, Candelariella kuusamoensis und Fuscidea viridis für Deutschland.