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Vorhergehende Untersuchungen im südlichen Oberrheingebiet haben die äußerst starke Abhängigkeit des Reb-Unterwuchses von den nebeneinander ausgeübten altbewährten bzw. modernen Bewirtschaftungsweisen aufgezeigt: häufige Bodenbewegung, Herbizid-Einsatz, Mulchen (siehe WILMANNS 1989). Anhand dieser Erfahrungen werden Aufnahmen aus Frühling und Sommer 1989 vom Steigerwald-Trauf (Tab. 3) zum einen mit solchen aus Südwestdeutschland (Tab. 2), zum anderen mit Material von ORGIS (1977; mit in Tab. 3) eben vom Steigerwald floristisch und soziologisch verglichen und aus den unterschiedlichen Klima- und Bewirtschaftungsverhältnissen interpretiert.
In beiden Gebieten ist das Geranio-Allietum Tx. 1950 die bezeichnende Reb-Wildkrautgesellschaft, wenn auch oft in fragmentarischen Beständen. Im Kaiserstuhl zeichenen sich sehr klar 2 bewirtschaftungsbedingte Untereinheiten ab: 1. eine von „klassischer" mechanischer Bodenbearbeitung geprägte mit reichlich Stellaria media, 2. eine durch Herbizid-Einsatz und damit verringerte (u.U. fehlende) Bodenbewegung bedingte mit Förderung von Bromus sterilis, Valerianella carinata, Geranium rotundifolium, Galium aparine und anderen „Spritzzeigern" und von Zwiebel-Geophyten (Kenn- und Trennarten der Assoziation). Für solche Gesellschaftstypen ist der Begriff Agroform vorgeschlagen worden (WILMANNS 1989). Diese beiden Agroformen zeichnen sich im rezenten Aufnahmematerial vom Steigerwald ebenfalls, allerdings undeutlich ab; das weist auf stärkere Bodenbewegung hin, wie diese auch beobachtbar ist. Die beiden Typen werden aus den Lebensweisen, den Strategien, der jeweils relativ geförderten Arten verständlich: rasch keimende Therophyten mit mehreren Generationen pro Jahr einerseits, wintergrüne Therophyten mit nur einer Generation pro Jahr und ebenfalls wintergrüne, zumeist submediterrane Zwiebel-Geophyten andererseits. Es handelt sich dabei nicht etwa um Herbizidresistente i.str.S.. In der Rebflur des Steigerwaldes sind die Arten der zweiten Gruppe (noch?) selten oder fehlen gar; immerhin haben Bromus sterilis, Valerianella locusta und Galium aparine im Vergleich zu 1977 zugenommen. Die Zwiebel-Geophyten zeigen hohe Beharrungs-, aber geringe Wanderfähigkeit.
Der im Kaiserstuhl (mit dessen höheren Niederschlägen) jüngst häufig gewordene Mulch-Kriechrasen der Poa trivialis-Lolio-Potentillion-Gesellschaft fehlt am Steigerwald (noch?), damit auch das Spektrum der als Überlagerung und Durchdringung gefassten Zwischentypen zum Geranio-Allietum. Die direkt klimatisch bedingten floristischen Unterschiede sind gering: Mercurialis annua als submediterran-subatlantische Art ist im Osten spärlicher, die subkontintentale Gagea pratensis häufiger.
Die "Qualität", aber auch der junge Wandel des Geranio-Allietum sind im Steigerwald insgesamt geringer als im südlichen Oberrheingebiet.