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In dieser Arbeit wurde untersucht, ob die Sprachentwicklungsdiagnostik in den pädiatrischen Früherkennungsuntersuchungen U7a (mit 3 Jahren), U8 (4 J.) und U9 (5 J.) wissenschaftliche Qualitätsanforderungen an eine zuverlässige Identifikation von Kindern mit Spezifischen Sprachentwicklungsstörungen (SSES) erfüllt. Im Fokus der Untersuchung stehen mehrsprachige Kinder, da es insbesondere bei dieser Zielgruppe zu Fehleinschätzungen kommt.
In Studie I, einer Fragebogenerhebung mit 36 Kinderärzt/innen, wurde erstens der Frage nachgegangen, welche Informationen zur Sprachbiografie und Indikatoren einer SSES anamnestisch erhoben werden. Den Ergebnisse zufolge werden die relevanten sprachbiografischen Informationen (Alter und Sprachen des Kindes, Sprachgebrauch in der Familie, Alter bei Beginn des Deutscherwerbs, Kontaktdauer) und Risikoindikatoren (späte Produktion erster Wörter und Wortverbindungen, familiäre Sprachauffälligkeiten) von nahezu allen Kinderärzt/innen erfasst. Den Stand der Erstsprache als zentrales differentialdiagnostisches Kriterium erheben 75% der Pädiater/innen. Zweitens wurde untersucht, welche sprachdiagnostischen Methoden und Verfahren zur Untersuchung des Kindes zum Repertoire der Ärzt/innen gehören. Den Ergebnisse zufolge verfügen sie über verschiedenste Verfahren. Sie präferieren Elternfragebögen und nicht standardisierte Verfahren. Diese erfüllen die testtheoretischen Gütekriterien nicht und sind für mehrsprachige Kinder nicht geeignet.
In Studie II wurde mittels teilnehmender Beobachtungen in 21 Vorsorgeuntersuchungen bei 11 Ärzt/innen untersucht, unter welchen Rahmenbedingungen und wie Kinderärzt/innen die Sprachentwicklung mehrsprachiger Kinder überprüfen. Als Methode zur Beurteilung der sprachlichen Fähigkeiten bevorzugen die Ärzt/innen das informelle Gespräch mit dem Kind. Ein Schwerpunkt der Arbeit lag deshalb auf der Analyse ihrer diagnostischen Fragen für die Erfassung sprachlicher Fähigkeiten im Gespräch. Dafür wurden Fragetypen des Deutschen danach klassifiziert, welche sprachlichen Strukturen in den Antworten erwartet werden können und welchen Beitrag sie somit zur Diagnostik einer SSES leisten können. Eine linguistische Analyse aller Fragen und Impulse (n = 801), die die Ärzt/innen an die Kinder richteten, um sie zum Sprechen anzuregen, ergab, dass ihr Potenzial für die Sprachentwicklungsdiagnostik nur unzureichend genutzt wird. 18% der ärztlichen Fragen waren nicht auswertbar, weil sie im Gespräch keine Antwort des Kindes zuließen. Im Mittel waren je Untersuchung lediglich 8,5% aller auswertbaren Fragen (n = 578) dazu geeignet, verbhaltige und v.a. satzwertige Äußerungen zu elizitieren. Diese sind für die SSES-Diagnostik besonders relevant, da sie frühe Symptome einer SSES enthalten können. 43% der Fragen ließen als Antwort verblose Konstituenten erwarten, die jedoch für die Diagnostik von untergeordneter Bedeutung sind. Die übrigen Fragen waren für die Diagnostik nicht relevant.
Den Ergebnisse beider Studien zufolge ist eine flächendeckend zuverlässige Sprachentwicklungsdiagnostik unter Einhaltung wissenschaftlicher Qualitätsanforderungen in den Früherkennungsuntersuchungen nicht gewährleistet.
Mit der Arbeit wird ein Beitrag zur Erforschung der pädiatrischen Sprachentwicklungsdiagnostik geleistet. Mögliche Ursachen für Fehldiagnosen werden offengelegt. Die Ergebnisse zeigen die Bedingungen und Probleme auf, unter denen Sprachentwicklungsdiagnostik in institutionellen Kontexten stattfindet, und weisen damit über das Feld der pädiatrischen Diagnostik hinaus. Die linguistisch fundierte Analyse diagnostischer Fragen ist auch bspw. für die Sprachtherapie und die Sprachförderung in pädagogischen Kontexten bedeutsam. Die Ergebnisse lassen sich folglich nicht nur für die Weiterqualifizierung von Kinderärzt/innen, sondern auch für andere Berufsgruppen fruchtbar machen.
This thesis examines the referential properties of prenominal possessive modifiers in Serbian. The focus of the investigation is on the configurations that have been claimed to violate Binding Principles B and C: lexical or pronominal possessives modifying a noun in subject position binding a pronoun or an R-expression in object position. Such constructions have been claimed to be ungrammatical in Serbian due to the alleged adjectival status of the possessive and its respective syntactic position as NP-adjoined (Despić 2013).
The present thesis takes up the ongoing debate about the categorial status of Serbian possessives as adjectives or determiners. Based on several arguments, such as word order, binding of anaphora, coordination, and the fact that they are typically represented by either nouns or pronouns, it is concluded that possessives rather behave like full noun phrases than adjectives. Therefore, I analyse possessives as DPs from a categorial point of view.
In a second step, the syntactic position of the possessives within the Serbian noun phrase has been investigated. Based on theoretical arguments (cf. Bašić 2004) and empirical evidence, I propose a structural position that would accommodate the binding facts and the referential possibilities in these configurations. In line with Kayne (1994), Bernstein and Tortora (2005) and Alexiadou et al. (2007), I assume that possessives occupy SpecAgrP in Serbian, where they move from their base position (SpecPossP). Thirdly, I question the (im)possibility of coreference with possessives in comparison to ‘typical’ binding constructions without possessives by providing empirical evidence from three experimental studies, showing that coreference between possessive modifiers and objects is indeed available in Serbian.
The results from Experiment 1 (a picture selection task) have shown that coreference between a lexical possessive and a (clitic or strong) pronoun is allowed in Serbian. Further, there is a tendency that the coreferential reading is preferred with clitics, while the disjoint reference is preferred with strong pronouns. The fact that coreference is possible, does not necessarily mean that it is always available as the only interpretation, but can be influenced by other (pragmatic) factors. The same is observed in Experiments 2 and 3 as coreference was chosen between pronominal possessives modifying a noun in subject position and R-expressions but rejected between pronouns and R-expressions in a forced-choice task, suggesting a structural difference – no c-command – in the former case. The results from the self-paced reading task corroborate this finding.
Importantly, the experimental results provide evidence that possessive configurations are not violating Binding Principles B and C. This implies that Serbian possessive constructions do not c-command out of the noun phrase, as predicted by the proposed syntactic analysis.
The findings from all experiments contribute to the bigger picture concerning the nature and behaviour of Serbian possessives and cast doubt on the cross-linguistic DG/AG parameter. Instead, the theoretical arguments and the empirical results from the experiments rather speak for a parallel structure of possessive noun phrases in Serbian and English and ultimately in favour of the Universal DP Hypothesis.