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Die vorliegende Studie versucht einen Beitrag zur Erforschung von Implementationsmöglichkeiten des bilingualen Sprachvermögens von Schüler*innen mit Migrationshintergrund für den Regelschulkontext zu leisten, indem ein bilinguales Interaktionsangebot beim Peer-Learning für türkisch-deutschsprachig aufwachsende Schüler*innen der dritten und vierten Klasse in einem quasi-experimentellen Setting unter Verwendung von Mixed Methods untersucht wird.
This thesis investigates the acquisition of compositional and lexical semantic properties of adjectives in German-speaking children between the age of two and five years.
According to formal semantic approaches, there are intersective and non-intersective adjectives, subsective and non-subsective adjectives as well as gradable and non-gradable adjectives. These properties concern the compositional mechanisms involved in nominal modification, i.e., the combination of adjectives and nouns. In addition, adjectives differ regarding lexical semantic properties that contribute to the adjectives' meaning. Differences in the adjectives' scale structure have led to the theoretical assumption that gradable adjectives should be distinguished into relative and absolute gradable adjectives. In addition, meaning components such as multidimensionality or subjectivity have led to the distinction between dimensional and evaluative gradable adjectives. These properties have been mostly investigated independently of each other in both theory and acquisition research. I suggest a classification system for adjectives that combines different semantic properties. This system results in six adjective classes constituting a Semantic Complexity Hierarchy. Assuming that these adjective classes differ in semantic complexity, I propose an operationalization of semantic complexity that takes into account the adjectives' length of description, their type complexity, and lexical properties that contribute to the adjectives' meaning.
Regarding the question of how monolingual German-speaking children acquire the semantics of adjectives, I hypothesize that the order of acquisition of adjectives is determined by their semantic complexity. This hypothesis is tested in a spontaneous speech study and a comprehension experiment.
The spontaneous speech study is a longitudinal investigation of the production of adjectives from 2;00 to 2;11 years based on transcripts from a dense data corpus. The results provide evidence that the mean age of acquisition for the adjective classes in the Semantic Complexity Hierarchy follows the order predicted by semantic complexity. The same order was observed for the age at which the number of types for each class increased most. A preliminary analysis of the input indicates that the frequency of parental adjective use is related to the order of acquisition, but it is unlikely that frequency determines the order completely.
The comprehension experiment focuses on two specific adjective classes. I examine children's and adults' interpretation of relative (big, small) and absolute (clean, dirty) gradable dimensional adjectives with a picture-choice task. These two classes are of the same semantic complexity because they are both gradable, but they have different scale structures. As a result, they must be interpreted differently due to lexical semantic properties. I investigate whether children calculate different standards of comparison for relative and absolute gradable adjectives and whether they distinguish between relative and absolute gradable adjectives regarding the relevance of the explicit comparison class. The results indicate that as of age 3, children distinguish between relative and absolute gradable adjectives with regard to the standard of comparison. However, with respect to the relevance of the comparison class, for 3-year-old children, unlike for 4- and 5-year-olds, changes in the noun, i.e., in the explicit comparison class, led to non-adult-like responses regarding both relative and absolute gradable adjectives.
On the basis of the empirical findings, I propose an acquisition path stating that children enter the acquisition process with inherent linguistic knowledge, the Semantic Complexity Hierarchy, and cognitive abilities to categorize their environment. I suggest that initially, children apply the least complex interpretation available in the Semantic Complexity Hierarchy to all adjectives: all adjectives are interpreted as properties of individuals that are not gradable. To access other levels of the Semantic Complexity Hierarchy and to establish more complex adjective classes, positive evidence from the input and conceptual properties of adjectives, e.g., COLOR, MENTAL STATE, PHYSICAL PROPERTY etc., can operate as triggers.
Nach Jakobson (1941) lassen sich in der frühen phonologischen Entwicklung zwei diskrete Phasen unterscheiden. Eine erste Phase, in der vorsprachliche Lalllaute produziert werden und keine phonologischen Kontraste gegeben sind, und eine zweite Phase, die eigentliche Sprachstufe, in der eben diese sprachsystematischen Kontrastbildungen sukzessive ausgebaut werden. Ausgehend von diesem strukturalistischen Paradigma wurden Protowörter, die im Übergang von der Lallphase zur Zielwortproduktion realisiert werden und bei einer relativ stabilen Bedeutungszuweisung keine overte Ähnlichkeit zu Zielwörtern zeigen, entweder als artikulatorische Muster analysiert oder unter der Perspektive der Generativen Grammatik als nicht-phonologische Wortformen gänzlich ignoriert. Im Gegensatz zu diesen tradierten Ansätzen wird in dieser Arbeit ein neuer Ansatz vertreten, nach dem dreidimensionale (mit segmentaler, silbischer und metrischer Ebene) phonologische Repräsentationen ab ovo in der Sprachverarbeitung aktiv sind und sich gemäß der klassischen Kompetenz-Performanz-Unterscheidung in frühen Wortproduktionen auch linguistisch analysieren lassen. Das adäquate Instrumentarium für diese Analyse können gerade nicht zielsprachliche Merkmalskontraste mit bedeutungsunterscheidender Funktion sein, sondern genuin phonologische Kontraste. Zielführend ist hier die Anwendung der Demisilbentheorie von Clements (1990), mit deren Hilfe die phonologische Komplexität von Demisilben nach Maßgabe von Sonorität berechnet werden. Wurde diese Theorie bisher erfolgreich in der Aphasiologie angewendet, wird sie hier erstmals in der Untersuchung der Protowortproduktion, appliziert. Die Daten stammen aus der im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Einzelfallstudie, in der die Spontansprachproduktionen von Kind J., 1;4 Jahre, jeweils einmal wöchentlich für 30 Minuten aufgezeichnet wurden. Die Aufnahmen endeten zu dem Zeitpunkt, als Kind J. keine Protowörter mehr produzierte. Wesentliche Ergebnisse einer linguistisch-qualitativen wie auch einer statistisch-quantitativen Analyse dieser Daten waren, dass Proto- und Zielwortproduktion korrelierten, d.h., bei Abnahme der Protowortproduktion die Zielwortproduktion zunahm; beide Wortklassen tendenziell aus nicht-komplexen Demisilben aufgebaut waren und Protowörter in dem Sinne als Vorläufer von Zielwörtern angesehen werden können, als dass bei ihnen nicht die zielsprachliche Bedeutungszuweisung, sondern die Etablierung phonologischer Repräsentationen maßgeblich ist. Ausgehend von diesen Ergebnissen wird ein differenziertes Schalenmodell der frühen phonologischen Entwicklung vorgestellt, nach welchem der segmentale Merkmalsausbau und seine Integration in die Silbe mittels Sonorität noch vor der metrischen Betonungszuweisung stattfindet. Unter Hinzunahme der Parallelen Architektur von Jackendoff (2002) wird abschließend eine kognitiv-linguistische Definition von Protowörtern gegeben, die nicht zuletzt auch zu diagnostischen Zwecken in der sprachtherapeutischen Praxis gebraucht werden kann.
Ziel der Arbeit ist es, den frühen Zweitspracherwerb bei Kinder mit einer Spezifischen Sprachentwicklungsstörung (specific language impairment, SLI) zu charakterisieren. Im Vergleich zwischen sprachunauffälligen Kindern mit Deutsch als Zweitsprache (DaZ-TD) und und sprachauffälligen Kindern (DaZ-SLI) wird für die morpho-syntaktischen Bereiche Finitheit und Verbstellung sowie Kasus untersucht, anhand welcher Entwicklungsmuster sich zwischen einem unauffälligen und einem auffälligen DaZ-Erwerb unterscheiden lässt. Dabei werden die folgenden übergeordneten Fragen (F) beantwortet. (F1) Gibt es Unterschiede in Bezug auf Fehlerarten und -häufigkeiten zwischen DaZ-TD und DaZ-SLI Kindern? (F2) Gibt es persistierende Defizite bei DaZ-SLI Kindern verglichen mit DaZ-TD Kindern?
Untersucht wurden über einen Zeitraum von zwei Jahren 33 DaZ-Kinder, elf davon mit einer SLI. Zu Beginn der Erhebungen waren die DaZ-TD Kinder im Durchschnitt 3;8 Jahre alt und hatten 11 KM zum Deutschen. Die DaZ-SLI waren zu MZP 1 durchschnittlich 7;1 Jahre alt (45 KM). Zu insgesamt vier MZP wurden elizitierte Produktionsdaten mittels des standardisierten Verfahrens LiSe-DaZ (Schulz & Tracy 2011) erhoben. Sowohl die Methode der elizitierten Produktion als auch die längsschnittlichen Analysen einer großen Gruppe von Kindern mit DaZ erlaubten es, Aussagen über das Erwerbsalter bzw. persistierende Defizite und Entwicklungsmuster, insbesondere bei SLI, zu treffen. Entwicklungsverzögerungen (delay) und ggf. vom DaZ-TD Erwerb abweichende Entwicklungsmuster (deviance) wurden abgebildet.
Mit der Beantwortung der Fragen leistet die Arbeit in zweierlei Hinsicht einen Beitrag. Erstens wird mit Blick auf die Spracherwerbsforschung gezeigt, dass DaZ-SLI Kinder entwicklungsverzögert sind und sowohl ø-Stämme in V2 als auch Schwierigkeiten im Erwerb von Dativ in Präpositionalphrasen auf eine SLI bei Kindern mit DaZ hinweisen. Zweitens wird aus Sicht der Linguistik dafür argumentiert, dass zum einen ø-Stämme in V2 kovert finit sind und zum anderen in Modellen der Kasuszuweisung von einer dreigliedrigen Struktur, also einer Unterscheidung zwischen strukturellem, lexikalischem und inhärentem Kasus, ausgegangen werden muss.
Die Arbeit knüpft an damit an verschiedene Erwerbsstudien an. Hinsichtlich des Erwerbs von Finitheit und Verbstellung war bisher ungeklärt, ob auch die DaZ-SLI Kinder zwischen en-Infinitiven und ø-Stämmen hinsichtlich der jeweiligen Position im Satz unterscheiden, wie bereits für den DaZ-TD Erwerb nachgewiesen. Die vorliegende Studie wies dieses Erwerbsmuster auch für den DaZ-SLI Erwerb nach und schließt sich damit bisherigen Studien hinsichtlich kovert finiter ø-Stämme in V2 an. Studien zum Kasuserwerb bei DaZ, die auf den linguistisch relevanten Unterschied in der Kasuszuweisung, d.h. strukturell vs. nicht-strukturell (inhärent und lexikalisch), eingehen, gab es nur wenige. Die Frage, ob in der Kasustheorie von einem zwei- oder dreigliedrigen Modell ausgegangen werden muss, war neben der Frage nach möglicherweise abweichenden Erwerbsmustern und persistierenden Erwerbsschwierigkeiten bei DaZ-SLI bislang ungeklärt. In der vorliegenden Studie wurde gezeigt, dass DaZ-SLI Kinder verglichen mit DaZ-TD Kindern ähnliche Fehlermuster zeigen, aber insbesondere der Dativ in PPs stark verzögert erworben wird. Die Studie schließt den Ergebnissen zum simultan bilingualen Erwerb an und postuliert ein dreigliedriges Kasussystem.
Insgesamt zeigt die vorliegende Studie erstmals anhand elizitierter Längsschnittdaten, dass DaZ-SLI Kinder bis ins Schulalter persistierende Probleme im Erwerb von Finitheit und Verbstellung sowie Kasus haben. Verglichen mit DaZ-TD Kindern erwerben sie diese Bereiche - wenn überhaupt - deutlich verzögert (delay). In den Fehlertypen unterscheiden sich die beiden Erwerbstypen hingegen nicht (deviance).
Sowohl bezüglich der Modellierung der Sprachkompetenz bei mehrsprachigen Kindern als auch hinsichtlich der Bestimmung der hierfür notwendigen Indikatoren herrscht nach wie vor Forschungsbedarf. Die entsprechenden Erkenntnisse sind aber für eine valide Sprachstandsdiagnostik, auf Basis welcher auch eine Sprachförderung stattfinden kann, unerlässlich. In der vorliegenden Dissertation werden daher mit Hilfe von Verteilungsstatistiken, konfirmatorischen Faktoranalysen und Strukturgleichungsmodellen zunächst ausgewählte Sprachstandsindikatoren sowie das Konstrukt Sprachkompetenz von Kindern mit Deutsch als Zweitsprache zu Beginn der 1. Klasse modelliert und im Anschluss ihr Einfluss auf die Orthographiekompetenz dieser Schülerinnen und Schüler am Ende der 2. Klasse untersucht. Zusätzlich wird das phonologische Arbeitsgedächtnis als ein weiterer Prädiktor in das Modell eingebunden. Es wird der Fragestellung nachgegangen, ob die für die Modellierung der Sprachkompetenz verwendeten Indikatoren, wie bspw. Bildbenennung, Kasus, Syntaxerwerbsstufen und die mittlere Äußerungslänge (MLU) für die Gruppe der mehrsprachigen Kinder in der Schuleingangsphase geeignet bzw. valide sind. Dabei werden die jeweiligen Streuungen, die Korrelationen untereinander (konvergente Validität) sowie die Leistung der Indikatoren für die jeweiligen sprachlichen Kompetenzbereiche anhand der Höhe der Faktorladungen betrachtet. Ebenfalls wird die prognostische Validität der Indikatoren hinsichtlich der Rechtschreibkompetenz beleuchtet. Des Weiteren wird geprüft, ob sich die Sprachkompetenz bei DaZ-Kindern in eine semantische, eine morphologische und eine syntaktische Fähigkeit unterteilen lässt und ob die Sprachkompetenz als Faktor zweiter Ordnung modelliert werden kann. Weitere Fragestellungen betreffen die Modellierung der Rechtschreibkompetenz, also die Anzahl und Art der latenten Variablen, die dieses Konstrukt abbilden, sowie den Einfluss des phonologischen Arbeitsgedächtnisses und der einzelnen sprachlichen auf die orthographischen Teilkompetenzen.