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Vor rund 60 Jahren ist das Buch Mensch und Raum von Otto Friedrich Bollnow erstmals erschienen. Der folgende Beitrag geht der Frage nach, inwieweit die Überlegungen des Philosophen (unter bestimmten Aspekten) noch heute aktuell sind. Bollnows Raum-Verständnis weicht in seiner phänomenologischen Orientierung geradezu grundlegend vom heute vorherrschenden sozialwissenschaftlichen Raumdenken ab. Umso mehr regt Bollnow dazu an, die Lehren des wissenschaftlichen Mainstream kritisch gegen den Strich zu lesen. Ins Zentrum der Suche nach heute möglicherweise bedeutsamen Themen und Methoden des Denkens rückt das Wohnen. Wie denkt Bollnow das Wohnen, und was sagt uns dies in einer Zeit, in der die Menschen ganz anders wohnen als in den 1950er Jahren? Brücken zu methodologisch benachbarten Theorien und Philosophen werden ebenso geschlagen (z. B. Heidegger, Dürckheim, Müller-Freienfels) wie zu anderen thematisch relevanten Arbeiten von Bollnow.
Vor dem Hintergrund der zunehmenden Veränderung des städtischen Lebensumfeldes durch Gentrifizierung, investorenfreundliche Stadtpolitik, Privatisierung öffentlicher Räume, Einsparung öffentlicher Investitionen und den Abbau demokratischer Beteiligungsinstrumente haben wir uns gefragt: Wie könnte eine solidarische Stadt der Zukunft aussehen? Welche Gegenentwürfe zu aktuell herrschenden Paradigmen in der Stadtentwicklung zeigen uns Wege aus der Alternativlosigkeit hin zu einer solidarischen Praxis auf Quartiersebene? Im Rahmen einer angewandten kritischen Geografie möchten wir zeigen, dass es eine Vielzahl an Projekten und Initiativen gibt, die die Kreativlosigkeit, zu der uns der Neoliberalismus erzogen hat, durchbrechen und an konkreten Ideen und deren praktischer Umsetzung arbeiten. Als theoretische Annäherung dafür setzen wir uns mit Utopien und deren Potenzialen für eine politische Praxis auseinander. Da wir selbst im Kontext stadtpolitischer Gruppen engagiert sind, nutzen wir die aktivistische Stadtforschung als methodischen Rahmen unserer Forschung. Daraus entstanden ist ein Faltblatt, der „Kompass für ein solidarisches Quartier“, welcher als aktivistisches Werkzeug und Ideengeber für die konkrete Umsetzung transformativer Stadtpolitik dienen soll.
Auf Basis ethnographischer Feldforschung untersucht der Beitrag den Zusammenhang zwischen prekären Wohnverhältnissen und der Entstehung politischer Kollektivität unter Mieter*innen. Theoretisch-konzeptionell knüpft er dabei an Debatten der kritischen Stadtforschung zu Verdrängungsprozessen, Forschungsarbeiten zu Prekarisierung sowie poststrukturalistisch inspirierte Perspektiven der sozialen Bewegungsforschung an. Empirisch ist der Blick gerichtet auf die Lebensrealitäten von Bewohner*innen einer Frankfurter Vonovia-Wohnsiedlung. Gefragt wird danach, wie Mieter*innen ihre Wohnsituation in Anbetracht drohender Mieterhöhungen infolge von Modernisierungsarbeiten wahrnehmen, welche Bedeutung sie der Wohnungsfrage zuschreiben und welche sozialräumlichen Bedingungen, Handlungspraktiken und diskursiven Deutungsmuster die Entwicklung einer kollektiven politischen Handlungsfähigkeit erschweren.
Im Anschluss an die globale Finanzkrise von 2008 lässt sich in vielen deutschen Städten eine neue Welle der Gentrifizierung beobachten. Am Beispiel des traditionellen Arbeiterviertels Gallus in Frankfurt am Main zielt der Beitrag darauf ab, die gegenwärtigen Verdrängungsprozesse aus dem spezifischen Zusammenspiel von stadtpolitischen Aufwertungsbestrebungen und immobilienwirtschaftlichen Verwertungsstrategien zu erklären. Vertreten wird dabei die These, dass die Frankfurter Stadtpolitik, entsprechend ihrer neoliberalen Ausrichtung, im Gallus jahrelang Gentrifizierungsprozesse und die Entstehung einer Ertragslücke zwischen gegenwärtiger und potenzieller Verwertung aktiv gefördert hat – letztere aber erst jetzt im Zuge der Krise an Relevanz gewinnt. Nahezu idealtypisch kann man daher anhand des Gallus zeigen, dass Gentrifizierung wesentlich von lokalen politischen Kräfteverhältnissen abhängt, wobei der Rhythmus jedoch von immobilienwirtschaftlichen Verwertungszyklen diktiert wird.
Die Straße als Transit- und Abstellraum für Automobile ist kein Naturgesetz. Mit Michel de Certeau lässt sie sich als historisches Produkt einer Strategie verstehen, die sich in einem immerwährenden Konflikt durchsetzt. Ziel dieses Beitrags ist es, die Straße als Ort des Automobils zu denaturalisieren, um das konflikthafte Spannungsverhältnis zwischen den als rezessiv antizipierten Bewegungen des Zufußgehens und jenen dominanten automobilen Bewegungen sichtbar zu machen. Mithilfe einer interventionistischen Flächenprojektion von Fußwegen – einem selbstgemalten Zebrastreifen aus Kreide – wird anhand eines Fallbeispiels aus Frankfurt am Main aufgezeigt, wie sich die alltäglich konflikthafte Aushandlung von Straßenräumen durch Planung materialisieren und somit in die Konzeption von Straße integrieren lässt.
Zum ersten Mal beschäftigte sich in Deutschland eine primär an Studierende gerichtete Sommerschule mit kritischer Stadtforschung. Als jemand, der daran teilgenommen hat, gehe ich in einem Erfahrungsbericht der Frage nach, ob und inwieweit eine solche Veranstaltung auch der Stärkung von kritischen Haltungen in der Wissenschaft dienen kann. Dabei verweise ich auf die Notwendigkeit, die hegemoniale Produktion von Wissen an Hochschulen zu hinterfragen und darauf, dass die Möglichkeiten zur Veränderung der Wissensproduktion auch bei den Studierenden selbst liegen.
In der kritischen Stadtforschung wird die These der postdemokratischen Stadt aktuell immer wieder aufgegriffen und dabei eng mit Prozessen der Neoliberalisierung verknüpft. Ausgehend von einer kritischen Diskussion der konzeptionellen Zugänge bei Colin Crouch und Jacques Rancière geht der Beitrag anhand der Geschichte der kommunalen Selbstverwaltung in Frankfurt am Main dem Gehalt der beiden Begriffsbestimmungen in der konkreten historischen Analyse nach. Verwiesen wird dabei auf die unterschiedliche Analysetiefe der beiden Konzepte. Entgegen der bei Crouch vorherrschenden Annahme, dass es vor der neoliberalen Stadt eine demokratische Form städtischen Regierens gegeben hat, wird unter Rückbezug auf die Argumentation Rancières zur Demokratie betont, dass der Fordismus keinesfalls als egalitärer, inklusiver oder demokratischer charakterisiert werden kann. Vielmehr vertreten wir die These, dass die fordistische Stadt zwar aus anderen Gründen, aber vom Grundsatz her nicht weniger postdemokratisch gewesen ist als die neoliberale der Gegenwart und dass die demokratischen Momente am ehesten in den Brüchen und Spalten der sozialen Konflikte der 1970er und 1980er Jahre gefunden werden können.
Das Studium der Diplomgeographie an der Universität Frankfurt am Main ist auf die Verknüpfung des Mensch-Umwelt-Verhältnisses in seiner räumlichen Bewertung ausgerichtet und so angelegt, daß die Studierenden im Grundstudium mit den entsprechenden Analyse-und Bewertungsverfahren vertraut gemacht werden, während sie im Hauptstudium verstärkt durch Projektstudium reale Berufsfeldsituationen einüben sollen. Unter dem Leitbild der nachhaltigen Raumentwicklung werden inhaltlich die Veranstaltungen auf vier Felder konzentriert: die naturräumliche Situation (Landschaftshaushalt, Erkundung und Analyse des oberflächlichen Untergrunds), Geographie der Alltagswelt (Individualebene des Wohnens, der Freizeit, der Identität), Wirtschaft und Logistik und Strukturen der dritten Welt.