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Anhand der Konstruktion von Joan of Arc in Saint Joan untersucht dieser Artikel, wie George Bernard Shaw die Position einer Außenseiterin nutzt, um seine geschlechtspolitischen und ästhetischen Ziele zu verdeutlichen. Im Vergleich mit älteren Darstellungen der französischen Nationalheldin wird Shaws spezifische Rezeption des Jeanne-d’Arc-Mythos skizziert und dargestellt, wie Shaw Joans geschlechtliche Differenz als Fortsetzung seiner Kritik an Geschlechternormen entwickelt. Aufbauend darauf präsentiert Shaw Joan zudem als mentale Ausnahmefigur, über deren Visionen ein anderer Begriff des Realismus stark gemacht wird, mit dem Shaw sein eigenes schriftstellerisches Wirken identifiziert.
Wozu VB?
(2017)
Edda – diesen Namen tragen zwei isländische Werke aus dem 13. Jahrhundert. Gemeinsam überliefern sie, das eine in Liedern, das andere in Prosa, den größten erhaltenen Schatz an nordischer Mythologie und Heldensage. Gern für »germanisch« gehalten sind diese Stoffe seit dem 18. Jahrhundert weit über Island hinaus bekannt. Das spiegelt sich auch in den mehr als 1200 Objekten der Frankfurter Edda-Sammlung, die zeigen, wie die Mythen buchstäblich in jeden Winkel der Kultur vordringen können.
Der Froschkönig, der eigentlich eine Prinzessin ist, das Schneewittchen, das sich beinahe in einen niedlichen Feenzwerg verliebt, der narzisstische Hänsel, der Klein-Gretel wegen der betörenden Hexe Hildegard im Wald stehen lässt, der Bishônen-Jüngling Rapunzel, der die sportliche Jungfer Eva schwängert – diese Geschichten und einige andere mehr entstammen dem Universum der japanischen Comics des 21. Jahrhunderts. Die Manga haben mittlerweile begeisterte Leser und Nachahmer selbst im Heimatland der Märchenbrüder gefunden.
Kaum eine Zeit steht so sehr für die sexuelle Befreiung und Sprengung familialer Strukturen wie die 1968er (vgl. Herzog 2005). Kaum ein Märchen steht in der psychoanalytischen Deutung so sehr für den sexuellen Reifungsprozess und das Unabhängigwerden eines Kindes wie Der Froschkönig. Der vorliegende Artikel greift diese Verbindung auf, da gerade während der 68er-Bewegung verschiedene Wasser- und Amphibienfiguren in der Kinder- und Jugendliteratur (KJL) vorkommen, die stark an die Motive des Märchens erinnern. Besonders prominente Beispiele hierfür sind: Christine Nöstlingers Wir pfeifen auf den Gurkenkönig von 1972 sowie Mirjam Presslers Erzählung Goethe in der Kiste, die zwar erst 1987 erschienen ist, jedoch deutliche Züge des anti-autoritären Gedankenguts der Protestkultur aufweist. Diesen Texten ist gemein, dass ihre Motive augenscheinlich von einem Märchen geprägt sind, das von der Psychoanalyse als Sinnbild für den Reifungsvorgang eines Kindes bewertet wird, welches sich aus seiner inzestuösen Verstricktheit mit dem Vater lösen muss. Während Presslers Buch den Froschkönig explizit anzitiert, kann Nöstlingers Gurkenkönig als eine Schwell- und Schwellenfigur gelesen werden, die ähnliche Prozesse in Gang setzt wie die Märchengestalt. ...
Vom »Mozartbuch für die Jugend« zu "Little Amadeus" : das Mozart-Bild in Kinderliteratur und -medien
(2021)
Das Bild Wolfgang Amadeus Mozarts ist nicht nur durch seine Musik sowie unzählige biografische und musikhistorische Darstellungen geprägt, bereits früh wird es – angefangen bei E.T.A. Hoffmanns Don Juan (1813) und Eduard Mörikes Mozart auf der Reise nach Prag (1855/56) – durch literarische Texte dämonisiert, romantisiert, idyllisiert, später dann entheroisiert, neutralisiert, sentimentalisiert, trivialisiert oder popularisiert. Betrachtet man das Mozart-Bild im Kinderbuch, so lassen sich zwei Phasen deutlich voneinander trennen: Wird Mozart in den 1940er- und 1950er-Jahren religiös verklärt und zum göttlichen Kind stilisiert, steht in den Mozart-Kinderbüchern und -medien im beginnenden 21. Jahrhundert eine entmystifizierte Sichtweise im Vordergrund., sondern vor allem auch an der breiten Diskussion und der Gründung neuer Institutionen...
Vom Terror : [Szene aus einer Montage-Fassung des Dramenfragments "Moloch" von Friedrich Hebbel]
(2004)
Szene aus einer Montage-Fassung des Dramenfragments "Moloch" von Friedrich Hebbel. Die Szene steht als Einschub zwischen dem Ersten und Zweiten Akt der Tragödie, als eine Art Interludium. Im Laufe des Stückes wechselt die Perspektive mehrmals zwischen den Schauplätzen Germanischer Wald und Rom, dem Zentrum des Imperiums. Geplant ist eine Aufführung der Gesamtbearbeitung an der Volksbühne Berlin, voraussichtlich Ende 2004.
Wer spricht wie über wen? Diese Frage wird im Folgenden an die dokumentarischen Kinderhörspiele Kinder auf der Flucht, damals und heute (2015) und Jeden Tag ein bisschen ankommen. Flüchtlingskinder in einer Dortmunder Willkommensklasse (2015) als Erzählformen über Migration und Flucht, die repräsentative und identitätsstiftende Angebote machen, gestellt. An diesen Aspekten setzen kritische Fragen nach der Möglichkeit der Artikulation von Kindern als GestalterInnen postmigrantischen Zusammenlebens an. Dabei wird speziell in den Blick genommen, ob und wie Kinder als bevormundete Personen, die darüber hinaus durch den Status geflüchtet markiert sind, einer doppelten Herausforderung des Sprechens und Gehörtwerdens begegnen. Der Fokus der Untersuchung richtet sich darauf, wie in den Radiogeschichten das Verhältnis von Originalton-Material und personifizierter Erzählinstanz gestaltet ist, welche definierenden Konzepte und Begriffe zum Einsatz kommen und wo sich subversive Erzählmomente finden lassen. ...
Die Phänomene des Traums und Träumens als allnächtliche Konfrontation mit dem Fremden und Anderen des wachen (Er-)Lebens (vgl. Engel 2003, S. 153) wie auch der wachen Persönlichkeit üben eine nachhaltige Faszination aus, die maßgeblich auf ihre ambivalente Charakteristik zurückzuführen ist. Der/die Träumende befindet sich in einem Stadium jenseits der Realität, in einem Dazwischen von Leben und Tod, und ist »mit einer Erlebenswelt und einer Erlebensweise konfrontiert, die [Manfred Engel zufolge] auf ebenso evidente wie rätselhafte Weise anders sind als die des wachen Lebens« (ebd.)...