GiNDok
Refine
Document Type
- Article (3)
- Book (1)
- Part of a Book (1)
- Conference Proceeding (1)
Language
- German (6)
Has Fulltext
- yes (6)
Is part of the Bibliography
- no (6)
Keywords
- Geisteswissenschaften (6) (remove)
Auf den ersten Blick sieht es so aus, als würden die DH eine Nische besetzen. Tatsächlich jedoch dürfen sich die traditionellen Geisteswissenschaften in Bedrängnis fühlen. Nicht nur ist es für digitale Forschungsprojekte offenbar einfacher, an öffentliche Gelder zu kommen, die den tradi-tionellen Geisteswissenschaften dann fehlen. Die DH machen durch ihre wohl noch lange nicht ausgeschöpfte Fülle theoretischer Einsatzmöglichkeiten zudem ein Versprechen auf die Zukunft, das mit Erwartungen verbunden ist, die so vielleicht nicht erfüllt werden können. Untermauert wird dieses Versprechen mit einer rasant wachsenden Anzahl von Veröffentlichungen in diesem Bereich. Und möglicherweise ist es in den DH einfacher, in hoher Frequenz zu publizieren. Daher ist es nicht erstaunlich, dass seit einigen Jahren eine Debatte geführt wird, in der es um Kritik an der jeweils opponierenden Disziplin sowie um Zuschreibungen geht.
Wozu sind Akademiker*innen auf Twitter? Im Unterschied zu Blogs, deren Funktion für die Wissenschaftskommunikation unstrittig ist, werden Aktivitäten auf Twitter und in anderen sozialen Medien immer noch vielfach skeptisch gesehen. Wissenschaft in 280 Zeichen? Abschreckend wirkt neben dem Verdacht extremer und letztendlich unsinniger Komplexitätsreduktion eine pauschale Kritik am Twittern. Zu den Topoi dieses Diskurses, der so verbreitet ist, dass man fast von einem eigenen journalistischen Genre sprechen könnte, gehört die Vorstellung, dass man sich auf Twitter in einem abgeschlossenen Kommunikationsraum, einer ›Bubble‹ oder ›Gemeinde‹, befinde. Diese Pauschalkritik wird, ebenso wie die weniger häufige positive Berichterstattung, auf Twitter intensiv diskutiert. Am häufigsten finden sich zwei Hinweise: erstens, dass es eben nicht die eine Twittererfahrung gibt, sondern individuelle Formen der Präsenz und der Interaktion; zweitens, dass sowohl die Idee der ›Bubble‹ als auch der ›zwei Welten‹, von Twitter auf der einen und ›realem Austausch‹ auf der anderen Seite, nicht erfasst, wie Kommunikation auf Twitter funktioniert und von Wissenschaftler*innen produktiv genutzt wird. Wer verstehen will, dass Twitter für Akademiker*innen attraktiv sein kann, sollte sich bewusst machen, dass Twitter viel Verschiedenes bietet.
Die in Deutschland seit etwa den 80er Jahren andauernde Konjunktur der Kulturwissenschaften, die nicht mit den aus Konzepten der Birmingham-School hervorgegangenen Cultural Studies zu verwechseln sind, führt als ihr theoriegeschichtliches Apriori den Diskurs über Differenzen zwischen Natur- und Geisteswissenschaften mit sich, dessen Konstellation im 19. Jahrhundert Wilhelm Dilthey 1910 in Gestalt eines Standardwerkes beschrieben hat. Die vor fast fünfzig Jahren von dem englischen Physiker und Romancier Percy Charles Snow getroffene Diagnose zweier sich entfremdet und kommunikationslos gegenüberstehender Kulturen, einer traditionalistisch literarischen und einer naturwissenschaftlichen, deren Trennung Snow als ein Problem analysierte und als ein Dilemma beklagte, wurde entgegen der Absicht ihres Erfinders zu einem ebenso bequemen wie die aufgerufenen Probleme verwirrenden Schema kanonisiert. Verwirrend war (und bleibt) der Dualismus eines Modells, das von Befürwortern wie Gegnern als Voraussetzung angenommen wurde und schließlich sogar durch Anbauten einer dritten (soziologischen) Kultur erweitert und ergänzt wurde, der Wolf Lepenies im Vergleich zwischen Frankreich, England und Deutschland eine wissenschaftsgeschichtliche Begründung zu geben versuchte. "Seit der Auseinandersetzung zwischen P. C. Snow und F. R. Leavis ist der Gegensatz von Natur- und Geisteswissenschaften zum Schlagwort von den zwei Kulturen geworden. Ich bin der Auffassung, dass man die Sozialwissenschaften als eine dritte Kultur bezeichnen kann, in der seit ihrem Entstehen szientifische und literarische Orientierungen einander gegenüberstehen."
Alle zwei Jahre halten die Mitglieder des Germanistenverbandes der Tschechischen Republik eine Konferenz ab. Auf der Tagung, die vom 17. bis 18. Mai 2012 an der Philosophischen Fakultät der Palacký-Universität in Olomouc – im Kunstzentrum im Alten Konvikt – stattfand, wurden Vorträge unter dem Motto "Deutsch als Sprache der (Geistes)Wissenschaften" präsentiert, die zeigen, dass die deutsche Sprache als Sprache der Geisteswissenschaften in Mitteleuropa immer noch sehr wichtig ist. Der vorliegende Tagungsband, der zwölf Vorträge beinhaltet, die in der linguistischen Sektion der Tagung des Germanistenverbandes präsentiert wurden, möchte diese Schlussfolgerung unterstützen.
In einem allerorten spürbaren Zustand schwieriger, oft scheiternder Kommunikation zwischen den Intellektuellen Ost und West richten Klaus Städtke (der bis 1986 am Zentralinstitut für Literaturgeschichte bei der Akademie der Wissenschaften der DDR gearbeitet hat und seit 1989 in Bremen Kulturgeschichte Osteuropas lehrt) und Wolfgang Emmerich (der seit 15 Jahren zur Kultur und Literatur der DDR publiziert) den Blick zurück - zum einen auf die Geisteswissenschaften der DDR im allgemeinen, zum andern auf die Geschichtsschreibung der DDR-Literatur im besonderen. Im einen wie im andern Fall: Erkennbar wird, daß Umdenken auf der Tagesordnung steht. Und es hat schon begonnen.